Tichys Einblick
„Hybrider Krieg in Europa?“

Illner über den Krieg – Wo ist die Verteidigungsministerin?

Der durchschnittliche Zuschauer, der zwar eine Schulbildung genossen hat, sich darüber hinaus aber nicht mit den Kriegen in Kuba, der Lage im Kosovo von vor 20 Jahren oder den Unterschieden unterschiedlicher Munition in seiner Freizeit beschäftigt hat, hat Schwierigkeiten mitzukommen.

Screenprint ZDF / Illner

Wer heute noch in politischen Debatte mitreden will, der muss direkt wieder einen neuen Begriff lernen: „hybrider Krieg“. Denn der steckt schon direkt im Titel drin: „Heißer Krieg in der Ukraine – hybrider Krieg in Europa?“ – vielleicht eine Maßnahme um Zuschauer zum anrufen zu locken? Hybrider Krise klingt erstmal bedrohlich. Wikipedia erklärt das ganze als „flexible Mischform der offen und verdeckt zur Anwendung gebrachten regulären und irregulären, symmetrischen und asymmetrischen, militärischen und nicht-militärischen Konfliktmittel mit dem Zweck, die Schwelle zwischen den völkerrechtlich. Angelegten binären Zuständen Krieg und Frieden zu verwischen.“ Und man denkt direkt daran, dass der Übergang von hybriden Kriegen zu der „nach den Genfer Konventionen verbotenen Heimtücke“ fließend ist.

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Das sage ich ihnen jetzt schon mal direkt zum Einstieg auf den Weg, die Zuschauer der Illner-Sendung mussten bis kurz vor Schluss warten, wenn sie denn überhaupt so lange durchgehalten haben. Wahrscheinlich haben das nur noch die mitbekommen, die die Definition eh schon wussten. Peter R. Neumann, der Geopolitik-Experte erklärt dann endlich erst wenige Minuten vor Schluss, was es mit dieser hybriden Kriegsführung auf sich hat, in seiner Ansicht, der Spaltung der gegnerischen Gesellschaft. Das „schwächste Glied“, seiner Meinung nach dabei: die Bevölkerung. Sicher, weil wir ja auch die kompetentesten Menschen des Landes zu unseren Oberhäuptern gemacht haben, da bleibt ja für uns nix mehr übrig.

Gregor Gysi sitzt ebenfalls im Studio, als außenpolitischer Sprecher der Linken. Ein SEDler über einen KGBler, ist auch mal was neues. „Im kalten Krieg war die Welt stabiler als heute.“, sagt er, findet das absurd. Ich finde es zumindest nicht verwunderlich. Denn im kalten Krieg war er noch in seiner schönen Heimat, damals mit nur einer Partei und er hatte auf das richtige Pferd gesetzt. Kein Wunder, dass ihm die Welt stabiler als heute vorkam, obwohl seine Landsleute an den Grenzen erschossen wurden, denn er hatte ja sein eigenes Leben schön unter Kontrolle.

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Grünen-Parteivorsitzender Omid Nouripour ist zugeschaltet. „Es ist offensichtlich, dass die russische Führung sehr viel dafür tut, dass wir betroffen sind zumindest und getroffen sind und verletzt sind. Und der gesamte Sarbortagebereich wird ja noch ergänzt durch all die Missinformationen und Fehlinformationen, die ja hier in die Welt gesetzt werden, da geht es massiv darum, Verunsicherung in Deutschland zu verbreiten und es geht massiv darum, die deutsche Bevölkerung und das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in unsere Institutionen, die demokratisch legitimiert sind, auch zu unterminieren.“ Herr Nouripour, ich wage jetzt mal eine steile These: Dafür brauchen Sie Russland nicht. Wenn Sie und Ihre Vorgängerregierung nicht schon so viel Vertrauen zerstört hätten, müssten Sie sich um so etwas keine Sorgen machen. Im übrigen gilt das Misstrauen der meisten deutschen Bürger nicht den demokratisch legitimierten Institutionen, sondern den Personen, die dort die Posten besetzen. Sie sind keine Institution, Herr Nouripour, Ihre Parteikollegen mit höheren Posten auch nicht.

Aber eine Frage steht bei diesen Talkshows wie Illner für mich immer im Raum, obwohl sie keiner stellt – das alleine sagt über den Zustand unseres Landes viel aus. Der Ton und die inhaltliche Qualität schwankt extrem. Manchmal sind es Sendungen für das Volk, mit Themen, die uns direkt betreffen, mit Politikern, deren Aussagen aktuell relevant sind. Manchmal, wie auch heute, verirren die Gäste sich so in Nischenthemen, dass der durchschnittliche Zuschauer, der zwar eine Schulbildung genossen hat, darüber hinaus aber nicht mit den Kriegen in Kuba, der Lage im Kosovo von vor 20 Jahren oder den Unterschieden unterschiedlicher Munition in seiner Freizeit beschäftigt hat, Schwierigkeitenhat  mitzukommen. Es gibt kaum eine feste Zuschauerschaft, auf die jede Illner-Sendung zugeschnitten ist.

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Gerade in diesen verteidigungspolitischen Sendungen ist das schnell der Fall. Illner ist gut gebrieft, die teilnehmenden Politiker auch, die Experten werden nicht dazu aufgefordert, keine Fachsprache zu sprechen. Man soll dann daneben sitzen und sich nach dem „Das hört sich jetzt erstmal richtig an“-Kriterium eine Seite wählen. Doch warum driften ausgerechnet diese Sendungen immer wieder so ab? Weil eine spezielle Person fehlt. Und zwar jedes Mal wieder. Vielleicht ist sie sich zu schade für solche Runden, vielleicht wird sie gar nicht erst eingeladen, vielleicht ist einfach immer auf der Durchreise nach Sylt. Wo bleibt bei solchen Themen eigentlich unsere Verteidigungsministerin?

Nouripour ist bei den Ukraine-Themen andauernd zu gegen, Strack-Zimmermann hat auch schon in diesen Runden gesessen, jedes Mal werden „Militär-Experten“ angekarrt, dieses Mal sogar einer aus den USA. Alles schön und gut, aber wo ist Frau Lambrecht? Wenn man nicht mal hört, dass sie ihren Sohn schon wieder irgendwo hingeschleppt hat, wo es teuer ist und was auf unsere Kosten geht, oder wenn sie mit Handtaschen-Tragepersonal und High Heels auf einem Militärstützpunkt herum gestöckelt ist, hört man von dieser Frau absolut gar nichts. Warum nicht? Sämtliche Kleinpolitiker stellen sich zur Verfügung, sogar Gysi hat man jetzt wieder ausgegraben. Aber wo ist unsere Verteidigungsministerin?

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Man kann ihnen viel vorwerfen, aber Christian Lindner und Robert Habeck sind viel in der Presse. Das mag bei beiden auch narzisstische Gründe haben, trotzdem weiß man doch zu schätzen, dass man gut beobachten kann, was die beiden gerade machen, auch wenn man sie auch gerne mal nicht sehen mag. Aber man ist immer informiert, was deren Positionen zu aktuellen Themen sind, welche Politik wir von ihnen erwarten können, beziehungsweise worauf wir uns gefasst machen können. Inzwischen kennt man die Mimik und Gestik so gut, dass man einschätzen kann, wer gerade beleidigt oder erschöpft ist.

Lambrecht dagegen ist der pinke Imperator, der einfach nie zu greifen ist. Man muss schon den Schluss ziehen, dass sie aus Inkompetenz abgezogen wurde und die strikte Anweisung bekommen hat, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, bis die vier Jahre zu Ende sind. Das hat sich in den Köpfen der Leute so verankert, dass man mit ihr in solchen Runden doch gar nicht rechnet. Trotzdem würde ich mich um einiges wohler fühlen, wenn sie da bleibt, wo ich sie im Auge behalten kann. Denn irgendwas macht sie doch den ganzen Tag. Inkompetenz ist an sich schon gefährlich, aber gelangweilte Inkompetenz ist ein gefährlicher Mix. Wobei: Angesichts der Tatsache, dass unter anderem Putin sehr gutes Deutsch sprechen und sicher auch irgendwie deutsches Fernsehen erhalten kann, ist Lambrecht wohl ein noch viel größeres Sicherheitsrisiko für Deutschland, wenn sie den Mund aufmacht. Insofern hat der „Experte“ Neumann auf jeden Fall Unrecht: Wenn die Bevölkerung das „schwächste Glied“ wäre, dann hatte gestern Abend Christine Lambrecht neben ihm gesessen.

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