Tichys Einblick
Nur negative Prognosen sind attraktiv

Apocalypse Now! bei Anne Will. Oder Wenn die Hitze zu Kopfe steigt!

Ok, es ist ein warmer Sommer, aber Landwirtschaftsministerin Klöckner hat die Sache im Griff. Spannend wird es erst, wenn Professor Schnellnhuber in seine Kristallkugel schaut.

Screenshot ARD

Da können wir froh sein, dass die Grünen, die vom Staatsfunk mit allen Mitteln Richtung 20% geschoben werden sollen, nur Annalena Baerbock in die Anne-Will-Sendung schickten. Froh, denn die Werbewirkung der Klageweiber von Kathrin Göring bis Claudia Roth, von Simone Peter bis eben Annalena endet beim Wahlvolk so um die 12%. Wie gefährlich hingegen ein Robert Habeck, der den Bachelor und den Schwiegersohn wie auch einen Minister auf Merkels Traumschiff mühelos geben kann!

Trotzdem hatte Anne Will natürlich getan, was sie konnte. Die eingeladene grüne Jugend im Publikum gab sich lautstark enthusiasmiert von jedem Wort der Vorsitzenden, und fürs Inhaltliche war ein Mann aufgeboten, den manche, die meisten allerdings spöttisch, „Klimapapst“ nennen.

Dürre Hitze

Hans-Joachim Schellnhuber erinnert uns optisch und von der Attitüde ein wenig an den alten Gründgens. Jüngeren Lesern würden wir ihn als eine Art Bono des Klimawandels beschreiben, nur ohne U2 und ohne Haare und Brille. Dafür allerdings mit Verstand. In der Tat ist HJ Schnellnhuber ein bayerischer Wunderknabe und ein Produkt der Hochbegabtenförderung. Er studierte Mathematik und Physik und promovierte in theoretischer Physik. Ja, wir haben einen Gelehrten vom Format des Doktor Faustus vor uns, dem wohl nur eine Erkenntnis abgeht: „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor.“ Von wegen! Unser Doktor weiß im Gegenteil mit absoluter Gewissheit: Das Ende ist nah! Also relativ nah.

Seit knapp 20 Jahren leitet Schnellnhuber das von ihm gegründete „Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung“ und dort rechnet er und rechnet er und rechnet noch einmal nach, wann endlich die Arktis schmilzt und unsere Küsten im Meer verschwinden. Leider legt er sich nicht exakt fest, so dass die Journalisten unter seinen Jüngern regelmäßig nach Potsdam pilgern müssen, um neue Forschungen des Meisters zu erfragen. Kein Klimagipfel kommt ohne ihn aus, kein Gerichtsverfahren zum Weltuntergang ohne seine Expertise. Aber wir schweifen ab.

Dürre-Sommer

Es war ja zuletzt recht warm in Deutschland, zum zweiten Mal nach 2003 wurde der Begriff Jahrhundertsommer bemüht, so dass sich Anne Will die Frage zu stellen genötigt sah: „Der Dürre-Sommer – wie müssen wir unser Verhalten ändern?“ Es war jedoch kein Vertreter der Kosmetikindustrie geladen, um etwa Auskunft über den Sonnenschutzfaktor ihrer Produkte zu geben, kein Hautarzt und kein Bademeister, sondern der Bauer Schwarz, Vizepräsident vom Bauernverband, die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Andreas Pinkwart (FDP), Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie im Homeland NRW.

Dürre braucht Zahlen

Erwartungsgemäß sachlich die Schwarz-Gelben, daher schnell zusammenfassbar. Die Industrie werde ihren Anteil am Klimaschutzziel 2020 erreichen, sagte der NRWler, und Julia Klöckner relativierte schnell, dass in Sachsen der Mais verdorre, aber in der Pfalz sich prächtig entwickle. Entsprechend müsse erst genau geprüft werden, wo welche Schäden aufgetreten seien, um diese den Bauern eventuell erstatten zu können. So viel zum Thema Eine Milliarde für die Landwirtschaft. „Ich kann nicht nach Gefühl Politik machen, ich brauche erst die Zahlen.“

Bio-Dürre

Auch der sympathische Schweinezüchter Schwarz beteuerte, „wir sind auf Klimakurs“ und wies darauf hin, dass auch „der Bio-Bauer von der Dürre nicht verschont bliebe“. Seine Frage, warum der nun auch konventionelles Futter füttern dürfe, ohne sein Bio-Zertifikat zu verlieren, zeigt schon, wie sehr rotgrüne Umwelt- und Landwirtschaftspolitik den Bauernberuf zu einer Wissenschaft für sich gemacht hat. Es machte allerdings den Eindruck, dass Bauer Schwarz sich bei seiner derzeitigen Ministerin ganz gut aufgehoben fühlt.

Annalena war natürlich nicht genug Umsteuern in der Landwirtschaft. „Man will ja nicht, dass die Bauern ihr eigenes Grab schaufeln.“ Klang wie eine Drohung, war aber bestimmt nett gemeint. Natürlich wurde der Deutsche gegeißelt, der Auto fährt und mit Flugzeugen fliegt – die FDP will das nicht verbieten! – und in einer Wohnung oder einem Haus wohnt, denn die Heizung ist der Sargnagel des Klimas! Vielleicht wäre ein erster Schritt bei den Sendungen das jeweilige Dienst- und Privatfahrzeug des Gastes einzublenden.
Geographie-Dürre

Eine kleine Anekdote am Rande: Nachdem der Liberale den Omas das Fliegen nicht verbieten wollte, sollte er wenigstens das Kerosin versteuern. „Nur, wenn das in ganz Europa stattfindet“, war seine Antwort, denn der Westfale fliegt sonst vom Nachbarland aus. „Als wenn die nach Amsterdam zum Fliegen fahren“, erheiterte sich Annalena aus Brandenburg, die wohl noch nie im Leben eine Landkarte in der Hand gehalten hat. Das machen Rheinländer und Westfalen nämlich schon seit langem, wenn der Preis stimmt.

Wir wollen pflichtschuldig darauf hinweisen, das Sie sich sputen müssen, wenn Sie ein bestimmtes Bio-Restaurant auf Langeoog noch mal besuchen wollen, bevor es in den Meeresfluten verschwindet. Der Wirt durfte in der Sendung darauf hinweisen, dass die Herbststürme zunehmen, und die Graugänse sich wegen des guten Wetters zum Überwintern entschlossen hätten, statt nur Zwischenstation zu machen. Der Bio-Wirt hat nun die EU wegen des Klimas verklagt und fordert schärfere Gesetze. Weil Justitias Mühlen bekanntlich langsam mahlen, sollten Sie vielleicht einen Tisch in den nächsten zwei Jahren reservieren.

Dürre-Kristallkugel

Denn die Apokalypse naht. „Wenn wir in unsere Kristallkugeln sehen“, sagte mit ruhiger Stimme Professor Schnellnhuber vom Klimainstitut, „ spricht alles dafür, dass das Erdklima um 3 oder 4 Grad ansteigen wird, und dann werden große Teile der Erde unbewohnbar.“ Und das ist nur der Anfang. „In Afrika, wo dann bald 4 Milliarden Menschen leben, wird es dann „keine Landwirtschaft mehr geben“.“

Ja, er hat Kristallkugel gesagt, dann aber „unsere Supercomputer“ zur Erklärung hinzugefügt. Und nein, über die Überbevölkerung Afrikas wurde nicht gesprochen.

Zum Abschluss haben wir noch einen Klimabericht:

„Der arktische Ozean erwärmt sich, es gibt immer weniger Eisberge, und in einigen Gebieten ist das Wasser für Robben inzwischen zu warm, so ein Report an das US-Handelsministerium vom Konsulat in Norwegen.

Innerhalb weniger Jahre, so wird vorhergesagt, wird das Eis schmelzen, der Meeresspiegel ansteigen und unsere Küstenstädte unbewohnbar machen.“

Der Bericht ist fast einhundert Jahre alt und stammt aus dem Jahr 1922!