Wo bleibt der Aufruf der Kirchen zum Gebet für unser Land?

Über Donald Trump wird viel gespottet, doch er hatte für den 15. März zu einem „Nationalen Gebetstag“ der USA aufgerufen. Genau das müssten die Kirchen in Deutschland jetzt auch tun: täglich die Glocken läuten und zusammen mit Politikern, die Christen sind, zum Gebet für unser Land aufrufen.

Florian Seefried/Getty Images

Warum schweigen eigentlich die Kirchen zu Corona, wo sie doch sonst um kein Wort verlegen sind, wenn es um Politik und Gesellschaft geht? Der Kollege, der mich das fragte, hat recht. Gibt man in diesen Tagen die Stichworte „Kirchen/Corona“ in die Internet-Suchmaschinen ein, ist die Rede von abgesagten Gottesdiensten, geschlossenen Kirchen und Gemeindehäusern und Gesundheitstipps. Als handele es sich um eine Eventagentur oder eine Krankenkasse. Die Kirchen drohen sich in diesen Tagen der Angst in Bedeutungslosigkeit verabschiedet zu haben. Dabei wären jetzt die Kirchen bei ihrem Markenkern gefragt: Ein flammender Aufruf zum Gebet, zum Gottvertrauen und zu einer Gelassenheit, die nur Jesus Christus schenken kann.

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Ich muss immer wieder an das schreckliche Erdbeben denken, das vor zehn Jahren Haiti heimgesucht hat. In den völlig zerstörten Orten kamen verstörte Menschen abends zusammen, um mitten in all dem Elend zwischen Ruinen und Toten zu Gott zu flehen und zu beten, ja sogar zu singen. Dieser glaubensgewisse Hilfeschrei der verzweifelten Menschen brachte den damaligen Krisenreporter und heutigen BILD-Vizechef Daniel Böcking zum Glauben an Jesus Christus. Die Außenhaut dieses Glaubens ist Gewissheit und Gelassenheit. Das wirkt ansteckend und gibt Hoffnung. Was in der Not hilft, das muss echt sein, tragfähig für den Alltag.

Statt die Herzen für Jesus zu öffnen, schließen Kirchen kleinlaut die Türen. Sie hecheln weiterhin auf dem Synodalen Weg dem Zeitgeist hinterher, statt jetzt mit dem wichtigsten Angebot zu kommen, zu dem dringendste Nachfrage besteht. Oder trauen wir mitten in all unserer menschlichen Ohnmacht der Allmacht Gottes nicht mehr? Beten schafft Beruhigung, keine Friedhofsruhe. „Unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Gott“, meinte der Kirchenvater Augustinus vor 1 600 Jahren. Als vor rund 90 Jahren die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus begann, schrieb der Dichter Reinhold Schneider: „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten.“ Diese Verse wurden geheim weitergegeben und erreichten nach und nach das Volk. Das hat selbst Nazi-Gegner gestärkt, die keine Christen waren. Wohin sonst sollte man fliehen, wenn man mit seinem Latein am Ende ist? Jetzt an Gott glauben, denn ohne Gott wären wir ohne Hoffnung.

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Wir brauchen jetzt keine Geheimbotschaften, wir dürfen uns frei versammeln in Hauskreisen und Gebetstreffen. Über Donald Trump wird viel gespottet, doch er hatte für den 15. März zu einem „Nationalen Gebetstag“ der USA aufgerufen. Genau das müssten die Kirchen in Deutschland jetzt auch tun: täglich die Glocken läuten und zusammen mit Politikern, die Christen sind, zum Gebet für unser Land aufrufen. „Fürbitte ist Teilnahme an der Weltregierung Gottes“, hat der Tübinger Universalgelehrte Karl Heim in den 1950er Jahren gesagt. Um diese Machtoption sollten wir uns und unser Land nicht betrügen. Das ist die wichtigste Dienstleitung von Christen und Kirchen für unser Volk. Diese Evangelisierung könnte unser ganzes Land erneuern. Und das haben wir auch ohne Corona bitter nötig.


Dieser Beitrag von Peter Hahne erschien zuerst in Die Tagespost – Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. 


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Kommentare ( 164 )

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Marie-Jeanne Decourroux
4 Jahre her

Viele Kommentare, die hier zu lesen sind, lassen erkennen, dass ihre Verfasser unter „Beten“ so etwas wie einen himmlischen Hokuspokus verstehen – eine Art magischen Zauber, der Gott zu einem „Wunder“ bewegen will. Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass in vorwissenschaftlichen Zeiten magische Vorstellungen in der Religion eine Rolle spielten. Aber Magie und Aberglaube waren damals ein Privileg der Religion. Und sie kommen auch nicht aus der Religion, denn bekanntlich ging die Magie der Religion um Jahrtausende voraus. Magie und Aberglaube beherrschten lange Zeit sämtliche Lebensbereiche, insbesondere die »Wissenschaften«, von der Medizin über die Alchimie bis hin zur Astronomie – und… Mehr

Marie-Jeanne Decourroux
4 Jahre her

Natürlich sollte es oben heißen: »Magie und Aberglaube waren damals KEIN Privileg der Religion.«

Steffen Koal
4 Jahre her

Die deutsche Kirche soll zum Gebet aufrufen? Welchen Gott vertreten die denn?

eviamara
4 Jahre her

Wer gerne eine Predigt hört:
„Die Corona Krise – Gottes dringlicher Ruf zur Umkehr!“
https://www.youtube.com/watch?v=hVZeJCfQu5o
von Pfarrer Tscharndtke
Vor einiger Zeit wäre mir der Inhalt an vielen Stellen zu konservativ gewesen. …. Aber die Zeiten ändern sich!

eviamara
4 Jahre her

Bei uns war gestern die Kirchentür offen (heute wahrscheinlich auch). Innen war es warm, der Altar mit Blumen geschmückt, die Kerzen haben gebrannt. Es lagen in drei verschiedenen Farben auf Papier ausgedruckt: die Lesungen des 4.Fastensonntags, die Predigt und ein „Gebet in der Corona-Krise“ auf. Das Gebet ist hier:
https://www.pfarredobl.at/kraftquelle/article/13655.html

H.Arno
4 Jahre her

Linke Theologen verformen die Kirche für ihre Kommunistischen Ziele – da braucht
es keine Gebete für ein Land – an dessen Zersetzung sie als Schleuser mitwirken!

RauerMan
4 Jahre her

Zum Gebet bedarf es der Kirchen nicht.

butlerparker
4 Jahre her

Die Staatskirchen repräsentiert durch ihre „Kirchenfürsten“ sind zu gottlosen Geldmaschinen verkommen. Sie erreichen die Menschen nicht mehr. Sie kümmern sich um alles in der Welt, aber nicht mehr um das Seelenheil der Menschen vor Ort. Dabei ist es doch eben genau das Seelenheil, daß in unsicheren Zeiten uns Aufgleich, Optimismus, Selbstvertrauen und Tatkraft bescheren kann. Meine Familie und ich finden das in Gott. Inzwischen ohne die Kirchen. Wir gehören in unserer Familie 3 verschiedenen christlichen Glaubensbekenntnissen an, aber für uns gibt es nur einen Gott. Die Amtskirche wendet sich von Gott und den Menschen ab und daß ein Papst in… Mehr

Atheist46
4 Jahre her

Wie ich die Brüder (im Geiste) Marx, Bedford-Strohm und Konsorten kenne, würden sie uns wahrscheinlich sagen: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!“ (Hiob 1,21). Auf solchen Sermon kann ich gern verzichten.

Frau Z.
4 Jahre her

Der Herr Wallasch lässt aber heute Dampf ab……

Marie-Jeanne Decourroux
4 Jahre her
Antworten an  Frau Z.

Das ist nicht ungewöhnlich. Eiferer gibt es in allen Glaubensvarianten – auch (und besonders) in den atheïstischen.

Aber es bleibt ein Unterschied: Christen wissen, dass sie »glauben« (womit sie offensichtlich recht haben), Atheïsten glauben, dass sie »wissen« (worin sie sich ebenso offensichtlich täuschen…?)

»Ja, ja, unser Freund Wallasch hat eine Religion, und der Leitsatz dieser Religion lautet: „Es gibt keinen Gott und Wallasch ist sein Prophet.“«

[Frei nach Werner Heisenberg: »Der Teil und das Ganze«, S. 122]

Coco Perdido
4 Jahre her

Das Merkwürdigste ist die Sicherheit, dass es etwas NICHT gibt. Wie kann einem das bei aller beanspruchter Rationalität passieren?

Alexander Wallasch
4 Jahre her
Antworten an  Frau Z.

Haben Sie gerade mitbekommen dass sie sich selbst ins Knie geschossen haben oder sind sie tatsächlich zur Selbstironie fähig? ?herrlich, danke ?

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  Alexander Wallasch

Herr Wallasch nimmt offenbar die bei ihm vermuteten traumatischen Erfahrungen als Beweis für seine eigene Position. Bei all seinen Bemühungen um die Ecke zu denken bleibt das Differenzieren der Einfachheit halber natürlich auf der Strecke. Ja, er strampelt schon ganz schön.

Balthasar
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

In der Tat! (Da sag‘ noch mal Einer, nur die Zeugen Jehovas seien Fanatiker ,-) )

Marie-Jeanne Decourroux
4 Jahre her
Antworten an  Alexander Wallasch

Verstehe ich auch nicht.

»…bitte nicht in die Transzendenz flüchten«. Horror mathematicus? (In der Mathematik sind Sie schon mitten drin…?)

Aber Sie haben auch Recht: da geraten so manche »Gewissheiten« schnell ins Schleudern…

ChristianeB
4 Jahre her

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