Tichys Einblick
Wandel durch Integration

Integrationspolitik und Dutschkes Revolution

Das Zusammenwachsen der Türken mit der deutschen Kultur hätte sicher viel länger gedauert als bei Italienern und Südslawen. Aber sie sollten durch „Integration“ neue Bürger werden, ohne mental Deutsche zu sein, „deutsch“, ohne deutsch zu sein.

© Keystone/Getty Images

Eigentlich sollte man dankbar sein. Dankbar dem türkischen Diktator-Präsidenten. Dankbar dafür, dass Erdogan vor Augen geführt hat, mit welchem politischen Irrtum wir in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten gelebt haben. Dankbar dafür, dass er den Beweis erbracht hat: Deutschlands Integrationspolitik war – vermutlich ungewollt – entgegen landläufiger Auffassung erfolgreich. Zumindest dann, wenn man den Thesen Rudi Dutschkes folgt.

Der klassische Weg des Zusammenwachsens

Jeder, der sich mit Geschichte, Soziologie und Psychologie beschäftigt, sollte erkennen können, dass das Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen irgendwann zwangsläufig darauf hinausläuft, eine gemeinsame Identität zu bilden.

Israel Finkelstein, Archäologe an der Universität Tel Aviv, hat mit seinen Forschungen den Nachweis erbracht, dass die Israeliten der Antike letztlich nichts anderes waren als das Ergebnis des Zusammenlebens der im Tanach so befeindeten Kanaanäer mit den Semiten. Sie lebten, die einen Nachkommen südosteuropäischer Einwanderer, die anderen seit je in der Region siedelnde Nomadenstämme, erst gegeneinander, dann nebeneinander, zuletzt miteinander – und sie verschmolzen zu einer gemeinsamen Siedlungsbevölkerung, der die unterschiedliche Zusammensetzung ihrer Urväter nicht einmal mehr bewusst war.

Ähnlich ergeht es den Deutschen. Entgegen den wissenschaftlich unhaltbaren Vorstellungen von einer „deutsch-germanischen Rasse“ stellen auch sie eine Siedlungsbevölkerung, die sich über die Jahrhunderte immer wieder durch „fremden“ Zustrom veränderte, erweiterte, neue Einflüsse in sich aufnahm.

Solche Prozesse existieren, seitdem Menschen miteinander Handel treiben, sich gegenseitig unterwerfen, miteinander Kinder zeugen. Sie laufen unkontrolliert und ungesteuert und dennoch konsequent am Ende darauf hinaus, dass ständig in verbundenen Gemeinschaften lebende Populationen auch unterschiedlicher Herkunft irgendwann eine gemeinsame Identität entwickelt haben und ihre Kultur als das, was menschliche Zivilisation ausmacht, die Einflüsse all jener in sich aufgenommen hat, die zu dieser gemeinsamen Identität verschmolzen.

Gangs of New York

Solche Prozesse, die als Assimilation auf Gegenseitigkeit bezeichnet werden können, benötigen häufig viele Generationen. Manchmal allerdings laufen sie auch deutlich schneller ab. Das Opus „Gangs of New York“ zeigt diesen Prozess auf radikale Weise, indem es am Vorabend des Sezessionskriegs den Konflikt der „Natives“ mit den ihnen verhassten irischen Einwanderern aufzeigt. Die „Natives“, die „Einheimischen“, sind als Europäer selbst nichts anderes als die Kinder von Einwanderern – nur waren die ein paar Dekaden früher in der „Neuen Welt“.  Mit den tatsächlichen Einheimischen, den als Indianern bezeichneten Nachkommen der früheren Welle menschlicher Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents, haben diese „Natives“ von New York nicht das Geringste zu tun. Doch für sie, „die schon länger da waren“, sind die Neuankömmlinge, aus Irland geflohen weil die britisch-anglikanische Krone die Kartoffelfäule bewusst zur Disziplinierung der ständig aufrührerischen, katholischen Papisten einsetzte, ebenso unerwünschte „Eindringlinge“ wie dereinst den nahöstlichen Semiten die wörtlich so zu übersetzenden kanaanäischen Philister. Sie gehören nicht dazu, stellen eine Konkurrenz um die nur mäßigen Erwerbsmöglichkeiten dar.

Gut eine Dekade nach den Kämpfen zwischen Natives und Iren finden sich zahlreiche Iren selbst in den Reihen der Natives wieder. Wer sich mit der Geschichte der europäischen Besiedlung Amerikas beschäftigt hat, der kann sich den Faden des Filmepos‘ von Martin Scorsese selbst weiterspinnen. Als nächstes werden die irisch aufgefrischten „Natives“ Front gegen die unerwünschten und wenig integrationsbereiten Einwanderer aus Deutschland – verächtlich als „Dutchman“ bezeichnet – und Italien machen. Dann geht es gegen die Osteuropäer, zum Thema gemacht in „Heaven’s Gate“ von Michael Cimino. Heute sind es die Latinos, die den weißen US-Europäern derzeit noch schwer  im Magen liegen, während sich eine Mehrheit der weißen US-Bürger stolz auf ihre deutsche Herkunft beruft.

All das zeigt nur eines: Einwanderung und Bildung einer gemeinsamen Identität sind Prozesse so alt wie die Menschheit – und sie laufen nur selten ohne Konflikt ab. Und doch können schon innerhalb einer Generation unterschiedliche Herkünfte überwunden werden, wenn das Erkennen gemeinsamer Ziele das Miteinander unvermeidbar werden lässt.

No Gangs of Germany

Derartige Prozesse prägen seit eh auch das zentraleuropäische Deutschland. Seit der Steinzeit trafen hier Menschen unterschiedlicher Kulturen aufeinander, bekämpften sich oder kämpften gemeinsam gegen andere, vermischten sich und irgendwie wurde aus diesem Gemisch, in das französische Protestanten ebenso wie sephardische Juden, nordgermanische Wikinger, osteuropäische Slawen und zahllose andere hineinwirkten, das Volk der Deutschen.

Nach 1949, als im Westen des kriegsgeteilten Landes das Wirtschaftswunder Fahrt aufnahm, kamen wieder „Fremde“. Sie kamen aus Italien, Spanien, Portugal, Jugoslawien, Griechenland. Erst als misstrauisch beäugte Neuankömmlinge, moderne Arbeiter, die man gegen Bezahlung auf Zeit im Land dulden wollte. Doch die klassischen Prozesse des gegenseitigen Austausches konnten nicht ausbleiben, und sie begannen oftmals durch den Magen. So entstanden erst Pizzerien, der preiswerte „Grieche“ um die Ecke, der „Spanier“ undsofort. Der Dank Wirtschaftswunder mit gut gefülltem Portemonaie ausgestattete Deutsche wiederum wurde neugierig und sonnenhungrig, besuchte die Heimatländer seiner Gastarbeiter und stellte fest: Die haben nicht nur eigene, beachtenswerte Kulturen – sie sind auch liebenswert und manche von ihren Gewohnheiten könnten uns in Deutschland auch nicht schaden.

Wie seit der Frühantike wirkten die Kulturen aufeinander ein und übernahmen vom Gegenüber das, was als angenehm empfunden wurde. Welcher heute 20-jährige kann sich noch vorstellen, dass selbst in den Sechzigern die Italienische Eisdiele noch etwas Exotisches war? Dass die heute flächendeckend vertretene Pizza bis in die Siebziger überaus kritisch beäugt wurde und weit davon entfernt war, ganze Tiefkühlreihen zu belegen? Dass Gyros erst in den Achtzigern die deutsche Speisekarte belebte?

Anders als in den Gangs of New York liefen diese Prozesse gegenseitiger Einflussnahme in Deutschland weitestgehend friedlich ab – auch wenn heimatliche Identitätsstrukturen wie bei der süditalienischen Mafia ein Problem im Bereich der Kriminalität darstellen. Doch das hat keinen Einfluss darauf, dass jene Italiener, Spanier, Portugiesen, die seinerzeit vom Gastarbeiter zum Mitbürger wurden, heute fester Bestandteil dieser deutschen Kultur sind. Selbst diejenigen, die aus Fernost zu uns kamen, werden von der allergroßen Mehrheit der Deutschen nicht als Fremdkörper wahrgenommen. Ganz im Gegenteil – sie stellen eine Bereicherung des Landes dar und einer von ihnen, adoptiert von deutschen Eltern, brachte es sogar bis zum deutschen Vizekanzler.

Die Deutschen, auch das macht die Geschichte der Nachkriegszuwanderung deutlich, waren in ihrer großen Mehrheit weder fremdenfeindlich noch rassistisch. Sie hießen die Neuen willkommen ohne sie blauäugig-naiv gleich in die Arme zu schließen. Sie hießen sie willkommen, wenn „die Neuen“ bereit waren, die deutschen Spielregeln zu akzeptieren – und sie merkten dabei nicht einmal, wie die Einflüsse „der Neuen“ sie selbst und ihr Land veränderten. Gleichzeitig – auch das sind normale menschliche Prozesse – sind es immer die Menschen der jüngsten Zuwanderungswelle, die es am Schwersten haben, dazu zu gehören. Methusalix aus der Asterix-Saga brachte es  einmal treffend auf den Punkt: „Ich habe nichts gegen Fremde, solange sie von hier sind.“ So ungefähr war das auch in Deutschland – und das „Fremdsein“ beschrieb dabei mehr die Aufnahme in die eigene Kultur als tatsächlich Trennendes.

Die vergangenen 70 Jahre zeigen, dass Deutschland ihnen, den „Fremden“, alle Türen offengehalten hat. Wer die Tür nutzte und das Land bewusst betrat, dem gelang es schnell, kein Fremder mehr zu sein – er war eben „von hier“. Insofern kann Deutschland heute ohne jeden Abstrich stolz sein auf seine Weltoffenheit und seine Bereitschaft, Zuwanderer in seine Gesellschaft aufzunehmen. Wie schwer sich manch andere Länder damit tun – das zu sehen bedarf es keinen Weit-Blicks.

Das türkische Problem

Und doch gab und gibt es eine Gruppe, die bei all der Weltoffenheit der Deutschen nur schwer in der Lage war, trotz offener Türen ihren Weg in die deutsche Gesellschaft zu finden. Die Abstimmung über die Einführung einer Präsidialdiktatur in der Türkei hat es gezeigt: Jene, die sich als Nationaltürken definieren, scheinen mental in Deutschland auch nach 50 Jahren nicht angekommen zu sein. Sie verharren in einem Denken des autokratischen Patriarchats, verneinen Demokratie – und damit auch kulturelle und geistige Vielfalt.

Wer Türken in seinem Bekanntenkreis hat, dem wird diese Erkenntnis nicht neu sein. Ich selbst erinnere mich noch gut an ein freundschaftliches Gespräch mit einem türkischen Nachbarn, in dem mein Hinweis, seine drei wohlgeratenen, in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Kinder seien doch eigentlich bereits Deutsche, auf vehementen Widerspruch stieß. Nein, hieß es, sie seien Türken und das blieben sie auch. Es passte dazu, dass die Mutter dem deutschen Klassenlehrer ihrer einzigen Tochter schon in Klassenstufe 3 erklärt hatte, als späterer Gatte des aufgeweckten und lebenslustigen Mädchens käme nur ein Türke – gemeint war türkischer Sunnit – in Frage.

Geplatzte Lebenslügen?

Nun aber platzte über das türkische Referendum scheinbar eine deutsche Lebenslüge. Die Lebenslüge davon, dass die Türken in Deutschland – propagandistisch schon vor Jahren wider die Regeln der deutschen Sprache zu „Deutschtürken“ umgestaltet – zu Deutschland gehören. Die Naiven dieser Republik, die nicht begreifen können, dass jene, denen sie doch all ihre Zuwendung haben zuteil werden lassen, mit deutlicher Mehrheit einen undemokratischen Diktator feiern, fragen sich: Was haben wir falsch gemacht bei der Integration? Warum sind sie immer noch undemokratisch? Kurz: Warum sind die Fremden nicht wie wir?

Der Antworten darauf gibt es viele. Oder vielleicht auch keine. Kaum eine davon allerdings deckt sich mit dem, was jene unbelehrbare Krone deutscher Einfalt namens Claudia Roth dazu jüngst medial zum Besten gab, als sie die „Schuld“ einmal mehr ausschließlich bei den bösen Deutschen suchte.

Doch beginnen wir mit der reinen Fragestellung. Beginnen wir mit dem tatsächlichen Fehler Nummer Eins – dem „wir“. Dieses „wir“ impliziert im Sinne Roths, dass ausschließlich die Deutschen etwas „falsch“ gemacht hätten. Und es verleugnet jene oben dargestellten, manchmal über Generationen laufenden Prozesse des Zusammenwachsens. Dazu gehören nun einmal zwangsläufig beide Seiten – weshalb das „wir“ nur dann Sinn macht, wenn es die anderen mit umschließt – aber es kann keine Relevanz haben, wenn eine Seite offensichtlich zu diesem „wir“ überhaupt nicht gehören will.

Integration kann man nicht „machen“

Fehler Nummer Zwei findet sich ebenfalls bereits in dieser kurzen, als Frage verkleideten Selbstanklage. Er ist das „machen“. Die deutschen Naiven gingen und gehen davon aus, dass man „Integration machen“ könne. Das aber würde bedeuten, etwas künstlich zu produzieren – und wer etwas künstlich Produziertes Menschen aufzwingt, die dieses vielleicht gar nicht wollen, der organisiert Fremdbestimmung und will am Ende nichts anderes, als dass seine Opfer genau das tun, was er ihnen verordnet. Es ist dieses die klassische Logik der selbsternannten Progressiven. Sie allein sind diejenigen, die wissen, was zum Wohle des Menschen zu tun ist. Ausgestattet mit dieser einzigartigen Weisheit sind ausschließlich sie in der Lage darüber zu befinden, was zum Glücke des nicht so weisen, seiner Führung notwendigen Menschleins  von diesem zu tun und zu lassen ist.

Aus gutem Grunde führen deshalb manche jener Zugewanderten, die tatsächlich hier angekommen sind, ebenso wie zunehmend mehr Nicht-Zugewanderte die ständige Klage darüber im Munde, dass sie als erwachsene Menschen der ständigen Gängelung durch Staat und Gutmensch mehr als überdrüssig seien.

Ich hatte eingangs die teils langwierigen Prozesse des Zusammenwachsens von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen sehr bewusst dargelegt. Denn es macht deutlich, dass solche Prozesse nicht erzwungen, nicht „gemacht“  werden können. Sie müssen sich aus dem Zusammenleben selbst ergeben – und sie müssen aus gemeinsamen Interessen, Zielen und Austausch entstehen. Ist dieses nicht der Fall, so werden unterschiedlich kulturell geprägte Bevölkerungsgruppen über lange Zeiträume nebeneinander Bestand haben können. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie sich gegeneinander in Stellung bringen. Konflikte entstehen dann erst, wenn die Zuwanderungskultur den Anspruch erhebt, ihre Eigenarten vorsätzlich über die gewachsene Kultur der Bestandsgesellschaft erheben zu wollen.

Was die grünrote Politik, mittlerweile bis tief in die schwarze Politik-DNA gesickert, in Sachen Deutsche und Türken tatsächlich wollte, lief letztlich hinaus auf eine „Zwangsbeglückung“ der Türken mit ihren revolutionären Ideen eines neuen Menschen, die ihnen, getarnt als wohlmeinende Humanität, übergeholfen werden sollte. Die Türken, deren Zusammenwachsen mit der deutschen Kultur ohne jeden Zweifel einen längeren Zeitraum benötigt hätte als noch bei Italienern oder Südslawen, sollten faktisch durch die Politik der „Integration“ zwangsgermanisch beglückt werden – gleichzeitig allerdings sollte alles vermieden werden, was diese neuen Bürger zu mentalen Deutschen hätte werden lassen. Sie sollten sich „deutsch“ verhalten, ohne deutsch zu sein.

Denn für die in der Tradition der studentischen Revolutionäre der späten Sechziger des vergangenen Jahrhunderts stehenden Kräfte ist Deutschsein per defintionem etwas durch und durch abscheuliches – und dabei sind sie selbst mit ihrem kleinstbürgerlichen Gehabe der allumfassenden Weltverbesserung so viel „deutscher“, als das ein konservativer oder liberaler Deutscher jemals sein könnte. Diese akzeptieren die Unterschiedlichkeit von Menschen und Ideen, ohne fast schon zwangsneurotisch alle Welt an den eigenen Utopien genesen lassen zu müssen.

Die gelungene Integration

Zwangsintegration, dieser Ansatz, Menschen beispielsweise mit Doppelpass zu Papierdeutschen machen zu wollen oder sie mittels Wahlrecht ohne Staatsbürgerschaft und gemeinsame kulturelle Grundlage im Sinne der eigenen Weltanschauung zu germanokratisieren, ist ein Irrweg, der tatsächlich nur der sozialistischen Zwangsbeglückungsphilie entspringen kann.

Dabei wäre sachgerecht betrachtet allein schon der Begriff der Integration sozialwissenschaftlich zu hinterfragen. Integration, versteht man diesen Begriff in seinem Wortsinn, bedeutet eben nicht Zusammenwachsen, etwas Gemeinsames werden, sondern als Fremdartiges in etwas anderem, einen selbst umgebenden, weiter zu bestehen. Integration – so will es dieser Begriff – bedeutet im konkreten Falle: Der Türke bleibt Türke, egal wie lange er in Deutschland lebt. Er fällt als solcher nur nicht „unangenehm“ auf, weil er eben integriert ist.

So und nicht anders hat die politische Menschheitsbeglückungsfraktion den Begriff „Integration“ immer verstanden. Den soziologisch normalen Prozess der Assimilation, der über Generationen dauern kann, lehnt sie aus Gründen der ideologischen Ablehnung des Deutschseins generell ab. Hier wie in manchem anderen war sie sich insofern auch uneingeschränkt einig mit dem türkischen Diktatorpräsidenten Erdogan, dessen häufige Auftritte in Deutschland ausdrücklich dem Ziel dienten, ein Deutsch-werden „seiner“ nationaltürkischen Landsleute vorsätzlich zu unterbinden.

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Feststellung, dass das eigentliche Integrationsziel faktisch längst erreicht war, weder falsch noch sarkastisch. Denn wie von den Integrationspolitikern gewünscht blieben die Türken in Deutschland Türken, aber sie „störten“ im Großen und Ganzen niemanden mehr – und niemand sich an ihnen.

Dabei hätte man es sogar belassen können – und darauf vertrauen, dass die Kinder und Kindeskinder dieser Türken von sich aus zunehmend mehr zu Deutschen würden, denn sie wurden hier geboren und wuchsen hier mit deutschen und sonstwie-stämmigen Freunden auf. Selbst das von Eltern und Imamen ständig indoktrinierte, elitär-islamische Nationaltürkentum hätte den normalen Gang der Dinge bestenfalls verzögern, nicht aber verhindern können. Statt aber darauf zu vertrauen, setzte die deutsche Politik bewusst Fehler auf Fehler, um das vorgebliche Ziel zu erreichen, die Türkeistämmigen in „Deutschland ankommen“ zu lassen – wo sie doch schon längst hier waren und sich eingerichtet hatten.

Eine verfehlte Ansiedlungspolitik

Es soll hier nur angedeutet werden, dass der Basisfehler im Zusammenwachsen bereits gewesen ist, den türkischen „Gastarbeitern“ die an sich selbstverständliche Ansiedlungsfreiheit zu gewähren. Ein Fehler übrigens, der derzeit wiederholt wird, indem für die sogenannten „Flüchtlinge“ massiv geschlossene Wohnareale im ersten sozialen Förderweg produziert und so deutsche Banlieues geschaffen werden  – jene überwiegend von den Nachkommen nordafrikanischer Muslime bewohnten, französischen Ghettos ohne Chance, ihre Bewohner mental Franzosen werden zu lassen.

Die Entwicklung der türkischen Ghettos war menschlich verständlich und nachvollziehbar – es zog die Gäste, die im wohlhabenden Deutschland Geld verdienen wollten, weil sie es in Anatolien nicht konnten, in zunehmend homogene Wohngebiete, aus denen die Deutschen sich nach und nach zurückzogen. Dort gab es keinen Anpassungsdruck, keine Notwendigkeit, sich mit deutscher Kultur zu beschäftigen. Insofern ist auch der Begriff „Parallelgesellschaft“ nur begrenzt zutreffend. Korrekt wäre von einer „Importgesellschaft“ zu sprechen, denn die „Neuen“ brachten ihre Gesellschaft einfach mit – sie mussten keine Gesellschaften „parallel“ erschaffen. Da deren Mitglieder nun selbst wiederum zumeist aus armen und bildungsfernen, ländlichen Gebieten kamen und nicht aus den fortschrittlichen Metropolen der Türkei, verharrten sie in ihrer traditionellen Kultur. Bis heute, wie die Abstimmung beim Erdorendum unverkennbar unter Beweis gestellt hat.

Die Kultivierung des Trennenden

Aber es wurde nicht nur die Ghettobildung nicht verhindert – als Geste der Gastfreundschaft wurde im Namen der Toleranz auch akzeptiert, dass die mitgebrachten, archaischen Gebräuche in den Ghettos gepflegt und etabliert werden konnten. In der irrigen Annahme, islamische Religionshörigkeit unterscheide sich nicht von der eines aufgeklärten Deutschen, ließ es die deutsche Politik zu, dass frühmittelalterliches Gedankengut unreflektiert gepredigt und verbreitet werden konnte – und sie verstieg sich sogar dazu, den Kindern der Zugewanderten an Stelle einer an den eigenen Errungenschaften der westeuropäischen Aufklärung orientierten Bildung eine religiös verpackte, europafeindliche Indoktrination über staatlichen „Islamunterricht“ zuteil werden zu lassen. Die gezielte Separation dieser Noch-nicht-Deutschen, kuschelig mit „Multikulti“ umschrieben, setzte sich fort in den schulischen Experimenten der sozialistischen Missionare – und auch das musste zwangsläufig dort enden, wo es immer endet. Statt Gemeinsamkeit zu erreichen wurde von der Politik Nicht-Gemeinsames  manifestiert. Gezielt wurde nicht das Gemeinsame befördert, sondern das Trennende kultiviert.

Übernahme statt Integration
Das Impulspapier zur Desintegration – Özoguz lässt die Maske fallen
Um dieses wiederum scheinbar überwinden zu wollen, entstand eine staatlich subventionierte Integrationsindustrie, die das Trennende dauerhaft festzuschreiben sucht. Immer noch unter dem Aspekt, die Zugewanderten um keinen Preis der Welt zu mentalen Deutschen werden zu lassen, wurden auf der einen Seite die selbsternannten Funktionäre des Trennenden hofiert und etabliert, auf der anderen Seite als vorgebliche Integrationsbeauftragte staatliche Institutionen geschaffen, deren einzige Aufgabe es ist, das Trennende zu bewahren. Denn nur das Trennende, das Nicht-gemeinsame zwischen „denen, die schon länger hier sind“ (so der Bundeskanzler als Neusprech für „Deutsche“) und eben jenen, die noch nicht so lange hier sind, hält diese faktisch als Desintegrationsindustrie tätigen Funktionäre und Funktionierenden am Leben.

Dass es nicht nur das Ziel des sogenannten Integrationsbeauftragten der Bundesregierung ist, über den Weg dieser sogenannten Integration eine Transformation der deutschen Gesellschaft bewusst und gezielt zu erwirken, ist spätestens seit der Vorlage des „Impulspapiers“ unverkennbar: Aus einem Staat der Deutschen soll ein Staat der Einwanderer werden. Das wiederum lässt die Frage zu, ob nicht bereits der vorgeblich als Integration der Zuwanderer IN die deutsche Gesellschaft bezeichnete Ansatz von vornherein dazu führen sollte, eben nicht diese Zuwanderer über den historisch-evolutionären Prozess „Deutsche“ werden zu lassen, sondern dazu dienen sollte, die deutsche Gesellschaft im Sinne revolutionärer Veränderung zu transformieren.

Über die Möglichkeiten einer Transformation der aus ihrer Sicht unheilbar an Kapitalismus, „Nazismus“ und Faschismus leidenden deutschen Gesellschaft in etwas gänzlich Neues, im Sinne Marcuses Beglückendes,  dachten die Protagonisten der 68er bereits 1967 intensiv nach. In einem von Hans Magnus Enzensberger erstellten Wortprotokoll debattierten Rudi Dutschke, Bernd Rabehl und Christian Semler über Wege der „revolutionären Transformation der Gesellschaft“.Im Mittelpunkt stand die Erkenntnis, dass mit den deutschen Bürgern eine revolutionäre Transformation im gewünschten Sinne nicht möglich sein werde. Einig waren sich die Beteiligten der Gesprächsrunde, dass die „neue Mittelklasse“ – also jener Teil der Gesellschaft, der heute mehr noch als 1967 in seinem Wohlstand die breite Masse der Bürger stellt – ebenso wie die „Intelligenz“  für die gewünschte Revolution gänzlich ungeeignet seien. Lediglich Einzelne dieser „Intelligenz“ könnten „zu führenden Trägern der Revolution“ werden, gab sich Dutschke überzeugt und dachte dabei offensichtlich in der ihm eigenen Hybris maßgeblich an sich selbst – das klassische Symptom „linker“ Vordenker, in der Überhöhung ihrer selbst die eigene Weltsicht als die einzig zulässige Utopie zulassen zu können.

Rabehl setzte nach, befand diese zur gesellschaftlichen Transformation unfähigen „Schichten“ würden „eher Zyniker als Revolutionär“.  Dutschke resümierte, dass es in Deutschland auch kein „revolutionäres Arbeitermilieu“ mehr gäbe, weshalb es gelte, ein solches „ Milieu als Resultat der Revolutionierung von Randschichten“ zu schaffen. Rabehl  schloss: „Wir sollten die Frage stellen, welche gesellschaftlichen Schichten bereit wären, bis zur radikalen Gewalt zu gehen, indem sie versuchen, das System zu beseitigen.

Welche Gruppen der Bevölkerung also seien im Sinne der Revolution bereit, „die Sprache der Gewalt zu sprechen“? Dann wagte Rabehl den Rückgriff auf den früheren, innerideologischen  Gegner des Karl Marx: Bakunin rechnete noch mit einer revolutionären Bauernschaft. Die revolutionäre Bauernschaft lebt aber heute in der Dritten Welt.“

Damit war das entscheidende Stichwort gefallen. Nach heutigen Maßstäben politisch in mehrfacher Hinsicht gänzlich unkorrekt richtete der Studentenführer Dutschke, inspiriert durch die eher harmlosen Aussteiger der Hippies, seinen Blick auf die USA:

„In Amerika ist ein Lotse in die Zukunft zu erkennen. Es gibt dort die radikale Negation in Gestalt der nationalen Minoritäten, der Neger. Das ist schon in der Gegenwart radikale Negation bis zur äußersten Konsequenz. Das bedeutet Schaffung neuer menschlicher Beziehungen im Kampf, Organisierung der armen Neger … In Amerika sind die Ansätze der Zukunft schon in der Gegenwart sichtbar, in der radikalen Opposition, in der Negerbewegung. Daraus folgere ich, daß die Hippie-Bewegung in ihrer ganzen Ambivalenz durch die radikale Opposition der nationalen Minoritäten strukturiert und vorangetrieben wird. Das ist aber spezifisch amerikanisch, das findet keine Analogie bei uns. Wir haben weder Ghettos noch nationale Minoritäten.“

Dutschke befand demnach, dass es für seine Revolution in Deutschland bedauerlicherweise ein solches „Negerproletariat“ nicht gäbe. Das war eine für 1967 uneingeschränkt zutreffende Feststellung, denn Farbige, die man seinerzeit noch ohne jede herabwürdigende Absicht als Neger bezeichnen durfte, waren im Wirtschaftswunder-Deutschland Exoten – und jene „Gastarbeiter“ aus dem Süden des Kontinents waren auch für Dutschke und Co eben nichts anderes als Gastarbeiter, die nach getaner Arbeit wieder in ihre Heimat zurückkehren würden.

Der Revolutionär wäre jedoch genau dieses nicht gewesen, hätte er nicht weiter gedacht:

„Das führt uns dann zurück zu der Frage: kann man diese Bedingungen für einen solchen Ansatz schaffen oder muß er vorgegeben sein? Und meine Antwort ist, daß eine solche Dynamik produziert werden kann durch die diffusen, auf die ganze Gesellschaft verteilten Gruppen, Individuen, Schichten, daß aus diesem Brei durchaus – nicht durch Selbstbewegung, sondern durch kämpferische Auseinandersetzung mit der staatlichen Exekutive – eine Basis, vergleichbar dem Ghetto, in der Gestalt von Gegenmilieu entstehen kann. Aber diese Basis muß erst produziert werden. … Diesen Abbau [als Negation der gesellschaftlichen Wirklichkeit] gilt es zu politisieren und das Potential zu gewinnen, das explosive Potential von Randschichten, die in der Tat bei Demonstrationen nicht davor zurückschrecken, Gewalt anzuwenden.

Das war nicht nur die geistige Geburtsstunde der „Schwarzen Blocks“, die bei „Demonstrationen“ Jagd auf alles machen, was ihrer vorgeblich „antifaschistischen“ Weltsicht nicht gefällt – es wies auch den Weg in eine damals selbst für Dutschke kaum vorstellbare Zukunft. Zutreffend ist: Dutschke und Rabehl gingen in dieser Gesprächsrunde noch nicht so weit, diese von ihnen angestrebten Ghettos, aus denen heraus die gewaltsame Revolution zu organisieren sei, mittels gezielter Ansiedlung von Zuwanderern in das revolutionäre Proletariat konkret zu definieren. Dazu fehlte ihnen, obgleich der Prozess des Entstehens von Importgesellschaften türk-islamischen Ursprungs bereits begonnen und obgleich Rabehl mit seinem Hinweis auf die „revolutionäre Bauernschaft der Dritten Welt“ bereits eine mögliche Richtung gewiesen hatte, der gesellschaftliche Weitblick.

Und doch bleibt festzuhalten: Die Idee, den als revolutionsunfähig erkannten deutschen Michel über die gezielte Produktion von Ghetto-ähnlichen Strukturen mittels „Gegenmilieu“ mit der revolutionären Gesellschaftstransformation zu beglücken, war in der Welt. Und sie prägte eine Generation von Nach-Denkern, denen Dutschke gleich einem Lenin vergötterter Führer der Revolution ist.

Rabehl schwingt um

Der von seinen früheren Weggefährten mittlerweile als „rechtsextremer Nationalist“ gebannte Rabehl hatte die Tragweite der 67-Diskussion und ihre Folgen durchaus erkannt. Geistig gereift  warnte er bereits 1998 in München als Gast der Burschenschaft Danubia vor der „kulturellen Überfremdung Deutschlands“, die „bürgerkriegsähnliche Zustände und  Terrorismus“ hervorrufen werde.

Der ewige Provokateur Rabehl wagte es sogar, gänzlich politisch unkorrekt festzustellen: „Dieses Problem der Überfremdung und der Auflösung einer nationalen oder städtischen Kultur soll in Deutschland nicht thematisiert werden. Die Antifa-Linke steht hier bewußt in einem Bündnis mit bestimmten Medien im In- und Ausland, die deutsche Kulturintelligenz einzubinden, bestimmte Fragen nicht zu stellen. Würde dieses Anliegen einer Tabuisierung der deutschen Frage  im Zusammenhang von Zuwanderung und ‚Überfremdung‘ aufgehen, wären auch die herrschenden Machteliten handlungsunfähig, die auf die Kritik und die Stimmungen im Lande angewiesen sind. Bei dieser Unbeweglichkeit in der nationalen Frage würden Extrempositionen irgendwann wie ein Rettungsanker wirken: etwa die Massenarbeitslosigkeit und die innere Zerrissenheit des Landes über eine Diktatur lösen.“

Rabehl ist heute inhaltlich nicht weit entfernt von dem ebenfalls an der Berliner „Freien Universität“ politisch sozialisierten Soziologen Gunnar Heinsohn, der als Folge seiner Forschungen in der „globalen Völkerwanderung“ und der daraus resultierenden „Flüchtlings“-Aufnahme eine reale Gefahr für die Existenz der europäischen Kultur erkennt – und beide gehören notwendig für die selbsternannten „Progressiven“ in der 68er-Tradition zu Renegaten, die die wahren Ziele der Revolution verraten.

Versagen oder Verschwörungstheorie?

Haben wir es also bei der scheinbar verfehlten Integrationspolitik tatsächlich lediglich mit einem politischen oder gesellschaftlichen Versagen zu tun, wie angesichts der Erdogan-Zustimmung behauptet wurde? Oder liegen vielleicht jene richtig, die hinter diesem scheinbaren Versagen einen faktischen Erfolg im Sinne der revolutionären Vorstellungen der Dutschkesianer vermuten? Erfolgt die strikte Ablehnung des natürlichen Weges der Assimilation in die Gastgesellschaft nicht auf Grundlage fehlverstandener Toleranz, sondern auf Grundlage eines „Masterplans“ der revolutionären Systemüberwinder?

Weltbevölkerungspolitik im 21. Jahrhundert
UN - A Torrent of Faces
Nun – abschließend beantworten lässt sich diese Frage nicht. Tatsächlich jedoch bewegt sich die deutsche Republik seit geraumer Zeit genau in jenes damals noch utopische Bild einer über Ghettos, über „Gegenmilieus“ revolutionär zu transformierenden Gesellschaft, entworfen vom Vordenker der deutschen „Revolution“, Rudi Dutschke. Denn Gegenmilieus sind es, die im vergangenen halben Jahrhundert entstanden sind – geistig wie lokal. Geistige Ghettos sind es auch, wenn aus diesen Nischen der Kultur, die nicht einmal vier Prozent der Wohnbevölkerung des deutschen Staates ausmachen, beständig Forderungen erhoben werden, ihre in eklatantem Widerspruch zur Mehrheitskultur stehende Archaik gesellschaftsfähig machen zu wollen. Wie sehr diese Ghettos sich bereits in den Köpfen selbst führender Politiker eingenistet haben, wird beispielsweise dann deutlich, wenn der österreichische Bundespräsident öffentlich darüber sinniert, dass die aufgeklärte, europäische Frau „aus Solidarität“ das Kopftuch tragen sollte – jenes Zeichen einer als Religion bezeichneten, frühmittelalterlichen Herrschaftsdoktrin, die die Menschen in totalitärer Unmündigkeit hält.

Dutschke am Ziel seiner Träume

Wir wissen nicht, ob Dutschke es begrüßt hätte, wenn in diesen von ihm herbeigesehnten Ghettos heute die Unterwerfung unter eine fiktive Figur namens Allah gepredigt wird. Wir wissen auch nicht, ob es Dutschke gefallen hätte, dass die Menschen in diesen Ghettos, statt seiner revolutionären Führung zu folgen, sich hinter einem faschistoiden, jedoch nicht minder autoritären Führer scharen. Tatsächlich will es eher so erscheinen, als ob das revolutionäre Ziel der Transformation der deutschen Gesellschaft zufällig perfekt mit der Integrationsverweigerung von Migrantengruppen korreliert. Doch es kristallisiert sich in seiner Substanz strukturell als genau jene Vision von der deutschen Republik heraus, die Dutschke dereinst herbeiorganisieren wollte.

Und es hilft vielleicht zu erklären, warum eine Simone Peter die Schuld an der Verhinderung von Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht umgehend umzulenken suchte auf die den Revolutionären verhassten „Büttel“ des Staates. Es hilft erklären, warum Katrin Göring-Eckardt bei den illegalen Einwanderern, Dutschkes „Negern“, die heute nicht mehr so bezeichnet werden dürfen, von „Menschengeschenken“ erzählt. Es hilft erklären, warum Claudia Roth die „Schuld“ am angeblichen Versagen der Integrationspolitik nicht bei den in der Bringschuld stehenden Zuwanderern sucht, sondern ausschließlich bei der ihr verhassten deutschen Gesellschaft findet. Und es könnte sogar erklären helfen, warum die angeblich in ihrer breiten Mehrheit als „hochqualifiziert“ geschönten Invasoren sich als in breitester Masse als gänzlich unqualifiziert und letztlich für eine moderne Gesellschaft untauglich erweisen – und dennoch aus dieser Erkenntnis keinerlei Konsequenzen gezogen werden.

Vielleicht waren jene Türken, die dereinst auf der Suche nach Arbeit in das ihnen kulturell fremde Deutschland kamen, diesen Protagonisten der Transformation mit dem Bestreben, gänzlich kleinbürgerlich ihren Verdienstmöglichkeiten in einer sie längst akzeptierenden Gesellschaft nachzugehen, schon viel zu „deutsch“ geworden. Vielleicht sind sie schon deshalb transformatorisch ungeeignet, weil es ihnen viel zu gut geht, um noch revolutionäres Potential zu sein.

Die immer noch durch verwirrte Ideologen angestrebte revolutionäre Transformation nicht nur der deutschen Gesellschaft ist – das hat Dutschke vor einem halben Jahrhundert definiert – auf ein gewaltbereites Proletariat ohne Zukunftsaussichten zwingend angewiesen. Die nach wie vor ungebremste Einschleusung von vorrangig jungen, kräftigen Männern vor allem aus Afrika, organisiert von sogenannten Hilfsorganisationen ebenso wie der Bundesmarine als Handlanger der Profis, schafft Dutschkes „Negerproletariat“ in den satten Norden. Spätestens damit nun hätte sich Dutschke fast schon am Ziel seiner vor einem halben Jahrhundert gesponnenen, revolutionären Träume gesehen.