Wagenknecht bei Maischberger: „Staat kann sich doch nicht in Lebensentwürfe einmischen“

Die Sendung ist zu lang, die Gäste bei Maischberger mäßig interessant – ausgenommen Sahra Wagenknecht –, aber mit uns Zwangsgebührenzahlern kann man es ja machen. Alternativen gibt’s nur im deutschsprachigen Ausland.

Screenprint: ARD/maischberger

Katharina Hamberger vom Deutschlandfunk (Maischberger: „Sie beobachten ja die Berliner Politik ganz genau“) und Alev Doğan von der weitgehend unbekannten Firma „The Pioneer“ geben auch noch ihren Senf zum täglichen Irrsinn dazu, nur dass der Senf exakt dieselbe Geschmacksrichtung hat wie der, den tagein tagaus ARD-Tagesschau und ZDF-heute servieren. Besten Dank. Sicher, Mathias Richling ist da ein wenig frischer, wenn er das politische Wirken um Corona herum zusammenfasst: Immer das Gleiche seit zwei Jahren und alles völlig unkoordiniert. Und wer mit dem Zug von NRW nach Bayern fährt, hat an der Grenze eine andere Maskenlage.

Warum denn so viele Leute der Impfung kritisch gegenüber stünden, will Maischberger wissen, und Richling erklärt ihr das an einem drastischen Beispiel: Wenn jeden Tag wie bei der Pest die Toten auf der Straße liegen, ist die Impf-Leidenschaft größer, als wenn man keinen kennt, der an Corona gestorben ist. „Kennen Sie keinen, der an Corona gestorben ist?“, fragt Maischberger fast schon empört. „Nein“, sagt Richling. „Keinen, der an Corona gestorben ist.“

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 Professor Streeck bemüht sich dann redlich, den Spagat vom Team Lauterbach – er sitzt in dessen „Expertenrat“, und Maischberger gehört mental wohl auch dazu – und der Wirklichkeit durchzuhalten. Kurz gefasst: Die Infektionszahlen sind ja schon der neue Wetterbericht, es fehlen die Daten bei Hospitalisierung und Todeszahlen, „stufenweise Öffnungen“ seien richtig, wissenschaftlich begründet sei nur der Schutz durch die Maske, bei 2G oder 3G eher nicht. Und die Warnung von Karl Lauterbach mit den 500 Toten täglich sei reine Spekulation und „sehr polemisch“.

Wie er das Dauerboostern (3., 4., 5. Impfung) einschätze, will Maischberger dann unvorsichtigerweise wissen. „Da machen Sie aber ein Fass auf“, stöhnt der Herr Professor, und eigentlich ist damit alles gesagt.

Gerhart Baum, FDP, fünf Jahre jünger als die Queen von Großbritannien, hat schon seinen Termin für den vierten Schuss und sieht gar einen Verfassungsauftrag zum Impfen, wenn, ja wenn der Erfolg aussichtsreich und die Maßnahmen endlich seien.

Aber der Erfolg zeige sich ja gerade nicht, kontert Sahra Wagenknecht, die wir von unserer Eingangsbemerkung zu den mäßig interessanten Gästen ausdrücklich ausnehmen. Anders als bei Masern und Pocken, sei die Ansteckungsgefahr trotz Biontech hoch. Aber Baum bleibt bockig. Bei der Seuche könnten wir eine Kausalität nachweisen: Wenn wir uns impfen lassen, geht’s allen besser. Er ist halt Jurist und auch sonst, was der Ludwig Thoma sagte.

Baum ist das klassische Opfer dauerhaften Medienkonsums, seit Jahrzehnten glaubt der Mann, was in der Zeitung steht, oder was freundliche Staatsfunk-Damen und -Herren so als Nachrichten vorlesen. Die Unterwanderung der Medien durch rotgrüne Aktivisten ist entweder spurlos an dem betagten Herrn vorübergegangen, oder er befürwortete das sogar als einstiger linker Flügel der FDP.

Daher wollen wir auch vornehm darüber hinweg gehen, dass Baum all das nacherzählt, was längst von Fakten widerlegt wurde – von wegen die Impfung schützt. Es gibt schlicht keine oder nur manipulierte (siehe Söder und Tschentscher) Daten von Behörden und aus den Spitälern.

Baum glaubt sogar den Schauermärchen des politischen Beamten Haldenwang, einer katastrophalen Fehlbesetzung im Amt des Verfassungsschutzpräsidenten, der die Spaziergänger als Verfassungsfeinde diffamiert. „Systemverweigerer“ seien das, schimpft der alte Baum, und die würden triumphieren, wenn das Impfgesetz nicht komme.

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Sahra Wagenknecht geht vorbildlich mit dem betagten Baum um, spricht sanft, aber bestimmt dagegen, erklärt, die Politik widerspreche sich selbst, breche Ehrenworte, und handele mit fehlender Logik. Da stimmt Baum dann sogar zu. „Der Staat kann sich doch nicht in Lebensentwürfe einmischen“, meint Wagenknecht. Ein Krebskranker könne sich auch frei entscheiden gegen eine Chemo-Therapie. Und: „Jeder ist schon für sich selbst verantwortlich.“

Natürlich will Maischberger von den beiden eine Einschätzung zur Ukraine haben, und erwartungsgemäß sieht Sahra Wagenknecht die Nato als Aggressor, der über Jahre Russlands Sicherheitsinteressen ignoriere. Als die Russen vor Kuba Raketen aufstellen wollten, sei es fast zum Weltkrieg gekommen, erinnert sie die jüngeren Zuschauer.

Wir bedrohen Russland nicht, antwortet Baum ein wenig irritierend. Wenn er mit „wir“ Deutschland meint, klar, unsere Armee steht in Afrika, daheim muss sie sich vom ADAC Hubschrauber leihen.

Entgegen der in der Presselandschaft verbreiteten Sichtweise vom starken Putin, ist der Mann für Baum überraschenderweise schwach. „Der hat Angst“, diagnostiziert er, etwa weil er ihn, Baum, nicht mehr vor seinen Freunden einer NGO in Moskau reden lasse. Deshalb will er jetzt die Russen vor Putin beschützen.

Natürlich lehnt Baum auch North Stream 2 ab. Dann zeigte Maischberger einen Ausschnitt aus der Pressekonferenz vom im Vergleich zum deutlich älteren Baum doch recht tattrigen Joe anlässlich des Scholz-Besuchs: Wenn Putin mit Panzern …, werden wir North Stream 2 beenden. Aber Mister President, das sei doch Deutschlands Angelegenheit, fragte da einer aus dem Pressetross frech. Trust me, we will end it. Schließlich hat die Familie Biden weitreichende Geschäftsinteressen in der Ukraine, aber das kam bei Maischberger natürlich nicht zur Sprache.

Good Night.


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Kommentare ( 67 )

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Exilant99
2 Jahre her

Meine Ansichten in Sachen Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik sind zwar diametral zu denen von Frau Wagenknecht, aber in Sachen Russland und Corona hat die Frau klaren Sachverstand.

Tuunbaq
2 Jahre her

Stell dir vor, du wirst zu 99,98% nicht an Krebs erkranken oder Sterben aber du wirst zur Chemotherapie gezwungen, vorsorglich und aus Solidarität zu den Krebspatienten! Ist doch nicht schlimm oder?

Fakt ist, kommt die Impfpflicht werden sich auch die stärksten Befürworter noch umschauen und elendig jammern. Aber dann liebe Leut, ist es zu spät. Krumm, krümmer, Deutsche.

Andreas Bitz
2 Jahre her
Antworten an  Tuunbaq

Sie sind bzgl. Krebstherapie näher an der Realität als Sie ahnen. BioNTech hat nun genug Mittel um z.B. die individuellen mRNA-Krebsbehandlungscocktails zur Anwendungsreife zu entwickeln. Diese auch prophylaktisch zu verordnen ist der zukünftige Pharmawachstumsmarkt.

Endstadium0815
2 Jahre her

Ich habe so die Nase voll von diesen alten Nullnummern, die mal in der Politik waren. Baum ist und war schon immer ein Minimalkompetenter.

Alf
2 Jahre her

Ich hätte nie gedacht, daß die Linken unsere Demokratie verteidigen, die etablierten Parteien dazu nicht mehr in der Lage sind.
Baum erinnert mich an meinen Großonkel, der mit 90 Jahren ( geprägt von Sudel-Ede und Staatsfunk) zum Besten gab, der Westen sei schlecht.

Deutscher
2 Jahre her

Sarah Wagenknecht – das wäre eine Bundespräsidentin von Format! Eigentlich würde sie in jedem Amt eine bessere Figur machen als das Personal, mit dem man sich heutzutage begnügen muß.

Last edited 2 Jahre her by Deutscher
November Man
2 Jahre her

Streek: … wissenschaftlich begründet sei nur der Schutz durch die Maske …
Da sagen seriöse Virologen und anerkannte Aerosolforscher allerdings was völlig anderes, nämlich genau das Gegenteil.
Wie hat die Spiegel Journalistin Melanie Amann kürzlich beim Lanz gesagt: Das mit den Masken war eine riesengroße Lüge.

MariaundJosef
2 Jahre her

Ach, lieber Herr Paetow, dieser eitle „ Baum“ verfolgt mich schon seit meiner Jugend. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Hat denn keiner ein Einsehen? Glückwunsch zu Ihrem Durchhaltevermögen….ich bring es nicht fertig!

Phil
2 Jahre her

„Der Staat kann sich doch nicht in Lebensentwürfe einmischen“ Hoppala, hat die Jahrzehntelange heftige und chronische Marxismus / Kommunismus-Erkrankung bei Frau Wagenknecht plötzlich eine Immunreaktion ausgelöst, welche bei ihr eine sterile Immunität gegenüber allen totalitären Systemen zur Folge hatte? Nur mal so am Rande Frau Wagenknecht, Menschen welche im Kommunismus / Sozialismus leben haben gar keinen „Lebensentwurf“ sondern einen 5-Jahres-Plan. Da postete doch die Sahra anno 2015 noch ein Sprüchlein von Balzac auf Facebook: „Hinter jedem großen Vermögen steht ein Verbrechen!“ und hat kaum ein Jahr vorher noch einen (nach ihrem dafürhalten) „Verbrecher“ mit einem geschätzten Vermögen von 22 Millionen… Mehr

kasimir
2 Jahre her

Wir haben uns auch bereits seit 4-5 Jahren vom TV verabschiedet. Haben noch ein „Netflix“- Abo, das wir auch nur noch selten nutzen. Im letzten Jahr habe ich mir wieder das Lesen von Büchern antrainiert. Mittlerweile habe ich einen ganzen Stapel an Büchern verschiedener Themen (Romane, Krimis, Sachbücher), den ich abarbeite. Das bringt mir mental mehr als das ständige Herumlungern vor dem Computer/ TV. Was wir uns auch noch angewöhnt haben: auch im Winter und bei schlechtem Wetter in die Natur zu gehen. Das erdet einen, man wird wieder klarer und beruhigt sich… Irgendwie habe ich eine richtige Fernseh-Allergie entwickelt… Mehr

November Man
2 Jahre her

Wenn Herr Streek meint, man bräuchte Geimpfte und Ungeimpfte nicht mehr trennen, stimme ich ihm zu. Da die Impfung nachweislich unwirksam ist, ist es nämlich völlig egal ob jemand geimpft oder ungeimpft ist. Der Unterschied ist nur, dass sich die Geimpften über die Spritze Adjuvantien wie Formaldehyd, Haisfischleberöl, Aluminium , Quecksilber und sonst noch was alles in ihre Körper injizieren lassen haben. Außerdem tragen sie die Virus-DNS in ihren Körpern mit sich herum, können es eventuell sogar selbst produzieren, sind hochgradig gefährdet und können schwer erkranken. Und Umgeimpften, die sind in der Regel einfach nur Gesund. Ein Vorteil, auch wenn… Mehr