Spiegel wirft Israel „Vernichtungsfeldzug“ im Gazastreifen vor

Von einem „Vernichtungsfeldzug“ gegen die Palästinenser schwafelte 1982 nicht nur die SED-Zeitung „Neues Deutschland“, sondern auch die „Zeit“, weil Israel seinerzeit im Libanon Krieg gegen den Terror der PLO führte. Heute sind es Gabor Steingart, die „Zeit“ und aktuell der „Spiegel“. Manches ändert sich eben nie.

IMAGO, Screenprint X - Collage: TE

Dass die internationale Stimmung nach dem Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober mit zunehmender Zeit gegen den jüdischen Staat umschlagen wird, war vom ersten Tag an klar. Seitdem lässt sich sowohl in der Politik als auch in der medialen Berichterstattung eine schrittweise rhetorische Eskalation ziemlich präzise nachvollziehen.

Aktuellstes Beispiel: Der Spiegel-Leitartikel vom 13. März. Verfasst von Auslandsredakteurin Julia Amalia Heyer, gefällt er sich in anti-israelischen Einlassungen. Die Redakteurin lässt nicht nur eine gewisse Sympathie für die abstruse Völkermordanklage Südafrikas gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof erkennen.

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Sie packt auch gleich selbst das ganz große rhetorische Schwert aus: Zwar habe der Krieg im Gazastreifen „nach dem mörderischen Massaker der Hamas“ begonnen. Mittlerweile habe er allerdings „die Kategorie gewechselt: Aus der legitimen Selbstverteidigung Israels ist ein Vernichtungsfeldzug geworden“. Und weiter: Israel scheine sich „ums Völkerrecht nicht sonderlich zu scheren“.

Es ist bereits der mindestens dritte Beitrag eines deutschen Mainstream-Mediums in den letzten Wochen, der im Zusammenhang mit dem israelischen Verteidigungskrieg das Wort „Vernichtungsfeldzug“ in den Mund nimmt. Zunächst hatte dies Gabor Steingart bei The Pioneer getan. Dann folgte die Zeit in einem Kommentar Anfang März (später änderte sie die Formulierung in „vernichtender Krieg“ ab). Nun also der Spiegel. Das Gerede vom „Vernichtungsfeldzug“ scheint gerade en vogue zu sein.

Was aber bedeutet das eigentlich? Der Duden definiert das Wort „Vernichtungsfeldzug“ als einen „Feldzug, mit dem der Gegner völlig vernichtet werden soll“. Insofern ist das Wort durchaus zutreffend, wenn man nur den Gegner richtig definiert. Richtig ist: Israel will die Hamas vollständig zerstören.

Was alle genannten Kommentatoren aber sagen oder insinuieren, ist, dass Israel einen Vernichtungsfeldzug gegen die gesamte palästinensische Bevölkerung führt. Also nichts anderes als einen Völkermord begeht. Wer derartiges in Deutschland behauptet, dem sind Konnotation und Assoziation seiner Aussage bewusst.

Woran denken denn Sie beim Wort „Vernichtungsfeldzug“ als erstes? Viele von Ihnen vermutlich daran, woran auch Google denkt, wenn man es danach befragt. Erster Beitrag: „Deutscher Vernichtungsfeldzug im Osten“. Weiter: „Russlandfeldzug und Krieg im Pazifik“. Sowie: „Als Hitler seinen Vernichtungsfeldzug begann“.

Im Klartext: Von Zeit bis Spiegel finden immer mehr deutsche Medien Gefallen daran, Israel mit einer Vokabel zu belegen, die hierzulande vor allem Erinnerungen an den Nationalsozialismus weckt. Das ist schäbig, allerdings nicht neu: Von einem „Vernichtungsfeldzug“ gegen die Palästinenser schwafelte zum Beispiel schon 1982 nicht nur die SED-Zeitung Neues Deutschland, sondern auch die Zeit, weil Israel seinerzeit im Libanon Krieg gegen den Terror der PLO führte. Manches ändert sich eben nie.

Ach, und nur so nebenbei: Noch immer befinden sich mehr als 130 Menschen in Geiselhaft der Hamas – teilweise lebend, teilweise bereits tot. Nicht dass sie auf die Idee kommen, Israel führe diesen Krieg aus Jux und Tollerei.

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Kommentare ( 26 )

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MichaelFranken
1 Monat her

… da liegt der SPIEGEL wohl ausnahmsweise mal richtig … das, was in Gaza passiert, ist eine humanitäre Katastrophe unglaublichen Ausmaßes, die sich auch durch den 7. Oktober nicht rechtfertigen lässt … das sehen auch viele Israelis so, gerade in den Alternativmedien wird diese Sicht auch eher geteilt … vgl. z.B. https://fassadenkratzer.wordpress.com/2024/03/13/bereits-kinder-im-volkermordgebiet-gazastreifen-verhungert/

GR
1 Monat her

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Die Hamas hat bewiesen, daß sie ein böser Nachbar ist. Und was tut man mit einem bösen Nachbarn, wenn man kein humanitätsduseliger Waschlappen ist? Genau! Irgendwann musst du eben die Keule auspacken. Was sollen die Israelis tun? Aufhören, damit sich die Hamas sammeln und neu aufstellen kann? Waffen abgeben und massakrieren lassen von den Menschenrechtsfreunden der Hamas? So schlimm wird es schon nicht kommen?

M. E. hat derjenige (m/w/wtf), der Spiegel etc. liest, die Kontrolle über sein Leben verloren.

Nicht Hilfreicher
1 Monat her

Nennen Sie doch bitte alle Zahlen und Tatsachen, dann kann sich jeder sein eigenes Bild machen ! Mein Wissensstand ist, dass durch massive Bombardierung und Kampfhandlungen in Gaza-Stadt mindestens 25.000 Zivilisten getötet wurden (Zahlen auch vom Pentagon und dem Weißen Haus verwendet). Ca. 1.500.000 Menschen sind aus dem Norden des Gaza-Streifens in den Süden geflohen und sitzen dort nun ohne Infrastruktur und sogar ohne Nahrungsmittelversorgung in elendsten Verhältnissen fest. Versorgungsgüter werden von der Israelischen Armee nicht über die Grenze Ägypten/Gaza gelassen, weswegen bereits aus der Luft Hilfsgüter abgeworfen wurden und Biden von der Errichtung einer Pier spricht (Kontrolle der anzulandenden… Mehr

Michael M.
1 Monat her
Antworten an  Nicht Hilfreicher

Ihre Meinung sein ihnen selbstverständlich gegönnt, ich habe eine andere. Israel bombt die Hamas ins Nirvana und das ist leider die einzige Möglichkeit, dass dort „unten“ irgendwann einmal Ruhe einkehrt.
Dass dabei auch sehr sehr viele Zivilisten getötet werden ist wirklich traurig und absolut tragisch, aber die Hamas legt es ja auch darauf an und genau hier ist das Dilemma offensichtlich. Trotzdem geht es meines Erachtens nicht anders und wenn man sich an das Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung zurückerinnert, dann ist auch eindeutig klar wer angefangen hat.

Last edited 1 Monat her by Michael M.
Aegnor
1 Monat her
Antworten an  Nicht Hilfreicher

Wenn diese Zahlen überhaupt stimmen, was ich bezweifle denn sie kommen von der Hamas, sind sie direkte Opfer der Hamas, die nicht nur ihre militärische Infrastruktur bewusst hinter menschlichen Schutzschilden versteckt um „zivile“ Opfer in die Höhe zu treiben, sondern diese „Zivilisten“ (in Anführungszeichen, weil sich viele nur zu willig dazu missbrauchen lassen) auch noch hindert sich in Sicherheit zu bringen. Die Geflohenen sind nur deshalb überhaupt in den Süden gelangt, weil die Israelische Armee die Hamas im Norden soweit bedrängt hat, dass diese die Menschen nicht mehr an der Flucht hindern konnte. Hätte Israel tatsächlich einen Bombenkrieg gegen die… Mehr

EinBuerger
1 Monat her

Die Journalisten waren damals auch soooo begeistert vom Arabischen Frühling. In Ägypten wurde die Militärregierung mit Billigung der USA gestürzt. Dann gab es relativ freie Wahlen. Auf Platz 1 die Muslimmbrüder. Auf Platz 2 die Salafisten. Nichts mit „westlichen Werten“. Mit Erlaubnis der USA wurden die Muslimbrüder wieder gestürzt und die Militärregierung herrschte wieder.

Boris G
1 Monat her

Im Gaza-Streifen bleibt wohl kein Stein auf dem anderen. Hat sich der Pulverdampf verzogen, darf die EU und insbesondere Deutschland alles wieder aufbauen.

DerGrinser
1 Monat her

Interessante SPIEGEL-Analogie. Dann sollen die polizeilichen Ordnungskräfte des IDF(Israel Defence Forces) wohl die Einsatzgruppen A bis D in diesem Vernichtungskrieg sein. Sicherlich wird Frau Julia Amalia Heyer investigativ die Massengräber der Millionen in Gaza hinter der Front Exekutierten ausfindig machen um den Genozid der Juden an den Palästinensern zu beweisen. Dafür möchte sie dann den Pulitzer-Preis. Wo bleibt eigentlich bei solch einer extremitisch-antisemitischen Hassattacke der Mecki vom Verfassungsschutz und seine Patronin Faeser?

FundamentalOpposition
1 Monat her

Wie die Ambivalente Beziehung zwischen Sozialisten und Israel, und juden im Allgemeinen ist, sollte hinreichend seit spätestens den Pogromen der 1920er in der Soviet Union, sowie der viel beschworenen Periode der späten 1930er in Deutschland bekannt sein.

Last edited 1 Monat her by FundamentalOpposition
LiKoDe
1 Monat her

Der Islam hat eben mittlerweile sehr viele Anhänger und dazu noch saudumme einheimische Unterstützer in Deutschland. Deshalb gelingt es diesen, das sich selbst verteidigende Israel an den Pranger zu stellen. Und zwar mit jedem Jahrzehnt seit dessen Gründung besser. 1950 gab es in Deutschland eine einzige Moschee in Deutschland und eine sprichwörtliche Handvoll Korangläubige [‚Muslime‘]. Heute gibt es mehr als 200 grosse Moscheen sowie mehr als 2500 islamische Bethäuser und mehr als 5 Mio. Korangläubige in Deutschland. Unterstützt wurden und werden die Korangläubigen bei ihrer Propaganda gegen Israel durch die 1969 gegründete Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Und die SPD unterstützt… Mehr

Moses
1 Monat her

Das Einzige, was sich wirklich nicht ändert, ist die Quantität und Qualität der Antisemiten. Für Hitler waren Juden die Ursache aller Problemen Deutschlands. Für die oberflächlichen Narren von heute lebt Gaza wie Juden in Konzentrationslagern: in ihren eigenen Häusern, mit Geschäften, kostenlosem Strom und Golfkluben. Die Idioten, denen dieser Vergleich nicht reicht, reden von Besatzung und Völkermord, der seit vielen Jahrzehnten andauert. Wenn zumindest einige von ihnen denken könnten, hätte ihnen das Bevölkerungswachstum im Gazastreifen unter den Bedingungen des schrecklichen israelischen Völkermords ein Rätsel sein müssen. Es sah ungefähr so ​​aus. Nach dem israelischen Unabhängigkeitskrieg lebten in Gaza ca. 60.000… Mehr

R.J.
1 Monat her

Die Logik des israelischen Vorgehens basiert nach meiner Wahrnehmung auf den folgenden Tatsachen: (1) Die „Palästinenser“ sind zu einem Großteil zutiefst antisemitisch, und das basiert auf Religion, denn der Judenhass ist genuiner Bestandteil des Islam und theologisch tief verankert. (2) Sie sind zugleich zu einem Großteil anti-israelisch, und zwar eliminatorisch und de facto genozidal. Das basiert neben (1) auf (a) der langjährigen kontinuierlichen Aktivität von Hamas & Co., (b) „moralischer“ Unterstützung durch den Westen, vor allem seine Intellektuellchen, (c) massiver finanzieller Unterstützung durch UNRWA etc. (3) Daran wird sich auf längere Zeit nichts ändern, so wie sich über die Jahrzehnte… Mehr