Im ZDF-Sommerinterview bestärkt AfD-Chef Tino Chrupalla den Kanzler darin, keine Waffen mehr an Israel zu liefern. Eine Position, die auch unter AfD-Wählern Kontroversen auslöst. Und die Koalitionsfähigkeit der AfD ist für ihn kein Thema. Er bezweifelt, „ob wir überhaupt einen Koalitionspartner brauchen“. Von Brunhilde Plog
Screenprint ZDF
Tino Chrupalla kann von Glück sagen, dass er im Denken und Sprechen vergleichsweise schnell ist. So kommt er mit zeitlichen Einschränkungen gut klar. Während Bärbel Bas von der immer weiter schrumpfenden SPD satte 30 Minuten lang im ARD-Sommerinterview sprechen darf, muss sich der Co-Vorsitzende der AfD mit 20 Minuten begnügen, wie es im ZDF für dieses Format üblich ist.
Auch bei diesem Interview hatte übrigens das „Zentrum für politische Blödheit“ (Name paraphrasiert) Störaktionen angekündigt, wie sie bereits beim Weidel-Interview in der ARD zu hören waren. Vergeblich: Chrupalla wurde einfach zwei Stunden früher interviewt als angekündigt.
Das ist jetzt wohl das Standardvorgehen beim ZDF geworden, denn nachdem das Interview mit Parteifreundin Alice Weidel gestört worden war, hatten Atomkraftfreunde dasselbe Spektakel im Sommerinterview mit Grünen-Chef Banaszak versucht. Ebenso vergeblich.
Moderator Wulf Schmiese kommt mit seinen Fragen ebenfalls schnell auf den Punkt – und wirkt dabei erfrischend neutral. Keine elend langen und grün gefärbten Suggestivfragen, keine in Pseudofragen verpackten Vorwürfe, wie sie sich Alice Weidel in der ARD anhören musste. Schmiese wirkt interessiert. Statt systematisch zu unterbrechen, lässt er Chrupalla seine Gedanken zu Ende bringen.
Die allerdings sorgen unter AfD-Anhängern für einige Aufregung. In den sozialen Netzwerken wird heftig diskutiert und kritisiert, wie Chrupalla sich zum Gaza-Konflikt äußert. Denn auch er ist wie Bundeskanzler Friedrich Merz dafür, keine Waffen mehr an Israel zu liefern. Israel sei zwar „ein Partner und ein befreundetes Land“, aber „dort geschieht Unrecht“, und man müsse Freunde eben auch kritisieren dürfen. „Kein Unrecht rechtfertigt weiteres Unrecht“, sagt Chrupalla, und deshalb passe die Entscheidung des Kanzlers auch zur Linie der AfD: „Keine Waffenlieferungen in Kriegs- und Krisengebiete, das ist unsere Position.“ Zur Beendigung des israelischen Kampfes gegen die Terrororganisation Hamas schlägt er eine Friedenskonferenz nach Vorbild der KSZE vor, also eine Art KSNO für den gesamten Nahen Osten.
Ob sich Israel an das Völkerrecht halte, will Schmiese mehrfach wissen. Chrupalla sagt, das könne und wolle er nicht beurteilen, denn „im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst“. Gleiches gelte für den Ukraine-Krieg. Klar sei, dass der russische Angriff völkerrechtswidrig war, aber es gebe eben auch eine Vorgeschichte. In deutschen Medien werde gern verschwiegen, dass die Ukraine bereits jahrelang die eigene Bevölkerung in den östlichen Landesteilen bekämpft habe.
Mit einer dünnen Kausalkette versucht Schmiese, Chrupalla dazu zu bewegen, mögliche Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland zu verurteilen. Sein Argument: Die AfD könne doch gar nicht für einen derartigen Friedensplan sein, weil dann Unmengen weiterer ukrainischer Flüchtlinge nach Deutschland kämen. Doch Chrupalla ist vorbereitet. „Es sind über drei Millionen Ukrainer nach Russland geflohen“, sagt er. Auch diese Tatsache werde in deutschen Medien gern unter den Tisch gekehrt. Der Osten der Ukraine sei von der Bevölkerungstruktur her ohnehin eher russisch.
Von Friedrich Merz hätte er erwartet, dass er Kontakt zu Wladimir Putin aufnimmt, um im Ukrainekrieg zu einer Lösung zu kommen: „Was wir aktuell sehen, ist: Die Amerikaner werden Rohstoffe bekommen als Deal, die Russen werden Land und Gebiete bekommen, und Deutschland wird die Rechnung bekommen.“ Man dürfe sich nicht darüber beklagen, an internationalen Gesprächen nicht beteiligt zu werden, wenn man selbst keinerlei Initiative zeige. Aussagen wie die des Außenministers Johann Wadephul, Russland werde für immer unser Feind sein, kritisiert Chrupalla scharf.
Dass ihn Schmiese als „Trump-Fan“ tituliert, weil er die Amtseinführung des US-Präsidenten besucht hatte, lässt der Lausitzer dem ZDF-Mann nicht durchgehen. „Wenn ich zu einer Amtseinführung reise, bedeutet das nicht, dass ich Fan bin“, sagt er mit Nachdruck. Die Linie der AfD sei allerdings, „dass wir mit allen Regierungschefs, die gewählt wurden, gute Beziehungen haben wollen. Das ist gut für Deutschland.“ Wichtig sei, „dass man sich nicht – und wir sehen es ja gerade im Zollstreit mit der EU – über den Tisch ziehen lässt. Wir wollen gute Beziehungen mit allen Ländern haben, im Osten wie im Westen.“ Das bedeute auch: „Ich sehe Russland nicht als Feind. Wir brauchen gute Beziehung zu Russland.“
Schmiese lässt den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder einspielen, der die AfD wegen ihrer Mitglieder kritisierte, „deren Integrität sittlich, moralisch, politisch nicht auf dem Boden unserer Demokratie zu verankern ist“. Was denn die AfD tun könne, damit die anderen Bündnisse mit ihr eingehen, will Schmiese wissen. Chrupalla dreht den Spieß um: „Mit wem will die CDU denn in Zukunft regieren, um ihre Positionen überhaupt umzusetzen und durchzusetzen?“, fragt er. Die AfD sei im Osten bereits die stärkste Kraft. Chrupalla: „Ob wir überhaupt einen Koalitionspartner brauchen, das ist die zweite Frage.“




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Das ist so typisch für deutschen Journalismus. Bei der AfD wird auf einer einzigen Antwort rumgeritten und sich echauffiert. Während die Altparteien das Land komplett an die Wand fahren, wird die einzige Deutschland liebende Partei auf eine Aussage runter reduziert. Natürlich müssen wir Israel unterstützen, aber nicht mit Waffen. Es wird Geld in alle Welt verschenkt, damit könnte man Israel helfen.
Herr Chrupalla: Ist die AfD auch gegen Waffenlieferungen zur Bekämpfung von Terrorangriffen? Das ist kein Angriffskrieg von Israel! Das ist der Kampf um das nackte Überleben Israels! Hier plappern Sie leider die Unwahrheiten der Linken Hamas-Freunde nach. Haben Sie wirklich noch nichts darüber gehört, wer die ganzen Hilfslieferungen boykottiert und stiehlt? Wer also die Bewohner von Gaza systematisch aushungern will? Auf welcher Seite stehen die Verbrecher? Lesen bildet. Auf diesem Gebiet haben Sie noch einiges nachzuholen! Für Sie und alle anderen AfD Politiker sollte es zur Routine gehören, täglich Tichys Einblick zu lesen und zu hören, damit sie sich korrekt… Mehr
Zitat: „Kein Unrecht rechtfertigt weiteres Unrecht“, sagt Chrupalla“ Dann war wohl die Bombardierung der deutschen Städte durch die Alliierten, um das Naziregime nieder zu werfen falsch, genauso wie die Atombombenabwürfe auf Japan, dass damals den gesamten asiatischen Raum mit Krieg und Terror überzogen hatte und Millionen Menschen oftmals bestialisch ermordet hatte. Nein, Herr Chrupulla, 77 Jahre Dauer-Terror, Krieg und Vernichtung jüdischen Lebens seit 1948 durch die arabische „Nachbarschaft “ rechtfertigen sowohl die Annexion von Feindesland als auch die Umsiedlung der Feinde in ihre Stammlande. Das war nach 1945 auch bezüglich der deutschen Volksgruppen in Osteuropa so Konsens und wurde völkerrechtsverbindlich… Mehr
Es ist ja schon mal lobenswert das das Malermeisterlein überhaupt einige Sätze geradeaus grammatikalisch richtig aneinanderreihen kann. Da braucht man dann auch mit der sachlichen Richtigkeit nicht mehr so streng zu sein. Aber die AFD bei 45%+x zu sehen ist schon fantastisch. Man darf wirklich gespannt sein. Und klar, wenn man keinen Koalitionspartner hat lässt sich leicht sagen das man keinen braucht. Marketing ist eben alles.
Chrupallas Positionierung zum Vorgehen Israels in Gaza ist undifferenzierter Blödsinn und ein strategisch für die AfD schwerwiegender Fehler. Zudem ist es unterm Strich ein Verrat an Israel. Auch wenn ich der AfD allen Erfolg wünsche, diese Einstellung zu Israel ist gefährlich falsch.
Chrupalla ist in Sachen Israel auf dem falschen Dampfer. Er ist nicht fähig zu differenzieren, was den Krieg in Gaza anbelangt, eignet sich die Sprechblasen der Anti-Israel-Fraktion an, die sich über alle Parteigrenzen hinweg mainstreamkonform gebildet hat.
Losgelöst des Themas ruft die Autorin Brunhilde Plog Neugierde und Erwartung substantieller Qualität hervor.
Ich teile die Position von Herrn Chrupalla nicht. Feuer muss mit Feuer bekämpft werden. Was ich dann allerdings erwarten würde (gut, ich weiss, ist mit dem Lü…knzlr nicht zu machen) wäre ein sofortiges Streichen aller Zuwendungen an die Hamas Terroristen.
Feuer mit Feuer bekämpfen. Wäre das richtig würde die Welt nie aufhören zu brennen.
Diese Logik mit dem Feuer kennen wir. Hatte wohl auch die Hamas befolgt, als sie den Terroranschlag verübte um die Siedlungspolitik Israels zu „rächen“.
„Feuer muß mit Feuer bekämpft werden“
ist nur zum Teil richtig?
Je nach Fall muß man es differenziert sehen.
Israel hat praktisch real keine andere Möglichkeit
Die Hamas benutzt Bevölkerung / Wohnhäuser und sogar Krankenhäuserr als Schutzschilde
Wohl mit vollem Wissen der betroffenen
Chrupallas Meinung zu den Waffenlieferungen an Israel teile ich nicht.
Sonst hat er sich sehr gut verkauft.
Soll Chrupalla mal so weitermachen. Dann wird es nie was mit der AfD und dem Westen. Solche Aussagen irritieren nur einfach und sind auch nicht von der Logik her gedeckt. Denn man sollte sich schon entscheiden, ob man als Partei pro Israel oder wie die Linken pro Hamas agiert. Darauf läuft es nämlich konsequenterweise hinaus. Mit einem einfachen Satz „keine Waffen in Kriegsgebiete“ kann er vielleicht einfache Gemüter beeindrucken. Niemanden sonst.
,,Denn man sollte sich schon entscheiden, ob man als Partei pro Israel oder wie die Linken pro Hamas agiert.“
Warum?
Man kann sich aus den Belangen anderer Staaten raushalten und die zuerst eigenen Probleme lösen!
Die Partei heisst ,,Alternative für DEUTSCHLAND“!
Die ,,Freunde Israels“und die ,,Hamas-Hangarounds“sind andere Vereine
😉