Miosga als Wadenbeißer. Doch Wadephul will nicht

Dreist, stiernackig und bisweilen unverschämt versucht Caren Miosga, dem Außenminister möglichst viele möglichst negative Aussagen über Donald Trump zu entlocken. Vergeblich. Johann Wadephul bleibt blass. Und das ist zur Abwechslung mal ganz beruhigend. Von Brunhilde Plog

Screenprint: ARD / Caren Miosga

Eines muss man Caren Miosga lassen: Sie gibt nicht auf. Es kann noch so plump sein, so unbeholfen, so durchschaubar oder schlicht nervtötend – einer Miosga ist einfach nichts zu blöde. Geschlagene zehn Minuten lang versucht die gelernte Nachrichtensprecherin, dem Außenminister ein möglichst plakatives Zitat zu entlocken, irgendeine negative Aussage über Donald Trump und die USA. Sie will auf Krampf eine Schlagzeile produzieren. Doch der Mann geht ihr einfach nicht auf den Leim. Pech gehabt.

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Sie führt Wadephul vor, wie er griesgrämig Trumps Rede vor den Vereinten Nationen lauscht („Haben Sie geguckt, wie Sie gucken?“), sie zitiert Trump, wie er über Deutschland herzieht, die fatale Energiepolitik und die mörderische Massenmigration kritisiert, sie stellt den US-Präsidenten wie gewohnt als Zerstörer der Demokratie dar – doch Wadephul spielt einfach nicht mit. Sah er bei Trumps Rede noch aus wie ein Schluck Wasser in der Kurve, so gibt er heute bei Miosga den Tiefenentspannten. Vielleicht ist er auch einfach nur geschlaucht, schließlich verbringt er momentan ja mehr Zeit in der Luft als anderswo. Ständig pendelt er mit dem Regierungs-Jet zwischen Berlin und New York. An Bord gab es offenbar einen lecker Wattebausch an Sauce Diplomatique.

In Sachen Trump gibt Wadephul den Kreidefresser. Er rechnet es dem US-Präsidenten hoch an, dass er überhaupt da war, dass er vor der UN-Generalversammlung gesprochen und „das Forum ernstgenommen“ habe. „Er macht tatsächlich etwas“, frohlockt Wadephul, und ohnehin erlebe er „die USA als einen sehr verlässlichen Partner“. Deutschland solle lieber „eine gewisse Bescheidenheit zeigen“, denn „wir sind nicht so lange erfolgreich demokratischer Rechtsstaat wie die Vereinigten Staaten von Amerika“. Miosga reicht das nicht. Sie fordert eine angemessene Empörung darüber ein, dass Trump „sich jetzt anschickt, diese Demokratie auszuhöhlen“. Der Minister lässt sie auflaufen: „Ich sage etwas zu Dingen, die Deutschland berühren.“ Die USA oder gar die dortige Innenpolitik zu kommentieren, lehnt er ab. „Wenn ich damit anfange, könnte ich zur Rentenpolitik in Frankreich Vorschläge machen. Dann könnte ich auch etwas sagen zur Frage der Staatsfinanzen in Spanien. Miosga schmollt. „Nee, nee“, ruft sie, „das ist aber doch… ist das nicht jetzt etwas Anderes?“ Keine Chance. Er sei nicht der Meinung, dass er „dazu Stellung nehmen sollte“, salbadert Wadephul. Es sei einfach „nicht im deutschen Interesse, wenn ich als jemand auftrete, der es besser weiß“.

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Miosga gibt immer noch nicht auf. Wie ein Wadenbeißer bleibt sie Wadephul am Hacken hängen. „Ist Donald Trump für Sie ein lupenreiner Demokrat?“, will sie wissen. Ja, sagt der, Trump sei Demokrat und demokratisch gewählt. Mist aber auch. Doch weiter geht’s: „Ist er auch ein Verfechter der Demokratie?“ Als Wadephul immer noch nicht spurt, stellt sie schließlich trotzig fest: „Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie nicht mit Ja geantwortet haben.“

Großes Thema sind – wie es uns die Altpapiermedien und der ÖRR seit Wochen einhämmern – mal wieder die unzähligen, sich überraschend häufenden, die erschreckenden und bedrohlichen Drohnensichtungen im Baltikum und über Nordeuropa. Doch während im Einspieler noch korrekt gesagt wird, dass man Russland bislang lediglich „im Verdacht“ habe, wird die ganze Sendung über so getan, als sei es längst eine gesicherte Erkenntnis. Für Miosga und ihre drei Gäste waren es auf jeden Fall russische Drohnen. Dass sich einige angeblich russische Flugobjekte nicht zum ersten Mal als ukrainisch herausgestellt hätten, wird weder erwähnt noch irgendwie in Betracht gezogen.

Stattdessen kommt die Drohnenbedrohung neuerdings schon mit animierten Karten ins Wohnzimmer. Die Miosga-Redaktion hat sich dabei alle Mühe gegeben, lässt Drohnen sogar wie Northorp-B2-Tarnkappenbomber aussehen, die in lausig animierter Geschwaderformation über Europa fliegen. Da kann man es schonmal mit der Angst kriegen. Dazu warnt die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ordnungsgemäß vor Russland, es fallen Buzzwords wie „hybride Angriffe“ oder „Desinformationsangriff“. Dieses Schlagwort bringt Daniela Schwarzer ein. Und damit kennt sie sich bestens aus. Sie wird dem Publikum zwar als harmlose Politikwissenschaftlerin vorgestellt, doch vor allem ist sie Vorstand der Bertelsmannstiftung. Und die wiederum ist für die „Faktenchecks“ bei Facebook bekannt, also jene berüchtigten Zensurmaßnahmen, die Desinformation seit der Corona-Plandemie überhaupt erst zur digitalen Kunstform gemacht haben.

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Große Gefahr also, da sind sich alle einig. Von Russland ausgehend, selbstverständlich. Doch auch für Deutschland? Christoph von Marschall winkt zunächst ab: „Der Krieg bricht so jetzt nicht aus“, sagt der Redakteur der darbenden Tageszeitung „Der Tagesspiegel“. Miosga wieder: „Leben wir noch im Frieden mit Russland?“ Wieder kein Treffer. „Die NATO lebt noch im Frieden mit Russland, ja“, sagt Wadephul. Doch auch er ist in Sorge: „Russland testet uns. Wir leben nicht mehr in einem vollständigen Frieden.“ Was auch immer das jetzt heißen soll.

Von Marschall ist da eindeutiger und aufgeregter: „Wir sind nicht mehr im Frieden, ganz sicher nicht“, sagt er. Eindeutig aufgeregt. Außerdem sei Deutschland „sehr langsam“ und habe „viel Zeit verschlafen.“ Man müsse die Drohnen unbedingt vom Himmel „runterholen“ und auch selber Drohnen kaufen, am besten in der Ukraine. Und dort auch gleich deutsche Soldaten ausbilden lassen, damit sie wissen, wie man die Dinger fliegt. Marschall wird fast etwas kurzatmig. Die Zeit sei „sehr knapp“, und man müsse jetzt „schnell und entschlossen handeln“.

Ins selbe Horn bläst auch Schwarzer. „Russland müssen wir heute als Bedrohung wahrnehmen. Wer heute Zeitung liest, Medien konsumiert, sieht ja, was tagtäglich passiert“, sagt sie. Dabei seien „unsere Gesellschaften leider nicht ausreichend vorbereitet“. Man stelle sich vor: immer noch nicht ausreichend vorbereitet, obwohl sich die Medien und auch die Bertelsmannstiftung doch so viel Mühe geben…

Dass sich die Gefahr endlich in den Köpfen festsetzt, dafür will auch Wadephul alles tun. Es gebe leider „Parteien wie die AfD oder wie das Bündnis Sarah Wagenknecht, die so tun, als wenn quasi die Ukraine diesen Krieg verschuldet hat.“ Russland sei eben kein „harmloser Partner“, der sich „durch eine Nato-Erweiterung nur bedroht gefühlt hat“, sagt der Minister mit dem Knitterblick. „Nein, es ist andersrum. Wir sind ein defensives Bündnis, und Russland ist der Agressor. In der Ukraine und jetzt eben auch im NATO-Luftraum.“

Wie das Spiel mit der Kriegstüchtigkeit ausgehen kann, wie effizient etwa die nach Litauen verlegte deutsche Brigade arbeiten würde, wenn es ernst wird, das weiß wiederum von Marschall. Amerikanische „Wargamer“ hätten es nämlich in der Theorie längst ausgerechnet: „Das dauert zehn Tage, dann ist die Bundeswehr zu 60 Prozent vernichtet. Die Litauer ebenso. Beide nicht mehr angriffsfähig.“

Oder wie man an Ort und Stelle sagen würde: tot.

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Kommentare ( 20 )

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Wolfgang Schuckmann
2 Monate her

Kann mich hier an dem Diskurs bzw. den Kommentaren nicht beteiligen, weil ich schon mindestens 20- 30 Jahre(!) diesen Mist nicht mehr konsumiere. Schon lange vor A. Will waren diese Abende ein unvergnüglicher Abschluss der Woche. Sowas wollte ich mir nicht antun, mit Bauchweh ins Bett. Das fehlte noch.

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Wolfgang Schuckmann

Irgendwann muss man anfangen – sagt AfD-Spitzenkandidat
@UlrichSiegmund
und kündigt im Interview bei
@drumheadberlin
eine klare Maßnahme an: Die Kündigung des Rundfunkstaatsvertrags, um den Zwangsbeitrag abzuschaffen. https://www.danisch.de/blog/2025/09/29/vom-daseinsanspruch-des-oeffentlich-rechtlichen-rundfunks/#more-71383

Johann P.
2 Monate her

Diese ebenso stumpfsinnige wie gemeingefährliche Kriegstreiberei in Deutschland und der EU gegenüber Russland ist ein Tiefpunkt in der politisch-diplomatischen wie auch in der medial-propagandistischen Auseinandersetzung. Ihre Protagonisten sollten die ersten sein, die von den möglichen fatalen Folgen getroffen werden.

Haba Orwell
2 Monate her

> Sie fordert eine angemessene Empörung darüber ein, dass Trump „sich jetzt anschickt, diese Demokratie auszuhöhlen“.

Sie kann doch erst mal Empörung wegen der EUdSSR zeigen. Theoretisch reichen 25% der MdEP, um Untersuchungsausschüsse zu starten, wegen Pfizergate zum Beispiel. In der Praxis „unserer Euro-Demokratie“ doch nicht: https://tkp.at/2025/09/29/eu-parlament-dreht-pfizer-untersuchung-ab/

Als ob das keine Aushöhlung ist!

Sohn
2 Monate her

Man muß der Göring-Eckhardt des ÖRR nur eine Weile zusehen und -hören, um zu verstehen, warum dieser eine massive Glaubwürdigkeitskrise hat. Wer sich das noch antut, muß wirklich komplett schmerzbefreit sein.

alter weisser Mann
2 Monate her

Mit den Außenministern hatte wir seit 2005 einen Treffer nach dem anderen, leider alle tief auf der nach unten offenen Eignungsskala.

Haba Orwell
2 Monate her

Während im ÖRR nur Murks erzählt wird, woanders kann man lesen, wie „unsere Demokratie“ in Moldau die Wahlen manipuliert: https://tkp.at/2025/09/29/moldawien-wahlsieg-fuer-opposition-trotz-wahlmanipulationen-update-stimmen-aus-dem-westen-drehen-ergebnis-um/ Kommt vermutlich auch hier, sollte ÖRR-Murks nicht reichen – zumindest macht es die Diktatur sichtbarer.

Dellson
2 Monate her

Deutscher Journalismus 2025. Für 20.000€/Std. Zwangsgebührengelder nötigt eine Geschichte und Slawistik studierte ( Abschluss?) linke Funktionärin einen Politiker, um ihr Weltbild bestätigt zu bekommen! Der gewählte Präsident der grössten westlichen Demokratie, geframt so nebenbei noch per wording in die Reihe mit Putin zu stellen, „ist Trump ein lupenreiner Demokrat?“ rundet diesen schwarzen Kanal perfekt ab. Was bei der Klimatransformation völlig vergessen wurde, ist die Reduzierung von allen nicht wertschöpfenden, produziertenden Heissluft Co2 Tintenwichsen, die ausser ihren energiefressenden Serverbartwickelmaschinen in Endlosschleife nichts produzieren, ausser ihrer von der breiten Öffentlichkeit nicht mehr zu sehenden hohen, unverschämten Kontostände. Grundlagen der Physik für eindimensionale… Mehr

Haba Orwell
2 Monate her

> sie stellt den US-Präsidenten wie gewohnt als Zerstörer der Demokratie dar Statt ÖRR glotzen, besser alternative Medien lesen – wer wirklich Demokratie zerstört: https://tkp.at/2025/09/28/eu-entwickelt-sich-in-richtung-totalitarismus/ > „… Die Kriegstrommeln werden mit Hilfe von Drohnen über Flughäfen immer heftiger gerührt und zu Wahlen darf nur mehr antreten, wer das Establishment in Brüssel aus ganzem Herzen unterstützt. Um dabei keine Fehler zu machen, braucht es die Chatkontrolle und immer schärfere Zensur. …“ Der Grund dafür wird gleich erklärt: > „… Die EU hat offenbar keine andere Wahl, als lautstark für Krieg zu agitieren, um ihre fragilen politischen Strukturen aufrechtzuerhalten, denn die Kriegstrommeln… Mehr

MartinKienzle
2 Monate her

Nach dem bevorstehenden Untergang der alliierten BRD muss zwingend als erster Schritt der sogenannte „Feminismus“ zur Gänze annulliert werden, da unter anderem Miosga abermals zeigte, woran unsere Heimat krankt: An sogenannten „emanzipierten Frauen“, die, keinerlei Anstand/Respekt besitzend, unwissend die Illusion hegen, die Gesellschaft zu verbessern, wobei sie in Wahrheit ein gesellschaftliches Trümmerfeld hinterlassen!

ceterum censeo
2 Monate her

Russland sei eben kein „harmloser Partner“, der sich „durch eine Nato-Erweiterung nur bedroht gefühlt hat“, sagt der Minister mit dem Knitterblick.“ Russland ist natürlich kein harmloser Partner (welcher souveräne Staat ist das? Auch die USA als Bündnispartner nicht, Herr Wadephul!). Aber: selbstverständlich ist die NATO-Osterweiterung das Problem, welchem sich Russland entgegen stellt! Mehrfache Andeutungen von Putin hat die NATO selbstgerecht ignoriert. Man kann sagen, das der ehemalige Generalsekretär der NATO, Jens Stoltenberg, damals schon gerne mit dem Feuer zündelte.