Recep Tayyip Erdogans Großmachtsphantasien, die er diktatorisch in Politik umsetzt, treiben die Türkei in eine wirtschaftliche Krise. In dem Konflikt zwischen der USA und der Türkei geht es nicht zuletzt auch um Menschenrechte und um Religionsfreiheit, eine Religionsfreiheit, die Muslime in Deutschland gern in Anspruch nehmen. Allerdings hört man von den gleichen Funktionären deutscher Islamverbände, die keine Gelegenheit auslassen, im Kampf um exklusive Rechte für Muslime über Islamophobie in Deutschland zu klagen, nicht eine Stellungnahme, nicht eine Forderung zur Gewährung von Religionsfreiheit für Christen in muslimischen Ländern, beispielsweise in der Türkei. Hierin finden sie in der Sozialdemokratie willige Helfer.
Das Argument, das Nahles anführt, ist an geistiger Schlichtheit und in seiner Demagogie nicht zu übertreffen. „Die Türkei ist ein Nato-Partner, der uns nicht egal sein kann. Es ist in unser aller Interesse, dass die Türkei wirtschaftlich stabil bleibt und die Währungsturbulenzen eingedämmt werden.“ Sind die USA etwa kein Nato-Partner? Sind die USA etwa ein Nato-Partner „der uns egal sein kann“, der womöglich unser Feind ist? Wohin versteigt sich die SPD? Warum schlägt sich die SPD in Konflikten auf die Seite diktatorischer Regime? Michel Houellebecq nannte dieses Verhalten einmal „Unterwerfung“.
Dass Andrea Nahles mit dieser Forderung auf Wähler mit türkischem Migrationshintergrund zielt, ist deutlich, dass sie dafür die soziale Frage, Grundwerte wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte ad acta legt, ist eine Schande vor allem vor dem Hintergrund der großen Geschichte der Sozialdemokratie. Doch das wundert nicht, hat die gleiche Parteivorsitzende unlängst die Historische Kommission der SPD aufgelöst. Geschichte stört die Funktionäre der SPD, die Erinnerung an eine Zeit, als Sozialdemokraten noch Sozialdemokraten waren, wird den Nahles, Scholz und Stegners lästig. So scheint es in der SPD common sense zu sein, wenn die SPD-Politikerin und frühere Staatsministerin für Integration, Aydan Özoguz, außerhalb der Sprache keine deutsche Kultur zu erkennen vermag. Das Diktum sagt im Grunde alles darüber aus, inwieweit die Ministerin für Integration a.D. selbst integriert ist.
Die politische Referentin für Menschenrechte am Bundestag scheint im Übrigen nicht zu wissen, dass Heimat ein Menschenrecht ist. Auf dieser Veranstaltung darf auch die Berliner Professorin Naika Foroutan, die Wissenschaft mit Ideologie verwechselt, nicht fehlen, schließlich ist für sie Deutschland bereits ein „präfaschistisches Land“. Pikant daran ist, dass Foroutan die Bundesrepublik in einem Interview mit dem Tagesspiegel als „präfaschistisch“ bezeichnete, nachdem die Kanadier ihr keine Professur geben wollten und sie nun leider auf der gutdotierten Berliner Professur ausharren muss.
Die SPD weiß nicht mehr, wofür sie steht. Die soziale Frage ist in Deutschland in doppelter Weise unbeheimatet. Nicht mehr für die Sozialität einer Gesellschaft einzutreten, ist das eine, das andere ist, die Heimat begrifflich und kategorial vernichten zu wollen, die erst die Bedingungen für soziale Strukturen schafft. Die gemeinsame Wurzel, in Taylors Kampf gegen die Heimat, in Özoguz Missachtung der deutschen Kultur und in Nahles Wunsch, Erdogan finanziell im Kampf gegen die USA zu unterstützen, findet sich in einer inneren Abkehr von der Demokratie, denn zur Demokratie gehört der Demos, das „Volk, der große Lümmel“, wie Heinrich Heine einmal dichtete.