Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 3 – Herr, lass Hirn regnen

Robert Habeck erläutert seine "Wirtschaftstheorie", Annalena Baerbock berlitzt in Davos, und eine neue Steuer-Idee haben die Grünen auch. Es ist zum in die Kirche gehen!

Während Pfaffen und Funktionäre sogar die Trauerfeier für Fußball-Franz missbrauchten, um politischen Hass zu säen, trug die Regierung Sorge, dass Einbürgerungen jetzt noch schneller vonstattengehen. Irgendwann stehen die Liberalsozialisten persönlich an den Grenzen und bieten den deutschen Pass feil wie der ADAC Erfrischungsgetränke im Sommerstau. Ein wenig unverständlich, dass laut neuem Gesetz Neudeutsche ihre ursprüngliche Staatsbürgerschaft problemlos behalten können. Gilt der Zweitpass etwa auch als Rückfahrkarte, weil die Regierung doch eine große „Rückführungsoffensive“ in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hat?

♦ Die FDP stimmte natürlich wieder einmal allem zu, aus der CDU-Opposition rief einer, als spielten seine Worte noch irgendeine Rolle, in den Saal: „Der deutsche Pass darf nicht verramscht werden.“ Doch. Darf er. Wird er.

♦ Soweit läuft alles wie am Schnürchen: Ein konstruierter Anlass („Lehnitzsee-Konferenz“), Demo-Aufrufe von Kirchen, Gewerkschaften, Fußballvereinen, Konkurrenzparteien, sogenannten Promis, begleitet vom rhythmischen Trommelschlagen in Presse, Funk und Fernsehen, dann Massenaufmärsche (ohne Fackeln, bitte!) in den Städten, um die Mitte einzuschüchtern und dann der Jahrestag, an dem gemahnt wird. Vielleicht haben sie nur etwas zu früh angefangen, denn die erste, die EU-Wahl, ist ja erst im Sommer …

♦ Die grüne Regierungspartei findet, die Tagesschau lasse sich immer noch ein wenig verbessern. Wir können da nicht wirklich mitreden, weil wir die Tagesschau nicht gucken, aber es soll am vergangenen Sonntag zuerst und lang und breit über einen Wechsel im dänischen Königshaus berichtet worden sein, statt über eine Demo gegen rechts. Nachdem die grüne Staatsfunkrätin Kordouni ein „sehr konstruktives Gespräch mit dem Chef der Tagesschau“ hatte, wurde das Ungleichgewicht wieder hergestellt und die Tagesschau kam ihrem Sendeauftrag mit großen Beiträgen über linke Proteste, „inklusive einer Diskussion über ein AfD-Verbot“, vollumfänglich nach. Die Grüne Kordouni wurde übrigens von der CDU in den Staatsfunkrat entsandt, nur für den Fall, dass Sie sich politisch etwas orientieren wollen.

♦ Ohne unsere Staatsfunker und die staatlich alimentierte hiesige Presse würde wohl kaum jemand groß vom Treffen der, wie manche meinen, Bond-Schurken in Davos Kenntnis nehmen, obwohl Robert Habeck dort seine „Wirtschaftstheorie“ erläuterte. Weil er nur einen kleinen Saal zugewiesen bekam, sprach die Welt gleich von einer „Demütigung des Robert Habeck“. Annalena wurde wenigstens von Chef Blinken (US-Außenminister) ausdrücklich gelobt, außerdem ist sie schon wegen ihres Äußeren und ihres Sprachwitzes in der Davoser Männergesellschaft beliebt. „I believe, that Ceasefire doesn’t fall from the sky“, brillierte unsere parkettsichere Außenministerin, und deutsche Zuhörer mit rudimentären Englischkenntnissen dürften richtig verstanden haben, dass ein Waffenstillstand nicht vom Himmel fällt, anders als Hirn, das im Deutschen ja von oben regnen soll. Apropos: Es ist eine böswillige Unterstellung, dass unsere Außenministerin „Geheimdienst“ mit „Gohomeservice“ übersetzt haben soll!

♦ In Davos rissen sich die Journos der Welt um den eigenwillig frisierten argentinischen Präsidenten Javier Milei, dem sie sogar bis in den Sanitärbereich folgten, als sei er tatsächlich der junge Tom Jones, dem er mit zugekniffenen Augen ohne Brille irgendwo ein wenig ähnlich sieht. Aufsehen erregte Milei bereits bei der Anreise aus Buenos Aires, die er per Linienflug (LH-Economy) zu den Davos-Protzern absolvierte. Kaum angekommen, durfte er direkt nach Klaus Schwab reden und bezeichnete seine anwesenden Amtskollegen als „Parasiten, die alle vom Staat leben“. Erfrischend ging es weiter mit einer Tirade gegen die „unsägliche Geschlechterdebatte“ und die Feministerinnen, vor allem aber warnte er vor dem aufziehenden Sozialismus, der in allerlei Tarnungen (rot, schwarz, gelb, grün, braun) daherkomme.

♦ Deutlich weniger beachtet wurde Wolodymyr Selenskyj, und hiesige Selenskyi-Fans dürften sich gefragt haben, warum seine beste Freundin Marie-Agnes nicht eingeladen wurde, aber vielleicht ist Strack-Zimmermann (FDP) den Davoser Herrschaften denn doch etwas zu vulgär. Gerade erst beschimpfte sie um die Wählergunst konkurrierende Politiker als „Haufen Scheiße“, und will beobachtet haben: „Je größer der Haufen Scheiße, umso mehr Fliegen sitzen drauf.“
Für die demokratischen Parteien gelte es, „aus diesem Haufen ein Häufchen zu machen“. Das lief bei Olaf schon so erfolgreich. Ein Häufchen von der Größe der FDP oder der SPD, jedenfalls nicht größer als die Grünen, vermuten wir mal.

♦ Die Völker im Einflussbereich der Davos-Truppe dürfen sich schon auf eine „Krankheit X“ („Disease X“) einstellen, für die es natürlich rechtzeitig wieder Impfstoff geben wird. Die letzte Corona-Variante aus chinesischen Labors (jaja, die US-Geheimdienste sehen keinen Beleg für diese Herkunft) konnte durch Karl Lauterbach in die Schranken gewiesen werden, aber nun haben chinesische Wissenschaftler noch einen draufgelegt. Ihre neue Variante greift angeblich direkt das Gehirn an und war bei Mäusen hundert Prozent letal.

♦ Eine „mehrheitlich aus Sprachwissenschaftlern bestehende Jury“ mit Sozialismus-Hintergrund brauchte nicht mal einen Wimpernschlag, um wie auf Kommando das „Unwort des Jahres“ zu küren: „Remigration“. Wahrscheinlich, weil Chef Olaf gerade erst im Spiegel gefordert hatte: „Wir müssen endlich im großen Stil abschieben!“
Auch „Sozialklimbim“ steht nun auf dem Index, weil damit „die Gruppe einkommens- und vermögensschwacher Personen herabgewürdigt“ wird, also mit dem Wort, nicht mit dem Sozialklimbim. Ansonsten hätte es „Heizungs-Stasi“ auf den ersten Platz geschafft als „populistische Stimmungsmache gegen Klimaschutzmaßnahmen“. Weil, das weiß nun auch jeder Sprachwissenschaftler, bei Stimmungsmache gegen die Obrigkeit der linguistische Spaß aufhört.

♦ Angeblich mehr als eine Million Personen aller Geschlechter haben eine Petition unterzeichnet, damit dem Thüringer AfD-Chef Björn Höcke die Grundrechte aberkannt werden. Die Zahl riecht ein wenig nach roter Fälschung, allerdings haben Gesinnungspresse und Staatsfunk ordentlich die Trommel für das Vorhaben gerührt. Offenbar hatten ein paar Schlaumeier erkannt, dass die Attacke auf die AfD mittels Artikel 18 Grundgesetz „niederschwelliger“ ist als ein Parteiverbot. Zwar lässt sich bei einem schnellen Blick auf Artikel 18 nichts finden, was solche Maßnahmen rechtfertigen würde, aber wozu haben wir Gerichte?

♦ Die SPD liegt im Bund gerade noch bei 13 Prozent, und nach den Gesetzen der Schwerkraft müsste sie bald auch unter den Grünen landen, nicht wegen der Masse, sondern wegen der Beschleunigung. Apropos. Der ZDF-Agitator Lanz tat zuletzt so, als sei ihm der Unsinn, den die Grünen mit Steuergeldern veranstalten, völlig neu und zitierte ungläubig, dass die grünen Minister „600.000 Euro für die Stärkung von Intoleranz in Indonesien ausgeben und 6 Millionen für Umweltschutz in Albanien, eine halbe Million für ökofeministische Entwicklungsalternativen in Südafrika und weitere 500.000 für die Förderung positiver Maskulinität in Ruanda“.
Die grüne Vorsitzende Ricarda versuchte ihm zwar zu erklären, dass das Dinge sind, „von denen wir profitieren“, aber Lanz hatte wohl von den Aufsehern die Erlaubnis, sich nicht mehr dümmer stellen zu müssen, als er ist.

♦ Der im Amt maximal herausgeforderte Grüne Cem Özdemir bringt derweil eine neue Steuer in die Diskussion, die er charmant „Tierwohlcent“ nennt, weil gegen Tierwohl kann niemand etwas haben, und nicht mal die Bettler an Deutschlands Bahnhöfen geben sich mehr mit einem Cent zufrieden. Aus Rücksicht auf unsere neuen Landsleute will Cem bei der Tierwohlabgabe „schrittweise“ vorgehen – beginnend bei der Schweinehaltung. Kannste nicht erfinden.

♦ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder dürfte ziemlich sauer sein, dass Ricarda, Cem, Annalena und Robert ihm mit ihren bizarren Auftritten ständig die Show stehlen, obwohl er ein paar populistische Kracher gezündet hatte. So will er gegen die Erhöhung der Rundfunkgebühren stimmen und gleich 20 Staatsfunksender dicht machen. Außerdem will er die Verbeamtung von AfD-Mitgliedern verbieten. Blöd nur, dass der bayerische Beamtenbund da so pauschal nicht mitziehen will, und der „Zukunftsrat“ des Staatsfunks gleichzeitig eine viel bessere Idee auf den Weg brachte, was die Zukunft von ARD und ZDF angeht: Die Gründung einer weiteren ARD-Anstalt, die alle überregionalen Aufgaben der regionalen Sender übernehmen soll. Man könnte glatt religiös werden.

Schönen Sonntag!


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