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Wie die Angst vor dem Klimawandel unsere Umsicht in Panik wandelt

Angst hat eine wichtige archaische Funktion zur Mobilisierung auch der letzten Reserven. Sie ist normal, zum Beispiel als Angst vor Krankheit, vor dem Verlust von Angehörigen. Aber die Etablierung einer „Das Ende ist nah“-Kultur gefährdet den inneren Frieden und somit das ganze Land.

Angstkompetenz. Dieses Wort ist neu, ich habe es erfunden. Es beschreibt die Kompetenz, in der wir Deutschen führend sind, nachdem uns Selbstbewusstsein, Identität und der Mut über die Jahre verlassen haben. Wir erfüllen damit vollständig das internationale Klischee der „German Angst“. Angst ist ein Ur-Instinkt, der Menschen das Überleben sichert. Oder wie Erich Kästner sagte: „Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie.“

Die milde Unterform der Angst ist die Umsicht, die vermeiden soll, dass eine beängstigende Situation erst eintritt. Der Sicherheitsabstand zum Vordermann auf der Autobahn, der Wechsel der Straßenseite, wenn eine Horde Betrunkener entgegenkommt, der Griff ans Geländer der steilen Kellertreppe sind sinnvoll. Kommt es tatsächlich zur Angst, kann sie sich steigern zur Panik. Greta möchte das. Ihre Hinterleute wissen, dass panische Menschen nur den Weg zum Notausgang wissen wollen, um dann loszulaufen, ohne nach dem Preis zu fragen.

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Angst setzt schlagartig Energie frei, ist aber der Umsicht und planvollem Handeln abträglich. Politik bedient sich gern des Instruments der Angst, mit ihm kann man Ziele eher erreichen als mit langwierigen Argumenten. Angst vor dem Weltjudentum, vor den Bolschewiken, den Kommunisten, den Imperialisten, den Fremden, den Ungläubigen, den Andersdenkenden wurden und werden genutzt zum Erreichen politischer Ziele.

Heute ist es der Klimawandel („t-online.de“ und der britische „Guardian“ haben per Redaktionsbeschluss festgelegt, dass sie von „Klimawandel“ nicht mehr sprechen, sondern von „Klimakrise“) als Staatsdoktrin, der interessengeleitet politisch und medial ausgestaltet wird, andere reale Gefahren ausblendend: Die Wirkung des Infraschalls durch Windkraftanlagen, die Wiederkehr der Tuberkulose und anderer vermeintlich bezwungener Krankheiten, Mangel an Medikamenten, das unzureichende Aufkommen an Spenderorganen, zunehmende Verrohung der Gesellschaft, all das verschwindet einer im Schatten hysterisierter Wetterstatistiken zum Popanz aufgebauten Klimaangst.

Die Menschen sind verschieden, sogar die Deutschen. Der Vorteil eines höheren Lebensalters ist, schon einiges erlebt zu haben und nicht auf jede Merkwürdigkeit in Alltag oder Politik aufzuspringen wie die junge Katze aufs Wollknäul. Notstandsgesetze? Haben wir jetzt also Klimanotstand? Ungerechtigkeiten beim Wehrdienst? Gibt es nicht mehr. Kein Schnee mehr im Winter? Stimmt immer noch nicht. Widerstand gegen die Volkszählung? Wir verraten Google ohnehin alles.

Wer jünger ist, fürchtet sich eher und wählt deshalb Grün. Der ist aufgewachsen mit der Angst vor dem Waldsterben, der radioaktiven Wolke, der Überbevölkerung, der Erschöpfung der Rohstoffe, BSE, HIV, SARS, Vogelgrippe und aktuell dem „Klimakollaps“. Für diesen gibt es jetzt schon konkrete Zeitangaben, die noch 18 Monate Zeit geben oder bis ins Jahr 2030 reichen. Es muss noch im Erlebniszeitraum der heutigen Jugend liegen, damit Verhaltensänderungen erreichbar sind. Der ehemalige Apokalypse-Termin („Ende des Jahrhunderts“) verfehlt seine Wirkung durch den Entfall der persönlichen Betroffenheit. Wenn die zur Panik gesteigerte Angst hoch gehalten werden soll, muss ein vorstellbarer Termin des Weltuntergangs benannt werden. Der Nachteil besteht darin, dass so ein Termin erreicht wird und die Zivilisation dann doch nicht zusammenbricht. Aber vielleicht ruft jemand an und sagt Bescheid, wenn es soweit ist. Vielleicht Prinz Charles, der meinte, dass es schon in 18 Monaten Klarheit geben soll, ob wir den Klimawandel überleben können.

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Junge Menschen haben sogar Angst vor Menschen mit anderer Meinung, die dann auch noch widersprechen. Beim Computerspiel kann man sowas einfach wegballern, in der Realität muss man mit denen manchmal reden, analog und altertümlich. Weil das zu anstrengend ist, wird häufig gebrüllt, gepfiffen oder getrommelt, um dann zum Farbbeutel zu greifen. Dann nennt man sie „Aktivisten“. Man findet sie aktuell auch bei „fff“. Kinder und Jugendliche werden instrumentalisiert, die Demos zunehmend von Erwachsenen bevölkert (gegen die eigentlich demonstriert wird), also „Parents for Future“, „Teachers for Future“, „Scientists for Future“ und andere Interessengeleitete, die auf legalem Weg des politischen Systems keine Mehrheiten gefunden haben und jetzt als Trittbrettfahrer der infantilen Schlichtheit politische Erfolge einfahren wollen.
Die Saat geht auf

Auch die Alten gehen ins Internet, die Jungen aber leben darin und haben hin und wieder Probleme die virtuelle von der echten Realität zu unterscheiden. Damit kommen wir zur Generation Z, der zwischen 1995 und 2012 Geborenen. Sie fürchten sich mehr vor dem Klimawandel als vor Krieg oder Terror. Meist ist ihre Selbsterfahrung von Klima, legt man den allgemein Betrachtungszeitraum von 30 Jahren zu Grunde, zu gering. Dagegen wurde ihnen erfolgreich der Gedanke eingepflanzt, dass früher das Wetter konstant war und Tornados, Hurricans, Starkregen, Dürre und sehr heiße Sommer Erscheinungen der Neuzeit seien.

Zeitgeistkompatibel glaubt der größere Teil der Z-ler nicht mehr an wirtschaftlichen Aufschwung. Sie stellen hohe Ansprüche, vor allem an andere. Nur ein Viertel von ihnen ist mit seinem Leben zufrieden. Die Mehrheit will ein bescheidenes Leben führen, was den persönlichen Ehrgeiz in der Arbeitswelt dämpfen dürfte. Ihre Genügsamkeit sei im internationalen Vergleich überdurchschnittlich, so eine Umfrage. Eine neue Qualität junger Leute tritt in die Arbeitswelt ein. Viele von ihnen können eher schöne Selfies machen als in ganzen Sätzen sprechen (jedenfalls nicht mehr als 160 Zeichen). Im Wortschatz sind Höflichkeitsfloskeln kaum zu finden, dafür aber oft Füllworte wie „Alder“ oder ähnliche. Einige Unternehmen verzichten auf Bewerbungsschreiben, um die Hürde für die Bewerber niedrig zu halten und ihre Personaler vom schnellen Aussortieren abzuhalten.

Vom Job verlangen sie, dass er Spaß macht, gutes Geld ist nicht mehr so wichtig. Arbeit und Privates sollen getrennt werden, Überstunden werden abgelehnt, nur kein Stress. Home-Office lockt nicht mehr, Bindung ans Unternehmen ist schwer herzustellen, Angst vor dem Jobwechsel gibt es kaum. Der verzerrte Arbeitsmarkt saugt alle auf, die nicht komplett unfähig sind.

Sie haben die Demografie auf ihrer Seite, das führt zu starker Verhandlungsposition. Zum Ausbildungsbeginn lockt die Dienstwagennutzung oder der Laptop als Begrüßungsgeschenk. Die Zeiten haben sich gedreht, heute bewerben sich eher die Firmen bei den Jugendlichen.

Fürchten sollten wir uns durchaus vor einer zunehmenden Zahl von Schulabgängern, die nicht ausbildungsfähig sind, von Abiturienten, die nicht studierfähig sind. Fast jeder dritte bricht sein Studium in den ersten Semestern ab. Viele reisen nach der Schule erst einmal durch die Welt, bevor sie entscheiden, wie es weitergeht.

Die Malocher von morgen

Im Spektrum sind aber nicht nur die vor allem in Großstädten zu findenden überbehüteten Verhaltensoriginellen, bei denen die Gefahr besteht, in zehn Jahren Stammkunde beim Psychologen ihrer Wahl zu sein. Dann nämlich, wenn sie erkennen, dass all ihre Ängste umsonst waren und ihre Demos nichts oder das Falsche bewirkten.

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Es gibt zum Glück eine große Zahl von Jugendlichen, die weitgehend unverwirrt, bodenständig und charakterstark diesem gezeichneten Bild der Generation Z widersprechen und überwiegend in der Provinz zu finden sind. Über die wird aber kaum gesprochen, über die angehenden Spießer und Stinos (Stinknormale). Aber genau die werden es sein, die die Gesellschaft tragen, sie reproduzieren und für Fortschritt und eben nicht für Resignation und Verzweiflung sorgen. Die brauchen wir dringend, sie müssen künftig das Land am Laufen halten. Menschen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit ihren Job machen, ohne zu klagen, die Bereitschaftsdienste fahren, die auch am Wochenende und feiertags das liefern, was andere brauchen. Sicherheit, Pflege, Energie, Wasser, Transport und mehr. Es gibt sie nun mal, die Berufe, mit denen niemand berühmt wird und die unattraktiv erscheinen und die nur wenige ergreifen wollen.

Die Gleisarbeiter, die meistens nachts die Schienenstränge in Ordnung halten, die Chirurgen, die früh um vier nach 22 Stunden Dienst und Bereitschaft den Verunfallten flicken, die Leute am Hochofen, weil der keine Pause macht, die Polizisten, die nachts gegen häusliche Gewalt vorgehen und sich dabei noch beschimpfen und angreifen lassen müssen, die Tatortreiniger, Bestatter, Ausbilder, Lokführer, Pfleger und Kraftwerker, die das liefern, was alle brauchen. Vor allem auch Steuergeld und Sozialbeiträge.

Umso verwunderlicher, dass der grüne Verdi-Chef Bsirske seine Gewerkschaftsmitglieder dazu aufruft, „fff“ zu unterstützen und an den Demos teilzunehmen. Ein Streik, wie Öko-Orakel Greta Thunberg ihn für den 20. September forderte, wäre als politischer Streik für Arbeitnehmer verboten. Die Kolleginnen und Kollegen sollen also Urlaub nehmen, um für die Deindustrialisierung des Landes zu demonstrieren, denn nichts anderes würde die Realisierung der infantilen steilen Thesen der Bewegung bedeuten.

Angst hat eine wichtige archaische Funktion zur Mobilisierung auch der letzten Reserven. Sie ist normal, zum Beispiel als Angst vor Krankheit, vor dem Verlust von Angehörigen. Aber die Etablierung einer „Das Ende ist nah“-Kultur gefährdet den inneren Frieden und somit das ganze Land. Fähnchen schwenken wird den Kindern und Jugendlichen bald nicht mehr reichen. Schon zeigt sich Greta Thunberg im Hambacher Forst mit Vermummten. Aktivitäten sind angesagt, gefährliche Sekten haben Zulauf. „Ende Gelände“, „Extinction Rebellion“ und weitere nehmen gewalttätig pro Forma den Klima-Umweg, um das System zu ändern. Der Kapitalismus soll weg, was danach kommen soll, ist unklar. Der Boden für Schellnhubers „Große Transformation“ wird bereitet. Egal, was dann käme, mit Demokratie hätte es nichts mehr zu tun. Eine Weltrettung sei ohne Diktatur nicht möglich, so der ideologische Hintergrund der Bewegung.

Das Ziel ist der ängstliche Bürger, der nach dem rettenden, fürsorglichen Staat ruft und mehr Steuern zahlen möchte.

Der Versuch, unter realsozialistischen Verhältnissen ein sozialistisches Menschenbild zu verwirklichen, ist gescheitert. Nun ein neuer Versuch mit dem Ziel des formbaren Öko-Untertanen. Wer, wie im Deutschlandfunk geschehen, Verbote als „Hilfestellungen“ bezeichnet, arbeitet an der Legitimation von Diktaturen.

Davor habe ich Angst.


Frank Hennig, Dunkelflaute oder Warum Energie sich nicht wenden lässt. Mit einem Nachwort von Enoch zu Guttenberg. Aktualisierte Neuausgabe. Edition Tichys Einblick im FBV, 272 Seiten, 16,99 €.

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