Die »Enzyklopädie aus freien Inhalten« ist eine der meist aufgerufenen Webseiten weltweit – jeder kennt sie, jeder nutzt sie. Doch wie steht es wirklich um das Social-Media-Projekt? Wie wahr sind die enthaltenen Informationen, und wie demokratisch geht es zu?
„Wikipedia“ wurde 2001 von dem US-Amerikaner Jimmy Wales gegründet. Dieser hatte zuvor Erfahrungen mit dem „Netz“ gesammelt, indem er eine Porno-Suchmaschine betrieb. 2007 wurde er beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos gleichwohl zum „Young Global Leader“ befördert. Zugleich häufen sich seit 2001 die Jubelarien über seine Gründung: Wikipedia – das sei „freies Wissen für alle“, „herrschaftsfreier Diskurs“, „demokratisiertes Wissen“, „Informationspluralismus“, „vergleichbar mit der Erfindung des Buchdrucks und der Dampfmaschine“, „Schwarmintelligenz“. Gar zum „Weltkulturerbe“ wollen manche Enthusiasten Wikipedia befördert wissen.
Über 300 Sprachausgaben gibt es mittlerweile weltweit. Allein in Deutschland hat Wikipedia 2,4 Millionen Artikel produziert – darunter rund 750.000 oft sehr grenzwertige, einseitige Biographien. Das hinterlässt Kollateralschäden: Schüler, Studenten, Diplomanden, Doktoranden, ja sogar Professoren, Politiker, nicht wenige Journalisten, auch solche der sog. Qualitätspresse, der „Normalo-Bürger“ greifen tagtäglich auf Wikipedia zu. Oft aus reiner Bequemlichkeit, oft aus Naivität, nicht selten, weil man sich dort unter politisch, historisch, klimatisch korrekten Gesinnungsgenossen weiß. Und nicht wenige spenden auch – aus Überzeugung oder aus Naivität. Denn Wikipedia gibt sich ja als „nicht kommerzielles“, quasi gemeinnütziges Unternehmen, das ausschließlich von Spenden lebt – wer auch immer diese in die Taschen bekommt. Im Jahr 2017 soll es in Deutschland 359.444 Spender gegeben haben. Ein Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) hat Wikipedia übrigens nicht.
Das besonders Problematische ist: Wikipedia operiert quasi im rechtsfreien Raum, genießt de facto rechtliche Immunität, denn es hat in Deutschland keinen rechtsverbindlichen Sitz. Hilfe vonseiten deutscher Staatsanwaltschaften und Gerichte ist kaum zu erwarten. Wer sich mit Wikipedia anlegen will, muss in den USA klagen. Aufwendig und Ausgang ungewiss! Oder er muss deren Autoren (die dort Nutzer heißen) ihrer Anonymität enttarnen und das Visier öffnen, hinter dem sie sich verbergen. Es gibt nämlich keine Klarnamenpflicht. Insofern weiß man nicht, wer hinter einem Artikel, einer Löschung, einer Änderung, einer Manipulation, einer Verleumdung steht. Das macht den Unterschied zur spanischen Inquisition aus, die immerhin öffentlich stattfand. Wikipedia-Inquisitionen dagegen finden hinter verschlossenen Türen statt.
Vor allem weiß man nicht, über welche Expertise die Autoren und die in Deutschland hierarchisch über ihnen stehenden 200 „Administratoren“ und zwölf „Bürokraten“ verfügen. Gelegentlich gelingt es, sie zu enttarnen, und nicht selten erweist sich dann, dass es sich hier um selbstreferentielle Seilschaften, Querulanten, Zu-kurz-Gekommene, oft gescheiterte Studien- und Berufsabbrecher oder Leute mit viel Zeit handelt. Dass solche Leute nicht identifiziert werden wollen, ist klar. Und dass Wikipedia deren Identität schützt, ist auch klar, denn sonst würde man wohl viele, auf ihre Anonymität pochende Autoren verlieren.
Schwarzbuch Wikipedia
Wo all dies bestens belegt und spannend zu lesen ist? In Andreas Mäcklers Sammelband „Schwarzbuch Wikipedia“. Knapp dreißig Beiträge, darunter Interviews, von vierundzwanzig Autoren hat er zusammengetragen. Unter anderem finden sich authentische Darstellungen folgender Persönlichkeiten, die Wikipedia an den Pranger stellte und die teilweise reichlich Streiterfahrungen mit enttarnten Wiki-Schreibern oder vor Gericht hatten: Andreas Mäckler selbst, der Statistikprofessor Walter Krämer, der Psychologieprofessor Harald Walach, der Jurist und vormalige Verfassungsschutzpräsident Thüringens Helmut Roewer, der Theologe und Publizist David Berger sowie der Intelligenzforscher Volkmar Weiss.
Was man gegen dieses Wikipedia-Unwesen tun kann? Erstens sollte man andere Quellen nutzen – allen voran gedruckte; und wenn es denn digitale sein müssen, dann findet man im Anhang des Mäckler-Buches neun Links dazu. Zweitens sollte man nicht spenden. Den Akteuren in Bildungseinrichtungen ist drittens nahezulegen, dass sie sich bei Arbeiten ihrer Schützlinge nicht mit Wikipedia-Belegen begnügen. Viertens wäre es gut (selbst wenn dies ein illusorischer Gedanke ist), es würde sich ein zweites, drittes, viertes Wikipedia gründen oder Wikipedia selbst wäre bereit, auch divergierende Meinungen und Positionen zu veröffentlichen.
Das Mäckler-Buch bietet alles in allem eine Menge Aufklärung im Kant’schen Sinne. Und es ist ein mutiges Buch, mit dem der Herausgeber und so mancher Autor einiges riskieren. Dieses Lob des Rezensenten soll nicht geschmälert werden durch die Kritik an einem der Buchkapitel. Will sagen: Man darf sich als Wikipedia-Kritiker nicht darüber beschweren, wenn man von Wikipedia zu Unrecht verschiedener Verschwörungstheorien beschuldigt wird. Dann sollte es aber auch nicht so sein, dass ein Autor des Mäckler-Buches Wikipedia vorwirft, es habe sich der marktradikalen Theorie eines Friedrich August Hayek und dem militärisch-industriellen Komplex von USA, Großbritannien, Israel, NATO usw. unterworfen – gipfelnd in der Aussage des Mit-Autors Hermann Ploppa, Wikipedianer seien „NATO-Trolle reinsten Wassers.“
Assoziationen
Mutig, aufklärend, lesenswert bleibt das Mäckler-Band zumal. Zudem drängen sich im Zusammenhang mit Wikipedia zwei Assoziationen auf:
Erste Assoziation – sie betrifft diejenigen, die Pranger-Opfer von Wikipedia wurden: Es geht ihnen, weil Wikipedia mit verdecktem Visier operiert, wie der Hauptfigur Josef K. in Franz Kafkas Roman „Der Prozess“ (posthum veröffentlicht 1925). Dort ist gegen den Bankangestellten Josef K. ein Prozess im Gange. Das Gericht agiert im Verborgenen, Josef K. erfährt nicht einmal, was gegen ihn vorliegt. Am Ende wird er hingerichtet.
Zweitens: Nennenswerte Teile von Wikipedia erinnern an George Orwells „Big-Brother“-Regime. Die dort vorkommenden Herdenmenschen werden manipuliert durch ein stets aktualisiertes Wörterbuch der „Neusprache“. An diesem Verzeichnis bastelt der Sprachwissenschaftler Syme. Er sagt zur Hauptfigur des Romans, zu Winston Smith: „Wir geben der Neusprache ihren letzten Schliff … Wir merzen jeden Tag Worte aus … Siehst du denn nicht, dass die Neusprache kein anderes Ziel hat, als die Reichweite der Gedanken zu verkürzen? … Es ist lediglich eine Frage der Wirklichkeitskontrolle. … Die Revolution ist vollzogen, wenn die Sprache geschaffen ist … Es wird überhaupt kein Denken mehr geben … Strenggläubigkeit bedeutet: …. nicht mehr zu denken brauchen.“ Oder – gemäß des Leitspruchs: „Unwissenheit ist Stärke.“ Stärke der Regierenden! Die Folge: Wer nicht politisch korrekt denkt und spricht, wer im Orwell‘schen Sinn ein „Gedankenverbrecher“ ist, wird zur Zielscheibe der „Gedankenpolizei“, er wird der „Herrschaft des Verdachts“ (Hegel), vor allem des Faschismusverdachts unterstellt, oder er wird im Sinne des „Big Brother“ „vaporisiert“, verdampft, das heißt, er findet in der Meinungsbildung nicht mehr statt.
Deswegen hat Winston Smith in George Orwells „1984“ die Aufgabe, Geschichte ständig umzuschreiben, in einem Ministerium für Wahrheit, das schön zweideutig mit „MINIWAHR“ abgekürzt wird.
Andreas Mäckler (Hg.), Schwarzbuch Wikipedia. Mobbing, Diffamierung und Falschinformation in der Online-Enzyklopädie und was jetzt dagegen getan werden muss. Verlag zeitgeist Print & Online, 364 Seiten, 19,90 €
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Selbst auf dem Gebiet, wo man eigentlich nichts „kaputtmachen“ kann, wie der historischen Astronomie, zeigt Wikipedia nicht beseitigbare Defekte – nämlich dann, wenn es darum geht, einen mangelhaft erstellten Artikel eines selbstverliebten Autoren, der zudem Admin-Status hat(te), zu korrigieren, denn eine echte, neutrale Qualitätskontrolle gab und gibt es nicht. Ein solches Beispiel ist der Artikel „Venus-Tafeln des Ammisaduqa“, erstellt vor mehr als zehn Jahren vom damaligen Admin „NebMaatRe“ (war mal Student der Ägyptologie) und bald von seiner Fan-Gemeinde, die er nicht nur hier wie einen Kometenschweif hinter sich herzog, veredelt, zunächst als „lesenswert“, dann als“exzellent“. Damit war dieser Artikel –… Mehr
Da ich hobbymaessig ein Interesse am Thema habe und den Wikipediaartikel sicherlich vor laengerer Zeit auch gelesen habe, werde ich mich erneut an den Artikel heranmachen. Vielleicht geben Sie aber hier schon mal einen Tip, wie ich an das Thema herangehe. Danke
Gut, fangen wir mal mit dem Einfachsten an: die auf die vom Autor NebMaatRe selbstgestrickten Daten und Interpretationen zurückgehenden „Intervall-Daten…“ und „Schaltmonate…“ mit ihren Tabellen und die zugehörigen „Hinweise“ und „Anmerkungen“ können komplett & ersatzlos gelöscht werden. Die„Grundlagen“ sollten überarbeitet werden: Reduzierung auf das für das astronomische Verständnis der Venustafeln Notwendige – natürlich mit ordentlichen Quellenangaben (die ja im Artikel generell fehlen); die bloße Aufführung von „Literatur“ (ebenfalls auf das Notwendige hin zu überprüfen und ggf. zu reduzieren) ist dafür kein Ersatz. Auch die Einführung bedarf der Überarbeitung; die zweite Hälfte könnte, weil vermutlich auf Interpretationen des o. g. Autors… Mehr
Trotz aller Fragwürdigkeiten liefert Wikipedia überwiegend brauchbar ersten Zugriff auf Informationen. Dass da im Hintergrund blutrote Socken aktiv sind, ist allerdings unbestreitbar. Alles, was da so hinterlassen wird …
Beispiel : https://de.wikipedia.org/wiki/Thale
Darin folgende Fußspur der roten Socken:
1910 sprachen Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin zu Thalenser Arbeitern.
Hat für Thale null Bedeutung. Ist aber den roten Socken ganz wichtig, wer da 1910 so rumgeschwafelt hat im Harz. Wohl bekomm´s.
Bereits der übernächste Satz in diesem Artikel ist ebenfalls falsch und natürlich nicht wissenschaftlich mit Quellen hinterlegt. Es ist einfach eine Behauptung.
„Ab 1934 besaß das Werk das Monopol für die Stahlhelmfertigung.“
„wikipedia“ widerlegt sich selbst in z.B. diesem Artikel:
„F. W. Quist war einer von vier Stahlhelmherstellern für die deutsche Wehrmacht[…]“
https://de.wikipedia.org/wiki/F._W._Quist#Produkte
Es gibt keine wirksame Qualitätskontrolle.
Wikipedia ist unwissenschafltich, eine unseriöse Quelle.
In den siebziger Jahren verfaßte ich Artikel für den Brockhaus. Jeder, auch noch der kleinste, war mit Verfassernamen versehen. So gehört sich das! Vor Wikipedia gab es m.W. keine anonymen Biographien. „Kultur“wandel halt.
Ich kann hierzu nur die Arbeit von Markus Fiedler und Kollegen empfehlen. Mit zwei Aufklärungsfilmen in Spielfilmlänge und den mehr oder weniger regelmässig auf YouTube erscheinenden „Geschichten aus Wikihausen“ deckte er schon vor einiger Zeit die Machenschaften einer Wikipedia auf und gelangte auch an den ein oder anderen Klarnamen einiger sehr verdächtiger Wikipediautoren. Davon abgesehen: Ob Flüchtlings-, Klima- oder Coronakrise und was es noch alles für „Krisen“ gibt. So gut wie immer gibt es eine mainstreammediale Einheitsmeinung die sich zufällig zu fast 100% mit der Regierungsmeinung deckt. Selbst wenn sich die jeweilige Meinung längst als Falschmeinung herausgestellt hat. Und dann… Mehr
„Wikipedia operiert quasi im rechtsfreien Raum, genießt de facto rechtliche Immunität …“ Ich gehörte auch zu gelegentlichen Spendern und dachte, dass hier weitgehend seriöse Inhalte enthalten wären, die von Experten überprüft würden. Doch oft habe ich einiges angezweifelt. Aber wenn ich so darüber nachdenke, gab es immer mehr Stellen, die nach meinen Erkenntnissen falsch waren oder sich wie Täuschungen anfühlten. Danke für Ihren erhellenden Artikel. Es ist echt schräg geworden in unserem Land, in der ganzen „zivilisierten“ Gesellschaft. Es kommt gerade richtig viel Unwahres ans Licht. „Leugnung der menschengemachten globalen Erwärmung“ Wenn ich diesen Titel lese, der so viele Seiten… Mehr
Wikipedia ist keine Enzyklopädie, sondern ein linker Denunziantenstadl. Deren Kerngeschäft ist nicht „Wissen“, sondern Propaganda & Fakenews. Zwei ganz konkrete Beispiele: (1) Wikipedia ist bspw. die einzige (mir bekannte) Quelle, die die Oberflächentemperatur der Erde unter ausschließlich „natürlichem Treibhauseffekt“ mit 14 °C angibt. Selbst Vertreter des PIK geben diese Temperatur 15 °C an. Darauf basiert der gesamte Schwindel mit hirnrissigen Aussagen wie die Erde habe „Fieber“ (Prof. Schellnhuber) und die Panikmache eines überhitzten Erdklimas. Die 14 Grad nehmen die Autoren von Wikiblödia einfach aus der Durchschnittstemperatur der willkürlich gewählten Referenzperiode von 1961 bis 1990 – diese liegt bei eben jenen… Mehr
Sicher steht es Ihnen frei.
Ihre Bemühungen um Ausgewogenheit würden aber vermutlich schneller von dortigen Glaubenswächtern zunichte gemacht als Sie auf „Absenden“ klicken können.
Ich nutze W. gerne, wenn ich zu einem technischen, naturwissenschaftlichen oder allgemeinen Sachthema einen Überblick oder Ersteindruck gewinnen möchte. Dafür ist dieses „tool“ ideal. Zumal dort auf Literatur und Quellen verwiesen wird, die ich ggf. zur Vertiefung heranziehen kann. Auf die Idee, „politisch“ konnotierte Inhalte dort zu recherchieren, kam ich noch nie. Es war doch klar, daß ein »open desk« Format dafür ungeeignet ist. Einmal habe ich etwas spenden wollen, konnte dies aber nicht anonym via paypal. Also habe ich es gelassen. Ich werde wohl nie verstehen, wie naiv und blöde die Masse ist. Vielleicht habe ich in der Schule… Mehr
Der Gedanke liegt nahe und das war vermutlich auch mal im Sinne des
Erfinders. Gerade im deutschen Wiki hat sich in gewissen Themen eine
selbstherrliche Admin- Zensurkohorte gebildet, die ich persönlich schon
als mafiös bezeichnen würde. Aber, probieren Sie es aus.. ?
Ich empfehle allerdings vorher, sich unter anderem diesen Link zu gönnen:
https://wikihausen.de/dokumentarfilm-zensur-die-organisierte-
manipulation-der-wikipedia-und-anderer-medien/