Tichys Einblick
“Keine Story, russische Desinformation"

Wie der Skandal um Biden medial abgewiegelt wird, während ein ehemaliger Geschäftspartner auspackt

Je mehr Belege für die Korruptionsvorwürfe gegen Joe Biden auftauchen, desto entschiedener verfolgen amerikanische wie deutsche Medien ihren Kurs des Totschweigens. Jetzt begründet das amerikanische Pendant zum ÖRR höchst fragwürdig, warum sie nicht darüber berichten.

imago images / UPI Photo
“Wir möchten unsere Zeit nicht mit Stories verschwenden, die nicht wirklich Stories sind, und wir möchten die Zeit der Hörer und Leser nicht mit Geschichten verschwenden, die nur reine Ablenkungen sind.”

Das war die Erklärung des amerikanischen öffentlichen Rundfunks NPR, wieso man nicht über die in der New York Post bekannt gewordenen E-Mails um Hunter Biden berichte. In dem geleakten E-Mail-Verkehr ging es u.a. um ein Treffen eines ukrainischen Geschäftspartners von Hunter Biden mit seinem Vater Joe Biden, der damals als Vizepräsident zuständig war für die Ukraine-Politik der US-Regierung.

Verglichen mit dem deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist der NPR in den USA arm und ist kaum relevant, trotzdem arbeitet er mit Steuergeldern und ist der Neutralität verpflichtet. Die entsprechende offene Ankündigung, nicht über die Vorwürfe gegen einen der beiden Präsidentschaftskandidaten zu berichten, reiht sich allerdings ein in die Berichterstattung vieler anderer großer Medien, die das Thema verdrängen.

Ähnlich ist es auch in vielen deutschen Medien: Wenn das Thema genannt wird, dann nur mit Verweis auf die dubiose Herkunft der E-Mails. In der letzten Fernsehdebatte zwischen Trump und Biden suggerierte Biden sogar, die Geschichte sei russische Desinformation und Wahlbeeinflussung. Woher kommen also die fraglichen E-Mails, und was ist dran an den Anschuldigungen gegen Hunter und Joe Biden?

Heft 11-2020
Tichys Einblick 11-2020: Wieviel DDR steckt heute in Deutschland?
Laut New York Post hat Hunter Biden einen in die Reparatur gegebenen Laptop mit den E-Mails auf der Festplatte nie wieder abgeholt. Der PC-Reparaturladen habe nach einer gewissen Zeit das Gerät an sich genommen und auf der Festplatte die E-Mails entdeckt. Über Rudy Giuliani, ehemaliger Bürgermeister von New York City und Trump-Anwalt, wurden die E-Mails dann der New York Post zugespielt.

Hochrangige Demokraten wie etwa der Vorsitzende des Ausschusses für Nachrichtendienste des US-Repräsentantenhauses, Adam Schiff, erklärten das ganze stattdessen für eine “Schmutzkampagne aus dem Kreml”. Das brachte die US-Behörden auf den Plan. Der höchste Nachrichtendienstler in den USA, Direktor für Nachrichtendienste John Ratcliffe, reagierte prompt: In einem Fernsehinterview mit Fox Business sagte er, der Laptop sei nicht “Teil irgendeiner russischen Desinformationskampagne”, solche Behauptungen seien falsch.

Er betonte: “Die Geheimdienste glauben das nicht, weil es keine Erkenntnisse gibt, die dies unterstützen. Und wir haben keine solcher Erkenntnisse mit Adam Schiff oder irgendeinem Mitglied des Kongresses geteilt.” Inzwischen ist das FBI im Besitz des Laptops, Details zu Ermittlungen dazu nannte Ratcliffe nicht, wiederholte aber, dass solche sich nicht um “russische Desinformation” drehen. Trotzdem hielt das Biden nicht davon ab, genau solche Andeutungen in der gestrigen Fernsehdebatte mit Trump zu machen.

Hunter Bidens persönliches Sparschwein

Einer der amerikanischen Geschäftsleute, Tony Bobulinski, der in den E-Mails genannt wurde, ging jetzt an die Öffentlichkeit, weil er seinen Namen nicht in Zusammenhang mit angeblicher russischer Fälschungen sehen wollte. Er bestätigte die Echtheit der entsprechenden E-Mails an ihn und sprach über Hunter Bidens Chinageschäfte, an denen er beteiligt war.

Wie das Wall Street Journal berichtete, wurde Bobulinski von James Gilliar, einem Bekannten Hunter Bidens, für ein Geschäft zwischen Chinesen und einer der „bekanntesten Familien aus den USA“ im Dezember 2015 angeheuert – damals war Joe Biden noch Vizepräsident. Bobulinski, der Geschäftsführer des Joint Ventures mit dem chinesischen Energiekonzern CEFC werden sollte, wurde misstrauischer gegenüber Hunter Biden, der neben seinem Namen kaum etwas in das Geschäft eingebracht hätte, trotzdem aber ein höheres Gehalt als der Geschäftsführer verlangte.

Hunter Biden erklärt das gegenüber Bobulinski mit den Worten: “Mag nicht fair sein, aber es ist die Realität, weil ich der einzige bin, der ein ganzes Familienvermächtnis aufs Spiel setzt.” Auch James Gilliar beschwichtigte Bobulinski: „Ich weiß, warum [CEFC-Vorsitzender Ye Jianming] den Deal will und was ihn enorm macht. Es ist der Familienname.“

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Joe Biden bestreitet, dass er mit seinem Sohn Hunter über dessen Geschäftsbeziehungen gesprochen hat. Allerdings zeigen Textnachrichten zwischen Bobulinski und Gilliar, wie Letzterer schreibt: “Erwähne nicht, dass Joe involviert ist, nur wenn du von Angesicht zu Angesicht bist, ich weiß, dass du das weißt, aber sie sind paranoid.”

Wie das Wall Street Journal außerdem berichtet, war CEFC eng mit der chinesischen Regierung und dem chinesischen Militär verbunden, bis es nach US-amerikanischen Anklagen wegen Geldwäsche bankrott ging.

„Ich habe gesehen, wie Vizepräsident Biden sagte, er habe nie mit Hunter über sein Geschäft gesprochen. Ich habe aus erster Hand gesehen, dass das nicht stimmt”, sagte Bobulinski gegenüber Fox News. Die Chinesen hätten das Unternehmen zur politischen Einflussnahme verwenden wollen. Und Hunter wollte es “als sein persönliches Sparschwein nutzen, indem er einfach Geld herausnahm, sobald es von den Chinesen kam”, erklärt es Bobulinski.

Nun wird berichtet, dass Bobulinski bald vom FBI vernommen werden soll, außerdem will die Polizeibehörde seine Textnachrichten sichten. Bobulinski hatte zuvor schon angekündigt, dass er verschiedenen Senatsausschüssen entsprechende Unterlagen bereitstellen wird.

Joe Bidens Wahlkampagne sagt, der ehemalige Vizepräsident hätte keinerlei Gesetz gebrochen. Das ist aber auch möglich, wenn diese Anschuldigungen stimmen, denn das beschriebene Verhalten ist nicht unbedingt illegal. Es wirft nur kein gutes Licht auf Joe Biden, wenn sich sein Sohn während seiner Amtszeit als Vizepräsident mithilfe des Namens Biden im Ausland mit fragwürdigen Geschäften bereicherte, sein Vater davon wusste und nichts dagegen unternahm. Es würde dem Image des Präsidentschaftskandidaten als sauberen, ehrlichen Staatsmann sicher schaden. Und da hilft es ihm natürlich, wenn die Anschuldigungen kein mediales Echo finden, und er sich keinen schwierigen Fragen stellen muss.


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