Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 40 – Wo bleibt das Positive?

Zum Beispiel hier: Nur Positiv-Berichte über Donald Trump. Frank-Walter verteilt Bückware aus China, Söder tut Buße und Laschet sucht Rat beim Papst.

Natürlich ärgern sie sich beim „Spiegel“ und ähnlich gelagerten Geistern! Gerade hatten sie den Donald wieder mal gestellt mit Enthüllungen wie „Steuertricks des Trump-Imperiums. 70.000 Dollar für die Frisur – abgesetzt von der Steuer“ oder „Trump zahlte nur 750$ Einkommenssteuer.” Dann hatten sie ihn nach seinem „bulldozernen Auftritt“ beim TV-Duell mit Joe Biden sofort zum Verlierer erklärt.

Und gerade als sie das alles noch schöner ausleuchten wollten, die Experten zur Analyse bereitstanden, die Talkshowtermine festgezurrt waren, ist das Thema schon wieder vom Tisch, denn Donald schreibt sein eigenes Drehbuch. Und plötzlich stehen allerorten nur noch Positiv-Berichte über Trump: Der US-Präsident hat Corona.

♦ Trumps Erkrankung veranlasste Linke hüben wie drüben spontan, ihre Hassmasken aufzusetzen und ihm den Tod zu wünschen. Herausforderer Joe Biden von den Democrats hat hingegen seinen Anstand nicht verloren und twitterte:
Jill and I send our thoughts to President Trump and First Lady Melania Trump for a swift recovery. We will continue to pray for the health and safety of the president and his family.
Vielleicht sollte den Text mal jemand im Bundespräsidialamt für unseren Genossen Präsident übersetzen, damit der eine Vorlage für gutes Benehmen hat …

♦ In Brüssel erklärten die EU-Staaten unter deutscher Leitung ihre „volle Solidarität“ mit Griechenland und Zypern im Konflikt mit der Türkei, der im Gegenzug die Erweiterung der Zollunion und Visaerleichterungen in Aussicht gestellt wurde – sofern die Türkei jetzt nicht beleidigt ist wegen der vollen Solidarität mit Griechenland und Zypern.

Des Weiteren wurde der Giftanschlag auf Nawalny einstimmig verurteilt, und über ein paar Weißrussen, die dicke mit Lukaschenko sind, wurden Konto- und Reisesperren verhängt. Außerdem haben sich die Staatsführer der 27 über dieses Corona „einen sehr guten Überblick verschafft“. Eine 100%ige Planübererfüllung!

♦ Mächtig stolz ist man in Berlin außerdem, weil Deutschland am zweiten Gipfeltag Frankreich vertreten durfte. Macron hatte Wichtigeres zu tun.

♦ Wegen einschlägiger Vorkommnisse in der letzten Zeit hat die Bundespolizei (oberster Einsatzleiter unser Innenhorst) eine Reisewarnung für den Kölner Hauptbahnhof ausgesprochen: Von Freitagnachmittag (16.00 Uhr) bis Sonntagmorgen (8.00 Uhr) dürfen Einheimische wie Unheimliche das Gelände nicht mehr betreten, wenn sie „Feuerwaffen aller Art, echt aussehende Spielzeugwaffen, Messer, große Scheren, Beile, Knüppel oder Baseballschläger“ mit sich führen. Und was lesen wir am Samstag in der Zeitung? „Terroralarm in Köln. Bombe im Zugabteil gefunden.“ Noch mal nachsehen. Tatsächlich. „Bombe“ steht nicht explizit in der „Allgemeinverfügung zum Verbot des Mitführens von gefährlichen Gegenständen“ für das Risikogebiet. Aber die Bombe wurde ja auch in einem entlegenen Zugdepot gefunden.

♦ Großer Bahnhof im Schloss Bellevue unter dem Motto „Vereint und füreinander da“ – das gibt ein Kreuz, das ist doch klar. Es wurden Bundesverdienstkreuze überreicht an einen Pianisten, weil der „während der Hochphase der Pandemie per Social Media täglich ein Hauskonzert spielte“. An eine Journalistin, weil die „es zu ihrem Spezialgebiet gemacht habe, Wissenschaft verständlich zu vermitteln“, via Podcast und sogar in Büchern. An einen Landrat, der (vergebens aber öffentlichkeitswirksam) Udo Lindenberg zu einem Corona-Beruhigungskonzert in seinen Landkreis eingeladen hatte. Und an Dr. Drosten, ohne den wir gar nicht wüssten, dass wir Corona haben. Wir gratulieren.

♦ Und immer wieder die Frage: Was darf Satire? Aber es ist doch nicht unsere Schuld, dass die Bundesverdienstkreuze, die Frank-Walter so großzügig verteilt, Bückware aus China sind!

♦ Markus Söder hat sich auf seinen ganz speziellen Walk of Shame (er ist Game of Thrones-Fan) begeben. Der Sünder Söder bereute aufrichtig „zur Verschärfung des Streits“ über die deutsche Asylpolitik beigetragen zu haben. Schande über ihn! Er habe Merkel Widerworte gegeben. Schande über ihn! Er habe sich über Horst Seehofer lustig gemacht. Schande über ihn! Er habe sich der dunklen Seite zugewandt… (Falscher Film, Markus, und jetzt ist auch mal gut.)
Irgendwie hat ihm die Selbstgeißelung und die Verdrehung aller politischen Positionen in ihr Gegenteil wohl eine höllische Freude bereitet, wie er listig zugab: „Von Horst Seehofer habe ich mehr gelernt, als ich lange zugeben wollte. Wahrscheinlich sind wir auf bestimmte Art enger verbunden, als wir beide es geglaubt haben.“

♦ Derweil fragte im Homeland NRW Armin Laschet seinen Aachener Pfarrer, ob er sich wirklich um Parteivorsitz und Kanzlerschaft bewerben solle, und der fromme Gottesmann antwortete – Sie ahnen es – mit ernster Miene: Armin, du schaffst es! Jedenfalls hat es Armin so verstanden. Zur Sicherheit ist er aber schnell noch zum Papst nach Rom gefahren, um auch von ihm zu hören: „Deus vult“ (Gott will es!).

♦ Hat er das wirklich gesagt, der Oskar Lafontaine? Dass ein unbegleitetes Flüchtlingskind rund 5.000 Euro im Monat kostet und er das einer Sozialrentnerin nicht erklären könne? Was ist daran so schwer zu erklären? Merkel, Kipping, Söder, Lindner, Karrenbauer und Esken haben damit überhaupt kein Problem …

♦ Überhaupt ist es unserer politischen Verantwortungsgemeinschaft wieder einmal gelungen, alle Gesetze der Logik außer Kraft zu setzen. Falsche Angaben beim Restaurantbesuch: 1.000 Euro Corona-Bußgeld. Falsche Angaben von Asylbewerbern zu ihrer Identität und Staatsangehörigkeit: straffrei. Was, wenn der Asylbewerber beim Restaurantbesuch falsche Angaben macht?

♦ Ei gugge da! Jobwunder in Sachsen, da wo die CDU mit SPD und Grünen regiert. Katja Meier, Bassgitarristin und „Sächsische Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung“ hat in gerade mal neun Amtsmonaten in ihrem Ministerium fast 50 neue Posten für Parteigänger und Mitmusikanten geschaffen. Muss man verstehen: Eene alleene is nich scheene.

♦ Ganz langsam rückt die Bundestagswahl näher und näher. Über den erbitterten Streit um die Wahlkreise in Berlin hatten wir ja kurz und treffend berichtet, schon zwingt uns die Chronistenpflicht die nächste Auseinandersetzung bei den Spezialdemokraten auf. Gerade noch wähnte Ralf Stegner einen Wahlkreis im Kreis Pinneberg sicher, da kommt – mir nichts, dir nichts – ein Mats Hansen zur SPD-Kandidaten-Tür herein und meldet eigene Ansprüche an. Mats ist gerade mal 31 Jahre alt, dazu „freundlich, fröhlich, Jungunternehmer, Jungpolitiker, Junggastronom, Jungmüllbeutelverkäufer“. Es ist, als stünde da der junge Ralf Stegner vor uns. Aber diesmal mischen wir uns nicht ein. Versprochen.

♦ Übrigens, der Andi Scheuer kann sich immer noch an nichts erinnern im Zusammenhang mit Maut und Autobahngesellschaft. Dabei ist der Andi doch noch recht jung. Müssen wir uns Sorgen machen?


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