ifo-Institut: „Die deutsche Wirtschaft steht unter Schock“

Die Stimmung in Unternehmen ist düster und sie blickten noch nie, seit es den Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts gibt, so pessimistisch auf die nahe Zukunft. Die Coronakrise trifft die deutsche Wirtschaft mit voller Wucht.

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Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich außerordentlich verschlechtert. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im März auf 86,1 Punkte eingebrochen, nach 96,0 Punkten1 im Februar. Das gab das ifo-Institut in München heute bekannt. Dies ist der stärkste jemals gemessene Rückgang im wiedervereinigten Deutschland und der niedrigste absolute Wert seit Juli 2009. Insbesondere die Erwartungen der Unternehmen verdüsterten sich wie nie zuvor. Auch die Einschätzungen zur aktuellen Lage sind deutlich gefallen. Der Geschäftsklimaindex ist im Vergleich zur vorläufigen Veröffentlichung vom 19.3., als er bei 87,7 Punkten lag, nochmals um 1,6 Punkte gesunken. Die Lagebeurteilungen sanken seitdem um 0,8 Punkte, die Erwartungen um 2,3 Punkte. „Die deutsche Wirtschaft steht unter Schock“ resümiert das Institut in seiner Pressemitteilung.

Zu einzelnen Sektoren meldet das Institut:

Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Index auf den niedrigsten Stand seit August 2009 gefallen. Einen stärkeren Rückgang gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. Der Rückgang der Erwartungen ist mit Blick auf 70 Jahre Umfragen in der Industrie historisch einmalig. Der Indikator der aktuellen Lage sank weniger stark. In allen Industriezweigen ist der Index gefallen, teilweise recht deutlich. Viele Unternehmen haben Produktionskürzungen angekündigt.

Im Dienstleistungssektor ist der Geschäftsklimaindikator so stark gefallen wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2005. Dies gilt sowohl für die Einschätzung der Geschäftslage als auch für die Erwartungen.

Im Handel ist der Geschäftsklimaindikator eingebrochen. Die Erwartungen stürzten auf den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung. Auch die aktuelle Lage schätzten die Unternehmen merklich weniger gut ein. Groß- und Einzelhandel sind gleichermaßen stark negativ getroffen. Positive Ausnahmen sind Lebensmittel- und Drogeriemärkte.

Im Bauhauptgewerbe ist der Index vergleichsweise moderat gesunken. Die Bauunternehmen sind gegenwärtig mit ihrer aktuellen Lage noch sehr zufrieden. Der Ausblick hat sich jedoch deutlich verschlechtert.

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Kommentare ( 5 )

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Menschenrespekt
3 Jahre her

Auch wenn es in der Baubranche noch relativ gut aussieht, habe ich gehört, dass immer mehr Projekte auf Eis gelegt oder gar nicht angefangen werden. Dazu kommen immer irrsinnigere Auflagen, die sich zum Teil sogar widersprechen. Und die möglichen Strafen sind dazu völlig überzogen. Daher kann es schon bald auch hier anders aussehen. Durch die fehlende Perspektive und den nicht enden wollende Horror, fühlt man sich wie eingeschlossen in einem großen Gefängnis. Man weiß nie, wann, welche neuen Einschränkung kommen und welchen neuen Irrsinn sie sich wieder einfallen lassen. Man weiß nicht, worauf man sich verlassen kann und wohin man… Mehr

Frank v Broeckel
4 Jahre her

Wirklich unzählige(!!) kleine, mittlere und aus diesen Grund eher finanzschwache Betriebe gehen in der Corona Krise nicht nur in Deutschland regelrecht vor die Hunde,.

.. und die großen, milliardenschweren und multinationalen Grossbetriebe werden durch diese Marktbereinigung letztendlich SOGAR zu DEN ULTIMATIVEN Krisengewinnlern(!!) schlechthin WERDEN, UND…

..kassieren dafür auch noch die allermeiste Staatsknete!

Denn ansonsten müssten ja die armen unschuldigen Hedgefonds, Grossaktionäre und sonstige Anteilseigner auf ihre Dividenden und sonstige Gewinnbeteiligungen verzichten!

Und geht heutzutage ja ganz und gar NICHT!

blackhero68
4 Jahre her

So hoch steht der Index noch? Echt? Das ist schade, dann ist die Coronapanik noch keiner realen Panik gewichen – dauert noch ein bisschen. Popcorn eingelagert, Bier kalt gestelle. (Ironie off)

Schraubenberny
4 Jahre her

1923 und 1929 fallen 2020 zusammen. Daran ändern auch die 1500 Milliarden Hilfen, Kredite, Helikoptergeld, Schenkungen,Schuldenberge, Inflationsgeld allein in Deutschland nichts. Dieser einmalige RIESENFAKE ruiniert die westliche Wirtschaft, und die Währungen dazu.Politiker in allen Ländern berufen sich auf die „Pandemie“.Es ist doch das einfachste der Welt, einen Sündenbock vor sich zu stellen und vom eigenen Politiker-,Manager- Währungsversagen abzulenken. Wir haben alles richtig gemacht. Der Virus ,der Virus, der Virus …..!!!Die Politikrumpelstilzchen tanzen in allen Hauptstädten ums Feuer . Ach wie gut das niemand weiß, das wir die Leut verarschen. Jetzt können sie alle die Läden zusammenkrachen lassen, jetzt war es… Mehr

Der Winzer
4 Jahre her
Antworten an  Schraubenberny

Die Ereignisse fallen m.E. nicht zusammen, sie laufen umgekehrt und viel schneller ab. Damals Ende WK1 mit Pandemie (Spanische Grippe) & Vertrag v. Versailles (1918/19), Hyperinflation mit Vermögensentwertung breiter Bevölkerungsschichten (1923) und dann Weltwirtschaftskrise gefolgt von Massenarbeitslosigkeit (1929, Anfang 30-er Jahre). Heute eine bereits vorhandene Rezession in relevanten Teilen der Industrie (Automotive, Maschinenbau, 2019), massiv verschärft durch eine Pandemie & unweigerlich gefolgt vom Anstieg der Arbeitslosigkeit (2020ff), mündend in durch die exorbitante Staatsverschuldung & Liquiditätsspritzen der Notenbanken befeuerten starken Inflation (2021ff) … . Sollte dieser der Crash des EURO folgen (in 1, 2, 5, … Jahren), wird den Deutschen „Versailles“… Mehr