Deutsche Medien und Charlie Kirk: Obsessiver Hass

In Arizona bewegte Vergebung ein ganzes Stadion, in deutschen Medien hingegen dominieren Schlagworte wie Trump und Hass. Die wachsende Entfremdung Europas von den USA tritt immer deutlicher hervor. Von Silvia Venturini

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Julia Demaree Nikhinson

Am Sonntag füllte sich das State Farm Stadium in Arizona mit Zehntausenden Menschen, die Charlie Kirk die letzte Ehre erwiesen. Es war ein Ereignis, das weit über eine private Trauerfeier hinausging. Die Bilder erinnerten an nationale Trauergesten früherer Generationen: Gesänge, Gebete, Pathos – und eine Szene, die in ihrer Wucht kaum zu überbieten war. Erika Kirk, die junge Witwe, erklärte öffentlich, sie vergebe dem Mörder ihres Mannes. Eine Botschaft, die im Kern des christlichen Glaubens steht und in einem säkularisierten Westen fast wie aus einer anderen Welt wirkt.

Wer jedoch die deutsche Berichterstattung am nächsten Tag las oder sah, musste diesen Moment suchen wie eine Nadel im Heuhaufen. Die Überschriften, Vorspänne und Kommentare setzten einen ganz anderen Akzent: Donald Trump, sein angeblicher „Hass“, Kirks angeblicher „Rechtsextremismus“. Die zentrale Botschaft der Vergebung geriet zur Randnotiz.

Diese Presseschau zeigt, wie gleichförmig die deutsche Medienlandschaft das Narrativ orchestrierte – und was das über die kulturelle Distanz zwischen Europa und den USA verrät.

“Darf es bißchen rechter sein?”

Die Tagesschau titelte spöttisch “Wenig Trauerfeier, viel Kampfansage” und bezeichnete Kirk beiläufig sogar als “ultrarechten” Aktivisten. Erika Kirks Vergebung? Ein Nebensatz, eingebettet im letzten Absatz neben Spott über Trumps “wenig versöhnliche Töne”. Kein Kommentar zur Größe dieser Geste, kein Raum für das Unerwartete.

Das Muster ist altbekannt: Das Ereignis wird nicht an seinem Kern gemessen, sondern am Kontrast, der sich zur eigenen Weltsicht aufbauen lässt. Der Zuschauer soll mitnehmen: Amerika bleibt gefährlich, Trump hetzt, die Rechten instrumentalisieren. Vergebung als gesellschaftliche Kraft – dafür hat die ARD keine Sprache mehr.

Der Spiegel wiederholte seine Mantras: Charlie Kirk, „der rechtsextreme Aktivist“, seine “radikale Organisation”, garniert mit ein wenig Spott über “Heiligenverehrung nach Trump-Art”. Damit war das Urteil schon im Titel gefällt. Der Hass, den man so gern Trump zuschreiben möchte, trieft dabei aus Sätzen wie “Bei der bizarren Trauerfeier für Charlie Kirk überbieten sich die MAGA-Granden in religiösen Plattitüden” aus jeder Pore.

Dass Erika Kirk eine der ungewöhnlichsten Gesten unserer Zeit vollzog, wurde auch hier wieder an das Ende des Texts verbannt und entsprechend geframet. Direkt nach dem Hinweis auf ihre Vergebungsgeste folgt beim Spiegel der Hinweis, dass “viele Republikaner” mittlerweile die Todesstrafe für den Attentäter fordern.

Die Süddeutsche Zeitung kleidete das Ereignis in ironische Überschriften wie „An Trumps Brust“. Das Foto der Witwe, trauernd und zugleich vergebend, wird damit zur Illustration für ein Urteil: alles Inszenierung.

Und in einem weiteren Kommentar konstatiert man sogar, die “versöhnlichen Worte der Witwe Erika Kirk dringen nicht durch”. Nun, vielleicht nicht in deutsche Redaktionsstuben, in den USA sehr wohl. Dafür fehlt es aber an Verständnis darüber, dass die Vergebung kein einfacher, hingeworfener Schritt ist.

Wenn die SZ dann einen Besucher der Veranstaltung mit den Worten „Wie Trump meinte: Ich hätte das wahrscheinlich nicht geschafft. Aber hey, sie ist eine echte Christin – leider mehr als ich”, zitiert, dann ist das für die SZ kein Beleg für das innere Ringen, das Vergebung selbst in solchen Situationen erfordert, sondern lediglich ein Beweis dafür, dass die es ja alle ohnehin nicht ernst meinen. Spoiler Alert für die SZ-Redaktion: Christen halten sich eben nicht für perfekt, sondern sind sich ihrer eigenen Sündhaftigkeit und Imperfektion bewusst. Im Gegensatz zu SZ-Redakteuren.

In der Ablehnung von Vergebung trifft sich das Hufeisen

Die taz hingegen hielt sich gar nicht erst mit feinen Nuancen auf. Hier wird einfach direkt “Ich hasse meine Gegner” getitelt. Ein weiterer Kommentar bezeichnet die Veranstaltung im Titel als “Propaganda und Kitschpomp” und vergleicht die Trauerfeier mit einem “Event eines evangelikalen Gottesstaates”. Im Zuge des Texts entblödete sich der Kommentator wenig überraschend nicht, die Rede von Stephen Miller tatsächlich mit “Reden eines anderen Hetzers im Berliner Sportpalast in den 1930er Jahren” zu vergleichen, denn taz-Leser haben es scheinbar gern direkt auf die Nase gebunden.

Auch hier wird die Geste von Erika Kirk nur in einem Nebensatz angeführt, um angebliche Widersprüche aufzudecken, die in der “MAGA-Welt nicht weiter stören”. Ein klassischer Fall des vor Jahren gern zitierten Lichtmesz-Sommerfeld-Gesetzes, dem zufolge die Linke der Rechten besonders gern jene Dinge vorhält, derer sie sich selbst schuldig macht. Es handle sich um eine “Projektion ihrer eigenen Charaktereigenschaften, Denkstrukturen und Modi operandi.”

Dabei ist aber hervorzuheben, dass Martin Lichtmesz selbst eine andere Theorie, nämlich die des Hufeisens, das eine Annäherung der extremen Ränder postuliert, mit seiner Reaktion auf die Rede von Erika Kirk bestätigt, denn Lichtmesz kann mit dem “Konzept von Vergebung ohne Reue nichts anfangen” und würde sich darüber wohl trefflich mit einigen taz-Autoren austauschen können.

Aber selbst die FAZ, lange für ihre Ausgewogenheit gerühmt, verfiel in ein ähnliches Muster. In „Der Drache wurde aufgeweckt“ wird nach selben Mustern der Grundstein für einen Nachfolgekommentar gelegt, der Trumps Rede als “Hassrede” bezeichnet und Erika Kirk zur ungehörten Randnotiz erklärte.

Kluften statt Brücken

Zusammengenommen ergibt sich ein homogenes Bild: Deutsche Leitmedien verschweigen nicht, dass Erika Kirk von Vergebung sprach. Aber sie weigern sich, das als Kern des Geschehens zu erkennen und stellen diese Information gezielt an den Rand ihrer Berichterstattung. Stattdessen rücken sie Donald Trump in den Mittelpunkt, rahmen Kirk als „Rechtsextremen“ und deuten die Feier als politische Show.

In den USA hingegen erlebten hunderttausend Menschen ein Ereignis, das an die Essenz christlicher Werte erinnerte. Vergebung als nationale Botschaft, getragen von Glauben und Gemeinschaft. Für viele war das ein Moment der Einheit in einer zerrissenen Gesellschaft.

Europa – allen voran Deutschland – dagegen bleibt im Zynismus stecken. Der religiöse Unterbau, der einst auch hier selbstverständlich war, wird nur noch als Gefahr oder Kitsch wahrgenommen. Wer öffentlich betet, gilt als ideologisch verdächtig. Und wer Vergebung bietet, hat diese den Standards zynischer Journalisten anzupassen.

Doch diese kulturelle Entfremdung ist kein akademisches Detail. Sie könnte Europa teuer zu stehen kommen. Denn wenn wir den ehemals engsten Verbündeten verprellen, weil er sich auf ein moralisches Fundament besinnt, das wir längst vergessen haben, dann verlieren wir mehr als nur ein politisches Bündnis. Wir verlieren die Brücke über den Atlantik. Und Brücken, einmal eingerissen, lassen sich nicht ohne Weiteres wieder aufbauen.

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Kommentare ( 86 )

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Edwin Rosenstiel
2 Monate her

Für diese Hassprediger von ÖRR und deutschen Medien gilt auch nicht mehr „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, sondern
Herr, vergib ihnen nicht, denn sie wissen genau, was sie tun!“

Raul Gutmann
2 Monate her
Antworten an  Edwin Rosenstiel

Sehr geehrter Herr Rosenstiel, vielen Dank für Ihre zutreffende Charakterisierung hiesiger Wirklichkeit.
Hochachtungsvoll

Kassandra
2 Monate her

Hat denn inzwischen einer „unserer“ Verantwortlichen kondoliert – und wenn, wer und wie?

Maja Schneider
2 Monate her
Antworten an  Kassandra

Mit Sicherheit nicht!

flo
2 Monate her

„Zusammengenommen ergibt sich ein homogenes Bild: Deutsche Leitmedien verschweigen nicht, dass Erika Kirk von Vergebung sprach. Aber sie weigern sich, das als Kern des Geschehens zu erkennen und stellen diese Information gezielt an den Rand ihrer Berichterstattung. Stattdessen rücken sie Donald Trump in den Mittelpunkt, rahmen Kirk als ‚Rechtsextremen‘ und deuten die Feier als politische Show.“ Ja, sehr viele Kommentare hierzulande zu Kirk und der Trauerfeier waren abgrundtief bösartig und ideologietriefend, einfach zum Fremdschämen. Dabei fällt vor allem auf, dass der von allen Bürgern finanzierte hehre öffentlich-rechtliche Rundfunk aus seinem Herzen keine Mördergrube macht, von SPIEGEL & Co. erwartet man… Mehr

Raul Gutmann
2 Monate her

Charles Kirks Tod zeigte jenen Menschen in Deutschland, die unabhängig davon, ob sie sich als „gläubig“ i.w.S. bezeichnen, noch die Sensibilität aufbringen, dreierlei:
»Religion ist ein kulturkonstitutives Element« – A. J. Toynbee
»Familie und Religion halten Gesellschaften zusammen« – E.Todd
»Die abendländische Kultur wird so lange leben, wie die abendländische Religion« – Gertrud von le Fort

Last edited 2 Monate her by Raul Gutmann
Der Ingenieur
2 Monate her
Antworten an  Raul Gutmann

»Die abendländische Kultur wird so lange leben, wie die abendländische Religion« – Gertrud von le Fort

In deutschen Großstädten gibt es bereits Stadtteile, in denen mehr als 80 % der Bewohner Muslime sind.

Raul Gutmann
2 Monate her
Antworten an  Der Ingenieur

Eben!

Madame Blume
2 Monate her

Zu dem Auftritt von Erika Kirk: Ich habe eine sehr gute Menschenkenntnis. Aber die Rede von ihr klang auch für mich eingespielt und nicht authentisch. Die Rede bedient alle Klischees an Werten, die in Amerika vertreten werden – der Glaube an Gott und Vergebung und an Nächstenliebe. Die Rede ist perfekt – zu perfekt für eine frisch zur Witwe gewordene Ehefrau. Mal ehrlich – da wird der Ehemann vor 13 Tagen erschossen, und keine 2 Wochen später ist diese Frau dann schon in der Lage, frisch gestylt aufzutreten und eine Rede zu halten, ohne dass ihr vor Trauer das MakeUp… Mehr

Last edited 2 Monate her by Madame Blume
Deutscher
2 Monate her
Antworten an  Madame Blume

Mal ne ganz einfache Frage: Wenn so eine Inszenierung eher die Gefahr birgt, dass sogar eine Madame Blume einer etwaigen Verschwörung auf die Schliche kommen könnte, anstatt dass sie auf ewig verborgen bliebe, warum würde man sie dann überhaupt inszenieren? Wenn da „etwas nicht stimmen“ würde, dann wären die Verantwortlichen sicher schlau genug, den Ball möglichst flach zu halten und nichts zu tun, das irgendwie Misstrauen wecken könnte. 1. Wäre Kirk noch am Leben und seine Ermordung vorgetäuscht, dann hätte man „Bestattung“ und „Trauerfeier“ im kleinstmöglichen Rahmen abgehalten: Familie und eine Handvoll erlesenster Gäste – gearde so viele, dass es… Mehr

Last edited 2 Monate her by Deutscher
Dieter Rose
2 Monate her
Antworten an  Madame Blume

Soll sie denen den Triumph geben, und ungepflegt, verheult aufzutreten.
Wissen Sie, wie sie zuhause trauert und weint?

Rene Meyer
2 Monate her
Antworten an  Madame Blume

Sorry, sehr schlechte Menschenkenntnis, wenn Sie die Trauer und die Anstrengung und die Kraft, die Erika Kirk ihr Auftritt und die gesamte Situation kosten, nicht erkennen können.

KorneliaJuliaKoehler
2 Monate her

All die linksextremen Demagogen, die
ihren Hass und Vernichtungswillen nicht
unter Kontrolle halten können, fürchten nichts mehr, als dass der Mord an Charly Kirk ihn unsterblich gemacht hat. All die unverschämten Verleumdungen und die Verfemung zu einem Unmenschen sind im Grunde genommen Verbrechen, die geahndet werden müssen.
Ich bin überzeugt, dass die charismatische Witwe Erika die Bewegung und das Lebenswerk ihres Mannes größer und bedeutender denn je machen wird. Gerade junge Menschen brauchen ihre lebensbejahenden
Helden, zu denen sie aufschauen und als Vorbild nehmen können. Charly und Erika Kirk werden solche Vorbilder sein.

Apfelmann
2 Monate her

Ich würde nicht sagen das es Hass gegen Kirk ist. Vielmehr gegen all seines Gleichen die nie in ihrem Leben gearbeitet haben, die so gewinnbringende Studiengänge wie „Bibellesen“ o.ä. studiert haben und dann Ottonormalbürger erklären wollen was gut für sie ist. Von dieser Art Politiker – bei uns in allen Parteien zu finden – haben die Leute eben die Nase voll.

Raul Gutmann
2 Monate her

Die ÖRR-Berichterstattung artikuliert die Spaltung der deutschen (westlichen) Gesellschaft(en). Beidseitig ist nachvollziehbar, den Dialog einzustellen. Charles Kirk, der die Energie aufbrachte, diese Barriere zu durchbrechen, wurde ermordet.
Jene Spaltung zu überwinden gleicht einem Jahrhundertprojekt. Zeichen für zaghaften Optimismus erreichen uns aus der politisch-kulturellen Hegemonialnation USA. Antifa zu Recht als Terrororganisation erklärt. Die subversiven Tätigkeiten gesellschaftsfeindlicher Organisationen, e.g. Soros sind zu unterbinden. Den Vorwurf, damit die Cancel-Culture von links zu wiederholen, gilt es im Sinne des Volonté générale auszuhalten.

Salvian
2 Monate her

Der Mord an Charlie Kirk bringt es an den Tag: Es gibt massenweise hässliche Deutsche im Medien- und Politbetrieb. Und gerade sie geben in diesem Land überall den Ton vor. Sie sind so begeistert von sich selbst, dass sie ihre menschliche Schäbigkeit möglichst jeden Tag zur Schau stellen müssen. Immerhin, jetzt wird sichtbar, warum Amerika eine Zukunft hat, Deutschland aber nicht. Weil in Amerika das Christentum noch starke Persönlichkeiten prägt.

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Salvian

Mir sind die seit spätestens 2015 bekannt – die die Massen in die Irre leiten. Von Invasion über Corona-Injektionen bis hin zu Begleitung des Wahlkampfes Trumps oder der AfD und nun zu Kirk, vom Trommeln für einen Krieg gegen die Russen, ist das Ende der Fahnenstange aber noch gar nicht abzusehen. Lasst die Kiste aus. Man weiß ja nicht einmal, was während solcher Sendung ins Unbewusste transferiert werden kann! . Seltsam, dass Migration wie Islam so gar kein Thema im örr zu sein scheinen – und dass die Brüder wie Schwestern öffentlich-rechtlich so gut wie gar nicht vorkommen – auch,… Mehr

maru
2 Monate her
Antworten an  Kassandra

Das sind viel zu optimistische Zahlen . Es sind schon ein Drittel Ausländer im Land, mit sehr dynamischer Entwicklung zur Hälfte.
In 5 bis 10 Jahren sind sie die Mehrheit und werden unser Eigentum einkassieren und wer weiß was noch alles.

jensberndt
2 Monate her
Antworten an  Kassandra

In der ÖRR-Berichterstattung sind zwei Phänomene zu benennen: Das eine ist die Themensetzung – was wird als wichtig erachtet und was nicht – und dannviel wichtiger: Die Einordnung! Und dort wird fehlgedeutet und uminterpretiert, bis sich die Balken biegen.

froehlich-153
2 Monate her

„Vergeben“ und „begnadigen“ sind unterschiedliche Dimensionen. Die Witwe kann auf Groll, Wut, Rache verzichten (=vergeben). Das bedeutet aber nicht, dass der Täter der juristischen Aufarbeitung entgeht. Am konkreten Beispiel kann der Mörder zum Tode verurteilt werden – obwohl die Witwe im christlichen Sinne vergeben hat.

Einer sochen differenzierten Betrachtung ist die deutsche Presse bzw. deren intellektuelles Lumpenproletariat schon lange nicht mehr fähig.