ifo-Institut: „bei weitem noch nicht das wahre Ausmaß der Krise“ erreicht

Die heute bekannt gegebene Schrumpfung im ersten Quartal offenbart nur einen kleinen Teil des Corona-bedingten Einbruchs der deutschen Wirtschaft, sagt das ifo-Institut. Die dramatischsten Zahlen kommen erst noch. Sie dürften das Ausmaß der Finanzkrise um ein Mehrfaches übertreffen

imago images / Westend61

Die deutsche Wirtschaft ist stark geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt war von Januar bis März um 2,2 Prozent geringer als im Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. „Das war der stärkste Rückgang seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und der zweitstärkste Rückgang seit der deutschen Vereinigung“, sagte ein Sprecher.

Pünktlich zu dieser Nachricht meldet nun aber das ifo-Institut, dass dieser Rückgang
„bei weitem noch nicht das wahre Ausmaß der Krise“ zeige. „Die vom Staat verhängten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie drosselten die Produktion von Waren und Dienstleitungen nur im Verlauf des Monats März und damit am Ende des ersten Quartals. Ein Großteil der Auswirkungen wird erst im April zu Buche schlagen. Nach Schätzungen des ifo Instituts brach die Wirtschaftsleistung während der Corona-Schließungen um 16 Prozent ein“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo-Konjunkturforschung. Damit wäre der Rückgang rund drei mal so stark wie während der Finanzkrise.

Durch die behutsame Lockerung der staatlichen Maßnahmen in der zweiten Aprilhälfte werden, so das ifo-Institut in einer Pressemitteilung, die Produktion und die Umsätze in allen Wirtschaftsbereichen im Mai und im Juni allmählich wieder steigen. Dennoch dürfte das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal laut if-Schätzung mit minus 12,2 Prozent um ein Vielfaches stärker schrumpfen als zu Jahresbeginn.

Besonders kräftig ist die Wertschöpfung im Gastgewerbe und bei Dienstleistern aus dem Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung eingebrochen, da deren Geschäftstätigkeit unmittelbar durch staatliche Maßnahmen eingeschränkt wurde. Aber auch im Verarbeitenden Gewerbe ging die Wirtschaftsleistung zurück. Dort machten sich insbesondere die Produktionsstilllegungen der Automobilhersteller bemerkbar. Lediglich das Baugewerbe steigerte seine Wertschöpfung.

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Kommentare ( 5 )

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Nibelung
3 Jahre her

Das Baugewerbe hat eine Sonderstellung und das liegt darin begründet, daß die Leute sich unter anderem ins Betongold stürzen, weil sie allem anderen nicht mehr über den Weg trauen und recht haben sie ja, wie man erneut in dieser Handlung wegen einer Seuche sehen kann, die völlig überzogen ist und das Land schwerst beschädigt. Es bleibt aber zu befürchten, daß die richtigen Auswirkungen erst kommen, denn der Steuerverlust von knapp 100 Mill. EUR ist ja jetzt schon feststellbar und viele werden es erst garnicht überleben und bis das alles wieder einigermaßen anläuft, werden noch Monate ins Land ziehen und viele… Mehr

Cubus
3 Jahre her

Das alles, weil wir so mitfühlende Politiker haben, denen das Wohl ihrer Regierten unheimlich am Herzen liegt. Deswegen haben sie ja auch im Zuge von Sharehoder Value unser Gesundheitssystem privatisiert und profitoptimiert. Fallpauschalen, Ärzte mit 48 Stunden Schichten, 30-40 Tausend Tote als Folge von Krankenhauskeimen aufgrund von Einsparungen im Hygienebereich .. ja ja, aber wegen einigen Coronatoten machen wir Deutschland dicht, vielleicht 1 Jahr, vielleicht 2 – Tausende, Hunderttausend von Toten aufgrund von Suiziden, fehlenden Untersuchungen und fehlender Operationen .. Schäden auf Jahrzehnte hin .. das kann doch nicht sein. Hier hat man Großes mit uns vor. Und damit wir… Mehr

Dieter Rose
3 Jahre her

Nur die Armen . . .

Mein Name ist Lohse
3 Jahre her

Angesichts dieser schockierenden Zahlen kann man sich einen Reim drauf machen, warum Großveranstaltungen (Demos) bis 31.08.2020 auf 1.000 Leute begrenzt sein sollen. Wir gehen einem heißen Sommer entgegen.

Resultant
3 Jahre her

Die Menschheit zahlt für ihre kollektive Dummheit.