Tichys Einblick
Globalisierte Jetset-Sünder

Klimaheuchelei: Prinz Harry und die linke Hollywood-„Elite“

Kaum hatten Harry und Meghan die Klimaaktivistin Greta in den Himmel gehoben, wurden sie Ziel eines gnadenlosen Shitstorms bei Instagram. Doch flugs wurde dem Prinzen-Paar prominente Hilfe zuteil – auch aus dem linken „Sündenpfuhl“ von Hollywood. Der „Klima-Ablasshandel“ kommt ebenfalls ins Spiel.

Chris Jackson/Chris Jackson/Getty Images

Oft schon hat sich Harry weithin vernehmlich – auch in sozialen Netzwerken – einig erklärt mit „der Bewegung der Klimarettungseiferer“ (Bild). Der Royal predigte via Instagram: „Mit fast 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde macht jede noch so kleine Entscheidung, jeder Fußabdruck, jedes Tun und Lassen einen riesigen Unterschied.“

Doch seine eigenen CO2-Fußabdrücke haben ihn oftmals Lügen gestraft. Das britische Boulevardblatt „Daily Mail“ hat als erste recherchiert: In nur elf Tagen ist Herzog Harry viermal mit Privatjets auf Reisen gegangen. Seit der Prinz von Windsor auch noch behauptet hat, er wolle, um das Klima zu retten, die Zahl seiner Kinder begrenzen, zweifeln selbst glühende Fans der Royals nun doch an der Aufrichtigkeit des Prinzen.

Das Glamour-Paar fliegt allzu gern – exklusiv mit komfortablen Privatjets

In der vergangenen Woche zum Beispiel hat der Herzog, mitsamt seiner Angetrauten Meghan und seinem erst drei Monate alten Söhnchen Archie, einen Trip nach Südfrankreich unternommen. Vier Tage währte die Reise, auf der die Hochadeligen dem Sänger Elton John – vor einiger Zeit selbst in den Adelsstand erhoben – ihre Aufwartung gemacht haben.

Das Transportmittel? Harry und seine blaublütige Kleinfamilie setzten sich nicht etwa in ein Linienflugzeug. Vielmehr wählte das Glamour-Paar, in ihren Augen standesgemäß, eine zwölfsitzige „Cessna 680“ (Citation Sovereign vom Charter-Unternehmen „NetJet“), im Volksmund auch „Uber für Milliardäre“ genannt. Der Preis für den Hin-und-zurück-Trip: läppische 22.000 Euro.

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Doch damit nicht genug. Erst zwei Tage zuvor waren der Prinz und seine Herzogin nach Ibiza und zurück nach London geflogen. Zum Kummer des Prinzenpaares ist das auch Boulevard-Medien nicht verborgen geblieben. Denn dieser Flug ging ebenfalls per Privatjet, diesmal mit einer „Gulfstream G200“ (19 Passagiersitze), wieder von „NetJet“. Auf der Balearen-Insel hatten die Royals für ein verlängertes Wochenende eine Luxusvilla angemietet – um Meghans Geburtstag angemessen zelebrieren zu können. Kosten für die balearische Herberge: 27.000 Euro. Pro Woche.

Sogar die deutschsprachige „Vogue“, die sonst die Mitglieder der Königsfamilie oft gern und groß zu glorifizieren pflegt, veröffentlichte dazu einen überraschend kritisch formulierten Artikel. Dass „die Royals mit ihren Sicherheitsleuten einen Privatjet gewählt haben“, bedeute, „dass dabei sechs Mal mehr CO2 ausgestoßen wurde, als wenn sie einen Linienflug gewählt hätten. Und das, obwohl es täglich rund 14 Linienflüge von London auf die spanische Insel“ gibt.

„Prinz Barfuß“ auf der CO2-Konferenz

Kürzlich trat der Duke of Sussex auf bei einer von Google organisierten, internationalen Klima-Konferenz. Bereits zum siebten Mal veranstalteten die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page „das geheimnisumwitterte Google-Camp in Sizilien“ („20min.ch“). Drei Tage lang ging es um die Themen Klimawandel, Umweltschutz, Menschenrechte und Politik. Immerhin 200 Gäste waren nach Sizilien gedüst, 110 Privatjets waren angeblich im Einsatz. Unter den Konferenzteilnehmern waren sehr viele „Hollywoodstars, Millionäre und Prinz Harry“ („20min.ch“).

Der Blaublütige aus dem Vereinigten Königreich lief dort – um seine große Erdverbundenheit zu zeigen – barfuß über das Event-Gelände. Dazu passend hielt Prinz Harry eine flammende Rede: über die Verantwortung, die jeder Einzelne in Sachen Klimarettung trage.

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Gleich nach diesen großen Worten flog der hochadelige Klimaretter zurück nach London. Wieder im Privatjet. „Bild“ hat dazu sarkastisch ausgeführt: „Die Reichen und Schönen wollen auf einer Privatparty auf Sizilien das Klima retten, verpesten auf dem Weg dahin aber erstmal die Umwelt.“

Selbst die Regenbogenpresse im Königreich Großbritannien, dem umtriebigen Prinzen bisher sehr zugetan, zeigte sich nunmehr auffällig verstört. Auch „Bild“-Reporter haben die Umweltverschmutzung ausgerechnet, die Harry in nur wenigen Tagen angerichtet hat. Die „Bild“-Berechnungen kommen zu noch schlimmeren Ergebnissen als die Kalkulationen von „Vogue“: „Wer zum Beispiel mit Privatjet statt Linie fliegt, hinterlässt – pro Kopf – zumindest einen zehnmal so hohen CO2-‚Fußabdruck’“.

Herzogin Meghan hebt Greta in den Klima-Himmel

Die Duchess of Sussex, die einmal Schauspielerin gewesen ist, hatte kürzlich die Ehre, als „Gastredakteurin“ bei der englischen Mode-Zeitschrift „Vogue“ zu wirken. Für einen „Vogue“-Schwerpunkt „Kraft des Wandels“ wurden 15 Mädchen und Frauen in den Himmel gehoben, die sich angeblich um die Klimarettung verdient gemacht haben – unter ihnen die 16-jährige schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg und die 85-jährige britische Schimpansenforscherin Jane Goodall.

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Dem Duke of Sussex wurde die Rolle übertragen, Jane Goodall zu interviewen. Der Schimpansenforscherin verriet der Prinz voller Inbrunst, der jüngste Spross der britischen Royals, Archie, solle keinesfalls ein Einzelkind bleiben. Bei diesen Sätzen unterbrach ihn Goodall ziemlich selbstbewusst und mahnte ihn, aus Umweltgründen dürften es, „nicht zu viele“ Kinder werden. Sofort schränkte der Windsor geflissentlich – mit Blick aufs Klima – ein: „Maximal zwei“ sollen es werden. Wegen des CO2-Ausstoßes.

Das Gespräch, das in Windsor geführt und in Auszügen vorab veröffentlicht wurde, ist Teil der September-Ausgabe der „Vogue“. Dieser Text, der doch eigentlich beeindruckende PR für das Herzogspaar machen sollte, hat das Fass wohl zum Überlaufen gebracht.

Prinz Harry, der Heuchler

Aus „Klimaschutzgründen“ die Zahl der Kinder begrenzen? Das war dann doch zu starker Tobak selbst für viele der begeisterten Bewunderer des Könighauses. „Bild“ hat das auf ihre Art auf den Punkt gebracht. Das sei der „Tiefpunkt von Harrys neuer Berufung zum Klimaprediger“.

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Angesichts der „klimaschonenden“ Blitz-Flüge des Prinzen war in englischen Gazetten schnell von einer seltsamen „Doppelmoral“ die Rede. „Britische Boulevardmedien haben das royale Glamour-Paar, das gerne in sozialen Netzwerken zum Klimaschutz aufruft, der Heuchelei bezichtigt“, hat die „Augsburger Allgemeine“ festgestellt.

So überrascht es nicht mehr ganz, dass Zeitungen in Großbritannien dem königlichen Vielflieger einen neuen Titel verliehen haben: „Prinz Harry, der Heuchler“. Kronprinz Charles’ Sohn und seine Gattin haben wohl auf längere Zeit für die Mehrheit unter den Briten jede Glaubwürdigkeit verspielt. Denn Harry und Meghan gehen vielen Untertanen von Queen Elisabeth mittlerweile vor allem auf die Nerven.

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Politisch eher grünrot ausgerichtete Prominente aus Kultur und Medien haben freilich flugs versucht, Harry und seine Herzogin couragiert in Schutz zu nehmen. Prinz Harry und seiner Gattin sei es im Kern doch nur darum gegangen, besonders demonstrativ ihren Teil für die weltweite Klimarettung zu leisten.

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Als Erster ergriff kein Geringerer als Elton John das Wort. Sir Elton sei, so berichtete das Schweizer Nachrichtenportal „Watson“, „zutiefst beunruhigt über die verletzende und böswillige Darstellung in der Presse über den privaten Aufenthalt des Herzogs und der Herzogin von Sussex in meinem Hause“.

Er habe dem Paar „seinen Privatjet für den Flug nach Frankreich geliehen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten“. Außerdem, so beschwichtigte der gute Freund des Könighauses, seien „die CO2-Emissionen des Flugs durch eine Zahlung an eine Umweltorganisation kompensiert worden“.

Hollywood-„Elite“: Die neue Klima-Religion

Auch Popstar Pink und US-Moderatorin Ellen DeGeneres sind für das Herzogs-Paar mutig in die Bresche gesprungen. Die Nachrichtenagentur „dpa“ – eine überaus kämpferische Anti-CO2-Agentur in der europäischen Medienwelt – sah sich veranlasst, flugs über die US-Sängerin Pink zu berichten, die sich auch einen Namen als Kämpferin für „PETA“ (People for the Ethical Treatment of Animals) gemacht hat.

Die Künstlerin habe, so wusste „dpa“ zu berichten, über Twitter den guten Charakter der Herzogin hervorgehoben: Die Art, wie Menschen Meghan behandelten, sei „die öffentlichste Form des Mobbings, die sie seit einer Weile gesehen“ habe. Da sei alles „außer Kontrolle geraten. Lasst uns alle ein bisschen netter sein.“

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Die US-Moderation Ellen DeGeneres profilierte sich auch durch ihren Kampf für „PFLAG“ (Parents, Families and Friends of Lesbians and Guys). Die amerikanische Journalistin verteidigte den weißen Harry und seine schwarze Meghan ebenfalls überaus entschlossen: „Stellen Sie sich vor, Sie werden für alles, was Sie tun, angegriffen, wenn Sie nur versuchen, die Welt zu verbessern“, twitterte DeGeneres als Entschuldigung. Sie selbst und ihre australische Lebenspartnerin, die Schauspielerin Portia di Rossi, hätten das herzogliche Paar „einmal in Großbritannien zum Thema Naturschutz interviewt“. Und dabei hätten beide Interviewerinnen „die Royals als die ‚bodenständigsten und mitfühlendsten Menschen’ erlebt“.

Die „Bild“ hat sich ganz eigene Gedanken darüber gemacht, warum Prinz Harry sich wirklich so oft als Klimaretter aufzuspielen sucht: „Wahrscheinlich will er Meghan imponieren, die sich – wie viele Angehörige der Hollywood-Elite – als Hohepriesterin einer neuen, klima- und genderneutralen, postmodernen Erlösungsreligion versteht.“ Da hat „Bild“ womöglich voll ins Schwarze getroffen.


Dr. Manfred Schwarz ist Politologe. Er war jeweils acht Jahre Medienreferent in der Hamburger Senatsverwaltung und Vizepräsident des nationalen Radsportverbandes BDR [Ressort: Medien] sowie Mitglied des Hamburger CDU-Landesvorstandes.

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