Gold, Staatsfonds, US-Konsumklima, Mietendeckel, Lira-Crash

Der DAX nahm am Freitag Kurs auf die Marke von 12.000 Punkten. Für gute Stimmung am Parkett sorgte die Hoffnung auf eine Lösung im Handelsstreit zwischen den USA und China.

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Der rasche Anstieg des Goldpreises, der in Euro gerechnet ein Allzeithoch erreicht hat, treibt seltsame Blüten. Die Bundes­republik verkauft Goldmünzen zu einem Preis, der unter dem Materialwert liegt. Konkret geht es um Stücke mit dem Motiv „Dom zu Speyer“, deren Bestellfrist bis zum 12. September läuft. Die Exemplare wiegen eine halbe Feinunze und werden zum Festpreis von 626,98 Euro angeboten. Aktuell notiert die halbe Feinunze bei 693,75 Euro. „Eine nachträgliche Anpassung des Verkaufspreises erfolgt nicht“, bestätigte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums auf Anfrage. Das Ministerium habe das Gold lange vor Verkaufsbeginn zum Tages­preis von der Bundesbank beschafft. Zu bestellen sind maximal zehn Stück über die offizielle Verkaufsstelle für Sammlermünzen (VfS; im Internet: www.deutsche-sammlermuenzen.de). Was passiert, wenn die Zahl der georderten Stücke die maximal mögliche Auflage von 175.000 übersteigt? Nach Angaben des Sprechers soll jeder Besteller zumindest ein Stück mit einem aufgeprägten Nennwert von 100 Euro bekommen. Ausgabetag ist der 1. Oktober. Vorsicht: Die Bestellungen sind verbindlich, Kunden müssen die georderte Menge auch abnehmen.

Der norwegische Staatsfonds soll ­weniger in europäische Aktien und mehr in nordamerikanische Titel investieren. Das empfiehlt die Notenbank, die den Fonds lenkt. Mit um­gerechnet mehr als einer Billion Dollar hat Norwegen den größten Staatsfonds der Welt — Äußerungen zu dessen Strategie genießen stets hohe Aufmerksamkeit. Die Anlagekriterien gibt indes das Finanzministerium vor, das im Frühjahr 2020 über die Vorschläge entscheiden will. Der Fonds legt vor allem in Aktien an, außerdem in Anleihen und Immobilien. Die strategische Aktienaufteilung auf die Weltregionen wurde zuletzt 2012 geändert. Derzeit kommen 39 Prozent aus den USA. Der größte Aktienmarkt der Welt ist damit deutlich untergewichtet. Deshalb profitierte der Staatsfonds von der Hausse an den US-Börsen in den vergangenen Jahren auch nicht so stark. In Aktien aus ­Europa stecken 34 Prozent, gemessen am Marktvolumen sind sie übergewichtet. Folgt das Ministerium dem Vorschlag, soll die Aufteilung nach und nach angepasst werden — wobei die Notenbank betont, dass die Empfehlung nicht auf Prognosen zu künftig in den Aktienmärkten möglichen Renditen basiere, sondern auf strukturellen Erwägungen.

In der letzten Woche des Augustes sah es zunächst schon einmal so aus, als ob die Norweger ihre Strategie bereits umsetzen würden. Erst ein Knick in der Kauflaune der US-Verbraucher nahm der jüngsten Erholung der Wall Street am Freitag ein wenig die Kraft. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial pendelte jedenfalls nach anfangs deutlicheren Gewinnen um seinen Vortagesschluss. Letztlich rettete er ein Plus von knapp 0,2 Prozent auf 26.403 Punkte ins Wochenende. Der marktbreite S&P 500 stieg um knapp 0,1 Prozent auf 2.926 Punkte, während der technologielastige NASDAQ 100 gut 0,1 Prozent auf 7.691 Zähler einbüßte.
In den vergangen Tagen hatten die Kurse noch von Entspannungssignalen im US-chinesischen Handelsstreit profitiert. Das hatte die Furcht vor einer weltweiten Rezession infolge des Konflikts ein wenig gemildert. Für die letzte Augustwoche ergab sich damit beim Dow Jones ein Plus von rund drei Prozent. Das Minus für den Gesamtmonat August verringerte sich dadurch auf 1,7 Prozent.

Am Freitag zeigte das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima, dass die Stimmung der US-Verbraucher unter dem Handelsstreit leidet. Und gerade für die US-Wirtschaft ist der inländische Konsum zuletzt noch eine große Stütze gewesen. So fiel das Konsumklima auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren.

Zu den Favoriten im Dow Jones zählten die Aktien des Versicherers UnitedHealth Group , die um knapp 1,5 Prozent stiegen. Die Papiere des Chipherstellers Intel legten um mehr als ein Prozent zu. Nicht gefragt waren hingegen die Papiere von McDonald’s. Sie fielen um mehr als ein Prozent.

Starke Kursbewegungen gab es bei Dell und der Kosmetikkette Ulta Beauty. Bei letzterer straften die Anleger enttäuschende Umsätze und gesunkene Jahresziele mit einem Kursrutsch um fast 30 Prozent ab – so wie auch viele Analysten, die ihre Daumen senkten. Freuen konnten sich dagegen die Aktionäre des Computer-Konzerns Dell, dessen Papiere um zehn Prozent nach oben schnellten. Dell setzte sich nach einem guten Quartal ambitioniertere Jahresziele.

Am Sonntag beginnt der laut Statistik schlechteste Börsenmonat für den DAX. Seit 1959 hat der Leitindex im letzten Sommermonat im Schnitt fast zwei Prozent an Wert eingebüßt. Auch an der Wall Street ist diese Zeit für Aktienanleger nicht eben fruchtbar, der Dow Jones verzeichnet hier ein historisches Durchschnittsminus von 1,2 Prozent. Der als Crashmonat verschriene Oktober ist mit 0,4 Prozent Zuwachs im DAX sowie 0,2 Prozent Plus im Dow zumindest im Durchschnitt deutlich besser als sein Ruf. Woher die September-Schwäche rührt? So mancher Investor überprüft nach der handelsschwachen Urlaubs­phase im Sommer sein Portfolio und sortiert Enttäuscher und Flops aus. Nicht unwesentlich dürfte zudem der selbst verstärkende Effekt sein: Wenn alle wissen, dass, statistisch betrachtet, Verluste ziemlich wahrscheinlich sind, steigen viele aus — und es kommt wahrscheinlich zu Verlusten. Die Rahmenbedingungen — Brexit, Zollstreit, Konjunkturschwäche — sind nicht gerade geeignet, für Kauflust zu sorgen.

Der Monatsausklang war indes kein Vorbote auf die September-Statistik. Der DAX nahm am Freitag Kurs auf die Marke von 12.000 Punkten. Für gute Stimmung am Parkett sorgte die Hoffnung auf eine Lösung im Handelsstreit zwischen den USA und China. So hatte US-Präsident Donald Trump am Vortag erklärt, es hätte bereits erste Gespräche mit Vertretern der chinesischen Regierung gegeben. Auch von der chinesischen Seite kamen positive Signale. Am Markt nährte dies die Hoffnung, dass es letztlich doch zu einer verträglichen Einigung kommen wird.

Darüber hinaus hatte die designierte EZB-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag verkündet, dass es bei den Zinsen in Europa noch Spielraum nach unten gebe. Man habe ein umfassendes Instrumentarium und sei bereit, zu handeln, so Lagarde. Die Aussicht auf billiges Geld ist ein notorischer Kurstreiber an den Börsen.

Auf Unternehmensseite standen die Immobilien-Konzerne im Fokus der Anleger. Berichten zufolge soll der geplante Mietendeckel in Berlin nur in abgeschwächter Form kommen. Der Entwurf der Berliner Bausenatorin Katrin Lompscher sieht moderate Anhebungen („atmender Mietendeckel“) vor, die sich an der jährlichen Inflationsrate orientieren. Die Mietenobergrenzen werden nach oben gezogen und sollen nun zwischen 5,95 und 9,80 Euro liegen. Radikale und flächendeckende Mietsenkungen soll es demzufolge nicht geben. Stattdessen soll künftig auch das Haushaltseinkommen der Mieter berücksichtigt werden. So griffen die Investoren bei Unternehmen mit hohen Beständen in der Bundeshauptstadt zu. Die Deutsche Wohnen-Aktie stieg um zeitweise mehr als 13 Prozent. An die DAX-Spitze kletterte die Aktie der Deutschen Börse. Anleger rechnen damit, dass der Börsenbetreiber in den Eurozonen-Index EuroStoxx50 aufgenommen wird. Die Aktie stieg um rund sechs Prozent.

Ein Flash-Crash ereilte die türkische Lira Anfang der Woche. Von 5,80 Lira je Dollar sprang der Wechselkurs binnen kürzester Zeit auf knapp 6,40 Lira, um nach wenigen Minuten wieder bei 5,80 Lira zu stehen. Nachrichten zum eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China dürften der Grund dafür gewesen sein. Investoren wollten Lira-Engagements reduzieren, fanden in einem kurzen Zeitraum aber niemanden, der auf die Devise setzen wollte. Bei einer Lira-­Abwertung wird schnell auf die türkische Politik verwiesen. Deren Beitrag beschränke sich darauf, „die Lira zu einer Währung gemacht zu haben, die in unsicheren Zeiten rasch abgestoßen wird“, kommentieren Analysten der DZ Bank.


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Kommentare ( 6 )

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Iso
5 Jahre her

Das ist doch mal eine schöne Meldung für erfolgreiches Regierungshandeln. Betrifft leider nur die Norweger, und nicht uns. Eine Billion im Staatsfond (1.000.000.000.000) und dann noch Dollar, und nicht Kronen! Macht pro Kopf für jeden der ca. 5 Millionen Norweger 200.000 US-$ angespartes Vermögen. Die Erfolgsbilanz unserer Regierung nimmt sich dagegen sehr bescheiden aus. 1 Billion Target2, Geld was wir wohl nicht wiedersehen, sind ein zusätzliches Überraschungsei zu den 2 Billionen Schulden die schon da sind. Aber liebes Wahlvolk, auch hier heißt es Haltung bewahren. Geld macht erstens nich glücklich, und zweitens müssen Schulden niemals zurück gezahlt werden. So geht… Mehr

PentelMarkus
5 Jahre her

Was mit der türkischen Lira abgeht, da fehlen mir einfach die Worte. Sowas von instabil – also wenn Nachrichten über China und die USA so große Sprünge im Kurs ausmachen, muss das Land ja schon sehr nahe am Abgrund stehen. Hatte vor ein paar Moanten überlegt mir einige Anteile eines ETFs zuzulegen, der in die Top 100 der türkischen Unternehmen investiert. War unentschlossen und bin im Nachhinein froh es nicht riskiert zu haben. Die Instabilität wird dort wahrscheinlich auch in den nächsten Wochen nicht weniger werden. Was ich stattdessen gemacht habe war die angesparten 10.000 € in Gold zu investieren.… Mehr

Reinhard Peda
5 Jahre her

Ist etwas leichter als eine Feinunze, genau 15,5 gramm.

Bill
5 Jahre her

Nur dass das klar ist. Wer diese Münzen kauft wird damit im Falle eines „Goldhorte“-Verbots (lies: Konfiskation) sofort entsprechend Post und Besuch bekommen.

Reinhard Peda
5 Jahre her
Antworten an  Bill

Hab dann schon privat Verkauft, ins Ausland!

Micci
5 Jahre her

Bekommt sie durch Erhöhung der Steuerlast (derzeit 70%, UdSSR hatte 85%, also nochLuft nach oben!) locker wieder rein.