Wie sich die Manipulation der Kriegspropaganda entlarven lässt

Christian Hardinghaus klärt umfassend über sämtliche Strategien medialer Manipulation in der Berichterstattung vergangener und heutiger Kriege auf. Und er zeigt, dass sich die Machthaber selbst in Friedenszeiten manipulativer Kriegsrhetorik bedienen und wie sie ganz leicht mithilfe wissenschaftlich erarbeiteter Tipps und Tricks entlarvt werden könnten.

Kaiser Wilhelm II. soll die Niederlage des Kaiserreichs im 1. Weltkrieg auf die überlegene Propaganda der Briten zurückgeführt haben. Diese brachte die USA zum Kriegseintritt gegen das Reich und führte zum Sieg der damaligen Alliierten – die Elemente bis hin zum Untergang der Lusitania sind bis heute umstritten. Kriegspropaganda ist eine wirkungsvollere Waffe als die eine oder andere Division oder Wunderwaffe. Kriegspropaganda mobilisiert die eigenen Kräfte und schafft neue Koalitionen die die eigene militärische Stärke vervielfachen und neue Fronten eröffnen. Moderne Kriege sind Propgandakriege. Die USA haben den Vietnam-Krieg zunächst nicht im Dschungel, sondern an der Heimatfront verloren – dem wachsenden Widerstand der Bevölkerung.

Einen Propagandakrieg eigener Art erleben wir derzeit. Die Ukraine demonstriert ihre angebliche Fähigkeit, sich erfolgreich gegen Russland zur Wehr setzen zu können: Niemand unterstützt einen Verlierer. Die russische Propaganda setzt auf die russische Größe und ihre unbezwingbare militärische Stärke, um die Unterstützung des Westens für die Ukraine zu torpedieren. Zwei Narrative der Propaganda kämpfen gegeneinander – und wer sich durchsetzt, wird den Konflikt gewinnen.

Das erste Opfer jedes Krieges ist die Wahrheit – diese Erkenntnis aus dem Ersten Weltkrieg gilt bis heute, denn staatliche Propaganda hat es seitdem in sämtlichen Kriegen gegeben. Dabei sind ihre Strategien trotz der Weiterentwicklung moderner Kommunikationsmittel nahezu identisch geblieben. Während früher den Menschen Information vorenthalten wurde, ist es heute paradoxerweise das massive Überangebot, das ihnen die Wahrheitsfindung erschwert, wie sich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine gezeigt hat.

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit
Kriegspropaganda und Medienmanipulation erkennen
Der Historiker Christian Hardinghaus hat sich mit den Techniken moderner Kriegspropaganda intensiv beschäftigt und dabei Strukturen offenlegen können, die trotz unterschiedlichster Ausgangslagen einander frappierend ähneln. Die Motivation für seine Arbeit beschreibt er wie folgt:

„Ich möchte mit diesem Buch nicht die Welt retten und strebe auch keine Generalabrechnung mit ihr an, sondern will vor den alltäglichen Gefahren von Propaganda warnen, die sich in allen Kriegen des 20. Jahrhunderts als eine der tödlichsten Waffen erwiesen hat. Und da diese Art der Manipulation immer abhängig ist von Medien, die eben für die Masse so lebensbestimmend sind wie nie zuvor, ist es auch ein Buch über den Missbrauch der Medien durch politische Machthaber, insbesondere zu Kriegszeiten.

Mit dieser Absichtserklärung haben wir die vier Kernbestandteile von Propaganda bereits aufgeführt, und weil sie passenderweise alle mit dem Buchstaben M beginnen, kann man sie sich schon an dieser Stelle am besten leicht anhand einer 4-M-Formel merken: Propaganda beschreibt die Manipulation der Massen durch Machthaber (oder Mächtige/nach Macht Strebende) mittels Medien. Diese Elemente finden sich in nahezu jeder modernen Propagandadefinition wieder; sie ist eng verwandt mit der Definition für Manipulation, die ein undurchschaubares, trickreiches Verhalten beschreibt, mit dem sich jemand Vorteile über andere verschaffen will.“

Hardinghaus zeigt, wie Kriegspropaganda historisch eingesetzt wurde und wie sie funktioniert. Es ist ein neuer Blick auf die Kriege der Vergangenheit, auf beide Weltkriege und andere Auseinandersetzung. Dabei lernt man die Kriegsgeschichte aus einem anderen Blickwinkel kennen. Und er lehrt, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Es ist ein Lehrprogramm um im täglichen Informationsfluss die eigene Kompetenz zur Beurteilung der Lage zu verbessern.

Traue niemandem, ist seine Botschaft – und verbessere Dein Urteilsvermögen.


Christian Hardinghaus, Kriegspropaganda und Medienmanipulation. Was Sie wissen sollten, um sich nicht täuschen zu lassen. Europa Verlag, Hardcover mit Schutzumschlag, 232 Seiten, 24,00 €.


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Kommentare ( 24 )

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Tubus
1 Jahr her

Anna Morelli hat die Elemente von Kriegspropaganda so zusammengefasst: 1. Wir wollen den Krieg nicht
 2. Das gegnerische Lager trägt die Verantwortung 3. Der Führer des Gegners ist ein Teufel
 4. Wir kämpfen für eine gute Sache
 5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen
 6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich
 7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm 8. Künstler und Intellektuellen unterstützen unsere Sache
 9. Unsere Mission ist heilig
 10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter. So funktioniert das praktisch seit den Pharaonen. Problematisch wird das Ganze, wenn Entscheider Opfer der… Mehr

Farbauti
1 Jahr her

Umso verwunderlicher, daß auch bei TE in der Kommentarspalte schon extreme Kritik an Mausfeld geäußert wurde.

eisenherz
1 Jahr her

Kriegspropaganda ist Propaganda für die Bevölkerung für den Krieg und gegen den „Feind“ gerichtet. Aber warum dann beim 1. Weltkrieg anfangen? Kriege gab es so lange es uns die sehr frühen archäologischen Ausgrabungen und später die Schriften zeigen, solange es die Menschen gibt. Kriegspropaganda ab dem 1. Weltkrieg zu untersuchen, das ist genug, aber lange nicht gut genug. Die Zeichenschrift in den Gräbern der Pharaonen, wovon künden die? Von den grandiosen Siegen dieser Kriegsverbrecher, wie sie andere Länder überfallen, ausgeraubt, Kulturen vernichtet, Menschen versklavt und ungezählte Menschen haben massakrieren lassen. War das Kriegspropaganda, was da in Stein gemeißelt steht? Ihre… Mehr

Lupo A
1 Jahr her

Wenn der Autor vom heutigen „Überangebot an Information“ spricht, dann kann ich ihm nicht folgen. Und das betrifft bei weitem nicht nur Kriegsberichterstattung/Kriegspropaganda, sondern alle politisch besetzten Handlungsfelder, was in einem sich ausbreitenden Totalitarismus gleichbedeutend mit allen Bereichen des Lebens ist. Nur einige wenige Beispiele aus einer beliebig langen Liste: Wurde denn objektiv über wirklich alle Aspekte der sogenannten Corona-Schutzimpfung imformiert? Was ist mit der Berichterstattung über die vielen „Einmänner“, denen Messer, Äxte und Macheten lose sitzen? Früher wirden die Basisinformationen geliefert und man konnte sich seine Meinung bilden. Heute wird die zulässige Meinung verkündet und selektiv mit den Informationsschnitzeln… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Lupo A
Farbauti
1 Jahr her
Antworten an  Lupo A

Wir leben in Kriegszeiten. Der Informationskrieg läuft schon sehr lange und hat mit Beginn des Ukrainekriegs gar nichts zu tun.

Chris Groll
1 Jahr her

Mir fallen dazu zuerst zwei Aussagen und Zitate ein:
Winston Churchill sagte einmal:

„Im Kriege ist die Wahrheit so kostbar, dass sie immer von einer Leibwache von Lügen umgeben sein sollte.“



Julian Assange, 2011:

„Mir ist klar geworden, daß praktisch jeder Krieg in den vergangenen 50 Jahren die Folge von Medienlügen war. Die Medien hätten die Kriege verhindern können, wenn sie nur intensiv genug recherchiert hätten; wenn sie nicht einfach Regierungspropaganda abgedruckt hätten, die sie hätten stoppen können.“

MichaelR
1 Jahr her
Antworten an  Chris Groll

Julian Assange liegt leider falsch, denn die Medien können nur dann eine Wirkung ausüben, wenn sie völlig frei wären. Schauen Sie doch mal, wem welche Zeitungen überhaupt gehören; dann wird sehr schnell klar werden, warum sich die Medien da heraushalten oder berichten, was genehm ist. Dass Julian Assange nur die letzten 50 Jahre als Folge von Lügen durch die Medien nennt, zeigt bedauerlicherweise, dass er sich noch nicht wirklich damit befasst hat. So haben die Amerikaner beispielsweise bereits 1794 damit bekommen auf dem Kontinent allen klarzumachen, wer zukünftig das sagen hat. Militärische Interventionen durch US Marines – die es schon… Mehr

Niklas
1 Jahr her

Wer ernsthaft die Meinung vertritt, dass sich die Ukraine doch einfach ergeben soll, bei dem ist nicht „Propaganda“ das Problem. Wer ernsthaft in Vladimir Putin sowas wie eine Erlöser-Figur sieht, bei dem ist nicht „Propaganda“ das Problem.

Michael Palusch
1 Jahr her
Antworten an  Niklas

„Wer ernsthaft die Meinung vertritt, dass sich die Ukraine doch einfach ergeben soll…“ Was wäre denn Ihr Vorschlag? Kämpfen bis zum letzten Mann, kämpfen, bis auch die noch so gut wie unversehrten Städte Kiew und Odessa in Trümmern liegen, kämpfen, bis sich dieser Krieg als Flächenbrand über ganz Europa zieht? Wie weit, wenn Sie Ukrainer wären, wären Sie denn persönlich bereit zu gehen? Ist es nicht wohlfeil, im sommerlichen Vorgarten sitzend und aus sicherer Entfernung zu fordern, die Ukrainer weiter beim Sterben zu „unterstützen“ oder geht es Ihnen nur darum, dass soviel wie möglich Russen auf dem Schlachtfeld ihr Leben… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Michael Palusch
Niklas
1 Jahr her
Antworten an  Michael Palusch

Nee, erklären Sie doch mal: Sie sind also dafür, dass die Ukraine sich ergibt? Angedrohten Marschflugkörper auf München würden Sie davon Abstand nehmen lassen, Polen zu unterstützen, wenn Russland dort angreift? Wenn russische Panzer an Ihrem sommerlichen Vorgarten vorbeifahren, so wie Scharfmacher im russischen Fernsehen schon gefordert haben, machen Sie keinen Mucks – könnte ja gefährlich sein?! Wenn die russischen Besatzer sich ihre Frau und Ihre Tochter genau anschauen, verlassen Sie das Haus und lassen die machen?! Wo ziehen Sie die Grenze?! Wir müssen noch nicht mal selbst kämpfen – die Ukrainer wollen einfach nur unser Altmetall, um da, wo… Mehr

Ruhrler
1 Jahr her
Antworten an  Niklas

Machen sie sich mal ehrlich. Die Kernfrage lautet: Kann die Ukraine diesen Krieg militärisch gewinnen? Wenn sie das sicher mit JA beantworten können sollte die Ukraine weiter kämpfen. Wenn sie unsicher sind oder die Frage mit NEIN beantworten dann bleibt nur verhandeln oder kämpfen bis zum Untergang, und das wird SEHR viele Tote und Verstümmelte und ein zerstörtes Land bedeuten.

Soistes
1 Jahr her
Antworten an  Michael Palusch

Was wollten die Russen ursprünglich von den Ukrainerin. Neutralität und freundschaftliche Beziehungen. Wäre diese Forderung dermaßen unerfüllbar gewesen.

Haeretiker
1 Jahr her
Antworten an  Niklas

Eine Kapitulation der Ukraine vor Russland ist für den Westen niemals annehmbar, egal wie es das militärische Kräfteverhältnis gebieten würde. Eine Kapitulation Russlands vor dem Westen wird es ebenso nicht geben. Die Perspektive ist in jedem Fall die Unterwerfung unter den Willen der jeweils anderen Seite. Weder Russland noch die NATO sind an eine Rückkehr zum status quo von 2013 interessiert, da beide Seiten schon beträchtlich weiter sind.
Kein Mensch der klar bei Verstand ist, nimmt ernsthaft an, dass irgendeine Seite als „Erlöser“ zu betrachten ist.

Kuno.2
1 Jahr her

Nicht nur die den britischen Wünschen entgegen gekommene Versenkung der mit abgeblendetem Licht fahrenden „Lusitania“, sondern ebenfalls die von britischen Tauchern zerstörten Unterseekabel des Reiches nach Amerika waren in der Tat wichtige Bestandteile der Entscheidungsfindung der USA ihre „Neutralität“ aufzugeben und Deutschland sowie Österreich-Ungarn den Krieg 1917 zu erklären. Allerdings hatten die USA schon vom Beginn des Krieges an, England mit kriegswichtigem Material beliefert.

Nibelung
1 Jahr her

Lug und Trug auf staatlicher Ebene gegenüber den eigenen Bürgern stellt kein großes Problem dar, es sei denn, man hätte es mit Bildungsbürgern voll umfänglich zu tun, denn dann wäre es schon weit schwieriger ihnen ein Ammenmärchen nach dem anderen zu verkaufen. Daraus resultiert auch die Ohnmacht der „Wissenden“, die in sich auch gespalten sind und auf der einen Seite die geistigen Umstürzler unterstützen, während die andere Seite sich auf alte bewährte Grundlagen stützt und dieser Zwiespalt ist das eigentliche Grundübel, weil man damit das Pferd am Schwanz aufzäumt um sich anschließend zu wundern, daß es nicht parieren will. Die… Mehr

Maskenleugner
1 Jahr her

Um der Wahrheit die Ehre zu geben : Der industriell-militärische Komplex der USA hat den Vietnamkrieg zwar u.a. wegen der linken Propaganda in den USA verloren; er hat ihn aber auch mit Propaganda begonnen ! An den Golf von Tonkin wollen sich die Linken von heute aber nicht mehr erinnern. Warum bloß?

Maunzz
1 Jahr her

Sie verwechseln etwas. Wenn ein Land ein anderes Land überfällt, steht die Schuldfrage außer Zweifel. Es interessiert nicht, ob der russische Aggressor einen ukrainischen Wald klimaneutral verteidigt und den Tierschutz vorbildlich umsetzt. Wer solche und ähnliche „Richtigstellungen“ des aktuellen Krieges durchsetzen will, würde auch beim Überfall auf das eigene Haus noch somnambul Beifall klatschen und die Mörder zur Beisetzung der getöteten Familienangehörigen einladen. Ob russische Gefangene nach internationalem Recht vollumfänglich gut versorgt werden, ist den Überfallenen derzeit nicht das wichtigste Thema und sollte jedem Vernunftbegabten, der nicht zu den Aggressoren gehört, ebenso wenig interessieren. Dass im Krieg auf beiden Seiten… Mehr

Memphrite
1 Jahr her
Antworten an  Maunzz

Jetzt kann man man natürlich sagen, dass Russland die arme friedliche Ukraine einfach so plötzlich und unerwartet „überfallen“ hat. Man kann aber auch sagen, dass Russland , nach dem es mehrere Jahre, besonders aber in 2021 gewarnt und „rote Linien“ aufgezeigt hat und Verhandlungen angeboten hat, schlussendlich in den Bürgerkrieg auf Seiten der russischen Minderheit eingegriffen hat um diese zu schützen. Das sieht z.B. ca. 80% der Menschheit so. Sprechen Sie mal mit Indern oder Chinesen oder Afrikanern etc. Die sehen Russland als Opfer der NATO/ US Aggression. Verrückte Welt nicht wahr? Am besten wäre es selbst mal in den… Mehr