Börsen im Schatten der Ukrainekrise

“Nach einem turbulenten Auf und Ab im Handelsverlauf haben die Aktienmärkte in den USA am Freitag dem Konflikt um die Ukraine erneut Tribut zollen müssen“, schrieb die dpa am Freitagabend in ihrem Marktbericht.

IMAGO / STPP

Nach den herben Verlusten am Vortag fielen die Abgaben zum Wochenschluss allerdings etwas geringer aus. Der Dow Jones verlor schließlich 0,7 Prozent auf 34.079 Punkte. Auf Wochensicht hat der Ukraine-Konflikt dem Leitindex damit ein Minus von knapp zwei Prozent eingebrockt. Der technologielastige NASDAQ 100 fiel um 1,1 Prozent auf 14.010 Zähler weiter zurück. Der marktbreite S&P 500 gab wie der Dow Jones um 0,7 Prozent nach – auf 4.349 Punkte.

Zwischen Hoffen und Bangen pendelt derzeit die Stimmung an den internatonalen Finanzmärkten. Da sich die Außenminister der USA und Russlands in der kommenden Woche zur Beratung treffen wollen, bestehen weiter Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung. Dem stehen jedoch Berichte gegenüber, wonach die Separatisten in der Donbass-Region der Ukraine Frauen und Kinder nach Russland evakuieren wollen. Die Nato erhöhte die Einsatzbereitschaft ihrer Truppe. „Auf des Messers Schneide“ sieht Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank die Lage rund um die Ukraine. Am Vortag sei die Haltung der Investoren gewesen, dass ein Losbrechen des Konflikts unmittelbar bevorstehen könnte. Mit den angekündigten Gespräch zwischen Russland und den USA werde nun gewissermaßen „ein Olivenzweig gereicht“. Zu den Verlusten am Freitag hat sicher auch der Umstand beigetragen, dass die Wall Street am Montag wegen des President’s Day geschlossen sind. Angesichts einer jederzeit möglichen Eskalation der Krise wollten wohl viele Investoren vor dem langen Wochenende ihre Aktienpositionen sicherheitshalber auflösen.

Mit Blick auf die Einzelwerte gaben die Nachrichten zu Quartalszahlen und Übernahmen den Takt an. Der Chemiekonzern Dupont verkauft das Geschäft mit Spezialkunststoffen an Celanese – und nimmt dafür elf Milliarden US-Dollar ein. Dupont-Aktien drehten nach anfänglichen Gewinnen gleichwohl mit gut einem Prozent ins Minus.

Am Ende des Dow büßte Intel 5,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Ende 2020 ein. Der Chip-Gigant habe am Vortag auf einer Analystenkonferenz „fast schon absurd optimistische Töne angeschlagen“, schrieb Analyst Stacy Rasgon von Bernstein Research. Das in Aussicht gestellte starke Wachstum werde in den kommenden Jahren viel Geld kosten, warnte der Experte.

Aktien des Landmaschinenherstellers Deere & Co verloren drei Prozent. Analysten lobten zwar dessen Geschäftszahlen, verwiesen gleichzeitig aber auf Zulieferprobleme auch im laufenden Jahr. Mit Problemen bei der Zulieferung von Elektrokomponenten schlägt sich auch der Streaming-Dienstleister Roku herum. Dessen Ziele für das laufende erste Quartal enttäuschten am Markt, der Kurs brach um mehr als 20 Prozent ein.
Aktien von Ford gewannen knapp drei Prozent. Der Autobauer erwägt einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge eine Abspaltung des Geschäfts mit E-Autos, um so von den Investoren insgesamt eine höhere Bewertung zu erfahren.

Zuvor hatte schon der Dax seine jüngsten Verluste ausgeweitet und 1,5 Prozent tiefer bei 15.043 Punkten geschlossen. Damit ergibt sich auf Wochensicht ein Minus von 2,5 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte am Freitag 1,3 Prozent auf 32.973 Punkte ein.

Die herben Verluste von Großanlegern in den USA kommen den Versicherer Allianz teuer zu stehen. Für Vergleiche mit klagenden Kunden seiner Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) hat der Konzern im Jahresabschluss für 2021 3,7 Milliarden Euro zurückgelegt. Doch damit ist die Angelegenheit noch nicht ausgestanden, wie Allianz-Chef Oliver Bäte am Freitag in einer Videokonferenz zu den Jahreszahlen betonte. Das US-Justizministerium und die Wertpapieraufsicht SEC ermitteln. Bäte hofft, die Sache in absehbarer Zeit regeln zu können. Gute Nachrichten kamen dagegen von Bayer. Das Unternehmen hat nach ermutigenden Daten zum Krebsmedikament Nubeqa seine Umsatzerwartungen kräftig angehoben.
Die Investmentfirma Berkshire Hathaway von Warren Buffett hat den Bestand an Chevron-Titeln auf 38 Millionen erhöht, wie die bei der Aufsicht SEC gemeldeten Aktien-Käufe für das vierte Quartal zeigen. Ende 2021 war dieses Aktienpaket laut Bloomberg 4,5 Milliarden Dollar wert. Zum Börsenschluss am Freitag betrug der Wert 5,2 Milliarden Dollar.

Buffetts Beteiligungsgesellschaft investierte sich auch 14,7 Millionen Aktien des Videospielentwicklers Activision Blizzard. Der Wert des Investments stieg von Ende Dezember bis jetzt von 978 Millionen auf 1,2 Milliarden Dollar. Nicht ganz unschuldig daran dürfte die Absicht Microsofts sein, Activision Blizzard zu übernehmen. Reduziert hat Buffett dagegen bei seinen Kreditkarten-Beteiligungen. Bei Visa baute er um 13 Prozent ab, bei Mastercard um 7 Prozent.

Bei seinen zehn Top-Positionen ist Chevron der einzige Posten, bei dem die Gesellschaft eine Veränderung vorgenommen hat. Unverändert bleiben die Investments in Apple, Bank of America, American Express, Coca Cola, Kraft-Heinz, Moodys, Verizon, US Bancorp und Bank of New York Mellon.


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Kommentare ( 4 )

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BK
2 Jahre her

Russische Aktien sind sehr interessant. Was die an Dividende abwerfen, findet man in ganz Amerika nicht. Dort gehen Werte wie Tesla, wie Heißluftballons durch die Decke, aber beim Kurs von 1000 Dollar keinen Cent Dividende. Neidvoll muss ich aber eingestehen, dass ich diesen Übertreibungswahnsinn nicht für möglich gehalten habe.

Superminister
2 Jahre her
Antworten an  BK

Ja. Nur bleibt mir leider unklar, inwiefern die einzelnen Unternehmen von den nun anstehenden Sanktionen getroffen werden. Gazprom schien mir schon für 8 EUR/Aktie absurd billig. Gab es gestern im Ausverkauf für 5,20, aktuell noch für 6,27. Aber: Die sind auch hoch verschuldet und müssen Pipeline- und Explorationsprojekte finanzieren; der Bedarf an Geld steigt da eher noch, wenn sie jetzt Infrastruktur zur Umleitung des für Europa bestimmten Gas nach Asien brauchen (Pipeline „Power of SIberia 2“, Flüssiggasterminal auf Yamal sind beide in Arbeit, um genau das zu erledigen). Die Frage, die ich noch nicht beantworten kann: Wie weit ist dieses… Mehr

Ticinese
2 Jahre her

Ich denke, die Ukrainekrise hat auf den Weltaktienmarkt wenig Einfluss. Hier stehen der Liquiditätsentzug und die anstehenden Zinserhöhungen der FED im Vordergrund.
Anders könnte der DAX und der russische RTSI reagieren, vor allem wenn Deutschland von der Gasversorgung abgeschnitten wird.
Mögliche Handlungsanweisung: Put auf den DAX, zur Sicherheit etwas Gold
 
 
 
 

Ganz ohne GendersternchInnen
2 Jahre her

Ich kann Ihrer These absolut nicht folgen.

Im Großen und Ganzen sind die Aktienkurse aufgrund der drohenden Zinserhöhungen der Fed eingebrochen. Vor allem Tech-Aktien mussten kräftig Federn lassen. Der Nasdaq verlor 13% seit Jahresbeginn, der Dow Jones im gleichen Zeitraum über 6%.
Spontan fallen mir nur Aktien von Mineralölkonzernen und Banken ein, die zulegen konnten. Z.B. Commerzbank plus 34% seit 01.01.22

Die Ukraine-Krise trägt ebenfalls nicht zur Beruhigung bei, es beschleunigt den Verfall der Kurse täglich.