Janet Colgate und zwei hinreissend verdorbene Schurken

Wetten, für einen Moment waren Sie versucht an die griechischen Links-Rechts-Fanboys Tsipras und Varoufakis zu denken, richtig? Offene Hemden ohne Krawatte, eine gehörige F… Y…- Stimmung, oder wie ein mittlerweile leider nur noch mittelmässiges Magazin titelte „arm aber sexy“ – und mit der festen Absicht, Feuer an die Lunte am Haus Europa zu legen. Gut, ich gebe es zu. Ich muss jedes Mal, wenn ich dieses Boygroup-Duo sehe auch an „Zwei hinreissend verdorbene Schurken“ denken. 




In dem US-amerikanischen Film aus 1988, der vor der großartigen Kulisse der französischen Riviera in dem fiktiven Ort „Beaumont-sur-Mer“ spielt, geht es allerdings um Lawrence Jamieson, Bonvivant erster Klasse und Frauenverführer par excellence. Allerdings ist Jamieson ein brillanter Hochstapler in feinem Zwirn. Er gibt sich als Prinz im Exil aus und gaukelt gelangweilten, reichen Weibern mittleren Alters den Widerstandskampf in der Heimat vor, um wieder an die Macht zu gelangen. Ein ehrbarer Kampf, den die Damen nur allzu bereitwillig mit üppigen Summen unterstützen. Ein Hauch von Abenteuer in ihrem ansonsten so gelangweilten Leben zwischen Kaviar und Luxusliner.

Jamieson wird von Inspektor André der lokalen Polizei gegen eine Provision pro ausgenommener Lady gedeckt und unterstützt, wobei der jeweilige Abreisetag auch das Auschecken bzw. Payday darstellt. Das alles geschieht vor der prächtigen Kulisse der Côte d’Azur. Die Wärme der Luft schwingt mit durchs Bild, ebenso wie der Duft des Meeres an die Nase dringt.

Mit dem schönen Leben ist es bald vorbei

Das schöne, sorgenfreie Leben von Jamieson endet jedoch jäh, als Freddy Benson eines Tages auf der Bildfläche von Beaumont-sur-Mer erscheint. Freddy, die Hyäne. Ein fahriger, leicht hektischer Hochstapler unterer Kajüte, der sich mit kleinen Coups von Ort zu Ort und von Frau zu Frau hangelt. Dessen großkotziger und lauter Auftritt dem still und vornehm auftretenden Jamieson im wahrsten Sinne des Wortes übel aufstösst. Benson beginnt die Kreise von Jamieson unangenehm zu stören; er funkt bei dem Spinnen dessen feiner Geschichten dazwischen, lässt sich aber mit so überschaubaren und mickrigen Beträgen abspeisen, dass es nicht nur mehr eine mittlere Störung sondern eine echte Verschwendung darstellt.

Und so entschließt sich Jamieson Benson mit Unterstützung des Inspektors loszuwerden.

Wie ein Bumerang komm ich immer wieder bei Dir an

Als Benson bereits im Flugzeug zurück in die Vereinigten Staaten verfrachtet ist, trifft er dort auf Fanny Eubanks. Fanny Eubanks ist eine „Ausgecheckte“. Fanny hatte gesehen, wie er von „Eurer Hoheit“ verabschiedet wurde. Verschwörerisch fragt sie Benson im Flugzeug, ob er auch zu der Widerstandsgruppe um den Prinzen gehört, die die Revolution vorbereitet. Schließlich sei es auch ihr Geld, dass diese noble Aufgabe finanziere. Benson begreift, was Jameson für ein geniales und großes Spiel abzieht und die Damen in völliger Glückseligkeit um sehr viel höhere Beträge erleichtert.

So kehrt die Hyäne zurück an den Ort des Geschehens, nicht willens, sich so leicht abspeisen zu lassen. Benson verlangt, dass Jamieson ihm alles beibringt was er wissen muss. Benson will ebensolche Villa! Ebensolche Aussicht! Ebensolches alles! Sonst, so droht er, wird er „Lady Fanny“ alles über Jamesons Machenschaften verraten.

Also beginnt die Schulung von dem ungehobelten Amerikaner Freddy Benson zum galanten und eleganten verdorbenen Schurken. Allerdings sind Lehrjahre keine Herrenjahre, und so muss Benson dann so lange als Depp Ruprecht herhalten, des Prinzens jüngerer und zurückgebliebener Bruder, um die allzu hartnäckigen, alleinstehenden und überaus heiratswilligen Millionärinnen zu vergraulen, so dass ihm schlussendlich der Geduldsfaden reisst.

Jamieson und Benson schliessen daraufhin eine Wette ab. Wer von beiden die erste Frau, die ihren Weg kreuzt, um 50.000 Dollar erleichtert, ist der Sieger. Der Unterlegene muss die Stadt verlassen, der Sieger darf bleiben und territorialen Besitzrechte als Prinz im Exil anmelden.

In dieser Situation kommt Janet Colgate den beiden wie gerufen. Als vermeintliche Erbin eines Seifenimperiums verspricht sie, ein lohnendes und leichtes Opfer zu werden.

Für diejenigen, die diesen grandiosen Film noch nicht gesehen haben sollten, darf ich nicht weiter Spoilern, was wirklich schwer fällt.

Nur soviel: Frauenquote interessierte damals niemanden die Bohne und dennoch ist es Janet Colgate, die frei von um sich selbst kreisendem Schabernack unseren beiden hinreissend verdorbenen Schurken am Ende mit viel Raffinesse und Cleverness in die Tasche steckt.

Zwei hinreissend verdorbene SchurkenStarke Frauen haben immer schon ihr Ding durchgezogen. Sowas rückschrittliches wie eine Quote haben sie noch nie gebraucht. Ein Gesetz von Jammerlappen für Jammerlappen, um sich per Hintertüre warme Führungspöstchen zu sichern. Denn nur darum geht es. Es geht nicht um eine Quote bei der Straßenreinigung. Bei den Dachdeckern oder im Bau. Bei Gemeinschaftspraxen oder sonstwo, wo hart arbeitende Menschen mit ihren beiden Händen für ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien aufkommen. Nein, es geht immer nur um Chefposten. Um Führungsetagen. Um gemachte Positionen.

Janet Colgate ist der heutige Sonntagsheld. Wenn Sie den Film kennen, wissen Sie warum. Wenn Sie ihn bisher noch nicht gesehen haben, holen Sie es dringend nach.

Janet Colgate hätte Manuela Schwesig und Andrea Nahles ausgelacht. Und nicht nur das.




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