Wo die Herrschaft auf Lügen beruht, wird die Wahrheit zum Staatsfeind

»Kritik an der Sowjetunion ist ›Völkerhaß‹, Sorgen über den Koreakrieg ist ›Kriegshetze‹, Kritik an der DDR und an der SED-Regierung ist ›Boykotthetze‹, während Kritik an der Wirtschaftspolitik und das Benennen ihrer Auswirkungen als ›Verbreitung von Gerüchten‹ diffamiert wird ...« Ein Auszug aus »Der kurze Sommer der Freiheit«.

Es ist ein gewöhnlicher Tag im Februar 1972, einer wie viele im einsamen Leben des 65-jährigen Witwers Karl Belter, der aus Berlin kommend in seine Wohnung im Mietshaus Paschenstraße 1 in Rostock zurückkehrt. Ein Jahr zuvor hat die SED ihren VIII. Parteitag gefeiert, auf dem sie die Strategie und Taktik zur weiteren Gestaltung der „entwickelten sozialistischen Gesellschaft“ verkündet hat. Die Mogelpackung der „entwickelten sozialistischen Gesellschaft“ mag noch so bunt angemalt sein, sie belegt das vollständige Scheitern des Marxismus. Weil man den Kommunismus nicht erreicht, erfindet man einen Vorkommunismus, dessen Dauer wie ein Kaugummi gezogen werden kann. Die SED hebt hervor, „dass es zwischen Sozialismus und Kommunismus als den beiden Phasen der kommunistischen Gesellschaftsformation keine starren Grenzen gibt“. Das ist schon von byzantinischer Geschmeidigkeit: Obwohl man eigentlich nicht im Kommunismus lebt, ist man doch irgendwie schon im Kommunismus angekommen, ein bisschen. Erich Honecker verkündet zudem die „Einheit“ von Wirtschafts- und Sozialpolitik.

Was interessiert das Karl Belter? Was hat er, der sein Leben von einer kargen Rente fristet, mit all dem noch zu tun? Die verwaiste Wohnung ist ausgekühlt. Er wird zuallererst den Kachelofen heizen müssen, es dauert eine Weile, bis sich ein bisschen Wärme ausbreitet. Seit dem Tod seiner Frau flieht er, sooft es irgend geht, vor seinen Erinnerungen und aus der Wohnung, die zum Museum geworden ist. Wieder hat er ein paar Monate in Berlin bei der Cousine seiner Frau zugebracht, die ihn manchmal in der Führung des Haushaltes unterstützt, Abwechslung in ein ansonsten trostloses und ärmliches Leben bringt. Auf eine neue Ehe will er sich nicht noch einmal einlassen. Er gibt vor, dass ihm dazu der Mut fehlt, aber es ist keine Frage des Mutes, sondern eines gebrochenen Herzens.

Sorge, dass während längerer Abwesenheit sein Postkasten überläuft, muss er nicht haben. Umso mehr überrascht ihn der Brief seines einstigen Pflegekindes, der ihn erwartet. Sehr lange hat er nichts von ihr gehört, ein Kontakt, der vollkommen abgebrochen zu sein schien. In seiner Antwort, die er zwei Tage später zu Papier bringt, schreibt er daher mit leichtem Vorwurf, dass ihr letztes Lebenszeichen „zehn lange Jahre“ zurückliege. Die Empfängerin notiert am oberen rechten Rand von Karl Belters Antwort später die rechtfertigende Notiz: „ich schrieb 1965 zuletzt“. Aber für Karl Belter macht das keinen Unterschied. Während „Muschi“, so nennt er sein Pflegekind, eine Familie gegründet und es „zu einer stattlichen Anzahl von Kindern“ gebracht hat, verläuft sein Leben freudlos. Er teilt Muschi mit, dass er seit einem Herzinfarkt 1970 und der anschließenden Kur „in Rente gesetzt“ wurde und nun mit 285 Mark im Monat auszukommen hat, wo doch 125 Gramm Kaffee bereits acht bis zehn Mark kosten. Kaffee, den er ausgesprochen gern trinkt, wird für ihn zum Luxus.

Lehrstück über das Werden einer Diktatur
Die unerzählte Geschichte des Widerstands in der DDR
Karl Belter ist das, was man einen einfachen Mann nennt. Geboren am 25. September 1906 in Wusseken, einem Dorf mit knapp 500 Seelen, das heute polnisch ist und Osieki heißt und in Pommern am Jasmunder See unweit der Ostseeküste liegt. Er besucht bis 1921 die Volksschule des Dörfchens. Eine Berufsausbildung bleibt ihm versagt, er verdient sein Geld zunächst als Landarbeiter vor Ort, übersteht dort die Hyperinflation, begibt sich als wandernder Tagelöhner auf die Walz, wird schließlich Soldat, lernt sein „Lottchen“ kennen, die im brandenburgischen Hennigsdorf geboren wurde. Am 21. Dezember 1929 kommt in Greifswald ihr Sohn zur Welt, den sie Herbert nennen. Da ist Lotte Böse, die, sobald es das Gesetz erlaubt, Karl Belter heiraten wird, erst 17 Jahre alt. Es bleibt ihr einziges Kind, umsorgt, umhegt und sehr geliebt.

Die junge Familie zieht kurz nach Herberts Geburt von Greifswald nach Rostock in die Paschenstraße 1. Karl quittiert 1936 den Dienst im Heer, arbeitet aber weiter als Lagerist für die Standortverwaltung der Reichswehr in Rostock. Was er vorher als Soldat verwaltet hat, betreut er nun als Zivilangestellter und ab 1945 als Polizist der Landespolizei. Polizist ist er noch, als sich der Sohn in Rostock an der Vorstudienstelle bewirbt, um das Abitur abzulegen, denn Herbert will studieren – und der Vater ist stolz auf seinen ehrgeizigen Sohn. Die Belters und die Böses leben schon immer von ihrer Hände Arbeit, nun soll einem von ihnen der soziale Aufstieg gelingen.

So sind die Belters dem Staat natürlich dankbar, der ihrem Sohn ein Studium ermöglicht. Schon 1945 tritt der Hauptwachtmeister Karl Belter der SPD bei, ein Jahr später ist er deshalb Mitglied der SED. Während der Sohn lernt, wechselt der Vater von der Landespolizei zu den Verkehrsbetrieben und arbeitet in Rostock als Straßenbahnschaffner. Im Grunde ist und bleibt er ein kleiner Beamter, ordentlich, bescheiden, akkurat, mit klaren Regeln, der seine Pflicht erfüllt, doch kein Eiferer. Mitglied der NSDAP war er nicht.

Wann die Belters ein Pflegekind zu sich nehmen und für wie lange, liegt im Dunkeln, aber „Muschi“ kennt die Familientragödie. Karl teilt ihr im Antwortbrief mit, dass seine Frau im September 1966 mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wurde, sich dort eine Lungen- und Rippenfellentzündung zuzog, an der sie am 20. Oktober verstarb. „Lottchen hatte sehr große Schmerzen mit dem großen seelischen Kummer um Herbert.“ In seinen ungelenken Worten versucht er auszudrücken, dass seine Frau jeden Lebensmut verloren hatte. Aber auch um Karl steht es nicht besser, denn er vertraut dem einstigen Pflegekind an: „Nun, liebe Muschi, kannst Du Dir ja vorstellen, wie mir zu Mute war. Musste ich erst meinen lieben Sohn Herbert hingeben und dann meine liebe Frau. Schwere, schwere Zeiten habe ich mit durchmachen müssen.“ Nichts bleibt ihm.

Zwischen Realismus und surrealer Parabel
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Ein Foto zeigt Karl und Lottchen vor einem Klavier, das mit einer weißen Decke drapiert ist und als Geschenktisch dient. Auf der Decke liegen Präsente. Beide tragen festliche Kleidung. Sie hält langstielige, weiße oder gelbe Chrysanthemen in der Hand. Dicht stehen sie beieinander, Lottchen im glänzenden Kunstseidenkleid, Karl im Zweireiher, den er schon seit Jahren besitzt, aber selten trägt, vom Fotografen in Position gebracht. Beide schauen fest in die Kamera. Sie gehören zusammen, sie brauchen einander. Die silberne 25 im Ährenkranz verrät den Grund der Fotos und der Feierlichkeit: Sie begehen ihre Silberne Hochzeit – ohne Herbert.

Ein zweites Foto ist überliefert, nicht mehr in Chamois oder Elfenbeintönung gehalten wie die Fotografie zur Silbernen Hochzeit, sondern bereits in Farbe, wahrscheinlich Anfang der 1970er Jahre aufgenommen. Es zeigt ein gepflegtes Grab. Auf schwarzem Stein inmitten blühender Blumen stehen die Worte:

„Lottchen Belter
geb. Böse
24.11.1912 + 20.10.1965“

Etwas weiter unten finden sich folgende Worte:

„Zum Gedenken
an unseren lieben Sohn Herbert“

Kein Geburtsdatum, kein Todesdatum wurde verzeichnet. So wird die Grabstätte der Mutter zum Denkmal der Erinnerung an den Sohn, der seit Oktober 1950 wie vom Erdboden verschluckt ist, von dem sich nirgends auch nur der kleinste Hinweis auf seinen Verbleib finden ließ.

Am 28. September 1950 verlässt zum Ende der Semesterferien Herbert Belter die elterliche Wohnung in Rostocks Paschenstraße, geht zum Bahnhof, zwängt sich in den überfüllten Zug, um über Berlin an seinen Studienort nach Leipzig zurückzukehren. Der Vater bedankt sich am 3. Oktober beim Sohn für die Karte, die der gleich nach Ankunft in Leipzig an die besorgten Eltern schickt. Bereits am 9. Oktober schreibt die Mutter den nächsten Brief, in dem sie sich wundert, dass Herbert eine Hose nicht geschickt hat, und schlägt vor, dass er sie einfach in das Wäschepaket legt, das am 31. Oktober von Leipzig nach Rostock abgehen soll. Offensichtlich kümmert sich die Mutter um Herberts Wäsche, die regelmäßig via Paket zwischen Rostock und Leipzig hin- und herwechselt.

Doch nicht nur die Wäsche, sondern auch Lebensmittel werden über den Postweg ausgetauscht. Die Eltern wollen Heringe schicken, und warten auf den Zucker, den der Sohn versprochen hat. Dass die Eltern nichts vom Sohn hören, beunruhigt sie. Schließlich telegrafiert der Vater am 21. Oktober: „Warum schreibst Du nicht = Vater“. Er versieht das Telegramm sogar mit der Möglichkeit einer Rückantwort. Doch die wird nicht genutzt. Auch das Wäschepaket kommt nicht. Nichts mehr werden die Belters von ihrem Sohn hören. Die Karte, für die sich der Vater in seinem Brief vom 3. Oktober 1950 bedankt, wird das letzte Lebenszeichen sein, das die Eltern von ihrem Sohn erhalten.

Karl Belter wendet sich an den Vermieter. Voller Unruhe schickt er als Einschreiben eine Anfrage an das Polizeipräsidium in Leipzig. Ihn quälen böse Ahnungen: „Seit dem 4.10.50 sind wir ohne jegliche Nachricht unseres Sohnes Herbert Belter, welcher dort sein Studium ausübte. Wir haben uns bereits schon an seine Wirtsleute gewandt […] und wurde uns nur der Bescheid [gegeben], dass unser Sohn seit dem 4.10.50 nicht wieder in sein Zimmer zurückgekehrt und das Zimmer versiegelt sei. Wir befinden uns nun in größter Sorge und bitten Sie, uns einen Bescheid zukommen zu lassen über den Verbleib unseres Sohnes.“

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Doch das Polizeipräsidium Leipzig ignoriert die Anfrage des besorgten Vaters, so dass sich Karl Belter neun Tage später, am 13. November, erneut an das Polizeipräsidium Leipzig wendet: „Zurückkommend auf mein Schreiben v. 4.11.50, worin ich um den Grund der Versiegelung des von meinem Sohn Herbert Belter gemieteten Zimmers […] sowie über das Geschehen um Auskunft bat, bin ich bis heute leider noch ohne Nachricht.“ Deshalb „bitte ich doch, wenn irgend möglich, um rechtbaldige Auskunft sowie der Freigabe des Zimmers. Eine Vollmacht, die Sachen meines Sohnes in Empfang nehmen zu können, gab ich an Fräulein [geschwärzt]. Ich selbst kann aus geldlichen, wie auch z. Zt. wegen dienstlicher Unabkömmlichkeit nicht nach dort kommen.“ Für die Antwort legt der Vater einen Freiumschlag bei.

Über ihr einziges Kind wissen die Eltern nur, dass sich Herbert nicht mehr in Leipzig aufhält und er wegen Nichterscheinens exmatrikuliert wurde. Statt einer Antwort des Polizeipräsidiums trifft ein kurzer Brief des Vermieters vom 18. November ein: „In der Angelegenheit Ihres Sohnes Herbert Belter bitte ich Sie, doch in meiner Wohnung vorzusprechen, damit Sie die Sachen Ihres Sohnes in Empfang nehmen können. Ich erwarte Ihren Besuch.“ Schließlich wird Karl Belter am 12. Januar 1951 in Leipzig die persönliche Habe seines Sohnes vom Vermieter übernehmen. Es ist eine traurige Reise. Wo sich sein Sohn aufhält, was ihm widerfahren ist, darüber erhält er nach wie vor keine Auskunft. Vielleicht hoffen die Eltern anfangs, dass er sich in den Westen abgesetzt hat. Diese Vorstellung ist tröstlicher als die Alternative, dass ihn die Russen, wie so viele, verhafteten und verschleppten. Wenn er Opfer eines Verbrechens geworden wäre, hätten sie es erfahren. Aber da nicht einmal zu Weihnachten, wo sie sich eigentlich wiedersehen wollten, die Eltern ein Gruß von ihrem geliebten Herbert erreicht, bleibt nur der Schluss, dass Stasi oder KGB ihn verschwinden ließen und jeden Hinweis auf seinen Verbleib unterdrücken.

Die Vermutung liegt für die Eltern nahe, denn als Herbert den letzten Teil der Semesterferien in Rostock verbringt, haben sich Vater und Sohn über die politische Entwicklung in der DDR gestritten. In seinem Brief an Herbert vom 3. Oktober 1950 schreibt Karl Belter: „Es war eine schön lange Zeit, wo du hier warst […]. Aber wir wollen hoffen, dass wir noch alle gesund bleiben, dann geht dies 1⁄2 Jahr auch schnell vorbei. Jetzt kommt ja noch Weihnachten da zwischen […] Nochmals du weißt bescheit.“ Der rätselhafte letzte Satz wird verständlich, wenn man einen Blick auf den Zeitungsartikel wirft, den der Vater dem Brief beigelegt hat. Der Artikel trägt die einschüchternde Überschrift: „Keine Nachsicht mit Spionen und Saboteuren“. Die Unterzeile verrät nicht weniger reißerisch: „Güstrower Agentengruppe des anglo-amerikanischen Spionagedienstes unschädlich gemacht“. Der Artikel berichtet über acht Jugendliche, fünf gehören der LDP an, die vor Gericht gezerrt werden, weil man ihnen „Verbreitung von Gerüchten, Kriegs- und Boykotthetze und Völkerhaß“ vorwirft.

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Kritik an der Sowjetunion ist „Völkerhaß“, Sorgen über den Koreakrieg ist „Kriegshetze“, Kritik an der DDR und an der SED-Regierung ist „Boykotthetze“, während Kritik an der Wirtschaftspolitik und das Benennen ihrer Auswirkungen als „Verbreitung von Gerüchten“ diffamiert wird. Wo die Herrschaft auf Lügen beruht, wird die Wahrheit zum Staatsfeind. Der Prozess gegen diese jungen Leute im Alter von Herbert Belter wird als Schauprozess auf Provinzniveau inszeniert. Der Reporter weiß begeistert zu berichten: „Öfter war eine Unruhe unter den Zuhörern, die ihre Empörung zum Ausdruck brachten. […] Jetzt stehen sie vor dem Gericht des Volkes und sehen ihrer gerechten Strafe entgegen. Einmütig erwartet unsere Bevölkerung von dem Gericht, dass es das erfüllt, was auf der Stirnwand im Verhandlungsraum steht: ‚Das Volk straft alle hart, die seinen demokratischen Aufbau stören.‘“

Karl Belter macht sich Sorgen, dass er den Namen seines Sohnes in einem ähnlichen Zeitungsartikel lesen könnte. Möglich, dass der Vater die Brutalität des Systems realistischer einschätzt als sein idealistischer Sohn. Dass sich Herbert politisch in Gefahr bringen könnte, raubt den Eltern die Ruhe, deshalb mahnt die Mutter den Sohn in dem Brief vom 9. Oktober: „Was machst du nun? Du weißt ja, was ich meine. Mach keine Dummheiten.“ Karl Belter wird den Namen seines Sohnes in keiner Zeitung lesen, er wird nie wieder etwas von ihm hören, auch nicht vom Präsidenten der Republik, Wilhelm Pieck, noch von anderen staatlichen Stellen, an die er sich Jahr für Jahr immer wieder in Briefen wendet. Mehr als düstere Ahnungen werden ihm über das Schicksal seines Sohnes nicht bleiben.

Die Unwissenheit, in der die Eltern gehalten werden, wird für sie zur seelischen Folter, sie zerstört ihr Leben. Alles, was bleibt, ist nur der „große seelische Kummer um Herbert“. Lottchen mit ihrer Kraft am Ende stirbt mit 52 Jahren, weil ihr Körper sich im Krankenhaus nicht mehr gegen einen Infekt zu wehren vermag.

Wozu auch? Über elf Jahre wird Karl Belter Frau und Sohn auf dem Friedhof besuchen, an sie denken. Dann stirbt auch er am 15. Januar 1979 und das Grab wird irgendwann eingeebnet. So bleibt nichts. So haben es die Machthaber gewollt. Für die Römer galt als schlimmste Strafe die damnatio memoriae – die Auslöschung der Erinnerung. Beinahe wäre das im Falle Herbert Belter den Kommunisten auch gelungen.

Aber da gibt es noch die anderen, die Gefährten, die überlebt haben und nicht aufgeben. Noch im Jahr 1990 erteilt das DRK auf eine Suchanfrage Siegfried Jenkners, der im gleichen Prozess zu 25 Jahren Lagerhaft in Workuta verurteilt worden ist, diesem die Antwort, dass Herbert Belter als „vermisst“ gilt. In einer Publikation ehemaliger Rostocker Studenten, die aus politischen Gründen nach Westdeutschland geflohen sind, wird an die Studenten und Professoren mit einer biografischen Notiz erinnert, die in der SBZ und in der DDR vom Staatssicherheitsdienst verhaftet und in die Sowjetunion verschleppt wurden. Dort finden sich zu Hebert Belter die Angaben, „dass er am 20. Januar 1951 zum Tode verurteilt wurde, das Urteil allerdings aufgehoben und in 25 Jahre Zwangsarbeit umgewandelt worden“ sei, und weiter: „B. wurde in die UdSSR deportiert und befand sich in den Lagern Brest-Litowsk und ab Juni 1953 in Workuta. Weiteres Schicksal unbekannt.“

Doch das sollte sich als Irrtum herausstellen.

Weiterlesen in: Klaus-Rüdiger Mai, Der kurze Sommer der Freiheit. Wie aus der DDR eine Diktatur wurde. Herder Verlag, Hardcover mit Schutzumschlag, 320 Seiten, 22,00 €.


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Kommentare ( 7 )

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cernunnos
10 Monate her

Ja, Hass und Hetze. Nicht umsonst werden diese Begriffe wieder inflationär benutzt.

alter weisser Mann
10 Monate her

Ich, mitten in der zum Glück verflossenen DDR1.0 geboren und aufgewachsen und froh über deren Untergang, find es entsetzlich, wie sehr sich hierzulande tatsächlich Elemente einer DDR2.0 entwickeln bzw. willentlich entwickelt werden. Im „freien Westen“ und ganz freiwillig, ohne Russenpanzer.
Meldestellen für Haß & Hetze und schlechtes Denken, Vernichtung von Existenzen durch Kontaktschuld und falsche Ansichten, Gedankenverbrechen … ja Leute, gehts noch?

Last edited 10 Monate her by alter weisser Mann
bfwied
10 Monate her
Antworten an  alter weisser Mann

Homo homini lupus est! Das liegt im Charakter des Menschen drin. Die Aggressiven werden immer siegen, sofern, wie in Ghandis Indien, nicht eine zu große Masse gegenüber steht.

Solbakken
10 Monate her

Herzzerreißend, danke für den Abdruck

joerg hensel
10 Monate her

Da die DDR-Verfassung nicht durch Beitritt aufgehoben wurde (Folge von Art. 4 Ziff. 2 EinigVtr.) und das Grundgesetz keinen rechtskraftentfaltenden Geltungsbereich besitzt, besteht der DDR-Unrechtsstaat nach wie vor.

Britsch
10 Monate her
Antworten an  joerg hensel

Der DDR Unrechtsstaat wurde durch Merkel auf die BRD erweitert
Das eigentlich offiziell in der BRD immer noch geltende Grundgesetz wird von den Machthabenden nun auch nach Merkel, durch deren Vorarbeit sie überhaupt erst an die Macht kommen konnten, mit Füßen getreten und das „Recht“ beziehungsweise Unrecht entsprechend der DDR als Recht angewendet, die Demokratie mit Füßen getreten und immer mehr abgeschafft, auser Kraft gesetzt

Joy La Mancha
10 Monate her

Ein beklemmendes Buch, das einen Nerv trifft, sehr zu empfehlen.