Tichys Einblick
Neuer CDU-Generalsekretär Linnemann

Der letzte Joker von Merz

„Merz zieht seinen letzten Joker.“ Klar, der relativ konservative Inhaber des Paderborner Direktmandat, Carsten Linnemann, ist nicht die schlechteste Wahl. Nur vielleicht zu spät. Es ist der Versuch eines Befreiungsschlages, denn Merzens Personalpolitik ist katastrophal.

IMAGO / Chris Emil Janßen
Jetzt also Linnemann. Und BILD, das neue/alte Hoforgan der Union (vor allem des südlichsten Teils) schreibt richtig: „Merz zieht seinen letzten Joker.“ Klar, der relativ konservative Inhaber des Paderborner Direktmandats ist nicht die schlechteste Wahl. Nur vielleicht zu spät. Es ist der Versuch eines Befreiungsschlages, denn Merzens Personalpolitik ist katastrophal.

Erst holt er sich, in Anbiederung an die Grünen in den eigenen Reihen, einen Berliner Liberalen, dessen Name schon schwer auszusprechen ist. Ganz zu schweigen von den Inhalten, die dieser vertritt. Während Merz die AfD doch halbieren wollte, sorgte Mario Czaja für die Flucht der letzten wirklich Schwarzen Richtung Blau und katapultierte die AfD auf 20-Umfrage-Prozent. Der typische Repräsentant der hochgejazzten „Großstadtunion.“

Mit dem Parteiausschluss des Werteunions-Vorsitzenden Maaßen aus der CDU wollte er ein Zeichen setzen. Jämmerlich gescheitert. Rohrkrepierer vom Feinsten! Wettmachen wollte Czaja seinen gescheiterten Grünen-Kurs mit der Einladung der Eisschnellläuferin Pechstein zum CDU-Konvent. Hardcore-Botschaft in Uniform. Rohrkrepierer!

Doch geht es wirklich um programmatische Parteipolitik? Nein! Hier geht es einzig und allein um einen Parteivorsitzenden, der sich in letzter Sekunde (vor der quälenden Personaldebatte in der Sommerpause) vor dem eigenen Untergang retten will. Es war doch Friedrich Merz selber, der Pechsteins Rede samt gemeinsamem Foto als „brillant“ twitterte. Es war doch Merz, der dazu schwieg, als führende Parteifreunde die Werteunion gar als „Krebsgeschwür“ diagnostizierten.

Die Anbiederung an die Grünen innerhalb und außerhalb der CDU durch die Ernennung Czajas zum Generalsekretär ist gescheitert. Doch hat Merz, weithin unbeachtet von den sonst so wachsamen Kommentatoren, sich gerade erst einen weiteren „Grünen“, ja sogar einen persönlichen Gegner ins Adenauer-Haus geholt. Er beförderte Christian Wohlrabe zum Bereichsleiter für Kampagnen und Mobilisierung. Den Mann also, der 2018 und 2019 heftig gegen einen neuen CDU-Vorsitzenden Merz polemisiert hatte. So sei Merz‘ Vergangenheit beim Finanzinvestor Blackrock ein Problem, twitterte Wohlrabe: „Und man muss kein Linker sein, um das für ein Problem zu halten.“ Oder voller Ironie: „Wer in #Merz den Frühling sieht, ist vor allem eines: schlecht in Orthografie :-).“
Das kann also heiter werden.

Weniger lustig ist allerdings, was praktische CDU-Politik in diesen Tagen anrichtet. Das wird auch ein Linnemann nicht durch markige Sprüche und AfD-ähnliche Forderungen kaschieren können: Ausgerechnet im Heimatverband der beiden Spitzenleute, in NRW, hat Möchtegern-Staatsmann Wüst gerade ein verheerendes Zeichen gegen die neue Linie im Adenauer-Haus gesetzt. Er nimmt „Abschied vom Abschieben“, wie die WELT sarkastisch titelt.

Zur selben Zeit, wo sich in der CDU-regierten Stadt Essen im CDU-regierten Land NRW die Clans aus Syrien und Libanon in offenem Krieg das Ruhrgebiet untereinander aufteilen. Da hilft auch kein Linnemann mehr.

Noch schlimmer im CDU-regierten Hessen. In Gießen, regiert von einem ehemaligen evangelischen Pfarrer, lieferten sich am Wochenende rivalisierende Eritreer einen offenen Krieg mit verheerenden Folgen. Es ist TE zu verdanken, dass der eigentliche Skandal sofort aufflog: Die vom CDU-Innenminister in Wiesbaden befehligte Ortspolizei bezeichnete es doch glatt als Falschinformation, dass Unruhen in Gießen drohten. Man lockte förmlich die Bürger zum samstäglichen Einkauf in die Stadtmitte und setzte sie dann brutaler Gewalt aus.

Ein Rücktritt des Innenministers wäre fällig. Da hilft auch kein Linnemann. Auch nicht für die Kapitulation der Freibäder. Die völlig verfehlte CDU-Politik seit 2015 hat auch gewaltbereite Einwanderer massenhaft ins Land gelassen, die nun dafür sorgen, dass immer mehr Schwimmbäder auch in CDU-regierten Ländern wie Berlin, Hessen oder NRW schließen. Die Bademeister melden sich krank, ein halbes Tausend Fachleute fehlen den Bädern.

Für unsere Ferien-Kinder, die sich im Gegensatz zu den Klebe-Chaoten keinen Bali-Urlaub leisten können, das beste Deutschland aller Zeiten, oder?! Und das mitten in der (auch) von der CDU proklamierten Klimakatastrophe.

Ohne die Täter zu nennen, schwurbeln Polizei und Politik etwas von „jugendlichen Tätern“ oder „Jugendgewalt“, die zu Messerstechereien und immer häufigeren Polizeieinsätzen führen. Viele Bäder hätten laut BILD „aufgerüstet“, was das Sicherheitspersonal angeht. Pure Kriegsrhetorik. Aber was erwartet man von einer Altparteien-Block-Politik, die mit dem Segen des Bundespräsidenten geächtete Streumunition an die Ukraine liefert.

Aber jetzt haben wir ja Herrn Linnemann. Übrigens ein „leichtes Fressen“ für den politischen Gegner: Zu dem „Blackrock-Lobbyisten“ (CDU-Wohlrabe über CDU-Merz) kommt nun ein ausgewiesener Marktwirtschaftler. Die Riesenstaatsmänner Wüst und Günther wird’s „freuen“. Und erstmal die Spitzendamen Prien oder Güler. BILD feixt schon: „Der angeschlagene CDU-Chef setzt seinen letzten Joker — damit sein Traum vom Kanzleramt 2025 nicht vorzeitig platzt.“

Apropos BILD: Die titelt heute die neuen familienpolitischen Aktivitäten der CDU und widmet ihnen eine ganze Seite.  Einer der wichtigsten Berliner Kommunalpolitiker (Ortsvorsitzender im konservativen Frohnau) und Vertrauter des Regierenden Bürgermeisters Wegner (CDU) ist neuerdings mit dem schillernden Modehändler Glööckler liiert. Was ist dagegen schon die Personalie Linnemann?! Auf Seite 2 relativ klein. Man muss eben Prioritäten setzen.

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