Sandra Maischberger verheizt Alice Schwarzer

Die ARD begeht in dieser Woche den Themen-Schwerpunkt Alice Schwarzer. Anlass ist der 80. Geburtstag der Frauenrechtlerin. Der Auftakt fand bei Sandra Maischberger statt. Doch die Moderatorin hat den Auftritt verbockt.

Screenprint: ARD / Maischberger

Die Sendung Maischberger ist oft wie der Tag in der Kantine, an dem alle Reste zusammengekehrt, in den großen Topf geworfen, aufgewärmt und lustlos serviert werden: China, Ukraine, Einwanderung oder Energiepolitik. Spannend ist das auch deswegen nicht, weil Journalisten an Maischbergers Tisch das Aufgewärmte wiederkäuen. Die bei Maischberger übliche Zeit-Grüne fehlt dieses Mal zwar, dafür ist ein Regierungsversteher von der ARD da. Vassili Golod findet, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe sich in Katar nicht unterwürfig verhalten und müsse in der Politik immer die Fehler der anderen ausbügeln.

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53 öde Minuten vergehen so, bis endlich Alice Schwarzer auftritt. Selbst die „One-Love-Binde“, die mittlerweile sogar von der Nationalelf weggeworfen wurde, stinkt noch nicht genug, als dass sie bei Maischberger nicht nochmal auf dem Teller landet. Gut 20 Minuten bleiben jetzt noch für über 50 Jahre Feminismus. Mitternacht ist längst durch. Wenn Maischberger einen Ratgeber herausgeben wollte, dann läge „Wie verheize ich einen interessanten Gast“ nahe. Zumal Schwarzer zeigt, dass sie mit ihren 80 Jahren immer noch gut mithalten kann. Die ersten Minuten des Gesprächs zeigen, dass Maischberger durchaus eine interessante Show hätte bieten können.

Nur: Alice Schwarzer. Über 50 Jahre Feminismus. Da will Maischberger natürlich mit ihr über den Ukraine-Krieg reden. Gut so. Das Thema kam in den vergangenen acht Monaten nun wirklich zu kurz. Jetzt sieht die 68er-bewegte Schwarzer den Krieg aus der Sicht einer Frauenrechtlerin und auch aus der Sicht einer Pazifistin. Sie dringt darauf, dass der Krieg ende. Deshalb solle Deutschland keine Waffen liefern. Die „Bilder des Grauens“ und die „verbrannte Erde“ seien unerträglich. Waffen verlängerten dies, denn gegen Russland könne man Schlachten gewinnen, aber nicht den Krieg.

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Das ist nicht die offizielle Position. Für die aber ist Golod der Experte. Den holt Maischberger ins Gespräch. Als ob die Zuschauer nicht einer der schillerndsten Gäste der bundesrepublikanischen Geschichte sehen wollten, sondern einen WDR-Mann, der Robert Habeck gut findet. Doch um den Zuschauer geht es nicht, sondern um die offizielle Position. Und da liefert der WDR-Mann zuverlässig wie ein Musterschüler beim Tragen der Lehrertasche. Unter „Bereich der Verschwörungsmythen“ macht der es nicht. Schwarzer hatte darauf hingewiesen, dass die USA eine Rolle in dem Krieg übernehmen. Die Amerikaner hätten damit erstmal nichts zu tun, sagt der Mann, der Robert Habeck gut findet. Von den gut 20 Minuten ist ein Viertel weg.

Einige Minuten hat Maischberger jetzt noch, um das komplexe und sensible Thema Transrechte aufzumachen, dranzuhängen und durchzuhecheln. Das reicht gerade mal für Schwarzer, grundsätzliche Sympathien für die Rechte auszudrücken, aber auch auf Probleme hinzuweisen. Etwa wenn 14-Jährige aufs Amt gehen könnten, um ihr Geschlecht zu wechseln. Sie wolle diese Gesetzesinitiative der Bundesregierung zusammen mit anderen noch verhindern. „Noch eine Sendung, die wir unbedingt machen müssen“, unterbricht Maischberger. Worte einer Moderatorin, die gerade einen interessanten Gast verheizt hat.

An diesem Mittwoch geht die Schwarzer-Woche weiter. Auf ARD-Niveau: Ein stark von Revolutionskitsch geprägter Zweiteiler (20.15 Uhr) über die erste Liebe der Frauenrechtlerin zu einem Franzosen ist zu sehen. Zusammen kommen die Teile auf drei Stunden Spielzeit. Davor ist Schwarzer mit ihrer Hauptdarstellerin Nina Gummich in der Abendspielshow „Wer weiß denn sowas?“ (18 Uhr). Ab 23.50 Uhr läuft dann die Dokumentation „Die Streitbare – Wer hat Angst vor Alice Schwarzer?“. Die Terminansetzungen eröffnen dem Senderverbund einen neuen Slogan: „ARD, spannend werden wir bestenfalls nach Mitternacht“.


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Kommentare ( 35 )

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Deutscher
1 Jahr her

Für Alice Schwarzer hatte ich früher nicht viel übrig. Inzwischen zähle ich sie zum – neulich vom Trio zum Quartett angewachsenen – Kreis der politisch vernünftigsten Frauen Deutschlands bzw. nunmehr Europas: Wagenknecht, Weidel, Schwarzer und Nesthäkchen Meloni… ?

Gabriele Kremmel
1 Jahr her

Frau Schwarzer hat sehr viel mehr für die Männer getan, als Sie begriffen haben. Sie hat sie von der Last befreit, die Frauen auf Händen tragen zu müssen, alleine für den Broterwerb zu sorgen und die Drecksarbeit zu machen. Auch Männer haben unter alten Rollenbildern und Jahrhunderte alten Volksstrukturen gelitten und waren froh, dass nicht ganz so sexy Frauen nicht ganz so hohe Ansprüche an den nicht ganz so reichen und nicht ganz so gut aussehenden Mann hatten. Wenn ich heute sehe, wie selbst muslimische Männer bei uns ganz selbstverständlich ihre Kinder im Kinderwagen herumkutschieren, sie fürsorglich auf dem Arm… Mehr

Ante
1 Jahr her

Gegen imperialen Wahn gibt es keine Medizin. Putin ist physisch zu vernichten und mit ihm der gesamte „Putinsche Mafiastaat“. Physische Vernichtung bedeutet, diese Figuren aus dem Spiel zu nehmen, sie zu neutralisieren. Neutralisiert können sie niemandem mehr Schaden zufügen. Auch der kollektive Westen ist hier in der Pflicht. Das Recht zur Selbstverteidigung besteht nicht erst, wenn der Angriff bereits läuft, sondern unmittelbar vor Angriffsbeginn. Der Kreml hat mehrfach erklärt, er befinde sich im Krieg mit dem Westen. Nehmen wir den Kreml endlich einmal beim Wort, dann ist die Verteidigung gegen den russischen Angriff auf den Westen längst erlaubt, weil erforderlich… Mehr

Ulrich
1 Jahr her
Antworten an  Ante

„Russland wird hart fallen und noch härter aufschlagen.“ Wünschen Sie sich das lieber nicht. Es sei denn, Sie leben irgendwo in der US-amerikanischen Einöde. Europa wäre das Schlachtfeld, Der Anbau am Kanzleramt wäre noch vor seiner Inbetriebnahme eine Ruine.

Deutscher
1 Jahr her
Antworten an  Ante

Melden Sie sich doch als Söldner in der Ukraine: Wenn Sie Ihrem verbalen Kampfgeist Taten folgen lassen, wird Russland sicherlich noch dieses Jahr besiegt sein!

KH
1 Jahr her

Frau Schwarzer hat nicht darauf hingewiesen, „dass die USA eine Rolle in dem Krieg übernehmen“, sondern behauptet, dass es sich auch um einen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland handeln würde. Dies hat der WDR-Mann, wie ich finde zurecht, als eine Behauptung aus dem Bereich der Verschwörungsmythen bezeichnet.

Michael M.
1 Jahr her
Antworten an  KH

Natürlich ist das ein Stellvertreterkrieg und mit Verschwörungsmythen hat das deshalb nichts zu tun, weil es eine Tatsache ist. Der ganz große Profiteur an diesem Irrsinn ist die USA und alle anderen (inkl. Deutschland/Europa) sind die Verlierer.

GP
1 Jahr her

Mein Mitleid mit A. Schwarzer hält sich in Grenzen. Sie ist Medienprofi genug um zu wissen worauf sie sich einlässt. Und als Opfer taugt sie schon gar nicht, siehe ihre Hetzkampagne gegen J. Kachelmann den sie schon abgeurteilt hatte bevor der Prozess zu Ende war. Am Ende war es dann nicht die klassische Mann = Täter, Frau = Opfer Geschichte, aber entschuldigt hat sie sich m.W. nie bei Kachelmann. A. Schwarzer steigt in den Ring, dann muss sie auch boxen können….

Robert Tiel
1 Jahr her

Frau Schwarzer ist altersweise geworden.

Gabriele Kremmel
1 Jahr her

Frau Schwarzer ist geradlinig und hat viel für die Frauenrechte und die Position der Frauen in Deutschland getan, dafür wurde sie verspottet, gehasst und beleidigt. Diese Frau kann von einer Sandra Maischberger gar nicht verheizt werden.

Vermutlich hatte man Angst, die Themen von, sich als Frauen fühlende Männer in Frauenschutzzonen und Frauenrechte und Islam (in Deutschland) würden zur Sprache kommen, wo Frau Schwarzer klare Positionen vertritt und wovon man wunderbar mit dem Thema Ukrainekrieg ablenken kann.

Last edited 1 Jahr her by Gabriele Kremmel
Sonja Dengler
1 Jahr her

Alice Schwarzer verheizt? Moment mal, so wird ein Schuh draus: Schwarzer hat uns Frauen verheizt, über viele Jahrzehnte. Sie hat die Allmachtsfantasien überdrehter Weiber aus reichem Hause genommen, um uns normal-Frauen vorzuschreiben, was wir denken und wollen sollen. Ohne Mandat von uns, aber im Auftrag der MSM – das sagt alles. Keine Frau hätte die je gewählt, falls (!) es je eine Wahl gegeben hätte.Hat es wohlweislich aber nicht gegeben. Böse Ziele. Mit uns hat die nix zu tun.

Urbanus
1 Jahr her

Alice Schwarzer wird mir immer sympathischer. Sie ist eindeutig auf dem Weg der Erlösung.

Boudicca
1 Jahr her

Typisch deutsches miefig biedermeierliches Plaudern in einer Sprechschau, geführt von Salonbolschewiken.
Währen dessen bombt Putin die zivilen Strukturen in der Ukraine in Grund und Boden und die hartherzigen Bonzokratiepolitelite aus Berlin lässt das eiskalt, äußert sich mit Plattitüden und schaut ungerührt zu.

Klaus Uhltzscht
1 Jahr her
Antworten an  Boudicca

Auch in Deutschland wird dieser Tage sehr viel zerstört von staatlichen Akteuren.
Aber das nur nebenbei. Eigentlich geht es hier im Chat ja um die Talk-Sendung mit der Feministin Alice Schwarzer.