Tichys Einblick
Messerverbot in Bus und Bahn

Nancy Faesers Symptomtherapie statt Ursachenbehandlung

Messerangriffe auch im ÖPV haben deutlich zugenommen. Faeser will Messerangriffe in Bussen und Bahnen mit einem Messerverbot verhindern können. Wie wenig das gehen kann, haben jüngst Polizeigewerkschafter erklärt. Die Verbotsidee ist nur eine Placebo-Beruhigungspille für verunsicherte Reisende. An die Ursachen geht Faeser nicht, im Gegenteil.

IMAGO / Jürgen Heinrich
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ist Juristin und Berufspolitikerin – keine Ärztin, Psychotherapeutin, Pharmazeutin oder Pädagogin. Dennoch sollte sie wissen, dass es einen Unterschied zwischen Symptomtherapie und Ursachenbehandlung gibt. Sie sollte wissen, was Placebos sind. Und sie sollte wissen, dass Verbote nur dann sinnvoll sind, wenn ihre Befolgung überwacht und ihre Nicht-Beachtung geahndet werden kann.

Wir reden von der Idee der Ministerin, in Bussen und Bahnen sowie in Bahnhöfen das Mitführen von Messern zu verbieten.
Hintergrund: Die Zahl der Messerangriffe in Zügen ist laut einer Statistik der Bundespolizei von 44 (2021) auf 82 (2022) gestiegen. In Bahnhöfen und an Haltestellen waren es im Jahr 2022 sogar 254 gegenüber 122 im vorvergangenen Jahr. Der tödliche Angriff auf ein junges Paar in einem Regionalzug in Brokstedt (Schleswig-Holstein) – mutmaßlich von einem kurz zuvor aus der U-Haft entlassenen Palästinenser ohne festen Wohnsitz begangen – warf Anfang 2023 ein Schlaglicht auf dieses Sicherheitsproblem. Eine ebenfalls verletzte Augenzeugin hat mittlerweile Suizid begangen.

Wir haben hier auf TE regelmäßig von Messerattacken und Messertoten in Deutschland und in anderen europäischen Ländern (zuletzt in Frankreich) berichtet, deren Täter migrantischen Hintergrund haben. Wir haben dabei immer Ross und Reiter genannt, wiewohl sich die Leitmedien da lieber mit vagen Täterbeschreibungen wie „junge Männer“ oder schlicht und einfach „Männer“ begnügen.

Sind solche Messertaten vermeidbar, wenn es ein Verbot des Mitführens von Messern in Bussen, Bahnen und auf Bahnhöfen und an Haltestellen gibt?

Es bringt nichts. Sechs Antworten:

Erstens: Messer, die länger als 12 Zentimeter sind sowie einen einhändigen Klappmechanismus haben, dürfen außer zu Berufszwecken ohnehin nicht mitgeführt werden. Allerdings kann man auch mit einer 6 oder 10 Zentimeter langen Klinge morden.

Zweitens: Wir haben in Deutschland etwa 5.400 Bahnhöfe und Haltepunkte, bei bundesweit rund zwei Milliarden Bahn-Reisenden pro Jahr. Und: Der Bundespolizei (deren Chefin Faeser ist) fehlen um die 3.500 Beamte.

Drittens: Faesers Verbotsidee ist nichts anderes als eine Placebo-Beruhigungspille für verunsicherte Reisende. Wir wissen, dass Placebos nur vorübergehen wirken – und das auch nur subjektiv. Qua Einbildung.

Viertens: Aus der Pädagogik in Familie und Schule wissen wir, dass Verbote, die nicht überwacht und geahndet werden können, nutz- und witzlos sind.

Fünftens: Die Mehrzahl der Messerattacken und Messermorde geschieht in den Familien (siehe „Ehrenmorde) und auf offener Straße (siehe Würzburg usw.)

Und dann vor allem sechstens: Weit überrepräsentiert sind unter Angriffen mit dem Messer „Männer“ aus archaischen Gesellschaften, in denen ein Messer schier als männliches Attribut, ja fiktives Körperteil gilt. Das heißt: Wenn Faeser ein ohnehin kaum durchsetzbares Verbot von Messern exekutiert, dann kuriert sie an einem Symptom. Mit anderen Worten: Man kann nicht einfach Grenzen öffnen und messeraffine junge Männer als Schutzsuchende freundlich willkommen heißen. Hier anzusetzen, das wäre Ursachenbehandlung. Und es wäre dies Pflicht einer Ministerin, die für Grenzsicherung und innere Sicherheit zuständig ist, aber diesbezüglich – übrigens in Folge von Merkel – ein Totalausfall ist.

Oder will Faeser, dass sich Leute und Gastwirte, die es sich leisten können, Bodyguards anschaffen?

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