Tichys Einblick
Wahlen in Spanien

Ein kompliziertes Wahlergebnis in Zahlen

Nach Medienprognosen sollte die Links-Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez am Sonntag „abgewählt“ werden, und die konservative Volkspartei PP von Oppositionsführer Alberto Nuñez Feijóo 145 bis 150 der (insgesamt 350) Sitze im Abgeordnetenhaus (Congreso) gewinnen. Es kam anders, nicht ganz, aber etwas. Eine kurze Wahlanalyse.

IMAGO / Agencia EFE
Nach dem Wahlergebnis liegen die beiden großen Parteien Spaniens, PP und PSOE, bei den Stimmen (33 und 32%) nahe beieinander. Dass die Sitzverteilung stärker auseinandergeht (136 gegenüber 122 Sitzen hängt mit dem spanischen Wahlrecht zusammen, das die ländlichen und bevölkerungsarmen Gebiete etwas begünstigt.

Die Mehrheit im Abgeordnetenhaus liegt bei 176 Sitzen, beide Großparteien benötigen also Koalitionspartner: Ein Rechtsblock aus PP und der „rechtsradikalen“ Vox kommt auf 169 Sitze, ein Linksblock aus PSOE und der „linksradikalen“ Suma auf 153 Sitze. In beiden Fällen reicht dies nicht zur  Regierungsbildung.  Rechts- oder Linksblock müssten durch Regionalparteien, die insgesamt über 28 Sitze verfügen, unterstützt werden. Für den Rechtsblock wird dies schwierig sein, weil Vox stark zentralistisch orientiert ist.

Vorläufiges Fazit: Die PP ist (wieder) stärkste Partei in Spanien geworden und hat insofern die Wahl 2023 zum Abgeordnetenhaus „gewonnen“; die PSOE aber nicht „verloren“, sondern gegenüber den Wahlen von 2019 leicht zugelegt. Verloren hat, vor allem an Sitzen, die nationalkonservative Vox – die übrigens 2013 von früheren Mitgliedern der PP gegründet wurde. Die Regierungsbildung wird kompliziert werden und deshalb vermutlich Monate dauern. Eine einfache „deutsche“ Lösung, nämlich die große Koalition, hat in Spanien kaum Chancen.

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