Warum wir alle Milliardäre sind

»Es sollte keine Milliardäre geben«, sagt US-Senator Bernie Sanders – aber ein Ökonom kontert: Alle seien Milliardäre. Er erzählt eine Erfolgsgeschichte: Moderne Menschen verfügen über spektakulären Reichtum, der ihnen nicht bewusst ist. Das hat etwas mit Bleistiften zu tun.

»Es sollte keine Milliardäre geben«, sagt US-Senator Bernie Sanders – aber ein Ökonom kontert: Alle seien Milliardäre. Er erzählt eine Erfolgsgeschichte: Moderne Menschen verfügen über spektakulären Reichtum, der ihnen nicht bewusst ist. Das hat etwas mit Bleistiften zu tun.

»Schauen Sie sich diesen Bleistift an«, sprach Milton Friedman in die Kamera. »Es gibt keinen einzigen Menschen auf der Welt, der diesen Bleistift herstellen könnte.« So beginnt ein mittlerweile bekanntes Video von 1980, in dem der berühmte US-Ökonom erklärt, warum Marktwirtschaft Menschen reich gemacht hat.

»Das Holz, aus dem der Bleistift gemacht ist«, fuhr Friedman fort, »stammt nach allem, was ich weiß, von einem Baum, der im Bundesstaat Washington gefällt wurde.« Um diesen Baum zu fällen, habe es eine Säge gebraucht, und um die Säge herzustellen, Stahl, und für Stahl sei Eisenerz nötig gewesen. Und bei dem »Blei« handele es sich eigentlich um Grafit, das vermutlich aus einer Mine in Südamerika stamme.

»Dieser rote Deckel hier, dieser Radiergummi, stammt wahrscheinlich aus Malaya, wo der Gummibaum nicht einmal heimisch ist«, erzählte Friedman. »Er wurde von einigen Geschäftsleuten mithilfe der britischen Regierung aus Südamerika importiert.« Und die Messingzwinge? Der Ökonom lächelte: »Ich habe nicht die geringste Ahnung, woher sie kommt.«

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Er fasste zusammen: »Tausende von Menschen haben zusammengearbeitet, um diesen Bleistift herzustellen. Menschen, die nicht die gleiche Sprache sprechen, die unterschiedliche Religionen praktizieren, die sich vielleicht hassen würden, wenn sie sich jemals begegnen würden.«

Der Ökonom bilanzierte: »Wenn Sie in den Laden gehen und diesen Bleistift kaufen, tauschen Sie im Grunde ein paar Minuten Ihrer Zeit gegen ein paar Sekunden der Zeit all dieser Tausenden von Menschen.« »Was hat all die Menschen zusammengebracht, um bei der Herstellung des Bleistifts zusammenzuarbeiten?«, fragte Friedman.

»Es gab keinen Kommissar, der Bestellungen von einer zentralen Stelle verschickte. Es war die Magie des Preissystems: die unpersönliche Funktionsweise der Preise, die sie zusammenbrachte und sie dazu veranlasste zusammenzuarbeiten, um diesen Bleistift herzustellen, sodass man ihn für eine unbedeutende Summe haben konnte«, erklärte Friedman.

Deshalb sei das Funktionieren des freien Marktes so wichtig. »Nicht nur, um die produktive Effizienz zu fördern, sondern vor allem, um Harmonie und Frieden unter den Völkern der Welt zu fördern«, erläuterte der Ökonom in seiner Rede, die eine Hommage an seinen Mentor Leonard Read sein sollte, der das Bleistift-Beispiel 1958 ersonnen hatte.

 

Read hatte zahlreiche weitere Phänomene genannt, etwa Postdienst, Automobilbau, Mähdrescher, Telefonleitungen. Alle seien Beweis dafür, dass unregulierte Märkte auf natürliche Weise das bestmögliche Ergebnis für den Einzelnen erzielten.

Das System habe die Menschen der westlichen Welt zu Milliardären gemacht, ohne dass ihnen das bewusst sei, schreibt der Wirtschaftshistoriker Gale Pooley von der Utah Tech University gerade. »Wir haben vielleicht keine Milliarde Dollar auf der Bank, aber wir genießen die Vorteile von vielen Milliarden Dollar, die in unserem Namen investiert werden«, erläutert er.

Viele Produkte haben hohe Fixkosten, aber niedrige Stückkosten, wenn sie in großem Maßstab hergestellt werden. Die Kosten für die Entwicklung eines neuen Medikaments etwa können zwei Milliarden Dollar betragen. Sobald ein Medikament zugelassen sei, liege sein Stückpreis nicht selten unter einem Dollar, bemerkt Pooley. Die moderne Gesellschaft genieße Reichtum durch den Zugang zu Produkten mit hohen Fixkosten. Technologie und Innovationen ermöglichten es, dass etwa Smartphones oder Medikamente für die meisten erschwinglich würden, was die Fähigkeit des Kapitalismus verdeutliche, »gemeinsamen Wohlstand zu erzeugen«.

Als Johannes Gutenberg 1440 den Druck erfand, kostete ein durchschnittliches Buch etwa 135 Tage Arbeit. Ein durchschnittlicher Arbeiter mit Achtstundentag musste mehr als 200 Stunden arbeiten, um sich ein Buch leisten zu können. Druckerpresse, immer günstigere Zulieferprodukte wie Papier, Digitalisierung und ein wachsendes Publikum haben Bücher zur Massenware gemacht.

Je mehr Menschen es gäbe, desto billiger würden Waren – denn es gäbe mehr Käufer, schreibt Pooley: Mit wachsendem Markt für ein Produkt verringert sich sein Stückpreis. »Wir können Produkte mit so hohen Fixkosten und niedrigen Stückkosten genießen, weil es so viele von uns gibt.«

Mit seinem Text reagierte Pooley auf eine Aussage des politisch links stehenden US-Senators Bernie Sanders, der auf »X« geschrieben hatte: »Es sollte keine Milliardäre geben.« Eine Irreführung, meint Pooley: »Im Vergleich zu vor 100 Jahren sind die Vereinigten Staaten ein Land, in dem jeder Milliardär ist« – weil man sich Produkte leisten könnte, deren Herstellung mehr als eine Milliarde Dollar gekostet habe.

Auszug aus:
Axel Bojanowski, 33 erstaunliche Lichtblicke. Warum die Welt viel besser ist, als wir denken. Westend Verlag, Klappenbroschur, 192 Seiten – mit über 100 farbigen Grafiken, 23,00 €.


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Kommentare ( 18 )

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18 Comments
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CanTrucker
3 Monate her

„33 erstaunliche Lichtblicke. Warum die Welt viel besser ist, als wir denken. Westend Verlag, Klappenbroschur, 192 Seiten – mit über 100 farbigen Grafiken, 23,00 €.“ [„ Alleine diese Zeilen offenbaren die pure Frage, für WEN die Welt besser ist, als wir denken…weil wir über die andere Welt, wo die Zahlen “33“ und die “23“ zu Hause sind und wir KAPITAL-trächtige Schafe auf des HERR- wie LORDschaftlichen Weide für sie die MILLIARDEN erschaffen. Die Grossfamilien in ihren freimaurerischen satanischen-wie zionistischen LOGENKAMMERN lassen grüßen und DEA VATICA, Göttin des Untergrunds, hält ebenso die Hände offen, weil das GLAUBENSGESCHÄFT ihren SATANISTEN ebenso die… Mehr

Jens Frisch
3 Monate her

»Es sollte keine Milliardäre geben«, sagt US-Senator Bernie Sanders
Es reicht ja auch, Multi Millionär zu sein wie Sanders selbst: 2,5 aber wahrscheinlich eher 5 Millionen Dollar nennt „Bernie“ sein eigen.
Wie sagte es die deutsche Philosophin Neubauer so treffend:
„Besser Doppelmoral als keine Moral.“

Mausi
3 Monate her

Und dennoch braucht es im ersten Schritt jemanden, der den Bleistift erfand. Es braucht ein Umfeld, in dem das möglich ist.
Das staatliche Gebilde und auch die Kirche sollte sich so wenig einmischen, dass das Umfeld automatisch gegeben ist. Insbesondere der Gesetzgeber kann und sollte zusehen, dass er das Umfeld entsprechend schützt. Die EU und auch D haben in meinen Augen dafür kein Händchen. Sie regulieren alles tot. Fortschritt wird bei uns nicht mehr gemacht. Dafür ist schon unser Bildungssystem ungeeignet.

Haba Orwell
3 Monate her

> »Es sollte keine Milliardäre geben.« Eine Irreführung, meint Pooley: »Im Vergleich zu vor 100 Jahren sind die Vereinigten Staaten ein Land, in dem jeder Milliardär ist« – weil man sich Produkte leisten könnte, deren Herstellung mehr als eine Milliarde Dollar gekostet habe. Die Sache wird komplizierter, wenn die eigentlichen Milliardäre irgendwo in Davos beim Kaviar grübeln, wie man alles so drehen könnte, dass sich das Fußvolk nichts mehr leisten kann und gesamte Kohle abgibt. In Russland hat der böse Putin mal seine Oligarchen versammelt und angesagt, dass diese sich aus der Politik rauszuhalten haben, wenn sie nicht im Knast… Mehr

Judith Panther
3 Monate her

Tausend Dank für den Buchtipp.

Ron
3 Monate her

Meine Rede. Es braucht national nur zwei Parteien. Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretung, um Ungerechtigkeiten zu vermeiden. Eigentlich bräuchte es nicht mal diese, sofern der Mensch erkennt, dass beide Parteien ohne der anderen Seite nicht existieren können.Darum ist die Kapitalismus vs. Sozialismus/Kommunismus, links/rechts Frage totaler Unsinn. Ohne Unternehmer keine Arbeitsplätze, ohne Arbeiter kein Unternehmen. Es geht nur um die Frage, gerechter Gewinnteilung. Insofern wär ich ja für generelle Gewinnbeteiligung/Mitarbeiteraktien. Das würde Motivation und Loyalität fördern, aber auch extrem überhöhte Managergehälter verhindern. Win – win quasi. International/außenpolitisch müssten beide Interessensvertreter klarerweise an einem Strang ziehen. Welche Minderheit wäre dann noch bereit Kriege und… Mehr

Klaus D
3 Monate her

Deshalb sei das Funktionieren des freien Marktes so wichtig….aber genau diesen haben die Milliardäre ja kaputt gemacht mit ihrer gier.

Konradin
3 Monate her

Seit diesem regierungskonformen Gratismut-Artikel aus 2021, der einer Diskreditierung von Prof. Roland Wiesendanger gleichkam als dieser seinerzeit als einer der ersten Mutigen in Deutschland an die Öffentlichkeit ging, um den Menschen das für viele bereits damals Offensichtliche fundierter nahezulegen, nämlich dass das C-Virus im C-Labor in Wuhan gezüchtet wurde, ist Springer-Mann Bojanowski bei mir grundsätzlich „unten durch“. Allerdings bin ich auch darüber hinaus kaum niveauvolleres oder ansprechenderes von der staatsnahen CDUCSU-Haus- und Hofpresse „Welt“ gewohnt.
https://www.welt.de/wissenschaft/plus226713987/Ursprung-des-Corona-Virus-Studie-ueber-Laborunfall-in-Wuhan-ist-eher-selbst-ein-Laborunfall.html

Proffi
3 Monate her
Antworten an  Konradin

Hat die Herkunft des wahrscheinlich noch nie isolierten Virus irgendeine Bedeutung ?

Judith Panther
3 Monate her
Antworten an  Proffi

Gibt es überhaupt ein einziges isoliertes Virus?
Polio? HIV? Grippe? Masern?
Wenn Sie ein isoliertes Masernvirus finden bringen Sie es zu Dr. Stefan Lanka. Der zahlt Ihnen dafür anderthalb Millionen.

Micci
3 Monate her

Würden Linke diese einfachen Wahrheiten begreifen, wären sie keine Linken mehr. Obwohl allein schon ein Blick auf die Beispiele genügen würde: wo geht es den Menschen besser? BRD oder DDR? USA oder UdSSR? Nord- oder Südkorea? Venezuela oder Argentinien? Kapitalismus liefert billige Top-Waren für jedermann (alleine was Steve Jobs für uns alle ermöglicht hat …), Sozialismus liefert Freiheitsentzug und Armut für jedermann oder gleich das Arbeitslager. Gibt es auch als Witz: was würde passieren, wenn man in der Sahara den Sozialismus einführt? – 10 Jahre lang gar nichts, dann wird langsam der Sand knapp. Das ganze linke Gedankengebäude lebt davon,… Mehr

Ich bin RECHTS
3 Monate her

Tja, Naturwissenschaften und Technik haben uns alle zu Milliardären und die Welt zu einem besseren Platz gemacht.
Federführend waren hier die vielgeschmähten alten weissen Männer.
Und:
Alle anderen haben hiervon profitiert. In Afrika gäbe es z.B. bis heute weder Eisen noch Glas geschweige denn Computer, Smartphones, Medikamente, Eisenbahn etc.
So ehrlich sollte man bei allem Hass auf den alten weissen Mann schon sein.

Übrigens sind fie slten eissen Männer eine aussterbende Art, wie die Prognose für die Erdbevölkerung für 2070 zeigt:
5 Milliarden Asiaten
4 Milliarden Schwarze
1 Milliarde Weisse

Haba Orwell
3 Monate her
Antworten an  Ich bin RECHTS

> Federführend waren hier die vielgeschmähten alten weissen Männer.

Nur die letzten 200-250 Jahre, die gerade vorbei sind. Wenn man sich ernsthaft mit der Technikgeschichte beschäftigt, sieht man, dass die meiste Zeit andere Weltregionen führend waren – überwiegend in Asien.