Expertin warnt: „Es wird am Ende sehr teuer und sehr hart“

Die Runde bei Anne Will spricht über die Energiepolitik der Ampelregierung. Eine Expertin warnt vor „einem Flaschenhals, der uns umbringt“. Harte Worte, die in der Runde aber verhallen. Von Charlotte Kirchhof

Screenprint ARD / Anne Will

Die Ampelregierung drücke ihre „Klimaschutz”-Ziele durch einen kleinen Flaschenhals: „Einen Flaschenhals, der uns umbringt“, so Lamia Messari-Becker in der neuen Ausgabe von Anne Will. Sie ist Professorin für Bauingenieurwesen und kritisiert die Zielumsetzung der Ampel: Es würden keine Optionen für neue Technologien gelassen, die Umsetzung sei zu stark auf das Thema Strom fokussiert und schlichtweg zu schnell: „Ich bitte Sie, geben Sie mehr Zeit“, fordert die Professorin verzweifelt.

Harte Worte, die in der Runde bei Anne Will aber verhallen. Die Politprofis dort holen die Debatte schnell wieder zurück in ihr eingeübtes Kauderwelsch. Dieses Mal halt zum Thema Energiepolitik der Bundesregierung: Jens Spahn (CDU) und Konstantin Kuhle (FDP) stimmen Messari-Becker in Sachen Technologieoffenheit zu: „Es ist falsch, andere Technologien zu verbieten“, denn das „tut dem Klimaschutz den Tod an“, findet Spahn. Auch Kuhle sagt, alle Technologien müssten auf den Tisch, um mehr „Klimaschutz” zu erreichen. Beide fänden das allgemeine Ziel der Ampel, bis 2035 „klimaneutral” zu sein, aber richtig. Sie würden sich nur fragen, wie das erreicht werden solle.

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Grünen-Politiker Jürgen Trittin pocht indes auf den „schrecklichen Nachholbedarf“ Deutschlands in den Bereichen „Klimaschutz”, Elektromotoren und alternativer Energiegewinnung. Er scheint mit einem Verbrenner-Verbot in Deutschland darauf zu hoffen, dass Deutschland dann in den anderen – erlaubten – Bereichen aufholen könnte. Ihm gefalle es nicht, dass die Photovoltaik-Industrie in China monopolisiert und Deutschland so abhängig von russischem Gas sei. Für beides macht er die CDU verantwortlich.

Spahn stimmt ihm zwar zu, dass Deutschland zu abhängig von russischem Gas sei, schiebt die Verantwortung aber an die Grünen zurück: Deren Energiewende habe diese Abhängigkeit auch gefördert. Er findet jedoch nicht, dass Deutschland technologisch zurückliegt, denn im Bereich der Verbrenner-Motoren sei Deutschland führend. Genau diese Industrie dann zu verbieten, halte er für eine „dumme Entscheidung“.

Messari-Becker zieht hingegen alle anwesenden Parteien – Grüne, FDP und CDU – in die Verantwortung: Der „Grundfehler“ sei, dass die Politik sich nur auf den Strom fokussiere. Dabei hätte die Politik bereits vor 30 Jahren mit einer Wärmewende beginnen sollen. Dass diese nun „durch einen kleinen Flaschenhals gedrückt werde“, kritisiere sie. Am Beispiel von Wärmepumpen sei sichtbar, dass es keine Lösung gebe, die für alle Bereiche funktioniere. Während die Wärmepumpe im Neubau sinnvoll sei, ergebe sie im Bestand keinen Sinn: „Es wird am Ende sehr teuer und sehr hart“, sagt die Professorin. Messari-Becker hat klare Vorstellungen, wie Deutschland „klimaneutral” werden könne: Sie fordert einen langsamen Technologiewechsel, bei dem die Regierung die Bürger mitnehmen soll. Vor allem aber sollen ihrer Meinung nach alle Optionen offengehalten und gefördert werden.

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Um Kohlenstoffdioxid einzusparen, empfiehlt sie, erstmal die öffentlichen Verkehrsmittel auszubauen. So würden dann weniger Autos auf den Straßen fahren. Außerdem ist Messari-Becker der Meinung, dass synthetisch hergestellte Treibstoffe, sogenannte E-Fuels zwar ineffizient seien, aber gebraucht würden. In diesem Zusammenhang scheinen sich alle Gesprächsteilnehmer einig zu sein: Man brauche sie für die Bestandsflotte, Schiffe, Flugzeuge und für die Chemieindustrie.

Der Plan der Ampel ist also: „Klimaneutralität“ bis 2035. Dabei scheint sie aber zu vergessen, den Weg zu diesem Ziel zu planen, denn der wirkt sehr schwammig. Eines scheint aber nicht schwammig – zumindest nicht für Petra Pinzler: Die Hauptstadt-Korrespondentin der Zeit sagt, dass das Verbrenner-Aus am Dienstag „faktisch kommt“. Verbrenner seien immerhin „fahrende Heizungen“. Darum, so fordert Pinzler, müsse die Ampel den wenigen grünen Strom, der momentan erzeugt werde, in den Bereich investieren, in dem es am effizientesten sei: „Elektroautos“. Spahn nimmt ihr diese Illusion, indem er erklärt, dass diese leider auch nicht komplett „klimaneutral” wären.

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Kommentare ( 107 )

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R.Baehr
11 Monate her

Ich sage es einmal so mit meinem bescheidenen Hausverstand: Klimaneutralität in Europa, Klimarettung, und erneuerbare Energien sind Ideen und Hirngespinste von Verr……. für Verr……. oder Dikatatoren, um nichts anderes geht es hier im Land, in Europa tun sie sich schon schwerer, und der Rest der Welt denkt sich, lass die vermutlichen Wahnsinnigen dort nur machen.

Last edited 11 Monate her by R.Baehr
Aladin
11 Monate her
Antworten an  R.Baehr

Totale Hirngespinste, ja. Der Afrikaner wird nicht so arm bleiben wollen wie bis jetzt. Er/sie wird Energie benötigen genau so viel Pro Kopf wie wir jetzt. Er wird das nicht mit Windrädchen und Solardächlein realisieren wollen. Afrika schwimmt auf Öl und hat Kohle ohne Ende. Beste Anthrazit im Tagebau. Die Afrikaner haben die Telefonleitungen übersprungen, sie werden die Leitungsnetze für Ausgleich von Flaute und Dunkelheit nicht kontinentenweit verbauen, dazu ist deren Kontinent auch viel zu groß, also werden die Elektroauto-Ära überspringen und Verbrenner fahren. Dafür reicht ihre Infrastruktur bereits. Sie werden keine Heizung benötigen aber jede Menge Kühlung. Dafür wird… Mehr

Michael Palusch
11 Monate her

„Um Kohlenstoffdioxid einzusparen, empfiehlt sie, erstmal die öffentlichen Verkehrsmittel auszubauen.“
Eine ebenso hohle Phrase wie „klimaneutral“ und „die Bürger mitnehmen“.
Konkret: Was bedeutet hier Ausbau des Öffis?
Jedes Dorf wird Tag und Nacht aller 30min angefahren?
Die nächste Haltestelle ist nicht länger als 2min Fußweg von Wohnung und Zielort entfernt?
Die Fahrzeit, egal wohin, ist maximal 25% länger als mit dem Auto?
Alle o.g. Punkte sind nämlich genau die Anreize, die für viele eine Fahrt mit dem eigenen Auto so ungemein attraktiver, wenn nicht gar unausweichlich machen, als mit Bus und Bahn.
Flexibilität, Unabhängigkeit und Komfort.

Last edited 11 Monate her by Michael Palusch
Aladin
11 Monate her
Antworten an  Michael Palusch

Wenn sie leere Busse fahren lassen um attraktiv zu sein, verschwenden mehr Energie als wenn man den Leuten ihren Auto belassen.Klar ist das dann ein Arbeitsplatz pro Bus mehr. Also ein Beschäftigungsprogramm der aber bezahlt werden will.

Johann Thiel
11 Monate her

Betrachtet man diese ganzen Blödsinns-Begriffe wie klimaneutral, ökologischer Fußabdruck, CO2-Verbrauch etc. drängt sich der Vergleich zu Comic-Welten auf, in denen man von einem Star Trek- oder einem Marvel Universum spricht. Dementsprechend haben wir es in der phantasischen Welt des Klimaschutzes mit einem Klima Universum zu tun. Oder besser noch, an Perry Rhodans Perryversum angelehnt, mit einem Klimaversum in dem sich allerlei Superhelden, Mutanten und Außerirdische tummeln und exotische Namen tragen. FFF, IR, UNFCCC, Bund, ATTAC, DUH, IPCC, Agora, Green Peace, UNEP, Club of Rome, Grüne, COP 21, Greta, usw. usw. Diese sind unermüdlich im Einsatz zur Rettung des Planeten um… Mehr

caesar4441
11 Monate her

„„Es wird am Ende sehr teuer und sehr hart““
Ja aber das ist doch der Zweck des ganzen Klimawahns.

Gottfried
11 Monate her

Um einmal Zahlen zu nennen. Alle Öl- und Gasheizungen auf Wärmepumpen umzustelle, würde Minimum 500 Milliarden Euro kosten. Wo der ganze Strom herkommen soll, kann niemand sagen.

Thorsten
11 Monate her
Antworten an  Gottfried

auch diese ganzen Geräte müssen irgenwo herkommen und von „Fachkräften“ eingebaut werden.
Und nur mit einem „Messer“ wird das nicht klappen.
Mit Vollgas an die Wand. Da die CDU dort mitmacht, wird die AfD alleine regieren müssen. Viel Spaß mit einem Innenminister Höcke. Der wird erst mal alle NGOs umpolen.

giesemann
11 Monate her

Teuer, aber nicht umsonst. Vergebens, der ganze Hype. Denn bezahlen müssen sie es in jedem Fall.

elly
11 Monate her

„Es wird am Ende sehr teuer und sehr hart“
Nicht für alle. Die Klientel der Grünen aus der saturierten Wohlstandsecke sind schon jetzt die Profiteure. Förderungen, Unterstützungen sind nur andere Worte für Subventionen.

Freigeistiger
11 Monate her

Dem Klimawahn kann nur mit Fakten begegnet werden: die Atmosphäre besteht zu 0,04% aus CO2. Davon sind 97% natürlichen und 3% anthropogenen Ursprungs. Im Jahr 2021 betrug der Anteil am CO2-Ausstoß für China 30,9%, für die USA 13,49%, für Indien 7,3% und für Deutschland gerade mal 1,82%.

Last edited 11 Monate her by Freigeistiger
caesar4441
11 Monate her
Antworten an  Freigeistiger

Fakten interessieren Grüne nicht. Nein, sie scheuen sie wie der Teufel das Weihwasser.

MfS-HN-182366
11 Monate her
Antworten an  Freigeistiger

Dem Klimawahn kann nur mit Fakten begegnet werden:“
Sind Sie sich sicher? Es ist leichter, einen Blinden die Schönheit eines Sonnenaufganges oder auch Unterganges zu beschreiben als einen Grünen die Logik von Fakten.

WGreuer
11 Monate her

Wenn Deutschland komplett von der Landkarte verschwinden würde, als ob es da gewesen wäre, würde sich der CO2 Anteil in der Luft um sagenhafte 0,000036% ändern. (0,041% CO2 Anteil in der Luft, davon 4% antropogen, davon 2,2% Deutsch). Egal was wir tun, es interessiert das Klima nicht im geringsten. Im Übrigen ist fachlich bereits lange klar, dass die CO2-Theorie nichts anders ist, als eine unbewiesene, rein auf Computermodellen beruhende Theorie. Der Einfluss der Sonne (Sonnenzyklen) und der Wolken (Wolkenbildung auf Basis der galaktischen Hintergrundstrahlung als Kondensationskern) und der ozeanischen Zyklen ist hingegen bewiesen, und im Resultat um Faktoren höher als… Mehr

Last edited 11 Monate her by WGreuer
3 Finnen
11 Monate her
Antworten an  WGreuer

Wissenschaftlich gesehen ist der Klimawandel durch Co2 nur eine Hypothese, keine Theorie, wenn es das wäre könnte man GENAU die Temperaturen in der VERGANGENHEIT anhand der damaligen Co2-Konzentationen zurück rechnen. Aber, oh Wunder, genau das gelingt aber nicht, allein das würde normalerweise genügen um diese HYPOTRHESE als unbewiesen zu bezeichnen, damit irrelevant und falsch.

bfwied
11 Monate her

Sogar noch heute ist es für mich erstaunlich, dass der Bergriff „klimaneutral“ überhaupt nicht hinterfragt wird. NIcht einmal der Begriff „Klima“ wird hinterfragt, obwohl der ein so umfassendes Thema umschreibt, dass es von keinem Fachwissenschaftler hinreichend begriffen wird! Die Politiker, die naiven Jünger der Klebegemeinde, die zahlenmäßig wenigen Wissenschaftler, die sich von den Prinzipien der Wissenschaftlichkeit losgesagt haben, sie alle behaupten Dinge, die in Wirklichkeit nicht im Geringsten verstanden werden. Aber waren nicht im 3. Reich die Leute auch überzeugt vom „Volk ohne Raum“, von der „Schuld“ der Juden …!? Die Geschichte ist voll von solcher Geisteshaltung, die immer eine… Mehr