Dürre bei Hart aber Fair: Strom gibt’s 2035 wieder

Bei Hart aber Fair ist die Krise dieser Woche die anhaltende Dürre. Putin spielt da auch irgendwo rein, und die Rettung sind noch mehr erneuerbare Energien, die ihre eigene Grundlast tragen können. Die kommen so bis 2035, wird uns versprochen, und dann wird alles gut.

Screenprint ARD / Hart aber Fair

Plasberg hat eine neue Krise gefunden, mit der er die Talkshow füllen kann. Und man kann nur von Füllen sprechen, denn auf seinen letzten Talkshows – Frank Plasberg wird im Oktober seine letzte Sendung Hart aber Fair moderieren – sieht man ihm die Ermüdung an.

Die Krise dieser Woche ist die Dürre. Und es ist tatsächlich eine Krise, die nur dummerweise von Gasmangel, Krieg und Politikversagen überschattet wird. Der Rhein führt vernichtend wenig Wasser, die Loire ist ein Rinnsal und der Pegel des Po so niedrig wie seit 70 Jahren nicht. In den letzten Jahren hat es zu wenig geregnet: Ein Extremregen-Ereignis wie die Ahrtal-Flut ändert daran auch nichts. Die Frage lautet: Wie mit der Situation jetzt umgehen, wie in der Zukunft damit umgehen?

Diskussion muss nur simuliert werden

Doch Plasberg will nicht mehr, er kann sich kaum gegen seine Gesprächsteilnehmer durchsetzen. Sie referieren über ihn hinweg. Der Einzige, der sich noch weniger durchsetzen kann, ist Werner Marnette. Marnette kommt aus der Wirtschaft, war Vorstandsvorsitzender eines der größten Kupferkonzerne Europas. Für neun Monate war er Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Verkehr in Schleswig-Holstein, ein Amt, von dem er selbst zurücktrat, weil er mit dem Kurs der Regierung nicht zufrieden war. Als Jahrgang 1945 sollte ihm auch Knappheit nicht ganz unbekannt sein. Nun wird ihm in Hart aber Fair das Wort verboten, denn er müsse einem „jungen Menschen nichts erklären, der so im Stoff ist wie Frau Reemtsma“, so Plasberg.

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So kann zwar keine Diskussion funktionieren, aber die ist auch nicht wirklich gewollt in dieser Runde.

Mit dabei ist Sven Plöger, Meteorologe und ARD-Wettermoderator. Er sagt, er sei „eigentlich nicht eingeladen, um Regierungen in Schutz zu nehmen“. Ein Satz, der angesichts der Vorwürfe, dass genau dies im NDR gang und gäbe ist, nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Natürlich nimmt er dann die Bundesregierung in Schutz: Die Politik müsse nun eine Bruchlandung verhindern und mache das gerade doch auch. Kohle sei eine pragmatische Lösung, Erneuerbare müssten ausgebaut werden, Atomkraft sei eine Risikotechnologie, schlecht, teuer. Nein, hier werden keine Regierungen in Schutz genommen. Ansonsten hat er wenig beizutragen, außer Aufrufe zum Verzicht.

Die Lösung der Krise: Industrie verschwendet weniger

Carla Reemtsma wurde schon erwähnt. Sie wird nach wie vor als „Klimaaktivistin“ vorgestellt, keine weitere Qualifikation nötig. Ihr wird in der Sendung mehrmals attestiert, wie toll sie informiert und in das Thema eingelesen sei. Bewundernswert ist, wie sie einer solchen Überheblichkeit gegenüber die Fassung wahrt. Ihre Argumentation an sich ist es eher weniger. Klimakrise sticht für sie alles: Wirtschaftskrise, Energieknappheit, Versorgungssicherheit. Studien belegen, dass man bis 2035 den kompletten Energiebedarf Deutschlands aus Erneuerbaren decken könne, sagt sie. In der Zwischenzeit will sie den steigenden Energiepreisen mit Entlastungen begegnen. Wie dem Neun-Euro-Ticket. Außerdem sollen die Industriebetriebe mit „Energieverschwendung“ aufhören. Oder wahlweise „Wasserverschwendung“. „Die Industrieprozesse“ sind es, die uns die Knappheit bescheren.

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Dass Entlastungen trotzdem keinen knappen Strom produzieren, dass nicht-existente Speicher keinen überschüssigen Strom speichern und Wind und Sonne unzuverlässig und heute knapp sind: All das fällt auf taube Ohren. Aber es ist ja auch nur Marnette, der das sagt. Einmal kann er sich frei gar in Rage reden. „Wir müssen doch jetzt aktiv werden“, sagt er. „Wir müssen die Kohle hochfahren, wir müssen die Kernkraft hochfahren. Herrgott noch mal, das hat doch mit Ideologie nichts zu tun. Ich garantiere Ihnen, wir stehen vor einem Millionenverlust von Arbeitsplätzen.“

Normalerweise erlaubt man nach einem sichtlich emotionalen Redebeitrag einen Moment, in dem das Publikum verdauen, gegebenenfalls klatschen kann. In diesem Fall nicht, die anderen drei Teilnehmer können kaum schneller die Kernkraft verteufeln und von einem Ausbau erneuerbarer Energien in der Zukunft sprechen. Morgen, da winkt die Photovoltaik, immer morgen.

Tatsächlich wurde bisher eine Rednerin ganz ausgelassen. Das ist Mona Neubaur. Für die Grünen ist sie in NRW Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie. Wie es so mit Politikern in Talkshows ist, redet sie viel und sagt wenig. Nur eines fällt auf: In ihren Erzählungen stellt die Industrie viele Forderungen an sie. „Handwerkerinnen, Industriebetriebe und viele mehr“ fordern von ihr „klimaneutrale Energie und grünen Wasserstoff“. Das sei ein Standortvorteil.

Die Forstbesitzer NRWs fordern die Erlaubnis, Windräder in ihren Wäldern aufstellen zu dürfen. Die Aussagen hören sich an wie Überschriften einst im Neuen Deutschland: „Arbeiter fordern vom Zentralkomitee der DDR, längere Schichten arbeiten zu dürfen“. Aber das ist sicher nur Zufall.

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Kommentare ( 78 )

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R.Baehr
1 Jahr her

Habe mir gerade die Sendung angesehen und komme zu dem Schluss: Dieses Land hat fertig, 90 Minuten wird diskutiert über Probleme die die eigene Regierung aus lauter verblendeter Idiologie erst verursacht hat, und keiner in der Runde der fähig wäre das zu erkennen, geschweige denn anzusprechen. Eines möchte ich wissen: wo kommt der Strom her wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht? Diese Versager in Berlin gehören samt und sonders in die Wüste geschickt wenn nicht noch viel mehr. Unglaublich, wieviel Schwachsinn in diesem Land bereits gesellschaftsfähig geworden ist.

Eberhard
1 Jahr her

Ja, sowas kommt raus, wenn selbsternannte Experten über Dinge schwatzen, von denen sie keine Ahnung haben. Wenn dann noch genügend Knete in der Hinterhand und wenig Lebenserfahrung vorhanden, kann man sich mit grünen Träumen die Zeit vertreiben. Die Zeit, die andere dringend brauchen, um im Schweiße ihres Angesichts sich und ihren Familien ein annähernd vernünftiges Leben zu gewähren. Die naive Frechheit dieser angeblichen Aktivistinnen samt ihrer Unwissenheit zu den technologischen Voraussetzungen, aber auch den tatsächlichen Problemen unserer realen, harten und egoistischen Welt, ist erschütternd. Gehört sie doch gerade zu den die Menschen, die uns auch diese Energiekrise erst eingebrockt haben,… Mehr

Caprivi
1 Jahr her

Vielleicht sollte man solche Sendungen aufnehmen und archivieren.in 20 – 30 Jahren sind sie dann ein Dokument: so kaputt waren damals tatsächlich WDR Sendungen und jeder wurde gezwungen für dieses Zeug zu bezahlen.

giesemann
1 Jahr her

Eigentlich müsste der el. Strom aus Kohle plus CO2-Recycling eher billiger werden, weil sich die Kraftwerkbetreiber die CO2-Abgabe sparen können. Immerhin so ca. 140 Euro pro Tonne CO2, wenn ich richtig informiert bin. Mit dem Geld kann man sicher manches finanzieren, sodass die Methanolherstellung sogar lukrativ sein könnte. Zumal das Methanol gut verwendbar ist für die genannten Zwecke.

Manfred_Hbg
1 Jahr her

Zitat 1: „Nun wird ihm in Hart aber Fair das Wort verboten, denn er müsse einem „jungen Menschen nichts erklären, der so im Stoff ist wie Frau Reemtsma“, so Plasberg.“ > Aber na klar doch, Herr Plasberg. Denn die „jungen Menschen“ wie speziell auch grad eine Frau Reetsma haben ja ihre Weisheit mit der großen Suppenkelle gelöffelt. Wenn ich auch von Plasberg von unseren so vielen „jungen Menschen“ höre die anscheinend vor lauter Klug- und Weisheit kaum noch gehen können, dann bin ich immer wieder voller Unverständnis und ganz verwundert darüber warum es bei uns „im besten Deutschland aller Zeiten“… Mehr

giesemann
1 Jahr her

Frage: Wie haben die Altvorderen den Wasserstoff für ihre Zeppeline produziert? Mit Elektrolyse von Wasser? Sicher nicht, denn die hatten den Strom in den Mengen dafür erst gar nicht. Wie dann? Ganz einfach: Sie warfen Eisenschrott in Salzsäure – und hui, schon gaselte der Wasserstoff aus der Brühe. Den fingen sie dann auf in zusammen genähten Kuhhäuten und verstauten die Balge sodann im Rumpf des Zeppelins. Das zugleich gebildete Eisen-II-chlorid kann man prima als Meeresdünger verwenden, damit die Fische mehr Plankton-Nahrung finden und schneller wachsen. Wurden dann auf der Fahrt über den Atlantik serviert, vom Zeppelin-Schiffskoch. Eisenschrott gab es nach… Mehr

giesemann
1 Jahr her

Antworten an  Donostia „Was kostet die kWh Strom bei diesem Szenario in Deutschland?“ Antwort: Auch nicht mehr als vorher. Kohle ist Kohle, egal, ob das CO2 bei ihrer Verbrennung in die Luft geht oder zu Methanol recycelt wird. Der Kohle ist das egal, die ist schon in el. Strom verwandelt. Im KKW, Kohlekraftwerk. Kohle ist Kohle. Das auf diese Weise gewonnene Methanol ist natürlich teurer als der Sprit, den man aus dem stinkenden Rohöl heraus destillert, klar. Aber das war ja nicht Ihre Frage. Dem Recycling-Verfahren nach George Olah (https://www.researchgate.net/figure/The-George-Olah-Renewable-CO2-to-Methanol-Plant-of-Carbon-Recycling-International-CRI_fig3_324846670) ist es ebenfalls egal, woher das CO2 kommt, ob aus der… Mehr

Dr. Rehmstack
1 Jahr her

Plasberg hat es doch sonst so gerne mit „Butter bei die Fische“: warum wird denn kein mal danach gefragt, welche Studien es denn sind, die laut Carla R. belegen, daß wir mit Sonne und Wind unseren Energiebedarf werden decken können, was sind die Grundannahmen, die solche Aussage möglich machen? Der Vortrag von Prof. Sinn kann es jedenfalls nicht sein (https://www.youtube.com/watch?v=jm9h0MJ2swo)

RMPetersen
1 Jahr her

Betr.: „… so niedrig wie seit 70 Jahren nicht. In den letzten Jahren hat es zu wenig geregnet“ Schaut man auf die „Zeitreihe der Niederschlagssummen in Deutschland seit 1881″ (Wikipedia), dann ist die Situation nicht ungewöhnlich, vielmehr gab es schon immer ein extrem trockendes Jahr (- wie zB 2019), dann wieder Schankungen samt Maxima. Die mittlere Niederschlagssumme ist nach dieser Grafik nicht anders als zB zwischen 1880 oder 1900. Allerdings ändern sich lt. UBA (https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/trends-der-niederschlagshoehe) die Verteilung über das Jahr. Im Winter gibt es deutlich mehr, im Sommer zB etwas weniger Niederschlag. Die Regionen in D sollten dringend ein ganzjähriges… Mehr

Manfred_Hbg
1 Jahr her
Antworten an  RMPetersen

Zitat: „so niedrig wie seit 70 Jahren nicht.“

> Also da ich noch nicht ganz 70 Jahre alt bin, mich jedoch daran erinnern kann, dass es zum Beispiel auch in Italien mindestens schon ein Mal die Situation mit den gesunkenen Wasserstand des Po’s gegeben hat und ich auch da die gleichen Panik-Meldungen wie heute gehört habe, kann dies mit den „so niedrig wie seit 70 Jahren nicht“ so nicht richtig sein.

Wenn ich daran denke was ich mit meinen ü60 so an Weltuntergangsszenarien gehört habe, dann dürfte es in Deutschland seit den70ern keinen Wald und keine Ostsee mehr geben.

Riffelblech
1 Jahr her

Diese „ Hart aber Fair „ Sendung ist absolut zum vergessen .
Einen plärriges Gör das noch nichts geleistet hat aber Alles gelesen ( KL im Damenformat) und deswegen schlicht Alles Besserwisser ,einen Praktiker den man mal eben als Dämlack darstellt ,der aber so viel Erfahrung auf seinemGebiet das die ganze Grünefraktion Jahre von ihm lernen könnte und einen schlappen Plasberg ,der sich nur mit Grüngeschwätz retten kann .
Was soll‘s ,in die Tonne damit !