Bei Maischberger: Was sich liebt, das neckt sich?

Die Regierung kann sich nicht ausstehen. Michael Kretschmer behauptet jedoch, in Sachsen aus der Minderheitsregierung mit der SPD gelernt zu haben, und Sebastian Kurz und Jean Asselborn sind sich überhaupt nicht d’accord. Aber was sich liebt, das neckt sich – oder?

Screenprint: ARD / Maischberger

Diese Formel steht allerdings auf der Probe und das toxische Ampel-Muster setzt ein – wieder sind alle zerstritten. Am Dienstag dann der Schock: Die Union- und die SPD-Fraktion sind sich nicht einig über den Wehrdienst oder eben die Wehrpflicht. Der Bundeswehr fehlen 80.000 Soldaten, die sich für dieses komische Land opfern sollen, mit welchem sich keiner mehr so recht identifizieren kann. Durch ein Losverfahren sollen demnach junge Männer gemustert werden und bei Eignung zum Wehrdienst verpflichtet werden. Boris Pistorius ist nicht begeistert – wie auch der linke Flügel der SPD. Also alles wieder auf Anfang: Die Pressekonferenz wurde abgesagt – um die Beziehung zu retten muss noch mal „kommuniziert“ werden.

Kommuniziert werden muss, da die Union in ihrer Beziehung mit der SPD stecken geblieben ist. Sie sitzt in einer Zwickmühle: entweder unter den Pantoffel der SPD zurückzukriechen oder mit der AfD zu liebäugeln. Bei Maischberger sind die Kommentatoren zu diesem Thema eine große Bereicherung an vielfältigen Thesen und Meinungen. Unter anderem sorgen sie auch wie gewohnt für das richtige Klima im Studio. So bringt der Komiker Michael Mittermeier eine Prise Trump-Bashing und Kriegsangst in die Sendung. Die Ehefrau von Christian Lindner, Franca Lehfeldt, dagegen ein Hauch Rebellion und die Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio Nicole Diekmann, macht dem ÖRR alle Ehre.

Prominente aus CDU für Zusammenarbeit mit AfD
Nur noch die „Brandmauer“ hält die Karrieren Merz, Bas und Klingbeil am Leben
Die Angst vor dem Fall der Brandmauer könnte Mittermeier nicht schlimmer zusetzen. Er tut sich schwer, da die AfD ja „einfach eine sehr rechtsextreme Partei“ sei, aber er gesteht ein: „Aber ich glaube, ohne dass wir miteinander uns konfrontieren, funktioniert es ja nicht.“ Eine späte Einsicht. Wenig Einsicht hat er gegenüber Trumps Erfolgen in der Friedensverhandlung zwischen den Hamas und Israel. Trump spiele „Bullshit-Bingo“, in dem er „jede Woche eine andere Meinung“ habe. „Dem geht es um seinen scheiß Friedensnobelpreis, um nichts anderes“, wettert Mittermeier, welcher eine erstaunlich ähnliche Haarpracht wie Trump besitzt und genauso gerne im Rampenlicht steht.

Lehfeldt hält dagegen: „Ich würde zumindest die Emotionen ein bisschen herausnehmen und sagen, auf die letzten Tage geblickt, muss man erstmal respektvoll gegenüber Donald Trump sein. […] Es ist mir doch am Ende des Tages egal, warum Trump für Frieden, womöglich in der Ukraine gesorgt hat. Wenn er das tut, weil er den Friedensnobelpreis haben will, soll er!“ Als der Gegenwind dann aber doch von allen Seiten kommt, rudert Lehfeldt zurück: „Ich bin ja jetzt auch nicht die Anwältin von Donald Trump.“ Alle sind wieder beruhigt, die Sendung geht in ihrem Trott weiter. Nochmal Glück gehabt.

Im Gespräch mit dem Ministerpräsidenten von Sachsen Michael Kretschmer von der CDU geht es dann heiter weiter. Durch seinen Rauswurf aus dem Bundestag hat er viel gelernt, so Kretschmer. Zum Beispiel, mehr den Wählern zuhören und dann „ab und zu genau das tun, was sie wollen“. Ab und zu? Das wäre immerhin ein kleiner Fortschritt. Da Peter Tauber, ehemals Generalsekretär der CDU, eine neue Politik der roten Linien gegenüber der AfD fordert und da nun mal der Hut brennt, kommen auch bei ihm neue Töne.

Wer wird wen „wegregieren“?
Die „Brandmauer“ zieht die CDU in die Tiefe
Die Diskussion über den Umgang mit der Brandmauer wimmelt Kretschmer ab, dass es eine „billige Diskussion in irgendeinem Begriff“ sei, und setzt heiter hinzu: „Wollen wir eine freundliche Sendung heute haben?“ Und sein politisches Blabla geht auch beim Thema Wehrpflicht weiter. Er pocht darauf, auf die Menschen im eigenen Land zu hören. Maischberger ist verstört: „Aber Sie würden keinen Volksentscheid machen, oder?“ „Ja klar!“, plappert Kretschmer weiter, aber stellt dann richtig, dass es ja eine „Volksbefragung“ wäre. Maischberger fragt, was denn dann passiert, wenn keiner möchte. Ja dann ist das alles eine andere Sache: „Ich denke, dass wir gewisse Sachen als repräsentative Demokratie auch vorgeben müssen.“ Ein CDU-Politiker vom Feinsten.

Aber nicht nur der gescheiterte Kretschmer glänzt am Mittwochabend in diesem Licht. Auch der gescheiterte und ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz darf zu Wort kommen – nur nicht ganz so uneingeschränkt. Denn neben ihm sitzt der ehemalige luxemburgische Außenminister Jean Asselborn. Es scheint, als müsse dieser nur daneben sitzen, um mit Maischberger eine Front zu bilden. Kurz sein Makel: Er übt Anerkennung gegenüber Trump – „zu viel Bibiismus und Trumpismus“ – und er besitzt die Dreistigkeit, Europa zu kritisieren: „Europa hat sich irrelevant gemacht in den letzten zwanzig Jahren!“

Das war aber noch nicht alles: Er hat auch kein Problem mit dem Techmilliardär Peter Thiel und deckt die Heuchelei auf: „Als er mit Donald Trump gestritten hat, war er auf einmal wieder ein Hero, wenn er sich versöhnt, ist er wieder der Böse. Wir sollten wieder ein bisschen mehr Respekt vor unterschiedlichen Meinungen haben. Wir sollten damit umgehen können, dass es nicht nur Linke gibt, sondern auch Rechte. Und wir sollten das nicht immer so moralisch werten.“

Sein „guter Freund“ Asselborn bringt das Klima der Sendung aber immer wieder auf den gewohnten linken Standard. Und es zeigt sich doch auch eine kleine Einigkeit: Den Ukraine-Krieg werden Waffen nicht beenden. Trotz verschiedener Meinungen finden die beiden einen gemeinsamen Boden. Immerhin eine Beziehung, die die Krise überlebt.

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Kommentare ( 10 )

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Kassandra
1 Monat her

Beatrix von Storch war bei Lanz.
Schon alleine die Eingangsfrage bei der Kritik der Welt über die Lanz-Sendung verbietet sich als AgitProp: „Wie sehr darf der politische Gegner abgestraft werden, und warum gibt Linke-Politikerin Ines Schwerdtner AfD-Politikerinnen wie Beatrix von Storch nicht die Hand? Markus Lanz diskutierte über Benimmregeln und der Ton im ZDF-Talk wurde scharf.“
https://www.welt.de/politik/deutschland/article68f08baf672b2f7280fac0e7/markus-lanz-offen-gesteht-ines-schwerdtner-dass-sie-der-afd-politikerin-die-hand-verweigert.html?source=puerto-reco-2_ABC-V46.1.C_current
Wer so was schreibt oder solche Sendungen solche Titel gibt – was soll man davon halten?

TruthHurts
1 Monat her

Das „ab und zu“ von dieser Person sagt schon alles. Wie völlig weg von der Realität kann man sein …

Jens Frisch
1 Monat her

„Ich bin ja jetzt auch nicht die Anwältin von Donald Trump.“
Dafür hat keiner in dieser Runde auch nur ansatzweise die Kragenweite.

OJ
1 Monat her

Wer schaut sich denn diesen geistigen Sperrmüll an❓
Rentner in der Masse, da die ÖRR die einzige Informationsquelle für diese Gruppierung ist❗

Llug
1 Monat her
Antworten an  OJ

Sorry, bin 67 Jahre alt und schaue seit Jahrzehnten kein Fernsehen oder hoere WDR Radio. Informiere mich weit, national wie international.Stimmt viele Aeltere schauen nur Fernsehen und hoeren Radio. Aber auch da wachen viele auf und erkennen dass die CDU – die sie unter Kohl kannten – jetzt nicht mehr dass ist was sie wollten. Also bitte keine Generalisierungen!

tiptoppinguin
1 Monat her

Am gleichen Tag nach dem Urteil zur Zulässigkeit des Rundfunk-Schutzgeldes und der Nichtfestlegung zum Streitpunkt einer ausgewogenen und neutralen Berichterstattung serviert uns der ÖRR eine Qualitätssendung mit einem zweitklassigen Pseudokomiker, der Ehefrau eines abgehalfterten FDP-Politikers, einem gescheiterten österreichischem Ex-Bundeskanzler, einem Ministerpräsidenten eines Minderheitskabinetts, einem EU-Technokraten und noch einem, der mir nichts sagt, aber der viel erzählt. Eine Steilvorlage für zukünftige Klagen gegen das „Unsere Demokratie“-Schutzgeld in Sachen unausgewogener Talkrunde, bei der die AfD mal wieder ausgeschlossen war. Eine Reihe Freudscher Versprecher zeigen, in welche Richtung unser Land gesteuert wird, wenn der Wille des Souveräns nur noch dann eine Rolle spielt,… Mehr

Waldschrat
1 Monat her

Ich wüsste nicht, wann Kretschmer jemals aufs Volk gehört hätte (sonst hätten wir eine Mehrheitsregierung mit der AfD). Vielleicht mal ganz am Anfang seiner MP-Zeit hatte er das Ohr mal an der Basis, das ist aber schon eine Weile her. Er sieht jetzt seine Felle davon schwimmen, immerhin liegt die AfD bei Umfragen in Sachsen 10% vor der CDU. Da will er sich jetzt volkstümlich zeigen. Nur nimmt ihm das keiner ab. Man muss sich nur die Beiträge von Matthias Berger (parteiloser Landtagsabgeordneter für die Freien Wähler) bei Inside Parliament anhören, da weiß man, was in Dresden für Kasperletheater gespielt… Mehr

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Waldschrat

Ist das nicht auch einer, die so ein bisschen vernünftig blinken – um dann eben doch link abzubiegen?
Ich erinnere u.a. Corona?

Melly
1 Monat her

Da gibt es ein Video wo er über Bhakdi ablässtert. Der hat bestimmt Millionenverdient !….. unser Obersachsen-Lügner genannt Pumukel. Im seiner Ministergilde… Frau Köpping ( SPD), die wollte alle in Lager stecken, die sich nicht spritzen lassen, oder der Innenminster, der die Antifa als seine Gehilfen betrachtet….. einfach nur noch gruselig…. so einer ist das !!!

Lars Baecker
1 Monat her

„Entscheidend ist, was hinten rauskommt“, so Helmut Kohl. Insofern ist der „gegenwindsrückrudernden“ Frau Lehfeld zuzustimmen, wenn sie sagt, dass die Intention einer Handlung völlig irrelevant ist, wenn am Ende das Ergebnis stimmt. Dann kann man aber auch mal zu seiner Meinung stehen und muss sich nicht von den linken Bullsshitern einschüchtern lassen.