Tichys Einblick
Gretl hat keinen Besen mehr

Wie sich der Kasperl von der CDU vom grünen Krokodil fressen lässt

Dem gemeinsamen Lagerwahlkampf von SPD, Grünen und Linken haben weder CDU noch FDP etwas entgegenzusetzen. Ihre Politik der Anbiederung macht sie jetzt zur Beute der alten Antifaschismus-Propaganda.

Sean Gallup/Getty Images
Wenn das dicke grüne Krokodil den Kasperl im gleichnamigen Theater frisst, braucht es dazu Unterkiefer, Oberkiefer und scharfe Zähne. Das erleben gerade CDU und FDP. Der Unterkiefer ist die gemeinsame Front von SPD, Grünen und Linken. Man kann das beschreibend „linke Mehrheit“ nennen, oder Volksfront, aber es kommt doch immer auf dasselbe hinaus. Nach der Wahl in Hamburg kam gar niemand auf die Idee, dass die SPD eigentlich auch mit der CDU koalieren könnte – SPD und Grüne empfinden sich als natürliche Partner. Der neuen, spätestens seit der Parteivorsitzenden Nahles und Kanzlerkandidat Martin Schulz völlig nach links verrutschten SPD ist die Koalition mit der CDU einfach nur lästig oder gerade noch Vernunftsache – das Herz schlägt links.

Der Oberkiefer des grünen Krokodils ist die aufgewärmte Antifaschismus-Strategie der Linken. Danach sind einfach alle, die sich nicht der (getarnten) Führung der SED/Linke unterwerfen schlicht Faschisten, wahlweise Nazis. Für Lars Klingbeil, Generalsekretär der SPD, ist die CDU keine Partei der Mitte mehr, weil sie in Thüringen „Hand in Hand mit Nazis an Ministerposten kommt“. Da mag die sich im Abflug befindliche Kollegin Annegret Kramp-Karrenbauer von „Schmutzkampagne“ sprechen – Klingbeil sieht ganz eindeutig die Zukunft der SPD an Seite von LINKEN und Grünen.

An Ober- und Unterkiefer braucht das Krokodil noch Zähne. Die Reißzähne sind ARD und ZDF, und dazu kommen noch die kleineren Beißerchen von Süddeutscher Zeitung, SPIEGEL und ZEIT; neuerdings zwickt auch die FAZ mit ihrem wackeligen Gebiss die Union mit der Empfehlung, sich doch endlich zum Verschlucktwerden schlank zu machen, nachdem sie durch Merkels Sozialdemokratisierungskurs ohnehin schon weit nach Links gerutscht sei: „Der Linkskurs ist nicht ungeschehen zu machen“. Und weil sie sich weigere, diese Konsequenz zu akzeptieren, sei die CDU so tief gesunken: Weil sie nicht erkennen wollte, „dass die AfD die Cholera ist, die Linkspartei aber nicht die Pest.“

Die FAZ mag schon viel Kukident brauchen, aber noch hat sie Gift im Wackelzahn, das muss man ihr neidlos lassen. Jedenfalls ist auch in den deutschen Talkshows eine bemerkenswerte Veränderung festzustellen: Waren es lange Tribunale, um die AfD zu „entzaubern“, wie das im Journalisten-Sprech genannt wurde – so lautet jetzt die neue Regel: Moderatorin und vier oder fünf Gäste gegen die CDU. Der Schwarze ist der Watsch`n-Mann, oder auf hochdeutsch: Der dumme August, der nur dann eingeladen wird, wenn er beschränkt genug ist, für die nächste Gebührenerhöhung mitzustimmen. Das war bei Maybrit Illner nach Hanau so, wo Armin Laschet sich einer Linken-Front gegenüber sah und Norbert Röttgen bei Anne Will nach der Hamburg-Wahl. Beide reagierten sichtlich defensiv, ließen sich nach links treiben, Laschet sogar zur der Aussage: „Der Feind steht rechts“, was bestätigt: Er wäre gerne auch ein Stück vom zuschnappenden Volksfront-Unterkiefer, leider zappelt sein Bein zwischen den Zähnen hervor, die sich auch ihn schon geschnappt haben.

Denn im Lagerwahlkampf gibt es kein Pardon. Es geht auch nicht um die AfD – die ist bloß der Vorwand, um das bürgerliche Lager abzuräumen. Anpassung hilft nichts. Niemand hat das brutaler erfahren als Christian Lindner. Statt seinen Parteifreund Thomas Kemmerich zu stützen, hat er ihn zum sofortigen und unüberlegten Rücktritt gedrängt, brav alle Sprüche über Zivilisations- und Tabubruch nachgebetet. Es hat ihm und seinen Parteifreunden nichts geholfen – sie wurden vom roten Mob, der von den Unterkiefer-Parteien gemeinsam aufgestachelt wurde, angegriffen, beleidigt, bespuckt, ihre Plakate abgerissen oder beschmiert, Parteibüros attackiert.

Lange hat die schmächtige FDP nicht standgehalten; aber wer geglaubt hat, der Hunger des Krokodils wäre mit der FDP gestillt, sah sich getäuscht. Seit die FDP faktisch verschluckt ist, schnappt das Krokodil nun nach der CDU. Und auch Laschet hat sich mit „Der Feind steht rechts“ im linken Lager vergeblich einzuschmeicheln versucht – im Hamburger Wahlkampf traf es auch die Wahlkämpfer der CDU.

Den Medienkampagnen von ARD und ZDF und der neuen Befindlichkeit, wonach die eigene Moral jederzeit Recht und Gesetz aushebeln darf, wenn es nur um linke Ideologie und Gefühl geht, diesem Doppelpack hat die Union nichts entgegenzusetzen.

Nach der Hamburg-Wahl schleuderte Grünen-Halbchef Robert Habeck dem hilflos wirkenden Norbert Röttgen entgegen: „Sie argumentieren von der statischen Mitte aus“, und deshalb „sind Sie nicht Mitte, sondern bockig.“ Der Kinderbuchautor und Parteiphilosoph Habeck summierte sodann: „Hinter Hamburg steht eine völlige Neujustierung der Demokratie“. Also, was nicht passt, kann weg? Denn anders ist das Wort von der „Neujustierung der Demokratie“ nicht zu verstehen. Eigentlich könnten wir ja ganz zufrieden sein mit der bisherigen Demokratie. Das linke Lager macht sie neu. Das kann nicht heiter werden. Es ist eine handfeste Drohung, die sich gegen die freiheitliche Grundordnung richtet.

Damit rutscht Deutschland in einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit nach links in den Rachen des grünen Krokodils.

Die CDU ist geradezu hilflos wie ein Kasperl unter einer Überdosis Beruhigungsmittel, das er sich von der Volksfront hat einschenken lassen.

In jedem guten Kasperltheater kommt dann die Gretl mit dem Besen und haut ihren Kasperl raus. Die CDU-Gretl allerdings hat schon abgedankt. Im Hintergrund kichert die böse alte Hexe.

Da schluckt  das Krokodil noch einmal, der Kasperl ist gegessen und das Theater vorbei.

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