Tichys Einblick
Zur UN-Klimakonferenz

Lockdown-Serien blieben ohne Wirkung auf CO2-Gehalt in der Luft

Weltweit mit Covid-19 begründete Lockdowns änderten am Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre nichts. Das erklärt die Weltorganisation für Meteorologie – und versucht dennoch, pünktlich zum Beginn der UN-Klimakonferenz in Glasgow, Panik zu schüren. Von Michael Limburg

IMAGO / NurPhoto

Wie bereits im TE Wecker berichtet, hat die Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organization – WMO) einen leicht angestiegenen CO2-Gehalt in der Luft gemeldet und dazu erklärt, dass die pandemiebedingten Lockdowns am Anstieg nichts geändert haben. Ein erstaunlicher Befund.

Gestern hat in Glasgow die vom letzten auf dieses Jahr verschobene UN-Klimakonferenz, genannt COP (Conference of the Parties) 26 begonnen. Pünktlich dazu meldete sich die WMO mit einer als Schreckensmeldung aufgemachten Pressemitteilung. Die deutschen Medien übernehmen.

Die Zeit titelt „CO2-Gehalt in der Luft auf Höchstwert“, und schreibt weiter: „Wegen der Pandemie emittierte die Weltwirtschaft 2020 etwas weniger Treibhausgase als in den Jahren zuvor. Die Konzentration von CO2 stieg dennoch bedrohlich weiter.“ Und fährt später fort: „Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr sei sogar noch höher ausgefallen als die durchschnittliche Zunahme in den vergangenen zehn Jahren.“ Die ebenfalls chronisch Klimapanik schürende Süddeutsche Zeitung schreibt: „CO2-Konzentration in der Atmosphäre erreicht neuen Höchststand“. Um dann zu behaupten: „Beim Klimaschutz drängt die Zeit.“ Nur die Welt hält sich etwas zurück und wundert sich: „Stillstand in der Wirtschaft – dennoch Höchstwert bei Treibhausgas“. Allerdings ohne ein Fragezeichen zu setzen.

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Denn das verwunderliche Ergebnis dahinter ist: Trotz der weltweiten Lockdowns, die durch die rigide Covid-19-Politik fast aller Regierungen erzwungen wurden, steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre weiter mit gleichem Tempo wie zuvor. Und – in der Tat – diese Meldung hat es in sich, denn sie zeigt vor allem eines: Offensichtlich ist der anthropogene Anteil am sogenannten Kohlenstoffkreislauf, der den Zu- wie Ablauf zur CO2-Konzentration der Atmosphäre bestimmt, so klein, dass selbst die gewaltige CO2-Reduktion, die dieses Menschheitsexperiment zur Folge hat, keinerlei erkennbare, schon gar nicht messbare Auswirkungen auf seine Konzentration zeigt. Die Forscher ermittelten rund 2,4 Gigatonnen CO2 äquivalent, um die während der Pandemie der CO2-Ausstoß der Menschheit zurückgegangen ist. Das wären rund sieben Prozent der weltweiten Emissionen.

Das bedeutet: Offenbar sind die natürlichen Komponenten dieses Kreislaufs um ein Vielfaches größer als bisher unterstellt. Das hat weiterhin zur Folge, dass sämtliche CO2-Minderungsbemühungen ins Leere laufen. Die Natur nimmt sie einfach nicht wahr! Doch die CO2-Konzentration (genauer die Treibhausgas-Konzentration) soll ja bekanntlich die einzige Verursacherin der gegenwärtigen moderaten und erst in Zukunft erschrecklichen Erwärmung sein. Überdies wird weiter behauptet, dass 50 Prozent der anthropogenen Emissionen in der Atmosphäre verbleiben.

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Dieses Ergebnis ist nichts anderes als ein Offenbarungseid für die Weltklimaorganisationen wie IPCC, die WMO, die UN sowie alle Besucher der COP 26 – für alle deutschen ministerialen und NGO-beamteten Klimaretter; ein Fiasko insbesondere für „die Wissenschaft“. Ich möchte sie daher einmal mehr „dienende Wissenschaftler“ nennen, die seit Jahrzehnten das hohe Lied von der zwingend erforderlichen CO2-Vermeidung singen und ultimativ fordern, dass zumindest die westlichen Industriestaaten ein imaginäres Null-Emissionsziel anstreben. Sie nehmen dabei wissentlich und willentlich die Verarmung ihrer Bevölkerung in Kauf.

Nun hätte ein jeder, der guten Willens ist, über einen gesunden Menschenverstand verfügt und zudem Wissenschaft ernst nimmt, vielleicht sogar wissenschaftliche Texte wenigstens grob zu lesen und zu durchdringen vermag, schon von Anfang an Zweifel an der Seriosität der veröffentlichten Zahlen anmelden müssen. Denn die stimmen einfach nicht; die Unsicherheiten sind zu groß, ihre Definition ist zu schwammig, die Erfassung zu schwierig und zeitaufwändig, um daraus Wirkgrößen im unteren einstelligen Prozentbereich bestimmen zu wollen. Darüber haben wir bei EIKE oft berichtet. Zum Beispiel hier: „CO2 und Corona-update“ von Rob de Vos, oder hier: „Kohlenstoff-Kreislauf“ von Clyde Spencer, um nur die aktuelleren Beiträge zu nennen.

Bild 1: Kohlenstoffkreislauf nach Carbon Cycle Project

Copyright 2010, GLOBE Carbon Cycle Project

Insbesondere Clyde Spencer hat sich die Fehlerangaben in Bild 1 angesehen und als Tabelle (Bild 2) aufgeschrieben:


Dabei kommt er zu dem Schluss (Hervorhebung von mir): „Wie viel Prozent des jährlichen Beitrags von Kohlenstoff in die Atmosphäre ist anthropogen? Es ist, <8,8 (±0,1) / 216 (±2), oder <4,1 %. Ein allgemein behaupteter Wert ist etwa 3 %. Die größte Unsicherheit besteht darin, wie viel von der Kategorie ‘Entwaldung’ tatsächlich anthropogen ist. Der Punkt ist, dass wir die Summe mit mindestens einer Größenordnung weniger Genauigkeit kennen als die anthropogene Komponente.

Aber das ist noch nicht alles. Denn in einer anderen offiziellen Veröffentlichung findet Spencer diese Angaben zu den Quellen und Senken:

Bild 3: Schätzungen alternativer Kohlenstoff-Flüsse

Quelle: University of Exeter

Und er kommentiert dieses Faktum trocken so: „Diese Grafik, (Abb. 3), ist noch problematischer. Sie zeigt oben einen jährlichen Anstieg von 240 ±10 pg. Eine andere Art der Darstellung ist 240 pg ±4%. Wenn ich die angezeigten Werte in eine Tabelle einfüge, kann ich aber nur 207 ±2 pg ausweisen! Wir sind nun mit einem Problem der Genauigkeit sowie der Präzision konfrontiert.“

Spencer weiter: „Wie ich es oben für Abb. 1 (hier Bild 2) getan habe, folgt nun eine Tabelle mit den Schätzungen aus Abb. 2 (hier Bild 3): In diesem Fall ist der anthropogene Anteil 9 (±1) / 207 (±2), oder ≈4.%. Nehmen wir an, dass der angegebene Kohlenstofffluss (240 pg) und die damit verbundene Unsicherheit (±10 pg) korrekt sind und ich entweder etwas übersehen habe oder der Künstler, der die Illustration erstellt hat, etwas in der Illustration vergessen hat: Die Unsicherheit (±10) ist gleich oder größer als der geschätzte gesamte anthropogene Beitrag, 9 ±1 pg.“

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Das bedeutet weiterhin: Unterstellt, dass alle Quellen und Senken des Kohlenstoffflusses überhaupt bekannt und darüber hinaus auch noch einigermaßen zeitlich wie volumenmäßig bestimmbar sind, würde schon aus dieser Fehlerbetrachtung klar, dass die anthropogenen Emissionen im Rauschen der Messunsicherheit verschwinden müssen. Doch es fehlt schon einmal der Anteil der Hunderttausende von unterseeischen Vulkane – sogenannte „schwarze Raucher“ – völlig. Die stoßen in mehr als 4.000 Meter unter dem Meeresspiegel erhebliche Mengen an CO2 aus; sie werden weder erfasst noch numerisch in irgendeiner Weise abgeschätzt. Der australische Geologe Ian Plimer schätzt ihre Emission immerhin auf mindestens das 10-Fache der anthropogenen Emissionen.

Daher ist es in höchstem Maße unredlich, ja betrügerisch, auf einem derart unsicheren Fundament so weitreichende Maßnahmen zum Schaden fast aller und zum Nutzen nur sehr weniger zu fordern und noch schlimmer: auch zu beschließen und umzusetzen. Es bleibt daher die nüchterne Erkenntnis: Wer von diesen Leuten „Klimaschutz” sagt, will betrügen.


Diplom-Ingenieur Michael Limburg ist Vizepräsident des Europäischen Institutes für Klima und Energie.


Weiterführende Infos
https://www.researchgate.net/publication/341496430_Temporary_reduction_in_daily_global_CO2_emissions_during_the_COVID-19_forced_confinement
https://earth.stanford.edu/news/covid-lockdown-causes-record-drop-carbon-emissions-2020#gs.eu8fmp