Tichys Einblick
Alles ist gut

CDU-Parteitag: Willkommen im Land des Lächelns

Wenn gar nichts mehr hilft, hilft gute Laune. Und die kann man sich selbst verordnen, noch ist sie rezeptfrei. Lachen wir mit mit der lustigen Partei.

Je schlechter die Lage, umso besser werden die Witze. Je aussichtsloser die Situation, umso gefragter ist gute Laune. Lachen wird zur Chefsache, wenn der Chef nicht mehr weiter weiß. Gute Laune geht immer.

So wars auch beim Hohle-Sprüche-Parteitag der CDU. Wenn man bei der verkorksten Energiewende, dem sich zuspitzenden Euro-Drama und der komplett ungelösten Einwanderungsfrage nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis. Seit Annegret Kramp-Karrenbauer Vorsitzende ist, nennt man es „Werkstatt“. Das klingt bodenständig, wo gehobelt wird, da fallen Späne und bald stehen Tisch und Stuhl und duftet es nach frischem Holz. Alle Beteiligten setzen sich und haben gute Laune, solche mit schlechter Laune lädt man ja nicht ein. Das war der selbstgehobelte Kernsatz des Parteitags. Und weil die CDU so gerne eingeladen wird und überall mitherumsitzen und mitmischen will, schauen sie jetzt alle wie ein Thailändische Winkekatze; natürlich mit Solarbetrieb. Wir leben ja bekanntlich im besten Deutschland aller Zeiten; wobei es immer gefährlich ist, aller Zeiten zu sagen. Die endeten meist schrecklich, weil irgendwann Lachen doch nicht mehr hilft.

Die CDU wie sie sinkt und lacht

Es war schon eine phantastische Show der Plattitüden, die die CDU da abspulte; und CSU-Chef Markus Söder war der einsame, historische Höhepunkt wie der Musikant auf der Titanic. Unten plätschert schon das Eiswasser, oben macht er noch den starken Max und das Publikum klatscht sich warm. Wenigstens 40 Minuten hat er gemacht, dass sie die Schwimmwesten vergessen haben, um die sie sich sonst schon zanken. Wir fahren eben durch das beste Deutschland aller Zeiten mit der schönsten Titanic der Gegenwart ins Land des Lächelns. Aber zugegeben: es war eine machtvolle Rede; Söder ist jetzt Darlingredner der CDU. Annegret Kramp-Karrenbauer wird nur ertragen wie der Vortrag von der Steno-Lehrerin über angespitzte Bleistifte; und der Redner der CDU ist auch nicht mehr Friedrich Merz und seine folgenlose Kraftmeierei, die sich als angemoostes Angebiedere erweist, wenn es drauf ankommt. Sie oder ich? High Noon ist nichts für einen CDU Parteitag. Konflikte werden weggeschlafen, nicht ausgetragen. Die Hack- und Rangordnung wird anders bestimmt: Die Probezeit für Annegret Kramp-Karrenbauer verlängert, Merz vom Schmied zum Schmiedl herabgestuft. Der scharfe Wind bläst aus dem Süden. Der sagt zwar, er macht nicht den Kandidaten. Aber der Wind weht, wie Söder will und zwar so beweglich, dass der Wetterhahn den Drehwurm kriegt. Nichts ist fest, alles fließt wie die Isar dem großen Wasser entgegen.

Söders fulminantes Grußwort hat die Delegierten mit guter Laune aus dem Saal gepustet. Auf die anderen Parteien schimpfen, geht immer, auf sich selbst schimpft nur die SPD. Klar. Es gibt keine Urwahl des Kanzlerkandidaten, das ist beruhigend für Annegret Kramp-Karrenbauer, die, wenn nicht mehr Friedrich Merz, irgendwen anderen fürchten muss. Sie kann jetzt erst mal weitermurkseln, macht nix, die Funktionäre, die Posten- und Pöstcheninhaber auf dem Parteitag sind leichter berechenbar als die schrumpfende Basis. Sie stecken ihr Näschen in den Wind und folgen dem Duft des Geldes. Davon ist ja noch genug da, da ist nichts zu entscheiden und verkehrt zu machen. Jetzt geht’s zum Weihnachtsmarkt, und die Betonpoller drumherum haben nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Die stehen da schon seit Karl dem Großen. Noch ein Glühwein und die gute Laune verfestigt sich. Ein Jahr lang wird jetzt ein Kanzlerkandidat gesucht, und jetzt haben sie zwei: Armin Laschet und doch wieder einen Bayern. Die wurden nie Kanzler, et hätt noch immer jot jejange, wie das Kölsche Grundgesetz sagt. Und auf Inhalte, die es schon lange nicht mehr gibt, kommt es auch weiterhin nicht an.

Wenn das nun mal kein Grund für gute Laune ist …

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