Tichys Einblick
Glücklich ist, wer vergisst …

Nun fordert die CDU den Stopp der Kanzleramts-Erweiterung

Wer hat denn das Kanzleramt geplant, das die CDU mit ihrem „General der flotten Sprüche“ nun ändern will? Mein Gedächtnis ist noch gut! Es waren doch die Herren Kanzleramtsminister Altmaier (CDU) und Braun (CDU), die (zunächst in Hintergrundgesprächen, dann öffentlich) mit diesem Bauvorhaben prahlten.

Der damalige Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) bei der Vorstellung des erweiterten Baus am 15. Januar 2019.

IMAGO / Reiner Zensen

Nein, das ist kein Sommerlochthema. Das ist Etikettenschwindel, Falschmünzerei, Mogelpackung und Volksverdummung zum Quadrat. Man öffnet die Haustür, sieht die Schlagzeile der Berliner Morgenpost auf der Matte liegen – und möchte am liebsten erstmal an die frische Luft, um soviel Chuzpe zu verdauen.

Soviel Dreistigkeit tut weh: CDU-Generalsekretär Linnemann will den 777-Millionen-Euro-mehr-Erweiterungsbau des Kanzleramtes stoppen. „CDU: Kanzleramt ist groß genug“ heißt es da in Riesenlettern. Es folgt ein fast halbseitiger Bericht.
Keine Silbe, noch nichtmal eine Minimeldung über den AfD-Parteitag vom Wochenende. Klar, die Partei hat sich auch nicht zerlegt, es gab keine Führungskrise, noch nicht mal irgendwelche Ausfälle. Es sei denn, man beurteilt den Europakurs der AfD als Katastrophe. Nur weiß auch das hauptstädtische Paralleluniversum der Journalisten, dass die meisten Deutschen die EU-Kritik teilen und von dem Thema – grob gesagt – die Schnauze voll haben.

Der neue Berliner Flughafen heißt Kanzleramt
Das Kanzleramt wird zum Millionengrab
Also nun der pure Populismus mit dem neuen Kanzleramt. Meine Güte, für wie dumm wird das Wahlvolk gehalten. Heißt es doch so schön in Johann Strauß` Fledermaus: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist!“ Zu ändern, so glaubt Linnemann, ist noch was. Aber das Volk? Es vergisst eben in seiner Demenz sehr sehr schnell. Genau damit kalkuliert das Adenauer-Haus, in dem angesichts der Umfragen die totale Panik ausgebrochen ist.

Wer hat denn das Kanzleramt geplant, das die CDU mit ihrem „General der flotten Sprüche“ nun ändern will? Mein Gedächtnis ist noch gut! Es waren doch die Herren Kanzleramtsminister Altmaier (CDU) und Braun (CDU), die (zunächst in Hintergrundgesprächen, dann öffentlich) mit diesem Bauvorhaben prahlten. 400 neue Büros, Kindergarten, Kantinen etc pp.

Die Raumsituation, so sekundierte die CDU-Kanzlerin ihren CDU-Ministern, sei so angespannt, dass ein Erweiterungsbau unumgänglich ist. Ihr Nachfolger Scholz (SPD) nahm sie sogar in Schutz, also er noch diesen März im Bundetag erklärte: „Man muss alle, die da entschieden haben, in Schutz nehmen vor dieser Denunziation ….“

Hat Linnemann bei der Sitzung gefehlt? Was er tut, ist doch genau das, was Scholz kritisiert: Die großen Pläne der großen Weltenkanzlerin werden, passend für den Wahlkampf in Hessen und Bayern, beerdigt.

Wo ist die Wasserrutsche?
Bläh-Bau Kanzleramt und das geplünderte Volk
Man wusste das doch vom ersten Tag der Planungen an: Deutschland leistet sich jetzt schon den größten Prunkbau als Regierungssitz, dagegen ist das Weiße Haus eine Hundehütte und Downing Street 10 ein mittleres Reihenhaus. Und nebenbei: die Bauarbeiten haben begonnen, die Verträge sind gemacht. Oder will man a la Flughafen BER noch mehr Firmen in die Insolvenz treiben?

Ganz persönlich: Ich wüsste Wesentlicheres, von dem Sie sich distanzieren und separieren müssten, was Ihre Kanzlerin betrifft, Herr Linnemann. Eine ganze Liste (über-)lebenswichtiger Themen, von der Zerstörung der Bundeswehr über die fatale Einwanderungspolitk bis zur Abschaltung der Atomkraftwerke, um nur die Spitze des Eisberges zu nennen.

Die Sache mit dem Kanzleramt mögen ihm zwar die Berliner Hofjournalisten durchgehen lassen, ich aber nicht. Ich war dabei, als der damals amtierende Kanzleramtsminister der CDU mit stolz geschwellter Brust das Modell vorstellte. Das zwang einem damals schon die Parallele zu Berliner Entwürfen der Vorkriegszeit förmlich auf.

Das sollte ein richtig großer Wurf werden, als hätten wir’s mit einer ewigen Kanzlerin zu tun, sozusagen einem hundertjährigen Reich wie dem der Queen.
Die Chamäleon-Union-Deutschlands, kurz CDU, tut nun so, als hätte sie mit allem nichts zu tun. Typisch deutsch, das kennen wir doch. Und das dumme Volk glaubt es wahrscheinlich auch noch, dass die böse Ampel da wieder am Werk war. Denen traut man inzwischen alles zu.

Mehr als zehnmal größer als das Weiße Haus
Der Kanzleramts-Erweiterungsbau kommt trotz Protest
Auf jeden Fall haben die hessischen Nicht-CDU-Parteien jetzt einen Wahlkampfknüller. Schließlich ist der führende Politiker der dortigen CDU der Hauptverantwortliche für den nun diffamierten Erweiterungsbau-Prunk-Bau: Merkels einstiger Kanzleramtsminister Helge Braun.

Und damit Sie, liebe Leser, mal einen Eindruck haben, wie das hier in Berlin in der riesengroßen Koalition der Altparteien so läuft: Als der Bundestag im März über einen eventuellen Baustop debattierte und Kanzler Scholz sein Veto einlegte, wie oben beschrieben, hieß es doch zumindest: Der Haushaltsausschuss wird sich noch einmal mit den Kosten und der Größe des Ausbaus beschäftigen und neutral bewerten. Und nun raten Sie mal, wer der Vorsitzende jenes wichtigsten Ausschusses des Parlaments ist: der (ehemalige) CDU-Bauherr Braun höchstselbst … Noch Fragen?!