Tichys Einblick
ZDF-Journalismus

Claus Kleber muckt auf

Bei einem Interview über die Nonsense-Studie der SPD-(„nahen“) Friedrich-Ebert- Stiftung wurden entscheidende Passagen nicht gesendet. Deshalb verlinkte Claus Kleber das Original über Twitter.

Screenprint: ZDF/heute journal
Kreuzbrav und vom Klimawandel unbeirrt durchpflügt das Traumschiff die Meere der Welt, ein komischer Oliver verwaltet den homöopathischen Humorbereich, die heile Welt wird, seit der Schließung der Schwarzwaldklinik, von Rosamunde Pilcher aus Cornwall, England, beigesteuert, und kurz vor dem Einschlafen verkauft noch ein smarter Südtiroler namens Markus gewandt Bücher, Musikwerke und politische Botschaften.

Aus Gründen, die ein Staatsvertrag vorgibt, darf auch an den unvermeidlichen Widrigkeiten des Lebens nicht achtlos vorübergegangen werden, deshalb versichern regelmäßige „Heute“-Sendungen die Zuseher mit der beruhigenden Erkenntnis, dass unsere gewählten Volksvertreter vom Klima bis Putin, China und Trump alles im Griff haben. Willkommen beim Zweiten Deutschen Fernsehen!

Nun gibt es eine unvorhergesehene Aufregung im vorgegebenen, behäbig dahinplätschernden Ablauf der Dinge, und daran ist Claus-Detlev Walter Kleber schuld.

Viele Menschen denken, Claus Kleber sei der Chef des „Heute-Journals“, einer extralangen Nachrichtensendung, die ins Leben gerufen wurde, um wichtige Themen „ausführlicher behandeln und Hintergründe beleuchten“ zu können. Nun, er ist es offensichtlich nicht.

Am Donnerstag hatte die Redaktion des „Heute Journals“ entschieden, dass eine „Studie“ einer SPD-(„nahen“) Stiftung, der zufolge alle Deutschen, die nicht SPD, Merkel oder die Grünen wählen, verkappte Nazis sind, unbedingt ausführlicher behandelt werden müsse. Mittels eines Interviews mit einer Beate Küppers, die das Machwerk mit zusammengekocht hatte. Dass diese SPD-„Studie“ hanebüchener Unsinn ist, muss auch Claus Kleber nach kurzem Durchblättern gemerkt haben, denn er fragte die hetzende Beate ungläubig: „Ist schon Rechtspopulist, wer “Recht und Ordnung” will? Oder korrekte Asylbehörden statt großzügige?“ Die Antwort lautete sinngemäß, man müsse nur lange genug bohren und kombinieren, dann ist jeder von rechten Dämonen besessen.

Aber anstatt nun vorschriftsmäßig zu fragen, was man denn gegen all die pösen Rechtspopulisten tun könne, moserte Kleber an der Methodik der „Studie“ herum.
„Mir ist in Ihren Fragebögen eine Frage aufgefallen: ,Sind Sie der Meinung, dass der Staat großzügig sein sollte bei der Erteilung von Asyl?‘ Wenn ich da der Meinung bin, Nein, sollte er nicht, es sollte konsequent das Gesetz angewendet werden – das reicht mir‘, dann wird das von Ihnen als leicht rechts und rechtspopulistisch angehaucht gewertet. Ist das fair?“ Also bitte! Der Kleber traut sich was, von fairer SPD-Propaganda zu sprechen!

Aber weil es sich um eine Aufzeichnung handelte, konnte die Redaktion die Verunsicherung der Zuschauer mit der digitalen Schere rechtzeitig verhindern. Die frechen Fragen und entlarvenden Antworten wurden einfach nicht gesendet. Wir wollen an dieser Stelle freimütig bekennen, dass wir als Staats-News-Allergiker das, was dann gezeigt wurde, nicht gesehen haben. Und eigentlich könnte unsere Geschichte hiermit zu Ende sein, aber was immer Claus-Detlev Walter Kleber geritten haben mag – vielleicht ist sein Haus im Grünen längst abbezahlt, und er hat fürs Alter genug beiseite gelegt: Er ließ nicht ab. Außerdem wollte sich Kleber wohl nicht von Branchenkollegen vorwerfen lassen, er sei zu blöde, die SPD-Propaganda als reinen Nonsense zu entlarven und veröffentlichte die geschnittenen Passagen auf Twitter mit Link auf die Originalfassung des Interviews.

Kann man daraus schließen, dass ein SPD-Parteigenosse oder ein journalistischer Dummkopf in der Redaktion für die Kürzung verantwortlich ist? Kleber will auch nicht als Kameradenschwein dastehen. Die Uhr sei schuld, versicherte er der Bild-Zeitung. „So was muss nach 21 Uhr auch immer schnell gehen. Wir waren und sind uns total einig. Ohne Schmuh!“ Ohne Schmuh heißt: Ehrlich, total ehrlich. Kleber wollte mit der Veröffentlichung des Originals nur „mal hören, ob die Änderung der Tonalität, die in jeder Kürzung entsteht, bemerkenswert erscheint.“ Gut, da können wir nicht mitreden, weil wir die gesendete Fassung ja nicht gesehen haben.

Was uns da aber noch interessieren würde: Ob er nicht noch von älteren Sendungen etwas nachreichen möchte.


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