Sitzen zwei Linke bei Maischberger

Heidi Reichinnek und Tim Klüssendorf sitzen sich bei Maischberger gegenüber – ohne Brandmauer. Denn die Linke ist doch in der „politischen Mitte“. Oder ist die SPD schon Linksaußen?

Screenprint ARD / Maischberger

Natürlich sitzen nicht nur zwei Linke bei Maischberger – alle anderen Gäste und die Moderatorin selbst, Sandra Maischberger, passen, wie immer, ins Skript. Nur Nikolaus Blome von RTL äußert sich immer wieder riskant am Rande des Tolerierbaren. Als Anna Lehmann von der taz ihre Wasserfall-Kritik an der Reform des Bürgergeldes herausplätschert, belehrt Blome sie. Dass die meisten nicht arbeiten könnten, da sie keinen Bildungsabschluss hätten – hat in der Politik bisher auch keinen gestört – und dass Arbeitsplätze wegrationalisiert seien, beschwert sie sich. Doch Blome widerspricht vehement und nennt zahlreiche Möglichkeiten Arbeit zu finden.

Lehmann kommt mit einem persönlichen Beispiel, in dem ein Bürgergeldempfänger wegen einer Krebsbehandlung wochenlang nicht zum Briefkasten konnte. Ein Paradebeispiel linker Argumentationsstruktur – wenn alles nichts mehr hilft, wird die Emotion zum schlagenden Argument. Und sie lässt die Zuschauer auch ja nicht das Klima vergessen. Alles bekannt so weit. Aber irgendwoher muss ja ein bisschen Spannung in die Sendung kommen – also kurbelt der Militärhistoriker Sönke Neitzel wieder am Kriegspropagandahebel zwecks „Spannungsfall“.

Neitzel ist der Meinung, dass es an der Zeit ist, kriegstüchtig zu werden. Der Spannungsfall ist ja quasi schon verkündet: „Wir sind nicht mehr im Frieden. Wir sind aber auch nicht in einem erklärten Krieg. Wir sind irgendwas dazwischen.“ Er geht sogar so weit ein Zeitfenster vorzustellen: „Es kann nach wie vor die nächsten drei Jahre zu einer militärischen Auseinandersetzung mit Truppen zwischen Russland und der Nato kommen. Und es kann gut sein, dass unsere Truppen in Litauen kämpfen müssen. Nächstes Jahr, übernächstes Jahr, in drei Jahren, wer will das sagen, aber die Gefahr ist da.“ Wieso ein Historiker in die Kriegs-Glaskugel schaut, weiß nur der ÖRR.

Für Neitzel sind vor allem die immer häufigen gesichteten Drohnen über dem deutschen Himmel ein Auslöser dafür und „insofern müssen wir fast dankbar sein für diese Drohnen, weil das jetzt die Dringlichkeit verdeutlicht, dass wir endlich ins Handeln kommen.“ Dankbarkeit spürt der Militärhistoriker also, wenn er einen Grund findet die deutsche Bevölkerung zur Kriegstüchtigkeit zu animieren – Maischberger ist auch kurz entsetzt, fängt sich aber wieder.

So viel Spannung gibt es dagegen im Freundschaftskreis von Maischberger mit dem SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf und der Fraktionsvorsitzenden der Linken, Heidi Reichinnek – aka „Das in der DDR war kein Sozialismus“ – nicht. Nach der Auswanderung der Grünen ÖRR-Lieblinge darf nun diese regelmäßig durch die Talkshows tummeln. Kritische Fragen? Pah – doch nicht von Maischberger. Warum auch? Für den ÖRR ist die Linke immer noch in der „politischen Mitte“. Schon mit der Relativierung der Hinrichtung von Charlie Kirk war keine Einsicht zu spüren – der Gewaltaufruf gegen Apollo News von der Linken wird nicht mal mehr erwähnt. Ist es schon so weit, dass die SED-Partei ohne Konsequenzen die Pressefreiheit angreifen und zur Gewalt aufrufen darf?

Anscheinend. Denn bei Maischberger wird sie weiter wie eine harmlose Fliege dargestellt, welche doch eigentlich wie die SPD ist – nur eben besser, so Reichinnek. Wenn am Bürgergeld gedreht werden soll, kennt sie kein Erbarmen und spricht vom „Herbst der sozialen Grausamkeiten“. Es dürfen also ungestört zwei kleine Parteien mit 11 und 14 Prozent darüber streiten, wer es besser macht. Dabei sind sich die beiden jungen Politiker so ähnlich: Reichinnek mit ihrem „Rosa Luxemburg“-Tattoo und Klüssendorf mit seinem „Kampf gegen Rechtsextremismus“-Tattoo. Beide geben auch gerne das Geld von anderen aus und träumen von Steuern – auch wenn Klüssendorf das bestreitet. „Das Problem des Sozialismus ist, dass Dir irgendwann das Geld anderer Leute ausgeht“ sagte schon Margaret Thatcher. Daher möchte die Linke die reichen Erben an die Kassen beordern.

Aber eigentlich habe Reichinnek „Interesse an einer starken SPD“, betont sie: „Das Problem ist, dass die SPD in dieser Regierung einfach vollständig untergeht, denn sie hat eben nichts, was sie ins Schaufenster stellen kann.“ Falsch gemacht hätte die SPD auch alles in Sachen Bürgergeld und Migration. Dann führt sie wieder Zahlen aus einer Studie heran, die schon von Lanz bei der Kollegin Janine Wissler kritisiert wurden: „Die Geflüchteten, die 2015 zu uns gekommen sind, sind fast genauso zu einer hohen Quote erwerbstätig, also bei 70 Prozent. Bei syrischen Männern ist sie sogar höher als bei deutschen Männern.“

Fakt ist: Diese Männer sind erstens nicht Vollzeit tätig, zweitens in Jobs mit niedrigen Einkommen, und das Arbeitsamt kommt bei der gleichen Berechnung auf nur 41 Prozent. Die Studie ist also alles andere als zitierwürdig. Aber wer hört auch so genau hin, zwischen dem aufgeregtem Blinzeln und ununterbrochenem Redefluss mit immer den gleichen Phrasen von Reichinnek.

Klüssendorf dagegen hält an der Migrationswende fest und finde die „Terminologie der Grausamkeit“, wenn Korrekturen am Bürgergeld geplant sind, „nicht passend“. In der kleinen Fragerunde von Maischberger kommen sich die beiden dann doch sehr nahe. Den Unterschied machen nur die netten Worte von Klüssendorf für Kanzler Merz im außenpolitischen Handeln. Seine Worte zur „Veggiewurst“ sind besonders deutlich: „Es ist mir scheiß… also nicht scheiß egal. Ich finde wir haben wichtigere Themen.“ Dem stimmt auch Reichinnek zu. Komisch. Sind es doch immer Linke, die jedes Wort kontrollieren und jede Kleinigkeit regulieren wollen. Das hat man nun davon.

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Kommentare ( 68 )

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Dellson
1 Monat her

Sitzen 2 Linke nebeneinander auf den Stühlen, sagt die Eine zum Anderen, lass mich auch mal in der Mitte sitzen!
Die Zuschauer werden an Waldorf und Statler erinnert. Statler: „Sie könnten diese Show ja sehr leicht verbessern, wenn sie den Schluss ändern würden.“ – Waldorf: „So, wie denn?“ – Statler: „Wenn gleich nach dem Anfang der Schluss käme.“ 

Melly
1 Monat her

Jeder Gedanke der verschwendet wird, raubt Lebenszeit, es sind Verbrecher, was gibt es da noch zu….. Ende und Auf 1

Michael Palusch
1 Monat her

…und das Arbeitsamt kommt bei der gleichen Berechnung auf nur 41 Prozent.

Und von diesen 41% dürfte ein nicht unerheblicher Anteil im Öffentlichen Dienst, also bei Betrieben und Einrichtungen von Städten, Kommunen und Gemeinden untergekommen sein. Damit ändert sich, außer dass die Alimentation nun noch wesentlich höher ist, für den Steuerzahler nicht das Geringste.

Ombudsmann Wohlgemut
1 Monat her

Auch Klüssendorf ist, genau wie Klingbeil in die SPD eingetreten, weil er „Kampf gegen Rechts“ betreiben will. Kein Wunder also, warum die Partei im Sterben liegt… Übrigens hat er nicht nur ein Symbol der Eisernen Front* tätowiert, die linkstypisch mit viel Doppelmoral und gegen bestehende Strukturen kämpfte, sondern auch das gleiche, wie seine Schwester, die eine künstlich-männliche Transe wurde. Die war deshalb extra für ihn auch in die SPD eingetreten, hat es aber nicht lange ausgehalten, weil die Partei sich angeblich viel zu wenig für ihre Interessen einsetzte. Man sieht, dass selbst die radikalen Marxisten den Queeraktivisten nicht extrem genug… Mehr

Haba Orwell
1 Monat her

> Wieso ein Historiker in die Kriegs-Glaskugel schaut, weiß nur der ÖRR. Unerforscht sind die Wege des ÖRR… damit wäre es eine Gottheit? Währenddessen will Mattz testen: https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20252/drohnen-merz-und-das-gesicherte-nichtwissen/ > „… Kanzler Merz sagt, Putin wolle uns testen. Was für ein Unsinn, den er natürlich selbst auch nicht erklärt. Was soll da getestet werden? Ob die NATO Drohnen erkennen kann, die hell beleuchtet durch den Nachthimmel ziehen? Bei dem Zustand der Bundeswehr wäre das schon interessant festzustellen. Aber selbst dieser Test ging daneben. Nicht die Bundeswehr, sondern zivile Stellen haben diese Drohnen gesichtet. Wenn da jemand etwas testet, ist es der… Mehr

Wolfgang Schuckmann
1 Monat her

„Von deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen“ , so stehst im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Und wenn Ihr wieder Russland überfallen wollt, dann werden Euch die Russen die Zahne nach hinten stellen. Dann könnt ihr das Gras lutschen! Das Dumme dabei ist nur,Dass dabei leider wieder die Falschen ins Gras beißen müssen. Denn dann seid ihr Helden schon alle abgehauen , aber in die falsche Richtung. Man wird Euch finden und, wenn überhaupt noch was heil ist, den Prozess machen. Damit kennt Ihr euch ja gut aus. Nürnberg heißt die Losung . Und für den Herrn Neitzel habe ich… Mehr

Der-Michel
1 Monat her

Man hätte doch Frau Lehmann einfach fragen können wie die angesprochene Frau während der Zeit ihrer Krebserkrankung zu Speisen und Getränken kam? Da konnte dann keiner in den Briefkasten schauen?

Freigeistiger
1 Monat her

Wie der Schuster bei seinen Leisten, sollte Militärhistoriker Neitzel bei seinem Metier bleiben. Mit seiner Aussage, daß wir nicht mehr im Frieden, aber auch noch nicht im erklärten Krieg mit Russland seien, käut er brav Kanzler Merz wieder. Zur Herkunft der Drohnen ist bisher nichts bekannt und Russland weist jede Verantwortung zurück. Gleichwohl wird von Neitzel bzw. der West-Propaganda suggeriert, daß die Russen dahinter stecken. Man will die Bevölkerung offensichtlich in Angst versetzen, damit sie eine teure Militarisierung und schlimmstenfalls Krieg akzeptiert.. Bei Corona war es nicht anders, nur daß es dabei um die Akzeptanz von Ausnahmezustand und Impfungen ging,… Mehr

Last edited 1 Monat her by Freigeistiger
Juergen Schmidt
1 Monat her

Es fällt tatsächlich auf, dass mittlerweile in JEDER Talkshow im ÖRR gemeingefährliche Kommunisten sitzen, die uns erklären wollen was Demokratie ist, und die uns vorschreiben wollen, was wir tun und lassen sollen. Meist unwidersprochen.
Der ÖRR ist inzwischen vollkommen außer Kontrolle und rotiert frei. Ihm muss schnellstens der Stecker gezogen werden.

PapaAN
1 Monat her

Dank der Gehirnwäsche IM Erikas, der Abrissbirne Deutschland, ist das Grüne Reich installiert. Der Öffentlich Verächtliche Propaganda Schundfunk ist derart Links indoktriniert, den kann man sich denkender Mensch nur noch als Studienobjekt für vollzogenen Linksextremismus in einem ehemaligen demokratischen Staat anschauen. Auch wenn die AfD an die Macht kommen würde, Merkill und ihre Verbündeten haben sich derart ins System gefressen, das bekommt man nur noch langfristig wieder raus, oder aber über ein Krieg.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  PapaAN

Und da sind dann noch die anderen, die jede Schwäche ausnutzen werden:
„A prominent Islamic scholar threatens Europeans and Americans: „You will soon become Islamic countries. You don’t like that? I don’t care, we will enter every one of your homes.“
This is a war, many still haven’t understood it.“  https://x.com/RadioGenoa/status/1975946115922206817
Er nennt übrigens auch Russland bereits als „unterworfen“.