Es sind die letzten Zuckungen des öffentlich-rechtlichen Systems. In Sendungen wie „Die Arena“ und „Die 100“ manifestiert sich, dass der Staatsfunk absolut unreformierbar ist. Systemtreue Moderatoren und handverlesene Studiogäste liefern für den Kanzler und das Volk ein Feuerwerk der Parolen. Von Brunhilde Plog
Screenprint: via X - Collage: TE
Selten wurde der Zuschauer so offen verhöhnt. Selten wurde ihm in solch einer unerträglichen Ballung und Penetranz vorgeführt, dass sein Fernsehempfänger eigentlich ein Befehlsempfänger sein soll. Zwei Sendungen direkt nacheinander, und eine schlimmer als die andere. Was sich die ARD am Montagabend erlaubt hat, schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht. Zwei volle Stunden volle Kanne. Deppen-TV. Propaganda und Parolen, jubelndes Klatschvolk und ein klitzekleines bisschen Kontra, hübsch verpackt und vorsortiert. Dazu ein Kanzler, der „kritische Fragen“ derart souverän pariert, wie es nur jemand kann, der schon vorher weiß, was kommt. Und genau davon ist auch auszugehen.
Jessy Wellmer, die schon bei den Tagesthemen und in ihren Reportagen keinen Hehl aus ihrer grünen Gesinnung macht, führt zusammen mit dem umstrittenen „Hart aber Fair“-Moderator Louis Klamroth durch die Arena. 150 Gäste, alle handverlesen, dürfen den Kanzler kitzeln. Aber nur ein bisschen, sonst gibt’s ’ne Anzeige.
Gleich zu Beginn ein kleiner Patzer. Berufssoldat Jens Seidel sagt: „Ich gehe davon aus, dass ich nicht älter als 40 Jahre werde in der aktuellen Regierung.“ Der Kanzler stutzt, der Soldat korrigiert sofort: „… äh, in der aktuellen Sicherheitslage. Tut mir leid. Wie wollen Sie junge Leute darauf vorbereiten, dass man eventuell früh stirbt?“
Merz reagiert souverän, dankt dem treuen Vaterlandsfrontvertreter und spult sein bekanntes Wehrpflicht-Programm herunter. Ein weiterer Studiogast darf vorsichtig nachhaken: „Warum soll ich für dieses Land kämpfen, wenn mir das Land nicht das Gefühl gibt, dass es für mich kämpft?“. Merz spult einfach weiter, seine Rolle hat ja jede Menge Garn. Deutschland sei „ein Land, in dem wirklich es sich lohnt zu leben“ und „eines der schönsten Länder auf der Welt“. Dann wird er unvorsichtig. „Sagen Sie mir mal ein zweites Land auf der Welt, wo sie gerne hinziehen würden.“ Noch bevor unzählige Namen auf ihn einprasseln, setzt er sofort nach: „Nun kann sein, dass Ihnen das ein oder andere Land einfällt. Mag ja sein. Aber am Ende des Tages werden es so ganz viele nicht sein.“
Auf diesem Niveau geht es die ganze Sendung lang. 70 Prozent der Deutschen sind unzufrieden mit dem Kanzler der zweiten Wahl, aber im Studio – Überraschung! Nur Jubelperser und ein kleines Fitzelchen Kritik. Ein Mann aus Gelsenkirchen spricht das Thema Migrantengewalt an. Er erwähnt Männer, die mit Messern durch die Stadt laufen oder in Schwimmbädern Frauen belästigen. Und er möchte wissen, ob kriminelle Migranten denn nun auch wirklich verstärkt abgeschoben werden. Was macht Merz? Greift das Stichwort Gelsenkirchen auf und macht erstmal das alte Gastarbeiter-Fass auf. „Die Geschichte des Ruhrgebietes wäre nicht so geschrieben worden ohne Einwanderung“, sagt er. „Diese Geschichte möchte ich gerne fortschreiben.“
Warum so viel Geld in die Rüstung gesteckt wird, statt ins eigene Land, will eine ehemalige Linken-Politikerin wissen, die als vermeintlich normaler Gast im Publikum sitzt. Die NATO sei Russland doch ohnehin schon überlegen, und in Deutschland gebe es „unendlichen Nachholbedarf“. Merz bezweifelt erstmal diese Aussage und leiert dann seine Ukraine-Rhetorik herunter. Das Land müsse unterstützt werden, ganz Europa sei in Gefahr, die ganze altbekannte Litanei. Und Deutschland? „Wir können daran immer arbeiten und es immer noch besser machen. Wir arbeiten daran, dass es noch besser wird.“
Auch die übrige Kritik perlt an Merz ab wie Tropfen auf einer heißen Herdplatte. Misere im Gesundheitswesen? Ein Rettungssanitäter kritisiert die mageren Einstiegsgehälter. Merz: In keinem Bereich seien die Gehälter stärker gestiegen und „wir sind auf einem guten Weg“. Die Deutschen würden aber auch einfach zu oft zum Arzt gehen. „Wir haben in Deutschland rund eine Milliarde Arztbesuche im Jahr“, stöhnt Merz. Dass viele Termine von Migranten wahrgenommen werden, kommt nicht zur Sprache. Publikum und Moderation – alle mäuschenstill.
Nebenbei betont Merz die Wichtigkeit des Katatrophenschutzes (Klima, Krieg – Nachtigall, ick hör’ Dir trapsen), dankt all den vielen Ehrenamtlichen, dankt den Krankenpflegern, drei Hebammen in Reihe Vier und einer Frühverwitweten, die ebenfalls wacker im Publikum sitzt. Die dankt wiederum ihm dafür, dass er überhaupt gekommen ist und sich den Fragen stellt. Hach, trautes einig Vaterland.
Merz, der Macher. Nur wenn es um konkrete Fragen geht, dann zieht er sich schnell zurück. Ideen und Vorschläge „nehme ich mit“, aber er will und kann ja nicht den ganzen Kommissionen vorgreifen.
Also, werden wir gut regiert? Die Antwort ist nach dieser „Arena“ sonnenklar. Nein, nicht gut – wir werden sogar super regiert! Doch nur um sicher zu gehen, stellt im Anschluss „Die 100“ die Frage gleich nochmal. Eine weitere Stunde intellektueller Folter folgt.
100 Leute sind gefragt. Und huch: 76 sagen Nein, nur 15 Ja. Und dass es am Ende der Sendung nur bei 74:17 steht, könnte daran liegen, dass „Die 100“ in Sachen Propaganda noch eine ordentliche Schippe drauflegt.
Ingo Zamperoni fängt im Publikum vorsortierte Stimmen ein, und zwei Co-Moderatoren trommeln für das jeweilige Lager. Anna Planken etwa, zuständig für das „Ja, wir werden gut regiert“, lässt den Bundesadler als Plüschfigur tanzen. Er heißt „Schlandi“ und hüpft ziemlich genau so wie Friedrich Merz regiert. Das Volk schwenkt Deutschlandfähnchen und trägt schwarz-rot-goldene Mützen. Fußball-Feeling mit Gejohle und La-Ola-Wellen. Später dürfen alle ein paar Betten aus Asylunterkünften durchs Studio tragen, denn die werden ja alle nicht mehr gebraucht. Anna Planken findet die Regierung einfach super: „Die haben geliefert. So geht gutes Regieren“, sagt sie. Merz sei „als Kanzler der Macher“.
Till Nassif, der Mann fürs „Nein“, ist dran. Er nennt „Schlandi“ einen „Pleitegeier“, lässt die Deutschland-Utensilien in Mülltonnen einsammeln, sauber getrennt natürlich. Und während alle ihr Fähnchen in die Tonne werfen, ruft er: „Die Fahnen natürlich nicht, die brauchen wir vielleicht noch. Falls es mal wieder was zu feiern gibt.“ Zu spät, die Tonnen sind schon voll. Deutschland, Meister im Müllsortieren.
Klar, dass auch Kritik hier nur in vorsortierter Form zugelassen wird. „Die 100“ ist der Overkill an Propaganda. Plankens „Superfacts“ (Alexander Gerst, unser Mann im Mond) treffen auf Nassifs Jammerpunkte (Schokolade jetzt so teuer). Dazu Einspieler mit den passenden Parolen. Die Schönsten: „Ich muss nicht hungern, hab ‘ne warme Bude“, „Man kann uns viel, viel mehr zumuten“ und „Verstehe nicht, warum so viel gejammert wird.“
Honecker, Karl-Eduard von Schnitzler und wie sie alle heißen, sie liegen weinend in ihren Gräbern.
Auch die Gäste zeigen die ganze Vielfalt Deutschlands, jedenfalls der linken Seite des Landes. „Es gibt nicht die Flüchtlinge, die Migranten. Es gibt Menschen“, posaunt eine Frau. Und ein Mann betont, das Problem seien nicht die Migranten, sondern: „Weil eine gewisse Gruppe an Menschen nicht mitarbeiten wollte mit diesen Menschen.“
Ein Gast aus der Sendung twittert am nächsten Tag, wie es hinter den Kulissen ablief. Tobias Berodt fällt in der Live-Show mit kritischen Äußerungen auf. Als er es wagt, das Wort „Schmarotzer“ in den Mund zu nehmen, buht die ganze Halle. Auf X schreibt Berodt dazu: „Das Auswahlverfahren war recht simpel: Man hat mir Fragen gestellt, und ich habe das Gegenteil von dem gesagt, was ich gedacht habe, und siehe da, ich habe eine Einladung erhalten.“
Tiefpunkt der Sendung ist der Moment, als Nassif mit einer Farbtafel durchs Publikum geht und allen Ernstes Hautfarben abgleicht. Einer weißen Frau und einem dunkelhäutigen Mann leuchtet er währenddessen mit einer Taschenlampe ins Gesicht. Es will auf diese Weise die Kritik an der „Stadtbild“-Aussage des Kanzlers verdeutlichen.
So viel ist tatsächlich deutlich geworden: Die ARD ist gesichert unreformierbar.


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Ich lebe zum Schutz meiner Gesundheit schon 60 Jahre ohne TV. Der Artikel zeigt mal wieder, dass das die richtige Entscheidung war. Hin und wieder eine SOKO Wismar aus der Mediathek auf dem Laptop zur geistigen Entkrampfung: das geht gerade noch. Reuter und Helene gendern nicht und labern auch keinen woken Müll. Zum Glück gibt’s Mediatheken. Da kann man aus 99% Giftmüll und 1% erträglicher Unterhaltung frei auswählen.
Nun lasst uns doch mal zu einer konzertierten Aktion antreten und wir Foristen
verweigern diesem Rotfunk einfach die Zahlungen .
Zahlen in Raten ,in Kleinstbeträgen oder bar ,aber nicht immer nur meckern .
Etwas tun !
Zum Thema Migration sagte der Kanzler: „Die Geschichte des Ruhrgebietes wäre nicht so geschrieben worden ohne Einwanderung“ und „diese Geschichte möchte ich gerne fortschreiben“. Ja, in den 1950er Jahren gab es eine große Zuwanderung in das Ruhrgebiet und sorgte so mit für den wirtschaftlichen Aufschwung im ganzen Land. Es waren überwiegend Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands und anderen osteuropäischen Ländern (Polen, Tschechoslowakei), die nach dem zweiten Weltkrieg eine neue Heimat suchten. Dem Kanzler sollte mal jemand klar machen, dass es in Punkto Arbeitsethik, kognitive Fähigkeiten und vor allem sprachliche und kulturelle Zugehörigkeit einen fundamentalen Unterschied ausmacht zwischen… Mehr
Soviel an Geschichtskenntnissen und auf Fakten basierten differenzierten Überlegungen kann man heutzutage keinem Politiker oder Journalisten mehr abverlangen.
Damit sich die Moderatorin nicht verletzen kann hat man die Kette aus der Kettensäge rausgenommen.
Bei Javier Milei in seiner Vorführung war sie drinn, das spiegelt exemplarisch den Unterschied zwischen sägen und schwätzen, lausig schwätzen.
Oh weia, wie gut, daß ich mir sowas gar nicht erst antue.
Nicht nur habe ich seit 2020 (Corona) kein Fernsehgerät mehr, ich zahle auch die Zwangsgebühr nicht.
Also mein TV flog schon vor 15 Jahren aus der Wohnung, zum Schutz der Gehirne meiner Kinder!
„Unsereelite“ wähnt sich nicht ganz zu Unrecht so sicher im Sattel, dass selbst diese medialen TV-Verhöhnungen, die an den Auftritt Mario Adorfs, alias Generaldirektor Haffenloher, in Kir Royale erinnert, uns sagen will: wir scheissen euch so voll mit euren Deutschlandfahnen, hinten und vorne stecke wir sie euch rein, bis ihr mürbe seit, dann gehört ihr uns, und dann machen wir – auch mit euch -, was wir wollen.
Jahr ein – Jahr aus, immer die selbe Kritik. Warum eigentlich? Weil der Souverän es s will! So lange wir die Zwangsgebühren berappen, wird sich nichts ändern! Nicht einmal in 100 Jahren. Ein Ausbeutungssystem mit Fettlebe für hunderte sogenannte Journalisten, dass seine Tantiemen im Grundgesetz etabliert hat, wird nicht nachgeben! Und so singen die Kinder des WDR auch zukünftig „Meine Omas ist’ne alte Umweltsau“! Glückwunsch, Zuseher und Zuhörer!
Ich frage mich, weshalb hier ueberhaupt ein umfaenglicher Beitrag auf diese Endsieg-Schmonzette eines an ideologisch vernebelter, schierer Unfaehigkeit, Hybris, Arroganz, Opportunismus und Korruption gescheiterten Regimes und dessen medialer (Zwangsbeitrags-)Claqueure verschwendet wird – oder waere vielleicht vielleicht zu sagen: Einer gescheiterten Medien-Tyrannei und deren Polit-Claqueuren ?
Einfach ignorieren diese Gestalten – lasst die innerhalb ihrer abgeschotteten Blasen weiterwurschteln im Delirium des Irrsinns. Irgendwann laufen die auf die Realitaet auf – und die wird weder wie eine Kettensaege noch wie ein Eisberg wirken, sondern wie C5 Sprengstoff.
So ähnlich dürften sich Zuschauer im Sportpalast 43 gefühlt haben, die nicht 24 Stunden der NS Propaganda ausgeliefert waren…
Damals konnten sich vielleicht noch viele darauf berufen es wegen mangelnder Informationsquellen eben nicht besser gewußt zu haben.
Was kann man dagegen heutzutage noch als Entschuldigung vorbringen????