Tichys Einblick
"Migrationsforscherin" Naika Foroutan

Deutschland gehört den Deutschen nicht mehr

Naika Foroutans Multikulturalismus produziert nur Multitribalismus, ihr Aushandeln wird zum Kampf aller gegen alle. So wie den Franzosen Frankreich, den Schweden Schweden, den Ungarn Ungarn, so gehört den Deutschen Deutschland. Oder würde sie den Ukrainern sagen: „Die Ukraine gehört per se niemandem“?

IMAGO

Die Migrationsforscherin Naika Foroutan hat zumindest in ihrer Ideologie den Deutschen Deutschland genommen, die Deutschen – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – mit einem Satz heimatlos gemacht. Wenige werden sich an Foroutan erinnern, liegt doch die Stunde ihres Ruhms schon ein paar Jahre zurück.

Als Angela Merkel mit der Grenzöffnung ihrer Deutschland-Verachtung noch einen stärkeren Ausdruck zu geben gelang als mit dem Entsorgen der deutschen Fahne, den Farben der deutschen Demokratie, schlug die große Stunde der Migrationsforscherin Naika Foroutan. Geradezu getragen von der Welle illegaler Migration beherrschte sie fast jede Schlagzeile und Talkshow. Den deutschen Philosophen Immanuel Kant, der die Mündigkeit des Bürgers gegenüber dem Staat postulierte, wollte sie als Rassisten erledigen – und mit ihm wohl die deutsche Aufklärung und vielleicht auch die deutsche Kultur.

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Ansonsten hörten sich ihre Beiträge eher aufgeregt denn von Kenntnis getragen an. Im Jahr 2018 teilte Naikia Foroutan via Tagesspiegel der mäßig interessierten deutschen Öffentlichkeit mit, dass sie den deutschen Steuerzahler entlasten und nach Kanada auswandern wollte: „Das ganze Jahr stand für mich bis letzte Woche im Zeichen einer bevorstehenden Auswanderung nach Kanada. Das war sehr weit gediehen und meine Familie und ich hatten bereits Wohnungen in Toronto und die Schulen der Kinder ausgewählt.“

Offensichtlich wollte sie in Kanada niemand haben, denn: „Am Ende fiel die Wahl auf eine Konkurrentin.“ So musste Foroutan leider im „präfaschistischen“ Deutschland bleiben, doch kommentierte sie schicksalsergeben: „Das wird schon gehen.“ Klar ging das – von einem Professorengehalt. Jedenfalls hatte die heutige Focus-Gastautorin Europa und Deutschland damals in braunen Farben beschrieben: „Die gesellschaftlichen Entwicklungen weisen in eine präfaschistische Phase und ich behaupte, dass das nichts mit meiner persönlichen Befindlichkeit zu tun hat, auch nicht mit meiner migrantischen Geschichte.“

Nun ist Foroutan mit einem neuen Buch zurück – und hat der Öffentlichkeit, nimmt man ihren Focus-Artikel zu Hand, allerdings nichts Neues mitzuteilen. 2018 sagte sie dem Tagesspiegel: „Ein Bild mit einem Autokraten, während die WM bei einem Autokraten stattfindet, zu nutzen, um Özil das Deutschsein zu entziehen – das sehen schon viele als Warnung: Dass einem die Zugehörigkeit jederzeit entzogen werden kann, egal welche Verdienste man hat und welche Leistungen man erbracht hat. Und ich habe derzeit nicht den Eindruck, dass diese Entfremdung aufzuhalten ist. Deutschsein ist wieder sehr viel stärker mit Herkunft verbunden, mit nationalem Bekenntnis, mit Weißsein – vor Özil war Boateng dran – und ohne Bekenntnis zu Religionspluralität. Deutschland wird brutaler.“

Aber es scheint, dass Angela Merkel unermüdlich für Naika Foroutan gearbeitet hatte, während Annalena Baerbock und Nancy Faeser Merkels Werk emsig fortsetzen. Hatte Foroutans Hass-Figur Thilo Sarrazin sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ genannt, so verkündet Foroutan nun – gut gelaunt, keine Spur mehr von der Depression von 2018: Deutschland hat sich abgeschafft. „Viele Menschen haben das Gefühl, ihr ‚eigenes‘ Land nicht mehr wiederzuerkennen. Zu Recht, möchte man sagen – denn es sieht anders aus, es ist jünger geworden, es spricht anders, es isst anders, es betet anders, als früher. Doch sie vergessen: Dieses Land gehört per se niemandem.“ Es hat auch ein anderes Verhältnis zum Messer, es verhält sich auch anders zur Polizei, zu Frauen und in den Freibädern, so möchte man ergänzen.

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Ähnliches hatte übrigens der Franzose Renaud Camus geschrieben in seinem Buch „Le grand remplacement“, in dem er behauptet hatte, dass durch die Regierung ein großer Bevölkerungsaustausch vorgenommen werden würde. Foroutan verweist nun darauf, dass 2022 mit „knapp 1,5 Millionen Zuzügen die höchste Nettozuwanderung seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950 verzeichnet“ wurde. „Das letzte Jahrzehnt hat Deutschland demographisch stark verändert. Die Diversität, die vor allem mit Migration verbunden wird, hat sich ausgeweitet“, stellt Foroutan fest.

Stolz rechnet sie vor: „Heute haben fast 30 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. 40 Prozent der selbst Zugewanderten sind in den letzten zehn Jahren ins Land gekommen.“ Foroutan urteilt über die Deutschen: „Sie haben das Gefühl, ihr ‚eigenes‘ Land nicht mehr wiederzuerkennen. Zu Recht, möchte man sagen – denn es sieht anders aus, es ist jünger geworden, es spricht anders, es isst anders, es betet anders, es liebt anders, es hat neue Konflikte, es kleidet sich anders, es ist lauter als in den Jahren, die für viele bis heute ihr Deutschlandbild prägen.“ Also, weg mit ihnen! Sie stehen dem neuen Deutschland im Wege.

Oder in den Worten der Focus-Autorin: „Deutschland ist das Land seiner Einwohner und Einwohnerinnen. Es gehört niemandem per se, weil er oder sie Urahnen hatten, die schon immer hier gelebt haben.“ Wer sich dieses Land nimmt, dem gehört es dann auch. Foroutan liest sich so, als habe sie Renaud Camus’ Befürchtungen zu Siegesmeldungen verarbeitet. Natürlich kommt dann wieder die unsägliche Arroganz von Foroutan und Co., dass die dummen, infantilen Deutschen eben von dieser Entwicklung „überfordert“ seien. Doch wenn die Deutschen eines nicht sind, dann „überfordert“. Es ist nämlich ihr Land, es ist das Land, das ihre Eltern aufgebaut haben. Es ist ihre Kultur, ihre Geschichte – in den Augen Foroutans allerdings nichts wert, nur so viel wert, abgeschafft zu werden.

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Wer sein Land, seine Geschichte, die Zukunft seiner Kinder, seine Herkunft, das große Erbe verteidigt, der wird von den Faesers, den Atamans und Foroutans als rechts markiert und bekämpft. Foroutan, die sich um den Jargon des Wissenschaftlers bemüht, schließt fest die Augen vor den Folgen der Massenmigration, vor dem Zerfall der inneren Sicherheit, vor der ansteigenden Gewalt, der Auflösung des Gewaltmonopols des Staates, der Überlastung der Sozialsysteme. Was Foroutans Migration bedeutet, konnte man vor kurzem in Frankreich beobachten – und es zeigt sich immer stärker auch in Deutschland.

Würde sich Foroutan wie eine Soziologin unter denen umhören, die nach Deutschland gekommen sind, weil sie in Deutschland und nicht im Niemandsland leben wollen, so würde sie erfahren, dass auch viele deutsche Bürger mit Migrationshintergrund Foroutans Thesen ablehnen. Denn auch sie wollen die deutsche Rechtsstaatlichkeit, sie wollen sich auf Recht und Gesetz verlassen können – und nicht ihre Leben immer neu „aushandeln“ müssen.

Für eine „Migrationsforscherin“ ist es schon bemerkenswert, für die stattfindende Massenmigration in die deutschen Sozialsysteme das schimmernde Argument des Fachkräftemangels zu bemühen. Man muss kein Semester Soziologie studiert haben, sondern nur die vier Grundrechenarten beherrschen, um zu wissen, dass die Fachkräfte nicht nach Deutschland kommen, sondern dass die Fachkräfte Deutschland verlassen. Und nicht weil Deutschland „profaschistisch“ wird, sondern weil sie ihres Vaterlandes enteignet werden, denn es gehört ihnen ja laut Foroutan nicht. Sie gehen dorthin, wo sie sich ein Leben und eine Zukunft aufbauen, wo sie Amerikaner oder Kanadier oder Ungar werden können und wo ihnen dann als Amerikaner, als Kanadier, als Ungar das Land gehört.

Naika Foroutan mag die stattfindende Landnahme begeistern, aber ihr Multikulturalismus produziert nur einen Multitribalismus, ihr Aushandeln wird zum Kampf aller gegen alle. So wie den Franzosen Frankreich, den Schweden Schweden, den Ungarn Ungarn, den Italienern Italien, den Amerikanern Amerika, den Ukrainern die Ukraine gehört, so gehört Deutschland den Deutschen. Oder würde Naika Foroutan den Ukrainern sagen: „Die Ukraine gehört per se niemandem“?

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