Tichys Einblick
Vergreisende Kinder gegen den Rest der Welt

Deutsche Realitätsverweigerung unheimlichen Ausmaßes

Weiter waren deutsche Politiker wohl noch nie von der Realität entfernt als die Ampel-Fachkräfte. Sie glauben tatsächlich, sich auf der Überholspur zu befinden. Den Wind, der ihnen heftig ins Gesicht bläst, halten sie für Fahrtwind, dabei ist es nur die Luft, die beim Sturz in den Abgrund kühlt.

IMAGO
Annalena Baerbock, die das Außenministerium effektiv und absolut erfolgreich dazu benutzt, Deutschland in der Welt bis auf die Knochen zu blamieren und so viel wie möglich deutsche Steuergelder in alle Welt zu verteilen, zudem Deutschland mit noch mehr Migration zu beglücken, ist bitter enttäuscht vom Verlauf der Klimakonferenz COP 28 in Dubai. Niemand teilt dort ihre Vorstellung von Geographie, Physik, Chemie, Klimaforschung – und was war es noch? Richtig, von den Panzerschlachten des 19. Jahrhunderts. Die Frau aus dem Völkerrecht ist verstimmt, weil der Entwurf des Abschlussdokuments von Dubai, „suggeriert, dass fossile Energien weiterhin eine Rolle spielen können“. Was bei Annalena Baerbock noch nicht angekommen ist: Sie könnten es nicht nur, sie tun es, mehr denn je übrigens.

Weiter war wohl noch nie ein deutscher Politiker von der Realität entfernt als die Fachkraft aus der Ampelei. Aber die Ampel-Leute glauben tatsächlich, sich auf der Überholspur zu befinden, und den Wind, der ihnen heftig ins Gesicht bläst, halten sie für den Fahrtwind, dabei ist es nur die Luft, die sie beim Sturz in den Abgrund kühlt. Der Energieexperte Robert Bryce sagte im Spectator TV über Deutschland: „Sie haben sich mit Vollgas in den Graben gefahren.“ Und weiter kopfschüttelnd: „Sie verschwenden eine Billion Dollar, das Ergebnis ist ökonomischer Ruin.“ Und ein Kommentator auf Twitter beschrieb das so prägnant wie zutreffend: „Germany is Morgenthau Planning themselves.“

Man kann nicht behaupten, dass die Ampel das besonders berührt. Denn die Ampel-Leute fühlen sich groß und wichtig in der Welt, was mit deutschen Milliarden, die im sogenannten „globalen Süden“ ausgegeben werden, zusammenhängt. Darunter Projekte übrigens, die Deutschland weder etwas angehen noch im nationalen Interesse liegen. Aber „Deutschland ist einer der wichtigsten Klimafinanzierer“, freut sich der Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Jochen Flasbarth. Klimafinanzierung ist doch aber eigentlich unnötig, wo doch niemand Geringeres als die Großphilosophin Katrin Göring-Eckardt festgestellt hat: „Wind und Sonne, die kriegen wir immer zum Nulltarif.“

Flasbarth jedenfalls findet, dass 10 Milliarden Dollar deutscher Steuergelder jährlich für irgendwelche Klimaprojekte oder solche, die so heißen, in der Welt doch mehr als einen „fairen Anteil an der Erfüllung des 100-Milliarden-Dollar-Versprechens“ sei. Stimmt, der Anteil ist wirklich mehr als fair, der Anteil ist sogar ausgesprochen unfair, weil es unfair ist, den deutschen Steuerzahlern, die sich im Gegensatz zu Jochen Flasbarth immer weniger leisten können, das Geld in immer höherem Maße für obskure Projekte und Großmannssucht abzuknöpfen.

Obwohl die Ampel-Leute und ihre Gefolgschaft wie einst die guten alten Verschwörungstheoretiker, wie man sie kennt und früher auch belächelt hat, die Realität für eine rechte Verschwörung und nachprüfbare Fakten für Fake-News halten, frönen wir weiter unserer schlechten Angewohnheit und nennen ein paar Fakten:

In ganz Europa, in Polen, in Ungarn, in Tschechien, in Frankreich, in Schweden setzt man auf Kernenergie, auch in Dubai wurde die Kernenergie als eine Energie der Zukunft gefeiert – nur die Deutschen sind zutiefst beleidigt der Feier ferngeblieben und haben sich wohl zu einer Sonnenblumenselbsthilfegruppe irgendwo in der Wüste ihrer Illusionen zusammengefunden und einen Pot geraucht. Denn wie immer wissen die Deutschen alles besser.

Der Öl-Konzern ExxonMobil kündigte an, den Fracking-Spezialisten Pioneer Natural Resources für annähernd 60 Milliarden Dollar zu kaufen. Shell will in den nächsten drei Jahren 40 Milliarden Dollar in Öl- und Gasfelder investieren.

RWE wird nun auch mit dem Segen der EU-Kommission aus dem deutschen Steuersäckel mit 2,6 Milliarden Euro dafür entschädigt, dass der Konzern ab 2038 keinen Strom mehr aus Kohle erzeugt. Wann RWE beginnt, Gaskraftwerke zu bauen, die notwendig sind, um die Kohlekraftwerke als Back-up für die sogenannten erneuerbaren Energien zu ersetzen, dürfte noch nicht einmal RWE wissen, denn es liegt seitens der Bundesregierung noch keine Ausschreibung für Gaskraftwerke vor, die übrigens ebenfalls von der EU-Kommission gebilligt werden müsste. So einfach wie bei der Zustimmung zur Stilllegungs-Subvention dürfte es dabei nicht werden.

Außerdem hat die Ampel noch immer keinen Haushalt – und man kann sich sicher glücklich schätzen, wenn Deutschland ihn wenigstens in einem Jahr als Nachtragshaushalt bekommt. Doch nach der Subvention, dürfte man bei RWE denken, ist vor der Subvention. Habeck hat Deutschland in eine Falle manövriert, da wird er ohne Subventionen nicht mehr herauskommen. Solange freut sich RWE über die 2,6 Milliarden Stilllegungsgelder, investiert in den USA, und schaut sich in Ruhe an, was der Herr Habeck oder einer seiner Nachfolger so alles bieten könnten. Man könnte natürlich als Staat souverän sein und die Zeit bis 2038 nutzen, um Kernkraftwerke zu bauen. Man könnte, wenn man an das Land und nicht an die Ideologie dächte, wenn man die Realität zur Kenntnis nähme und nicht auf die Ohrenbläser, mit denen man sich umgeben hat, hörte.

Während der Direktor der Internationalen Energie Agentur Fatih Bürol, dem eigentlich nur noch die deutsche Regierung und ihre diversen Klima-NGOs, Klima Thinktanks und Pressure Groups zuhören, im Juni in die Welt trompetete: „Ölproduzenten müssen dem zunehmenden Tempo des Wandels große Aufmerksamkeit schenken und ihre Investitionsentscheidungen anpassen, um einen geordneten Übergang zu gewährleisten“, findet dieser Übergang – außer in Deutschland – nicht statt. Im Gegenteil, es geht in die andere Richtung.

Im Oktober wurde bekannt, dass der US-amerikanische Öl-Gigant Chevron ca. 53 Milliarden Dollar in die Übernahme des Konkurrenten Hess und damit in die Zukunft fossiler Brennstoffe investieren will. Chevron sichert sich den Zugang zu den Ölverkommen Guyanas, des Landes, das den Mercosur-Staaten angehört. Brasilien und der von den Ampel-Leuten vergötterte Präsident der lateinamerikanischen Republik, die der wirtschaftlich stärkste Mercosur-Staat ist, außerdem zu den BRICS-Staaten gehört und demnächst wohl auch zur Opec+, will im Mündungsgebiet des Amazonas Öl fördern. Währenddessen ziehen Anleger und Investoren ihre Gelder aus Aktienfonds ab, die in sogenannten erneuerbaren Energien engagiert sind und investieren stattdessen in fossile Energien. Im September und Oktober soll es bereits über eine Milliarde Euro gewesen sein, wie der Fondsdatenanbieter Morningstar errechnete. Laut Handelsblatt werden in diesem Jahr die Investitionen in Öl- und Gasfelder um 6 Prozent auf 950 Milliarden Dollar steigen.

Das ideologiegetriebene und vor allem aus sehr durchsichtigen Gründen, Stichwort grüne Finanzblase, von der Finanzwirtschaft gehypte ESG-Projekt verliert an Überzeugungskraft. Unter ESG werden Kriterien und Rahmenbedingungen für die Berücksichtigung von Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Sozialfragen innerhalb von Unternehmensführungen verstanden. Das Handelsblatt traut sich dann auch zu schreiben: „Viele Anleger sind ernüchtert von alternativen Energien und wenden sich wieder dem fossilen Sektor zu, wo die Renditen teils deutlich höher sind.“ Aber erst, nachdem es die Keule gegen die bösen, bösen „republikanischen Klimawandelleugner“, die „sogar eine regelrechte Gegenbewegung zu ESG-Titeln“ initiiert hätten, geschwungen hat.

In Wahrheit leugnet niemand den Klimawandel, denn das einzig Konstante am Klima ist dessen Wandel. Der dümmste und überheblichste Satz übrigens zu dem Thema stammt von dem „Klimaforscher“ Rahmstorf, der wirklich geäußert hat: „Wir verlieren die Kontrolle über das Klimasystem.“ Mehr Hybris geht nicht. Wann hätte denn der Mensch jemals „die Kontrolle über das Klimasystem“ besessen? Bei näherem Hinschauen zeigen sich die Katastrophenszenarien, die teils mit Modellen aus der Finanzwirtschaft zusammengerechnet werden, als so maßlos übertrieben, dass sie schon falsch sind.

Man darf sich da auch nicht täuschen lassen. Wer über „die Wissenschaft“ spricht, meint nicht Wissenschaft, sondern politischen Aktivismus, der mit scheinwissenschaftlichen Begründungen, mit Begründungen, die wie Wissenschaft aussehen, gestützt wird. Wissenschaft hingegen arbeitet erstens evidenzbasiert und zweitens mit den Methoden der Falsifikation. In der Klimareligion und ihren Kirchen wie das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung wird aber nicht falsifiziert, sondern stattdessen dogmatisiert. Selbst der neue Chef des Weltklimarates, Jim Skea, hält die Weltuntergangspropaganda der Klimaapokalyptiker für nicht hilfreich.

Auch an der Börse geht es mit den Titeln für Wind- und Solarenergie bergab. Im Entwurf zum Beschlusstext der Weltklimakonferenz in Dubai COP 28 ist das Bekenntnis zum Ausstieg aus den fossilen Energien nicht mehr enthalten. Auch die Kompromissformel einer „Verringerung sowohl der Nutzung als auch der Förderung von fossilen Energieträgern“ kaschiert kaum die Renaissance der fossilen Energien. Sie stellt im Gegenteil die Traumtänzerei der Ampel-Leute bloß, die die vollkommen falsche Russlandpolitik mit lautem Getöse vorangetrieben haben und mit der Dekarbonisierung, also dem einseitigen Setzen auf die erneuerbaren Energien, die der deutschen Wirtschaft, dem Umweltschutz und letztlich auch dem Klima einen Bärendienst erweisen, Deutschland auf einen Sonderweg treiben, den Deutschland nach Lage der Dinge allein gehen wird, realitätsblind und bis zum bitteren Ende. Denn sie lernen nichts!

Ihre Vorstellung von der Welt besteht darin, dass man mit der Veränderung der Sprache, der Art und Weise, wie man über etwas spricht und worüber man spricht, der Veränderung der Diskurse die Welt verändert und dass nur die eigene Vorstellung von der Welt richtig ist, alle anderen Deutungen hingegen nur aus den Diskursen böser Mächte wie der Fossillobby stammen. Wobei Diskurse für sie keine Diskussionen beinhalten, keinen Wettbewerb der Ideen, sondern nur Mittel der Durchsetzung von Macht sind, sprich „Klassenkampf“ oder eben jetzt Klimakampf. Jede Kritik an ihren Vorstellungen und Maßnahmen fassen sie daher als Bestätigung auf, auf dem richtigen Weg zu sein, denn wenn die Bösen Böses sagen, hat man alles richtig gemacht. So einfach funktioniert leider ihr Denken, es läuft im Hamsterrad des Postmodernismus, in der Ödnis der ständigen Selbstbestätigung, die logisch auf der Automatik des permanenten Zirkelschlusses besteht.

Dementsprechend führt sich die deutsche Riesendelegation, nicht an Kompetenz, jedoch an Größe, auch in Dubai auf wie der Kinderzimmertyrann, wenn ihm sein Lieblingsspielzeug verwehrt wird.

Und wie dröhnt es aus dem Kinderzimmer der Ampel? Der Entwurf sei „enttäuschend“ und „unakzeptabel“ (Baerbock), und Antonio Guterres, unter dessen Leitung die UNO immer antiwestlicher und auch überflüssiger geworden ist, empört sich: „Wir stehen am Rande einer Klima-Katastrophe & diese Konferenz muss ein Wendepunkt sein.“ Und legt wie ein Jungpionier in kurzen Hosen nach: „Bekennt euch zur 1,5-Grad-Grenze. Beendet das fossile Zeitalter. Liefert Klimagerechtigkeit. Sorgt dafür, dass die #COP28 zählt.“ Man möchte diese Sätze fast unter die Noten des Liedes von der Partei setzen.

Aber vielleicht vermag die Riesenpolitikerin aus Pattensen bei Hannover dem Schlussdokument der Weltklimakonferenz kurz vor Ende noch eine 360-Grad-Wende verleihen. Das wäre doch ein schöner Erfolg für die feministische Außenpolitik Deutschlands.

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