Indiz der Rezession: Industrie-Aufträge fielen im März um 10,7 Prozent zum Vormonat

Die Serie schlechter Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft reißt nicht ab. Im März brach die Produktion ein, und das gleich viermal so stark wie erwartet. Das deutet auf eine kommende Rezession hin.

IMAGO / Chris Emil Janßen

Bereits im Dezember 2022 hatte Deutschlands Industrieproduktion einen Rückgang verzeichnet. Die Produktion im produzierenden Gewerbe ging preisbereinigt um 3,1 Prozent im Vergleich zum November zurück.

Doch nun zeigt sich im Blick in die Auftragsbücher: Die Aufträge fielen im März um 10,7 Prozent zum Vormonat und damit so stark wie seit dem Einbruch zu Anfang der Pandemie im April 2020 nicht mehr.

Im Februar hatte es in der deutschen Industrie noch ein starkes Auftragsplus von 4,5 Prozent gegeben. Im März hingegen gingen die Bestellungen aus dem Inland um 6,8 Prozent gegenüber dem Vormonat zurück, während die Auslandsnachfrage um 13,3 Prozent einbrach, heißt es.

„Diese Zahl macht den an sich guten Start der deutschen Industrie ins Jahr komplett zunichte und ist ein echtes Rezessionssignal“, sagte der Volkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Jens-Oliver Niklasch. Der Auftragsrückgang übertraf die Erwartungen der von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Ökonomen, die nur einen Rückgang um 2,2 Prozent erwartet hatten.

Industrie, Bau und Energieversorger stellten im März zusammen 3,4 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mitteilte. Einen besonders großen Anteil am Rückgang der Produktion im Produzierenden Gewerbe hatte die Automobilindustrie, so Destatis. Nach einem Anstieg im Vormonat um 6,9 Prozent ging die Produktion im Bereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen saison- und kalenderbereinigt um 6,5 Prozent zum Vormonat zurück. Auch die Rückgänge im Maschinenbau (-3,4 Prozent) und im Baugewerbe (-4,6 Prozent) wirkten sich deutlich negativ auf das Gesamtergebnis aus. Die Produktion von Investitionsgütern sank im März 2023 gegenüber dem Vormonat um 4,4 Prozent.

In den energieintensiven Industriezweigen sei die Produktion im März 2023 gegenüber Februar 2023 um 3,3 Prozent gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat März 2022, der noch vergleichsweise wenig durch die starken Energiepreissteigerungen in Folge des Krieges in der Ukraine geprägt war, war die energieintensive Produktion im März 2023 um 12,9 Prozent niedriger, zählt Destatis auf. Dies dürfte jedoch auch den hohen Energiepreisen hierzulande geschuldet sein, die lange vor dem Krieg gegen die Ukraine die energieintensive Wirtschaft betraf und betrifft.

Unternehmen, die viel Energie brauchen – etwa die Chemie –, mussten nach einer Auswertung des Bundesverbands der Energie und Wasserwirtschaft vergangenes Jahr mehr als 18 Cent pro Kilowattstunde entrichten. Damit ist der Strom in Deutschland Auswertungen zufolge weltweit mit am teuersten. Die deutsche Industrie lag 2021 bei den Strompreisen an der Spitze im europäischen Vergleich. In Schweden etwa kostete die Megawattstunde noch nicht mal halb so viel.

Indessen sind die jüngsten Konjunkturdaten aus Deutschland sind für viele Ökonomen verstörend negativ und lassen nichts Gutes für das laufende Jahr ahnen, scheibt die Welt. Für Jens-Oliver Niklasch von der LBBW kam der Einbruch in der Industrie wie „ein Blitz aus heiterem Himmel“. Wenn nicht rasch bessere Zahlen kommen, scheint eine Rezession unvermeidbar. „Die Wachstumserwartung von Wirtschaftsminister Robert Habeck von 0,4 Prozent für dieses Jahr sieht einfach nur dumm aus“, formuliert es Heino Ruland vom unabhängigen Analysehaus Ruland Research.

Er steht mit seinem Pessimismus nicht allein da, so die Welt. Jörg Angele vom Vermögensverwalter Bantleon geht davon aus, dass die Wirtschaft im laufenden Frühjahrsquartal ähnlich stark schrumpft wie Ende 2022. „Deutschland steckt mithin in einer Rezession.“ Auch im Gesamtjahr 2023 dürfte das BIP „erkennbar“ sinken, warnt Angele. „Die Hoffnungen auf einen bevorstehenden Aufschwung werden sich nicht erfüllen.“

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sieht die Entwicklung dagegen völlig gelassen. In einer Pressemitteilung vom Montag heißt es: „Nach dem schwachen Schlussquartal 2022 und dem volatilen Auftakt 2023 ist für den weiteren Jahresverlauf weiterhin eine konjunkturelle Erholung zu erwarten. Die Stimmung in den Unternehmen hat sich zuletzt weiter verbessert, was für eine konjunkturelle Erholung im weiteren Verlauf des Jahres 2023 spricht.“

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Kommentare ( 33 )

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Wahnfried1971
11 Monate her

Corona war alles Panikmache, es ist auch kaum jemand daran erkrankt geschweige denn gestorben und die Maßnahmen waren verfassungswidrig – ist mir inzwischen klar. … Wo sind die zusammenbrechenden Banken, die globale Rezessionskatastrophe, der Zusammenbruch des Kapitalismus, der Blackout bei der Stromversorgung? Es ist alles etwas teurer, Habeck nervt und Wärmepumpen mag ich auch nicht. Mehr passiert z.Zt. aber nicht – und wird auch nicht! Wetten??

Nibelung
11 Monate her

Der Fall mit der Übernahme eines deutschen Wärmepumpenherstellers ist kein Zufall, sondern er führt direkt auf die Willensbildung bestimmter Kräfte in den USA zurück und die enden meist bei der Recherche bei den großen Geldverwaltern und was so logisch aussieht und dargestellt wird ist nichts anderes als die rücksichtslose Durchsetzung von eigenen grünen Interessen und die Grünen selbst sind in Deutschland die Vollstrecker in deren Auftrag und das nimmt kein gutes Ende für den Mittelstand, wenn er den Interessen entgegen steht. Das wird in Zukunft Arbeitslose ohne Ende schaffen und die Fachkräfte sind nur ein Placebo, denn im gleichen Atemzug… Mehr

Paul Brusselmans
11 Monate her

Die Aussenministerin würde sagen, Sie vergraichen die falschen Zahlen…

Georg J
11 Monate her

Vom 03.05.-04.05. fand der „Ludwig Erhardt Gipfel“ statt. Dort fand auch eine Debatte zwischen den Parteivorsitzenden der sich selbst so nennenden „Demokratischen Parteien“ (Merz, Klingbeil,Lang,Lindner) statt. Ich habe in der Debatte nicht eine einzige konkrete Anregung oder innnovative Idee zur Rettung des Standorts Deutschland herausgehört. Viele Platitüden, nichts Konkretes. Ich glaube nicht, dass diese Parteivorsitzenden auch nur ansatzweise, das deutsche Wirtschaftslagebild so sehen, wie es in diesem Artikel dargestellt wurde:
https://www.youtube.com/watch?v=JFmkLtNJ0EI

Last edited 11 Monate her by Georg J
puke_on_IM-ERIKA
11 Monate her

So schnell kann der grüne Wirtschaftslegastheniker Robert H. Und sein Klüngelclan gar nicht Strompreis u ä. hinterhersubventionieren, was er vorher mit Verve zu Bruch hat gehen lassen.
Man kann sich seine abgrundtiefe Dummheit lange schön reden- die Realität gewinnt immer !
Und wo genau ist jetzt das von unserer vergesslichen CumEx-Warburg Fachkraft fabulierte Wirtschaftswunder?

Last edited 11 Monate her by puke_on_IM-ERIKA
Rob Roy
11 Monate her

Ich hoffe, dass der Niedergang unserer Wirtschaft richtig an Fahrt aufnimmt, damit hier alle aufwachen und erkennen, wie sie von einer korrupten und verlogenen Regierung an der Nase herumgeführt werden, die sich die Verarmung der Bürger auf die Agenda gesetzt hat.

Biskaborn
11 Monate her
Antworten an  Rob Roy

Solange sich der Niedergang für die Arbeitnehmer nicht direkt auswirkt, Entlassung, Arbeitslosigkeit, wird der Michel nichts davon bemerken wollen und brav den Regierenden huldigen und den Kampf ums Klima gern mitführen!

Endlich Frei
11 Monate her

Alles andere als Rezension hätte mich gewundert. Wenn ich mir anschaue, wieviel Lebensmittel in den Supermärkten seit Antritt der Grünen aussortiert und weggeschmissen werden, weil sich keiner mehr die Preise leisten kann, erklärt sich alles andere von selbst…

Jens Lueck
11 Monate her

Ich werde mich aktiv an der „Mission Todesstoß“ der Ampel-Regierung für die deutsche Wirtschaft beteiligen! Mein nächstes Auto kommt aus China. Und es wird ein großes SUV mit einem Verbrennungsmotor werden.

Peter Klaus
11 Monate her

Die beiden Niederlassungen eines deutschen Automobilherstellers in einer Landeshauptstadt haben im 1. Quartal 2023 nur 20% an Neuwägen des 1. Quartals 2022 abgesetzt, wie ich erst neulich aus sicherer Quelle erfahren konnte. Läuft….aber es wehrt sich ja keiner. Alle schwimmen auf der politischen Welle mit. Sie werden halt nun mal weniger produzieren müssen. Das spart auch unheimlich an CO2.

Rob Roy
11 Monate her
Antworten an  Peter Klaus

Mit dem Abbau der Wirtschaft nimmt der Staat auch weniger Steuern ein. Das wird er versuchen zu kompensieren, in dem er den Bügern mehr abknüpft. Mehr Abgaben, höhere Steuern bei gleichzeitig weniger Leistungen z.B. im Gesundheitswesen und in der Verkehrsinfrastruktur. Der Deutsche hat zudem noch Spargroschen von zwei oder drei Billionen Euro auf der Bank, dazu noch Immobilien. Da will der Staat ran, um seine Fantasien zu finanzieren.

hoho
11 Monate her
Antworten an  Peter Klaus

Das Verhalten ist typisch und weicht nicht von dem, was wir aus der Geschichte kennen: ich vermute dass damals die Bonzen auch irgendwann bemerkt haben, was besonders an der Ostfront passiert, man kennt sich ja und kann die Richtung merken, man macht aber weiter. Und irgendwann war es zu spät. So ist das jetzt. Die Polizei ermittelt, wenn jemand zB als Journalist zu viele Probleme macht oder nur (wie in Fall der Rollatorrevolution) um den Eindruck machen zu können, dass der Staat auf alles aufpasst. Das gab es schon alles. Dynamik dieser Prozesse ist auch bekannt. Das kann jetzt nur… Mehr

Diogenes
11 Monate her

„…die starken Energiepreissteigerungen in Folge des Krieges in der Ukraine geprägt war“… Muß gestehen, dieser immer wieder strapazierte Zusammenhang leuchtet mir nicht überzeugend ein. Das Einzige was mir dazu einfällt sind die dämlichen Sanktionen der EU und die selbstverständliche Konsequenz, daß Putin postwendend das Gas komplett abgedreht hat. Man weiß doch, daß Russland zwar dadurch weniger „verdient“, aber das gleicht sich ja fast aus, indem es das Gas in andere Länder verkauft. Es wurde doch durch dieses gegenseitige Gasabdrehen keinem Menschen in der Ukraine geholfen, aber die Wirtschaft nach grünlichsten Träumen in D ruiniert bzw. massiv deindustrialisiert. Aus den Gaseinkünften… Mehr