„Wie ein Krimi“ bei Lanz

Markus Lanz spricht in einer kleinen Journalisten-Runde über den Ukraine-Krieg. Über ukrainische Schicksale wird berichtet, und vor den neuesten militärischen Unternehmungen Russlands gewarnt, unter anderem einer geheimen russischen Aufrüstung unter Wasser. Übrig bleibt die Angst vor „unserem“ Krieg.

Screenprint: ZDF / Markus Lanz

Zu Gast bei Markus Lanz ist der Welt-Journalist Ibrahim Naber. Er und sein Team wurden im Oktober an der ukrainischen Front von einer russischen Drohne angegriffen, als sie eine mobile Drohnenabwehreinheit begleiteten. Zu sehen sind dunkle, verwackelte Bilder und lodernde Flammen. Die Drohne traf den Militärlaster, die Explosion verletzte mehrere Menschen und tötete einen Soldaten: „Konstantin. Junger Mann. Achtundvierzig Jahre. Vater von Kindern“, fasst Lanz zusammen. Naber selbst wurde durch die Luft geschleudert und kam mit leichten Verletzungen davon. Er schildert die Angst vor dem Verlust von Gliedmaßen und das hektische Versorgen seiner verletzten Kollegen und der ukrainischen Soldaten. Eine Vorstellung, die man jedem Vater, Bruder und Sohn ersparen möchte – doch dieser Eindruck fehlt der grausamen Geschichte.

Nabers Kollege wurde durch einen Metallsplitter im Bein verletzt und Lanz fügt wissend hinzu: „Diese unfassbaren Metallsplitter, ganz primitives Zeug, teilweise mit Nägeln drin und so weiter, einfach um Menschen kaputt zu machen. Wie und wo immer es geht, das ist die Idee davon.“ Aber das war es noch lange nicht, denn das russische Militär ist noch viel schlimmer. Naber berichtet, wie teilweise Menschen in ukrainischen Städten von russischen Drohnen gejagt werden und mit welcher militärischen Grausamkeit dieser Krieg einhergeht.

Die neue deutsche Angst
Drohnenpanik über Deutschland: Russische Bedrohung oder hysterische Übertreibung? 
Besonders Drohnen drängen die Ukrainer immer weiter zurück. Naber erklärt: „Pro Monat erobert die russische Armee etwa die Fläche Münchens. Ein bisschen mehr sogar.“ Beängstigend sei zudem die immer weitere Reichweite der russischen Drohnen. Hoffnung sieht Naber in gemeinsamen Einsätzen von Luft- und Bodendrohnen: „Die ukrainische Armee plant, bis zu 15.000 dieser Bodendrohnen bis Ende des Jahres an die Front zu bringen.“ Es scheint also keine Gedanken über Frieden und das Ende des sinnlosen Tötens zu geben.

Eins obendrauf setzt der Investigativ-Reporter Florian Flade. Er berichtet über russische Atomwaffen in der Arktis, über russische Spionage im Retrostil und moderne russische Spionage in westlichen Technologieunternehmen. Dabei betont er besonders, dass die Meere der entscheidende militärische Raum sind. Russland investiere massiv in diese verdeckte Unterwasser-Kriegsführung. Von dem russischen Militärstützpunkt in der Arktis seien die Wege nach Europa und in die USA schnell erreichbar, Flade warnt daher vor der geheimen russischen Aufrüstung unter Wasser. Der Westen sei nicht in der Lage, das zu verhindern. Und es wäre keine Markus-Lanz-Sendung, wenn nicht gleich im Anschluss an die Schilderung des Erzfeindes Russland gefragt werden würde, wo Deutschland in Sachen Verteidigung steht.

„Sind wir vorbereitet? Auch im Kopf auf das, was da möglicherweise droht?“, fragt Lanz. Naber kritisiert, dass Deutschland weder kriegstüchtig noch abwehrbereit sei. Russland sei Deutschland in neuen Technologien meilenweit voraus, und wen wundert es nicht, dass er appelliert: „Wir müssen aufholen, und zwar sehr schnell.“ Dass in Deutschland die Menschen keinen Krieg wollen, wird ausgeblendet. Wie es scheinbar auch in der Ukraine ausgeblendet wird. Denn dort berichtet Naber von einem „Motivationsproblem“ und „Fahnenflucht“. Tatsächlich rekrutiert die Ukraine auch aus dem Ausland – momentan kämpfen etwa 2000 Kolumbianer dort.

Über Friedensbemühungen oder das Ende dieses Krieges spricht keiner der Journalisten. Nur darüber, wie Deutschland kriegstüchtig werden soll. Mit dieser Kriegstreiberei müssen die Journalisten sich wohl an Begriffe wie Wehrpflicht-Lotterie oder Zwangsrekrutierungen gewöhnen.

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Kommentare ( 71 )

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Radebeul
1 Monat her

Um Deutschland zu ruinieren, braucht es keine Russen. Das schaffen CDU/CSU, SPD und Grüne ganz alleine. 😱🤡🎲

November Man
1 Monat her

Der ewige Erzfeind Russland und Putin, den man 2001 in den Bundestag eingeladen und der für seine herausragende Rede zu Recht von allen Abgeordneten langen Beifall und stehende Ovationen erhalten hat. Der den Kalten Krieg für beendet erklärt hat und den Deutschen einen Friedensvertrag angeboten hat. Anschließend hat man in Deutschland sogar diskutiert, ob man Russland in die Nato aufnehmen soll. Und das war dann den USA doch zu viel. Für mich ist Russland kein Feind, sondern ein Freund und jahrzehntelanger treuer Rohstofflieferant. Was jetzt in Deutschland gerade abläuft ist der pure Schwachsinn. Den Schaden den das Kartell täglich anrichtet… Mehr

libelle
1 Monat her

Wenn behauptet wird und nicht berichtet, wenn statt des Konjunktivs der Indikativ wiedergegeben wird, muss einmal über – hier sicherlich nur Nebenaspekt in einem zu lobenden Beitrag – journalistische Sorgfalt gesprochen werden. Der Satz: „Naber berichtet, wie teilweise Menschen in ukrainischen Städten von russischen Drohnen gejagt werden und mit welcher militärischen Grausamkeit dieser Krieg einhergeht.“ müsste korrekt – d. h. wenn er von einem tatsächlichen Journalisten käme – lauten: „Naber behauptete, wie teilweise Menschen in ukrainischen Städten von russischen Drohnen gejagt würden und mit welcher militärischen Grausamkeit dieser Krieg einherginge.“ Erst wenn er Belege für das Behauptete erbracht hätte, würde… Mehr

Michaelis
1 Monat her

Billige Kriegspropaganda, was anderes darf man von diesem Lanz auch nicht erwarten. Kommt kurz nach der Veröffentlichung eines neuen Machwerkes, das man getrost als Seelentröster (oder als „Wichsvorlage“?) aller Putinhasser und Russenfresser bezeichnen kann – Katja Gloger & Georg Mascolo: „Das Versagen. Eine investigative Geschichte der deutschen Russlandpolitik.“ Auszüge aus Amazon-Rezensionen: – „Das Buch liest sich wie ein Krimi – und macht zugleich absolut fassungslos darüber, welche Schwerverbrechen sich Putin leisten konnte, ohne dass deutsche Politiker, parteiübergreifend, darauf auch nur im Ansatz angemessen reagierten.“ – „War es nicht eigentlich so, dass wir ALLE, egal ob Politiker oder einfacher Bürger, uns… Mehr

Last edited 1 Monat her by Michaelis
Joerg Gerhard
1 Monat her

Warum sollte Russland sich irgendein EU oder NATO Land einverleiben wollen? Warum will Russland uns sogar schriftlich geben, dass es keinerlei solche Ambitionen hat, und warum diskurieren wir noch nicht mal ueber diesen Vorschlag und diese Garantie? Das Gros der deutschen und europaeischen Bevoelkerungen kennt diese Antworten, und es weiss, dass ihre eigene Politiker diese Antworten ebenfalls kennen, es jedoch vorziehen nonstop zu luegen, und dies ausschliesslich um selber noch maechtiger und vor allem reicher zu werden. Wenn jeder neu anzupflanzende Baum in Berlin 4000 Euro kosten soll, kann man sich ausmalen, wieviel Geld auch von den Ruestungsausgaben und ‚Sondervermoegen‘… Mehr

Laurenz
1 Monat her

Das ist jetzt der III. Artikel auf Tichys diese Woche, wo ich mich veranlaßt sehe, denselben Kommentar zu schreiben. Und bei Tichys bleibt es ja nicht, auf der Achse sieht es es nicht besser aus. Wir wollen uns gegen Russen verteidigen wieso. Wir haben doch schon vor Afrikanern & Orientalen kapituliert. Geben unsere Feste & Kultur auf. Lassen uns abstechen & unsere Frauen vergewaltigen. Und leisten Tribut, halten diese Besatzerbande am Fressen. Afrika & Orient stehen an Rhein & Elbe. Ist es dann schlimmer, wenn der Russe an Rhein & Elbe steht? Ich denke nicht.

BBHamburg
1 Monat her
Antworten an  Laurenz

Neulich hörte ich tatsächlich den Gedanken, dass wenn es in Deutschland so weitergeht wie im Moment bereits in relativ kurzer Zeit eine Situation entsteht, die es schlicht wünschenswert macht, dass der Russe einmarschiert und uns die Möbel gerade zieht….ganz furchtbar. Was sollte dann wohl dann aus Afrika und Orient werden? Ich fürchte man würde sie zur Arbeit zwingen, oder gar rückführen. In jedem Falle würde sich das Sozialamt des Planeten in Luft auflösen. Brauchen wir aber den Russen nicht dafür. Passiert auch so.

Laurenz
1 Monat her
Antworten an  BBHamburg

Warum sollten die Russen das Geld investieren, in unser Shithole einzumarschieren? Worin bestünde irgendein Mehrwert? Im II. Weltkrieg ging es im Wettrennen mit den Amis um entscheidende Patente um Welt- oder Supermacht zu werden.

Silverager
1 Monat her
Antworten an  Laurenz

Diese bösen Russen wollen sich unbedingt das reiche Deutschland einverleiben. Sonst haben diese bösen Russen nichts im Sinn.

Laurenz
1 Monat her
Antworten an  Silverager

Sie meinen, die Russen wollen unsere Schulden stehlen?

Iso
1 Monat her

Das ist nun die ganz große Geopolitik, an der Amerika längst das Interesse verloren hat und man in Deutschland am Endsieggedanken festhält. Dabei versteht man die Ukrainer auch nicht, warum sie um ein Gebiet kämpfen sollen, was eigentlich von Russen bewohnt wird. Verstand und Wirklichkeit gehen hier um 180° getrennte Wege.

Werner Geiselhart
1 Monat her

Die Bundeswehr wurde seit der Wende von unseren Politikern, unterstützt durch den Mainstream, systematisch zugrunde gerichtet. Besonders in der Merkel-Diktatur wurde alles dafür getan, dass Putin diese sogenannte Armee nur noch lächerlich finden musste. Angefangen beim Freiherrn, noch ein paar Stufen tiefer bei zwei unsäglichen Ministerinnen, von denen eine jetzt ganz weit oben ihr Unwesen treibt. Waffenentwicklung und militärische Arbeitsweise waren sowas von bäh, die Umrüstung der Panzer für Schwangere der absolute Höhepunkt der Lächerlichmachung dieser sogenannten Truppe. Ein oberster Transsoldat😂 nahm im Rock den Vorbeimarsch von Einhorn-Einheiten ab. Ich will’s mal mit Wadepfuhls Worten sagen, diese Armee ist in… Mehr

Klaus D
1 Monat her

Opa hat schon immer vorm russen gewarnt….

Übersicht mit KI

Die Warnungen Ihres Großvaters vor „dem Russen“ können auf verschiedene historische Ereignisse zurückgeführt werden, darunter der Zweite Weltkrieg, der Kalte Krieg und die sowjetische Expansion. Viele Menschen in Deutschland haben während des Zweiten Weltkriegs negative Erfahrungen mit der Roten Armee gemacht, während andere mit der Bedrohung durch die Sowjetunion während des Kalten Krieges aufwuchsen, insbesondere in der DDR. Die sowjetische Besatzung und der anschließende Ost-West-Konflikt prägten die Mentalität vieler Generationen, sodass die Warnungen vor Russland teilweise bis heute fortbestehen.

Google

moorwald
1 Monat her

Der Versuch, ein absteigendes, in Auflösung begriffenes Volk durch eine herbeiphantasierte Kriegsgefahr zu einen, wird nicht gelingen.
Was Putin wirklich will, wissen wir nicht. Bestimmt nicht Deutschland angreifen.
Als Kontinentalmacht muß Rußland stets auf die Sicherheit seines Territoriums bedacht sein, das heißt auch, die Grenzen möglichst weit zu ziehen.

Juergen Schmidt
1 Monat her
Antworten an  moorwald

»Was Putin wirklich will, wissen wir nicht.« Das stimmt allerdings nur für die, die sich ausschließlich bei ARD und ZDF informieren. Von Anfang an, und bis heute, haben die Russen offen kommuniziert, dass der Zweck der Operation in der Ukraine 1. »die Entnazifizierung« und 2. »die Entmilitarisierung« der Ukraine ist. Das wurde z.B. auch in Interviews und Reden von Lawrow, Sacharowa oder Putin selber erläutert. Also kurz gesagt, ein bis an die Zähne, auch mit Atomwaffen bewaffneter NATO-Stützpunkt, eine US-Kolonie, ein feindseliges »Anti-Russland« Ukraine, in dem russische Bürger verfolgt und unterdrückt und militärisch bekämpft werden, nur 500 Km von Moskau… Mehr

moorwald
1 Monat her
Antworten an  Juergen Schmidt

Ich denke mehr an die langfristigen Ziele… möglicherweise ein Großrußland? Was die Ukraine angeht, ist es ja ziemlich klar