Die Grünen sind die Partei der neuen Wirtschaft

Die Vorsitzende der Grünen Ricarda Lang hat einen Proteststurm ausgelöst: Sie sagte, die Grünen seien die neue Wirtschaftspartei. Doch dabei handelte es sich um ein Missverständnis – einen kleinen Wortdreher lediglich.

IMAGO / Chris Emil Janßen

Ricarda Lang muss man lange und geduldig zuhören, um sie richtig zu verstehen. Wenn man das denn will. Doch am Ende ergibt es einen Sinn – einen grünen Sinn halt, aber in sich ist der schon schlüssig. So zog die Grünen Vorsitzenden viel Zorn auf sich, als sie behauptete, Deutschland habe kein Stromproblem. Ganz viel von diesem rechten „Hass und Hetze“ war die Folge. Doch dann legte Lang nach: Wenn es an Strom mangele, helfe ja der „Lastabwurf“.

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Wir haben keinen Stromproblem. Wenn es davon zu wenig gibt, nehmen wir einfach ganze Viertel vom Netz. Als grüne Habeck-Logik ist das in sich schlüssig. Sorgen muss sich deshalb keiner: Ricarda Lang und Robert Habeck haben dann ja weiter Strom. Wir nehmen schließlich nicht die Viertel vom Netz, in denen solche politischen Kaliber leben – sondern nur die, in denen Menschen hausen, die der Gesellschaft niedere Leistungen erbringen wie Essen, medizinische Versorgung oder halt Stromerzeugung.

Ricarda Lang hat viel im Kopf – sie kommt halt nur nicht so gut ran. So war es jetzt wieder. Die große Vorsitzende hat gesagt, die Grünen seien die neue Wirtschaftspartei. Da waren sie schon wieder – die rechten Brüder „Hass und Hetze“ – allgegenwärtig in diesen Tagen. Doch gemach, gemach. Lang hat sich versprochen. Ein kleiner Wortdreher. Das kann einem doch jedem mal passieren. Eigentlich hat Lang gemeint: Die Grünen sind die Partei der neuen Wirtschaft. Und ehrlich gesagt – da hat sie recht, aber voll.

Wie sieht denn die neue Wirtschaft in Deutschland aus? Die Industrie muss ihre Produktion drosseln, weil wir nicht mehr genug Strom herstellen. Trotzdem ist nicht garantiert, dass die Energie für den ganzen Winter reicht, oder ob wir nicht wenigstens zu Langs Lastenabwurf greifen müssen. Das ist eine Situation, die ist neu für die Wirtschaft der Bundesrepublik. Also seit den späten 40er Jahren ist sie neu. Nun, der „neue Mensch“ ist ja auch eine „alte Idee“, wie der großartige Hans Magnus Enzensberger so treffend formuliert hat.

Ansonsten geht’s uns in der neuen Wirtschaft doch gut. Ok. Autofahren ist teuer, aber wir können ja auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Irgendwann fährt der auch mal wieder, wenn genug Personal bereitsteht, es nicht an Energie mangelt und nicht gerade Frühling ist – oder Sommer – oder Herbst – oder Winter. Die Krankenhäuser bleiben aus den gleichen Gründen geschlossen. Aber es darf sich jetzt jeder selbst mit Medikamenten versorgen. Nicht mit neuen aus der Apotheke – solch ein Luxus ist künftig Leistungsträgern a la Lang vorbehalten. Aber die abgelaufene Arznei vom Flohmarkt tut’s ja auch.

Doch wenn die Wirtschaft demnächst runterfährt, ist das eh alles egal. Wozu noch gesund und mobil bleiben, wenn es nicht der Optimierung der Arbeits- und Steuerkraft dient? Wer in der neuen Wirtschaft nicht mehr als Mehrwert-Produzent gebraucht wird, soll am besten daheimbleiben und so wenig Kohlendioxid wie möglich verbrauchen. Diesen setzt man übrigens frei, wenn man atmet – wehe, es ist ausreichend Zeit verstrichen und der Gedanke bei Ricarda Lang angekommen.


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Kommentare ( 49 )

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49 Comments
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Niklas
1 Jahr her

Ich bin jetzt mal Advocatus Diaboli und Frage keck: Wer IST denn die Wirtschaftspartei in Deutschland? Die Union etwa?! Da lachen ja die Hühner! Nicht eine einzige nennenswerte Reform hat die aus ihren Reihen allseits beklatschte Angela Merkel in 16 (!!!!!!!!!) Jahren hinbekommen, nicht eine einzige! Die deutsche Wirtschaft brummte während der Ära Merkel nur dank der Hartz-Gesetze und dem schwachen Euro – NICHTS davon Merkels Verdienst. Vielleicht die FDP? Als die zuletzt in Regierungsverantwortung war, hat es für mehr als ein paar Steuererleichterungen für Hoteliers nicht gereicht. Erbärmlich! Die SPD? Der verzeihe ich aufgrund des Durchdrückens des Mindestlohns gegen… Mehr

Rasio Brelugi
1 Jahr her

Noch eine Real-Glosse (jetzt die Glosse „Die Grünen als Energiepolitiker): Wir alle erinnern uns an den Satz von Baerbock, dass der Strom im Netz gespeichert würde. Diese unsäglich dumme, weil ungebildete Aussage wurde vom Schleimer-Mainstream heruntergefahren auf so etwas wie einen Versprecher. War es aber nicht. Das konnte man an der Verve erkennen, mit der Baerbock nachschob: „Das ist alles berechnet!“ Man muss somit annehmen, dass dieser Satz in ungezählten, internen Diskussionen der „Grünen“ ebenfalls gesagt wurde – und durchging. Das führt zur grausamen Wahrheit, dass die „Grünen“ insgesamt genau das glaubten: Der Strom würde im Netz gespeichert. Das war… Mehr

alter weisser Mann
1 Jahr her

Die Grünen sind die Partei der neuen Wirtschaft
und die neue Wirtschaft ist eine Mißwirtschaft.

Werner Geiselhart
1 Jahr her

Das Wort Wirtschaftsexperten kam mir auch gleich in den Sinn, als ich die versammelte Creme de la Creme der Grünen im Oktoberfest-Bierzelt mit einer Maß und Deftigem auf dem Teller wirtschaften sah.
Das Schlimme ist, diese ungebildete Konifere glaubt das auch noch, das mit der Wirtschaft.

bani
1 Jahr her

Ea gibt eine neue KI im Netz dort kann man einige Stichwortei vorgeben, Ricarda Lang, Inflation, ungelernt, Klimakleber..Dann kommt der folgende Text automatisch. Es war einmal ein Land, das von einer schrecklichen Energiekrise heimgesucht wurde. Der Strom wurde immer teurer und es gab immer öfter Blackouts. Die Menschen waren verzweifelt und wussten nicht, wie sie ihre Elektronik betreiben oder sogar Licht machen sollten. In dieser dunklen Zeit erschien eine mutige junge Frau namens Ricarda, die eine Lösung für das Problem hatte. Sie hatte von einem geheimen grünen Klimakleber gehört, der erneuerbare Energie produzieren konnte. Ricarda reiste in alle Winkel des… Mehr

Rasio Brelugi
1 Jahr her

Die „Grünen“ seien die neue Wirtschaftspartei … Was heißt hier „Glosse“? Es stimmt ja. Es stimmt nicht in dem Sinne, dass es bei den „Grünen“ jemanden gäbe, der von Ökonomie Ahnung hätte. Nein, so nicht. Aber es stimmt in dem Sinne, dass die „Grünen“ diejenige Partei sind, die (dank der FDPSPD-Unterwürfigkeit und totalen Kapitulation im Bereich der Umweltpolitik) alleinig vorgeben, wie ab jetzt mit der Wirtschaft umgegangen wird. Und das ist ganz einfach: Erst mal werden gemäß der bornierten Ideologie der „Grünen“ die Kernkraftwerke abgeschaltet, dann alle Kraftwerke, die Öl, Kohle oder Gas verbrennen (gemäß der „Klimaschutz“-Propaganda). Kaputt gehen dabei… Mehr

andreas
1 Jahr her

Kann irgendwer feststellen ob und falls ja wie lange diese Dame eine allgemeinbildende Schule besucht hat? Sie dürfte mit ihrer überschäumenden Intelligenz ein ganzes Lehrerkollegium in die Verzweiflung getrieben haben.

Sandrarichter
1 Jahr her

Ist ja nichts neues aus dem linken Eck, Habeck will ja auch Ostdeutschland „demokratisieren“. Das sind alles im Kontext des Sozialismus pervertierte Begriffe, bei denen sich die Sozialisten positiv belegter Worte bedienen, um damit ihre menschenverachtende Ideologie zu verschleiern. Wortumdeutungen also ganz nach Orwell: Diktatur ist „Demokratie“, Faschismus ist „Antifaschismus“ oder eben Plan- und Mangelwirtschaft wird zur neuen „Wirtschaft“.

Nibelung
1 Jahr her

Von Wirtschaft haben die Grünen wirklich Ahnung, das hat man ja in München auf der Theresienwiese gesehen, wo sie glückselig beisammen saßen und mit ihrer Freizeit wahrlich mehr anzufangen wissen, als mit der Aufgabe, wenn man ihre Biographien betrachtet, wo es eher nach Lotteriespiel mit Gewinn eines lukrativen Pöstchens aussieht, als der Befähigung, mit fundiertem Hintergrundwissen diesen Staat in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, was man ja täglich sehen kann, daß dem nicht so ist.

P.Schoeffel
1 Jahr her

Manchmal – immer häufiger – beschleicht mich ein Verdacht:
Die GünInnen verstehen unter „Wirtschaft“ den Ort, an dem man z.B. abends gemütlich ein Bier trinken kann.
Sie wundern sich über die seltsamen Reaktionen auf ihre „Wirtschaftspolitik“, weil sie noch nicht gemerkt haben, daß das Wort noch eine andere Bedeutung hat.