Das Ringen zwischen Freiheit und der Ideologie des Sozialismus

Aus der Analyse unserer aktuellen Situation müssen wir heute erkennen, dass die westlichen Gesellschaften vor einem Kampf um die Freiheit stehen. Dieser Kampf wird von innen und außen gleichzeitig in unsere Gesellschaft getragen.

Unter normalen Umständen würde dies nicht geschehen, weil der Arbeiter und Handwerker natürlich erkennen kann, dass es ihm in einer Ordnung der Freiheit viel besser geht als in einer Ordnung der Unfreiheit. Unfreiwillig erkannte damit die Frankfurter Schule die Überlegenheit der Österreichischen Schule an. Jedoch scheinen nicht Wohlstand und Glück des Volkes das Ziel des Berufsrevolutionärs marxistischer Prägung zu sein, sondern die Macht und die Beherrschung anderer Menschen. Die Macht ist Selbstzweck und psychologischer Kompensationsmechanismus für Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen.

50 Jahre Umerziehung
Die Linke und ihre Utopien - eine ideologiekritische Auseinandersetzung ist überfällig
Mit der 68er-Bewegung manifestierte sich die Frankfurter Schule in einem Plan des Marsches durch die Institutionen. Sie war eine von zwei Varianten der Machtergreifung, die die selbsternannte revolutionäre Elite propagierte. Die erste wurde evolutionär aussortiert, die zweite setzte sich durch. Die erste Variante war der Terror der RAF, dessen Idee darin bestand, das »bourgeoise System« durch Terror zur Repression zu zwingen und so »die Massen« gegen die Freiheit in Stellung zu bringen.Die zweite Variante bestand in einer Strategie der Unterwanderung und Korruption der bürgerlichen Institutionen. Sie war erfolgreich und darf heute als weitgehend abgeschlossen betrachtet werden.

Diese erfolgreiche Strategie führt heute zu einer Krise unserer Gesellschaft. Ihre Basis ist die Verachtung der freiheitlichen Ordnung durch die herrschenden linken Eliten.

Hedonismus und Sexualisierung der Gesellschaft plus die Entfremdung der Menschen vom Leistungsgedanken durch einen überbordenden Sozialstaat bilden die Basis einer Werteerosion, die die Werte von Freiheit, Familie und Eigentum abschafft. Man kann dabei von einer Zerstörung der individuellen Freiheit durch eine Übersteigerung des Individuums im Egoismus sprechen.

Der Egoismus begnügt sich nicht mit der freien Entfaltung des Individuums in einer freien Gesellschaft, die all ihren Mitgliedern das gleiche Recht auf diese Entfaltung zubilligt, sondern er maßt sich Freiheiten an, die die Freiheit und die fundamentalen Rechte Dritter beschneiden. So legt er die Axt an das Fundament der Freiheit selbst, die ihre gesamtgesellschaftliche Maximierung eben im Respekt vor der Gleichheit aller vor dem Gesetz findet.

Wenn wir verstehen wollen, zu welcher Art Gesellschaft und zu welcher Form gesellschaftlicher Auseinandersetzung diese Entwicklung führt, müssen wir zwei Begriffspaare klar und präzise voneinander abgrenzen: zum einen das Begriffspaar Freiheit und Sozialismus und zum anderen das Begriffspaar »Staatssozialismus leninistisch-stalinistischer Prägung« und »Kulturmarxismus hedonistisch-psychoanalytischer Prägung«.

Die Abgrenzung der Begriffspaare erfolgt in beiden Fällen über die Elemente der Werteordnung, die den Antagonismus zwischen Freiheit und Sozialismus begründen. Es sind dies Ehe und Familie, Eigentum, Individualität, Religion und Kunst/ Kultur/Musik.

Abb. 1 stellt beide in ihrer schroffen Unvereinbarkeit gegenüber. Wir können in dieser Gegenüberstellung erkennen, wie die Elemente der sozialistischen Konzeption ineinandergreifen. Die Zerstörung von Ehe und Familie entzieht dem Individuum den Raum der Sicherheit und Geborgenheit des durch Evolution und damit natürliche Ordnung entwickelten Konzeptes des familiären Bandes, welches durch den genetischen Eigennutz der Blutsverwandtschaft und die damit inhärent angelegte wechselseitige Hilfsbereitschaft generiert wird.

Die Abschaffung des Eigentums macht das für sich selbst sorgende und verantwortliche Subjekt zum Objekt staatlicher Obhut und Bevormundung und damit am Ende der Willkür, indem es ihm jede Möglichkeit raubt, außerhalb der Bande bürokratischer Zuteilung und Herrschaft sich und seine Familie zu ernähren, zu bekleiden, zu behausen und zu beschützen.

Die Abschaffung der Individualität, die Reduktion des Menschen auf eine Nummer oder einen Strichcode, symbolisiert, verkörpert und ermöglicht seine totale Verfügbarkeit, die Entkleidung von seiner Menschenwürde und letztlich seinen Opfertod auf dem Altar des Massenmordes, getreu den Stalin nachgesagten Worten: »Der Tod eines einzelnen Mannes ist eine Tragödie, aber der Tod von Millionen nur eine Statistik.« Die tätowierte Nummer auf dem Unterarm der national-sozialistischen Opfer des Holocaust ist in diesem Sinne eine sichtbare Manifestation der Feindschaft gegenüber dem Individuum und seiner unveräußerlichen Menschenwürde.

Die Gegnerschaft zur Religion, insbesondere zum Christentum, ist nicht nur aus praktischen Gründen der Umsetzung der oben genannten drei Elemente zwingend. Denn das Christentum ist als Ausdruck der Liebe Gottes zum Menschen – nicht als »Masse«, sondern als Individuum (»Ich rufe dich bei deinem Namen«) – der höchste spirituelle Ausdruck der Werte von Familie, Individualität, Freiheit und auch Eigentum (»Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut!«). Die Gegnerschaft wurzelt in der oben erwähnten dämonischen Motivation der Feindschaft zu Gott und dem Menschen als vom Schöpfergott mit Freiheit ausgestattetem Geschöpf.

Zur kulturellen und Identitäts-Krise Europas
Robert Kardinal Sarah: „Ich glaube, dass das Abendland im Sterben liegt.“
Zerstörung oder Verflachung und Missbrauch von Kunst, Musik und Kultur sind die logische Erweiterung der religionsfeindlichen Natur des Sozialismus, weil das »Wahre, Schöne, Gute« eine Form der Korrespondenz zwischen Schöpfung und Schöpfer ist. In ihr offenbart Gott durch Inspiration dem Geschöpf Mensch die Schönheit und Größe der für ihn bestimmten Schöpfung. Dieser Kommunikationskanal muss verstopft werden, um den Menschen von Gott zu entfremden. Nicht zufällig verwies Papst Benedikt XVI. auf die klassische Musik, die im christlichen Europa entstanden ist, als einen Hinweis auf die Wahrheit des Christentums.

Der von der Frankfurter Schule und ihren 68er-Epigonen propagierte Kulturmarxismus bedient sich jedoch angesichts der unterschiedlichen Realitäten der Machtverteilung in der Zeit seiner Aktivität auch anderer Mittel zur Erreichung dieser Ziele. Verfügt der Staatssozialismus leninistisch-stalinistischer Prägung über die Machtmittel der Gewehrläufe (Lenin), so arbeitet er bei der Durchsetzung dieser Ziele mit Gewalt, Verbot, Raub, Versklavung, Zensur und Verfolgung.

Der auf Machtergreifung angelegte Kulturmarxismus bedient sich scheinbar weicherer Formen. Seine gewalttätige Natur tobt er aber mit Vorliebe an den Schwächsten der Gesellschaft aus, indem er Ungeborene zur Abtreibung freigibt, dies bei behinderten Menschen (und neuerdings auch bei allen anderen) auch bis zur Geburt propagiert und mit der aktiven Sterbehilfe der nationalsozialistischen Idee vom »lebensunwerten Leben« zur Wiederauferstehung verhilft. Hier zeigt sich die von Schafarewitsch erkannte »Kultur des Todes« oder präziser: »Der Todestrieb in der Geschichte«.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 20 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

20 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Peter Pascht
3 Jahre her

Auch hinkt mir der Vergleich „Grüne“ und „Sozialismus“ all zu sehr, wohl eher muss man „Nihilismus“ als Maßstab heranziehen, wegen der demonstrativen Ablehnung aller geschichtlich entstandenen Gesellschaftsnormen:
– Ablehnung des geschichtlichen Models der Ehe
– Sexualansicht nach Karnickelart:
„wer zweimal mit der(dem) gleichen Pennt gehört zu Establishment“
– zeitweise und teilweise Befürwortung von Kindersex
– Ablehnung der Bundeswehr
– Ablehnung der bestehenden Gerichtsbarkeit
– usw. Ablehnung, Ablehnung, bis in die heutigen Tage

Insgesamt also ein Katalog von Negativ-Ablehnungen ohne Positiv-Konstruktivismus, was die Wertung als Nihilismus rechtfertigt.
Der Begriff „Kulturnihilismus“ scheint mir daher passender als „Kulturmarxismus“.

Peter Pascht
3 Jahre her

Sicherlich ist der Artikel zu umfangreich um in paar Zeilen gewürdigt zu werden und zweifellos ist der Autor auch viel belesen in der diskutierten Materie. Allerdings ist ihm die Befreiung von „materialistischen“ Klischees und Vorurteilung nicht vollends gelungen. Auch sollte ihm der Applaus aus den hinteren Rängen der Zuschauer nicht allzu viel bedeuten. Ohne Zweifel darf am die humanitären und sozialen Wurzeln des „Sozialismus“, darauf ausgerichtet die materiellen und geistigen Verwerfungen seiner Zeit, als Überbleibsel des feudalen Absolutismus, zu kritisieren, nicht auf die gleiche Stufe stellen mit dem praktizierten Sozialismus leninistischer und stalinistischer Prägung, genau so wenig, wie man die… Mehr

autonomis
3 Jahre her

Das Ueberzeugungs- und Lehr-Gebäude von Markus Krall ist – durch alle tangierten Disziplinen und Aspekte hindurch – durchaus von einiger Stringenz. Die dabei nonverbal immer von Neuem wieder ebenso abschliessend wie (hinter-)fraglos postulierte menschliche Lebensinhalts-Maxime des Profites allerdings will in verschiedener Hinsicht nicht dazu passen: An mir keiner einzigen bekannten Stelle der Krallschen "Sicht der Dinge" wird die Maxime des Profites - z.B. gegenüber menschlicher Gier und deren Folgen - z.B. gegenüber menschlicher Freiheit und der Folgen dafür (Abhängigkeit) - z.B. gegenüber menschlich-existentiell (viel) weitergehender(er) Sinnhaftigkeit(en) relativiert. Kurz - auch wenn er da und dort mitschwingt: Es fehlt im Krallschen… Mehr

Rambatuba
3 Jahre her

Der Sozialismus ist bereits da. Die Enteignung findet heute nicht mehr vor, sondern nach der Produktion durch immense Steuern statt.
Dazu die illegitime tägliche Enteignung durch die EZB.
Dass die grünen Marxisten, die mit der DDR liebäugelten und mit den umbenannten Maurermördern kollaborieren, jetzt kanzlerfähig sind, spricht Bände.

mlw_reloaded
3 Jahre her

Bleiben Sie bitte gesund und uns lange erhalten Herr Krall. In ihren letzten Videos sehen Sie recht mitgenommen aus.

Hans Buttersack
3 Jahre her

Der Beitrag von Herrn Krall lässt leider eine nüchtern-rationale Auseinandersetzung mit dem Sozialismus vermissen. (Sozialismus als „Inkarnation des Dämonischen“ ist verschroben und befremdlich.) Entstanden ist der Sozialismus marxistischer Prägung in der ersten Hälfte des 19. Jahhunderts. Wenn man sich vergegenwärtigt, unter welchen Bedingungen die Arbeiter damals arbeiten und leben mussten, hatten sozialistische Forderungen aus damaliger Sicht und aus der Perspektive der Arbeiter durchaus ihre Berechtigung. Dass der Sozialismus aufkam, hängt damit zusammen, dass die Liberalen im 19.und frühen 20. Jahrhundert nicht in der Lage waren, die soziale Frage zu lösen. Man kann auch die Frage stellen, ob das, was seit… Mehr

Finnegan
3 Jahre her

Sehr geehrter Herr Krall, mit kleinen Abstrichen volle Zustimmung zu Ihrer Analyse – auch zu dem, was Sie anderen Orts zur Zukunft des EURO gesagt haben. – Respekt! Aber: Ihren Optimismus hinsichtlich eines möglichen Neustarts kann ich mit Blick auf den trostlosen Zustand unserer Gesellschaft leider nicht teilen. Um mit Tichy und seinem Verweis auf 1948 ff. zu sprechen: ich erwarte nach der Krise nicht „Ludwig Erhard“, sondern eine Politik der „Essensmarken“, wie sie die deutsche Linke schon Ende der 40er Jahre propagierte. Das ist das, was uns erwartet; es sei denn, der unwahrscheinliche Fall tritt ein und die Deutschen… Mehr

Uferlos
3 Jahre her

Der real existierende Sozialismus war nicht familienfeindlich im Gegenteil, er brauchte die klassische Familienstruktur, die sich besser handeln lies, als lauter Individien. Der real existierende Sozialsimus war Anti-Kleral, die heutigen Linken sind es nicht, sie binden die Kirchen bewusst mit ein um einen potentiell mächtigen Feind weniger zu haben. Der real existierende Sozialismus verstaatlichte, kollektivierte systematisch die Wirtschaft, nichts gehörte niemand, allen gehörte nichts. Die heutigen Linken wollen nicht verstaatlichen, dafür aber max. Gewinne zu Gunsten der eigenen Klientel abschöpfen. Sie wissen, dass mit der Verstaatlichung der Privatwirtschaft kein Blumentopf zu gewinnen ist. Die heutige Linke und auch die Grünen… Mehr

KoelnerJeck
3 Jahre her
Antworten an  Uferlos

Linke, Grüne und SPD sind auch Sozialisten.

Kapitalismus bedeutet Privateigentum an den Produktionsmitteln, Vertragsfreiheit und gutes Geld (Gold).

Der Neo-Sozialismus der Linken, Grünen und SPD beläßt es (vorerst) bei dem Privateigentum, beschneidet aber die Vertragsfreiheit. Die Plan- und Lenkungswirtschaft ist auch Sozialismus.

Harry Charles
3 Jahre her

IM WESTEN? BITTE RELATIVIEREN! Führungsmacht des Westens ist, und ich denke das wird wohl kaum jemand ernsthaft in Zweifel ziehen wollen, nach wie vor die USA. Schauen wir also doch einmal wie es dort aussieht in Sachen Sozialismus. Ich denke man kann sagen, in den USA hat die Freiheit sich für lange Jahre durchgesetzt und den Sozialismus besiegt, nachdem die USA über die ganze Amtszeit von Obama hinweg immer weiter in den Sozialismus zu schlittern drohte. Die Erfahrungswerte, die die US-Bevölkerung dabei sammeln konnte (oder vielleicht besser gesagt erleiden musste) haben dann mehr oder weniger zur erdrutschartigen Wahl von Donald… Mehr

Unterfranken-Pommer aus Bayern
3 Jahre her
Antworten an  Harry Charles

Wie gerne würde ich mich Ihrer optimistischen Sichtweise anschließen!

bkkopp
3 Jahre her

“ Vorbildlich “ erscheint mir übertrieben obwohl ich anerkenne, dass anfangs sehr vieles auf einen guten Weg kam. Die Bundesrepublik seitens der führenden Nachkriegsgeneration politisch, rechtlich und wirtschaftlich eine gewaltige, positive Kulturleistung. Diese wurde dann ab den 70ern nur teilweise weitergeführt, zu anderen Teilen, wie von Herrn Krall beschrieben, durch den Geist der Kulturmarxisten nach und nach verbogen. Daraus ist in konfliktreichen Auseinandersetzungen das Heute geworden.