Tichys Einblick
ÖRR eben

Bei hart aber fair: Plasberg und andere haben nichts gelernt aus 2015

Drei grüne oder grünlackierte Frauen, ein grüner Komiker und das Publikum gegen einen Bild-Redakteur. So etwas nennt der WDR dann Debattenkultur.

imago images / Müller-Stauffenberg

Roland Tichy fragte gestern noch rethorisch: „Dreht Deutschland ganz durch?“ Insbesondere soll dafür auch eine öffentlich-rechtliche Propaganda verantwortlich sein. Eine, wollen wir anfügen, die ihr wohlgesonne Politiker an der straffen Leine führt und ihre Kritiker mit der Nazikeule zu Unpersonen macht.

Wie treffend dieser Lagebericht aus Absurdistan ist, demonstriert Frank Plasberg mit Hart aber fair eindrücklich. Sein Thema dieses Mal: „Fluchtziel Europa: Was haben wir aus 2015 eigentlich gelernt?“

Plasberg, seine Redaktion und der WDR haben bei Hart aber fair selbst seit 2015 viele Debatten über Asyleinwanderung im Keim erstickt und werfen diese Frage nun in eine so einseitige Gästerunde? Eingeladen ist mit Katrin Göring-Eckardt Angela eine von Merkels Lieblingsvorbeterinnen der illegalen Massenzuwanderung, ebenfalls dabei Serap Güler (CDU), die nordrheinwestfälische Staatssekretärin für Integration, die Aktivistin Liza Pflaum (später im Einzelgespräch), Mitbegründerin der Seebrücke, der Komiker Florian Schröder – und Ralf Schuler von BILD.

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Wo sind hier zuwanderungskritische Stimmen, wo sind jene  Protagonisten, die erst eine echte Debatte um ein Für und Wider möglich machen würden? Wo ist ein Vertreter der AfD, die doch maßgeblich wegen ihrer Kritik der Massenzuwanderung 2017 mit 92 Abgeordneten in den Bundestag eingezogen ist? Selbst die FDP ist nach ihrem Desaster in Thüringen bei Plasberg ausgeladen. Erst erteilte Plasberg Alexander Gauland Hausverbot, jetzt darf schon gar keiner mehr kommen.

„Dreht Deutschland ganz durch?“, fragte Roland Tichy gestern. Die Antwort gibt heute Frank Plasberg. Nein, Deutschland dreht nicht durch, denn das würde bedeuten, dass, was Plasberg hier stellvertretend vorführt, repräsentativ wäre. Wer aufmerksam ins Land schaut, weiß, das ist es nicht.

Schauen wir trotzdem mal rein, was in dieser so einseitigen Veranstaltung passiert. Schauen wir mal, wie weit die Öffentlich-rechtlichen tatsächlich bereit sind zu gehen. Schnallen wir uns an, wenn Katrin Göring-Eckardt ihre Bühne bekommt. Jene Politikerin der Grünen, die 2015 befand:

„Dieses Land wird sich verändern. Und es wird sich ziemlich drastisch verändern. Und es wir ein schwerer Weg sein, aber dann glaube ich, können wir wirklich ein besseres Land sein. Und daran zu arbeiten, das mit Begeisterung zu machen, die Leute mitzunehmen, auch die, die Angst haben (..) das ist eigentlich die historische Chance in der wir sind. Das ist wahrscheinlich sogar noch mehr als die deutsche Einheit, was wir da erreichen können. Was die Kanzlerin gemacht hat, ist eine große Idee davon, was es heißt, dieses Land neu zu denken. (…) Die Arbeitgeber scharren längst mit den Füßen und sagen: Wir brauchen diese Leute. (..)“

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Plasberg fragt nun im März 2020: „Was haben wir aus 2015 eigentlich gelernt?“ Und er fragt Göring-Eckardt, die gerade twitterte, sie hätte ein Gutachten in Auftrag gegeben, das darlegen soll, „dass die Bundesregierung die Aufnahme von einigen geflüchteten Kindern durch Bundesländer nicht ablehnen darf.“ Und die via Twitter beim außerparlamentarischem Arm der Grünen für Petitionen wirbt, noch weitere Migranten aufzunehmen.

Die linke Aktivistin Liza Pflaum wird aus dem Off mit einem interessanten Satz vorgestellt: Sie wäre schockiert, dass es nicht mehr darum ginge, „Flüchtlinge” zu schützen, sondern sich vor ihnen zu schützen. Klar kann man da schockiert sein. Dass Erdogan keine „Flüchtlinge” an griechische Grenze bringen ließ, sondern Migranten aus ganz anderen Ländern als Syrien, weiß sie nicht?

Aber es ist ja nicht nur das: Florian Schröder betet gleich mal die nächsten öffentlich-rechtlich verbreiteten FakeNews herunter, als er behauptet, 85 Prozent der Migranten aus der Massenzuwanderung seit 2015 hätten Sprachkurse besucht und die Hälfte von ihnen stände in Brot und Arbeit – beides ist nicht einmal annährend erreicht, wie TE mehrfach ausführlich berichtet hat.

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Schröder gibt an, sich zuvor informiert zu haben. Offensichtlich frisst der Spaßvogel alles, was ihm vorgesetzt wird. Göring-Eckardt nimmt soviel Bereitschaft dankbar zur Kenntnis. „Viele machen Facharbeit aber auch höher qualifizierte Jobs“, steigert sich Schröder, angefeuert von Göring-Eckardts Nicken, und beweist damit doch eigentlich eindrucksvoll, das er nichts gelernt hat aus 2015. Aber das ist sein Privatproblem, er ist kein Politiker und hat in dieser Sendung auch als Sidekick der Grünen nichts verloren. Aber offensichtlich fanden es die Öffentlich-Rechtlichen, fand es Plasberg ganz amüsant, auf den Platz der AfD einen linken Witzereißer zu setzen.

„Wenn wir diese Bilder nicht mehr wollen, dann muss diese Grenze auch zu bleiben. Denn wenn die Grenze jetzt geöffnet wird, wird es dazu führen, dass sich noch mehr Menschen auf den Weg machen“, sagt Serap Güler und legt das gerade Gesagte wie eine scharfe Mine auf den Tisch, jedenfalls wenn man dem Gesichtsausdruck von Göring-Eckardt folgt.

Die Christdemokratin Güler sagt 2020, was andere schon 2015 sagten, aber die sind nicht eingeladen. Und sie stellt klar, das Deutschland auch im vergangenen Jahr mehr als hunderttausend Migranten aufgenommen hat. Die Kinder seien von ihren Familien vorgeschickt worden. In Hoffnung auf Familiennachzug? Die Vertreterin der Kanzlerinpartei warnt vor einer Wiederholung des von der Kanzlerin selbst 2015 ganz bewusst herbeigeführten Kontrollverlustes.

Katrin Göring-Eckardt will, dass jeder das Recht haben muss, einen Asylantrag zu stellen. Andere seien Schuld, dass nicht über die schlimme Situation der Menschen geredet wurde in den letzten Jahren. Sie will 2015 nicht wiederholen, aber nur, was die Unordnung von 2015 angeht, die Migranten sollen dieses Mal eben geordnet zu uns kommen. Aber weiter in Massen. Also bürokratisch korrekt, aber offensichtlich nicht quantitativ begrenzt.

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Ralf Schuler macht nochmal klar, um was es den Bürgern geht: Die fürchten nämlich, dass wieder 22-Jährige als Kinder geholt werden. Die AfD sei nicht die Ursache des Meinungsumschwungs, sondern die Folge. Warum sollen wirklich alle rüberkommen dürfen zum Asylantrag, der dann – das weiß man seit 2015 – auch bei Ablehnung in den allermeisten Fällen zum Bleiberecht führt? Göring-Eckardt antwortet: Wegen der „furchtbaren Greultaten des Nationalsozialismus.“

Komiker Florian Schröder und die Grüne Göring-Eckardt stürzen sich dann zum ersten Mal gemeinsam auf den Mann von BILD, weil der gerade Erdogans Ersatztruppen „Horden“ genannt hat. Und schon ist wieder alles wie immer in solchen Sendungen, und die Antwort auf die Frage der Sendung ist eindeutig: Nein, nichts aus 2015 gelernt. Wirklich gar nichts. Und wieder ist die Anpeitscherin der Bundeskanzlerin, ist Göring-Eckardt in den Öffentlich-rechtlichen vorne. Selbst Sahra Wagenknecht bekommt ihr Fett ab, die wäre ja schon seit geraumer Zeit „nationalistisch“ unterwegs.

Was wär wohl, wenn tatsächlich einmal die Meinungen der Bürger in so einer Sendung abgebildet würden? So bleiben es drei grüne oder grünlackierte Frauen, ein grüner Komiker und das Publikum gegen einen Bild-Redakteur. So etwas nennt der WDR dann Debattenkultur.

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ZDF-Urgestein Peter Hahne brachte es gerade auf den Punkt: „Das ZDF lädt in Talkshows keine AfD-Leute mehr ein. Man muss die AfD nicht gut finden, aber es gehört zur Demokratie, dass die größte Oppositionspartei im Bundestag – und im Übrigen sieben Millionen Wähler – vertreten wird.“ Und es ist nicht nur die AfD, es sind auch eine Reihe von neuen Medien und weiteren Vertrtern des öffentlichen Lebens, die unter dem Bann des Regierungs-TV stehen, das maßgeblich beteiligt war, mit den Grünen eine Alternative zur SPD an der Seite der CDU/CSU aufzubauen.

Und dann der Satz des Abends von Plasberg: Das Flüchtlingsprobelm wäre in den letzten vier, fünf Jahren unter dem Radar gelaufen. „Es war immer da, wurde hier aber nicht registriert.“ Und jetzt hätte es Erdogan mit einem Rumms auf die Tagesordnung gesetzt. Nein, die Massenzuwanderung war tagtäglich ein Thema. Aber nicht für solche regierungsfrommen Medien. Was waren das immer wieder für verzweifelte Versuche bei Plasberg, das Thema Zuwanderung bloß nicht anzukratzen.

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Was wir aus 2015 gelernt haben? Jedenfalls viel auch über solche Charaktere, wie sie uns das mit Zwangsgebühren finanzierte Fernsehen seit 2015 vorsetzt. Ja doch, Ralf Schuler kann man nicht vorwerfen, dass er gegen eine Übermacht an Merkelmeinung die Ersatzopposition geben muss in der Regie dieser Sendung. Ja, das macht er sogar gut. Aber das befreit doch den Zuschauer nicht davon, so eine Sendung als das zu betrachten, was sie gemessen an Meinungsfreiheit in Wirklichkeit ist.

Sicher gab es ein paar interessante Ansätze in dieser Runde. Aber hier wird über die AfD gesprochen, die nicht anwesend ist. Serap Güler beklagt mit wutverzerrtem Gesicht die „rassistisch-faschistische Ideologie“ der AfD. Und die Wähler der AfD würden diese Partei genau wegen dieser Ideologie wählen und nicht trotz dieser Ideologie.

Aber was nun tun, wenn Wähler die etablierten Parteien abstrafen wollen? Dafür hat Frau Güler einen Tipp: „Dann wählt doch zur Strafe die Tierschutzpartei.“ Es ist kaum zu fassen. Das geladene Publikum applaudiert auch noch begeistert. Das Publikum richtig zusammestellen ÖRR.

Die Sendung hat noch sieben Minuten. Wir schalten mit dieser Hasstirade der Merkel-Laschet-CDU trotzdem einfach ab. Frank Plasberg, wie geht es Ihnen eigentlich nach so etwas? Und während sich der Autor mehrfach die Hände waschen geht (und das nicht wegen Corona) stürzen sich ein Komiker und drei Ideologinnen wie vier Furien auf den Bild-Mann, missbraucht als Ersatz-Opposition.

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