Fürstin Gloria von Thurn und Taxis kennt die Schattenseiten der Cancel Culture in einem Land, in dem sich die Bundesregierung gern mit dem Staat verwechselt. In ihrem Buch leuchtet sie auch woken Zeitgeistfanatikern heim. Von Regina Einig
Im literarischen Freiheitschor gegen deutsche Staatsgläubigkeit dominieren wenige markante Stimmen: So geben beispielsweise der Buchautor Gerald Grosz, die bayerische Kabarettistin Monika Gruber und die kürzlich geschasste NDR-Moderatorin Julia Ruhs Zeitgenossen, die sich unter Klimaaktivisten, Genderbewegten, radikalen Feministinnen und Zeitgeistanhängern nicht wohlfühlen, eine Stimme.
Fürstin Gloria von Thurn und Taxis kann ebenfalls ein Lied singen von den Schattenseiten der Cancel Culture in einem Land, in dem sich die Bundesregierung gern mit dem Staat verwechselt. Im Sommer erlebte sie die Spaltung der deutschen Gesellschaft vor der eigenen Schlosstür, als ihre Einladung an die AfD-Vorsitzende Alice Weidel zu den Regensburger Schlossfestspielen auf Widerstand beim Konzertveranstalter stieß.
Flammendes Plädoyer für Meinungsfreiheit
Die Sängerin Vicky Leandros, einst Kandidatin der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (PASOK) in ihrer Heimat Griechenland, drohte gar mit Absage, falls Frau Weidel im Publikum säße. „Mit diesem rechthaberischen, die Gesellschaft in gute und verwerfliche Personen spaltenden Verhalten habe ich ein Problem“, gibt die Fürstin unumwunden zu.
Ihr aktuelles Buch ist ein flammendes Plädoyer für Meinungsfreiheit und kultivierte Konfliktbewältigung. Dass der Verlag keine Vorstellung auf der Frankfurter Buchmesse oder anderswo wagt, zeigt, wie dringend notwendig dieser Stachel im Fleisch woker Meinungsmacher ist.
Dass der politische Streit auch Familien auseinanderreißt, sei eigentlich „ein Merkmal von totalitären Staaten“. Beispiel LGBTQ-Bewegung: Es geht, so die Fürstin, um die „Durchsetzung einer Ideologie, die alles andere als tolerant ist. Im Namen dieser Ideologie werden Karrieren beendet, Vorträge von Wissenschaftlern gecancelt, Rufmorde verübt und unsere Sprache verunstaltet.“
Gegen die Vermischung von Asyl und Einwanderung
Ein differenziertes Bild zeichnet sie von der Migration: Die Einwanderungsgegner verortet sie zutreffend bei den etablierten Migranten, die einen Job und eine Wohnung gefunden haben und nicht mit Neuankömmlingen um begrenzte Ressourcen konkurrieren wollen. Aus der Schlossherrin und Arbeitgeberin für Menschen aus vielen Nationen, die sich gegen die Vermischung von Asyl und Einwanderung ausspricht, spricht jene Lebenserfahrung, die linksgrünen Politikern größtenteils abgeht.
Gerade für die Generation Z sind die Erinnerungen Glorias, die sich zuerst als Mutter, dann als Fürstin und dann als Geschäftsfrau sieht, wertvoll. Kurzweilig und mit Humor lässt sie ihre Familiengeschichte, ihre Ehe und ihre Jahre als Punk-Prinzessin Revue passieren. Als gute Beobachterin hat sie ein sicheres Gespür für Spießer und jene staatsgläubigen Biedermänner, die sich stets auf der richtigen Seite wähnen. In Glorias Salon wird Klartext gesprochen – und zwar mit allen: Politikern, Künstlern, Adligen.
Familie und der Glaube – Leitplanken des Lebens
Dass viele Gegner der deutschen Einheit von 1990 an der gegenwärtigen Spaltung der Gesellschaft nicht unbeteiligt sind, beschreibt sie ebenso anschaulich wie ihre Kindheit und Jugend in Afrika. Die Leitplanken ihres Lebens sind die Familie und der Glaube. Dabei ist die katholische Kosmopolitin im besten Sinne liberal, mit vielen Schwulen persönlich befreundet und wertet keine Lebensform oder Religion ab.
Gerade deswegen fällt ihr auf, dass die LGBT-Kultur kein Fortschritt ist, sondern ein bürgerliches, ja spießiges Mäntelchen über der Bewegung ausbreitet, denn „Schwule sind gar nicht so selten konservativ“. Waren Letztere in ihrer Jugend noch „stilbewusster, kulturell interessierter und insgesamt interessanter als der Durchschnitt“, werde das Extravagante und Besondere inzwischen zerstört.
„Wo jeder Spaß endet: Abtreibung“
Glorias Liebe zum Menschen spricht besonders aus dem Kapitel „Wo jeder Spaß endet: Abtreibung“: „Wir werden weiter kämpfen: für das Lebensrecht der Ungeborenen. (…) Ich möchte, dass auch diejenigen Frauen, die nicht mehr christlich sind, ihr Gewissen benutzen. Dass sie nicht von ‚Zellklumpen‘ sprechen, dass sie das Problem wenigstens erkennen, bevor sie ihre Entscheidung treffen. Dass sie sich beraten lassen. Und selbstverständlich darf man die Männer bei alldem nicht aus der Verantwortung entlassen.“
Die Hoffnung, um am irdischen Unbill nicht zu verzweifeln, schöpft die tiefgläubige Katholikin aus ihrem Glauben. Christus ist für sie der „erste echte Frauenrechtler“, Gebet, Beichte und Messbesuch pflegt sie mit jener Selbstverständlichkeit, die man bei christlichen Politikern heute vermisst.
Sporadischer Hang zum Understatement
Einen sporadischen Hang zum Understatement wird man der Fürstin bei aller Lust an der Provokation nicht absprechen können. Man beobachte ihren öffentlichen Selbsterfahrungstrip: Der Weg vom Mediendarling ins Umstrittensein beginnt ihrer Darstellung nach mit ihrer Bemerkung „Der Schwarze schnackselt halt gern“ in der Talkshow „Friedman“ im Mai 2001. Auch wenn sie dafür Schelte kassierte, regnete es allerdings auch nach der Sendung öffentliche Sympathiebeweise für Gloria: zum Beispiel das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland 2006, ein viel beachteter Auftritt im SZ-Magazin 2007, der Bayerische Verdienstorden 2014.
Der des Konservatismus unverdächtige WDR stellte sie 2017 in der Reihe „Ich stelle mich“ als „der Deutschen liebste Fürstin“ vor. Gerade das Pochen auf das, was man nicht kaufen kann, macht Glorias Volkstümlichkeit aus: „Ohne Familie wäre mein Leben ein Irrtum“, bekennt sie mit entwaffnender Offenheit.
Glorias aktuelles Buch steht in einer Reihe mit Julia Ruhs’ Publikation „Links-grüne Meinungsmacht“. In Zeiten, in denen die Mehrheit der Kirchenvertreter und christlichen Politiker in der Öffentlichkeit immer profilloser wirken, springt eine gläubige Jetsetterin ein und wirbt für die Vielfalt auf katholisch. Wer es fassen kann, der fasse es.
Diese Rezension von Regina Einig erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken Autorin und Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme. Jetzt drei Ausgaben kostenlos testen: Die Tagespost-Probeabo.
Gloria von Thurn und Taxis, Lieber unerhört als ungehört. Lektionen aus meinem Leben. LMV, Hardcover mit Schutzumschlag, 240 Seiten, 24,00 €




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Nervend ist, stets das Offensichtliche wie (einigermaßen) von Thurn und Taxis heutzutage erwähnen zu müssen, das sich daraus speist, dass man es in Form der Auflösung der christlich-patriarchalen Gesellschaftsordnung, da, vor allem Frauen betreffend, unterdrückend, mutwillig zerstörte, woraus jene alltäglichen hysterischen (griechisch „hystera“ = Gebärmutter) sogenannten „Debatten“ resultieren, die unsere Heimat im Würgegriff halten, der lediglich durch Wiedererrichtung der christlich-patriarchalen Gesellschaftsordnung gelöst werden kann, die wiederum mit Annullierung des sogenannten „Feminismus“ zur Gänze einhergeht!
Wer stürmt die Liste der Bestseller , Gloria oder Uschi ?
Ein ungleicher Wettkampf , Büchereien werden es horden , der Mainstream jubelt.
Niklas Frank , Volker Beck und jetzt die Glas ,na ja wenn’s schee macht.
Gegen die Vermischung von Asyl und Einwanderung
Sehr wichtiger Punkt, weil die links-grünen gegen jede Vernunft immer wieder diese Vermischung forcieren.
Ich habe, wie die AFD und Gloria, folgende Position:
1. Asyl ist ein Grundrecht. Es gilt aber nicht für Menschen, die über sichere Drittstaaten einreisen.
2. Willkommenskultur für alle legalen, fleissigen und integrationswilligen Ausländer
3. Kein Zutritt für, bzw. Ausweisung von illegalen, arbeitsunwilligen und integrationsunwilligen Ausländern
Helmut Schmidt wurde einst gefragt, woher die Unternehmen denn ihre Fachkräfte nehmen sollen. In seiner markanten Art antwortete er:
„Wenn sie Fachkräfte brauchen, sollen sie sie ausbilden.“
Nein – wir brauchen auch keine „legalen, fleissigen Ausländer“ – wir brauchen mehr, viel mehr deutsche Kinder!
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Selbstredend gibt es genügend einheimische Arbeiter; sie harren lediglich teilweise innerhalb unproduktiver Strukturen aus: Denken Sie beispielsweise an die Bereiche „Justiz- sowie Polizeiwesen“ und „Bundes- sowie Landesverwaltung“, das bedeutet, wenn man jene zum Teil auflösen würde, würden genügend Deutsche freigesetzt, die unter anderem in der Gastronomie, Gebäudereinigung oder Pflege arbeiten könnten!
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„Ohne Familie wäre mein Leben ein Irrtum“ – einer der wichtigsten Sätze im ganzen Artikel. Ich bewundere ihren Mut und ihre Intelligenz – und ihren schrägen Humor.