Tichys Einblick
Abweichende Meinung

Gesicht zeigen in Deutschland: Die Frau ohne Maske

Zwei Jahre Kampf gegen Obrigkeit und konforme Mitbürger: Für Alexandra und Martin aus Hamburg ist das Tragen einer Maske das "Zeichen der Unterwerfung" unter Maßnahmen, die sie für falsch halten. Wie lebt man ohne Maske, und wie hält man das aus? Von Ulrike Trebesius

IMAGO / Bihlmayerfotografie

Eigentlich wollten Alexandra Ainsworth, 49, und Martin Grettner, 50, aus dem Hamburger Nordwesten eine Salsa-Tanzschule in der Nähe vom Rathausmarkt eröffnen. Viele Latein-Amerika-Urlaube und die Liebe zum Tanz haben die beiden dazu inspiriert. Räumlichkeiten wurden besichtigt und an einer Homepage bereits gearbeitet. Ein ganz normales Leben mit Kindern, bürgerlichen Jobs und einer persönlichen Lebensplanung. Beide erinnern sich an den Tag im März 2020, der ihr Leben grundlegend veränderte. „Die machen die Schulen zu!“ teilte Martin seiner Lebensgefährtin Alexandra telefonisch mit und damit stürzte das Leben der Familie wie das von Millionen Menschen in Deutschland ins Chaos. Kurz darauf erließ die Bundesregierung, damals noch unter Angela Merkel, einen ersten harten Lockdown, den man in Berlin noch eine Woche zuvor als Verschwörungstheorie bestritten hatte.

Auch Martin und Alexandra waren anfänglich verunsichert, wie gefährlich das Virus sei und hatten Verständnis für die Maßnahmen der Bundesregierung bzw. akzeptierten diese weitgehend. Nach wenigen Wochen jedoch, im April oder Mai 2020, verfestigte sich bei beiden der Eindruck, dass die politischen Maßnahmen größeren Schaden anrichten werden als die Pandemie selbst. Sie empfanden das permanente Schüren von Angst durch die Regierung und die staatlichen Stellen als unangemessen im Umgang mit erwachsenen und eigenverantwortlichen Bürgern. Und sie wollten ihre Kinder beschützen, die wie Millionen Kinder bis heute unter den von der Politik durchgesetzten Maßnahmen leiden. Und begannen damit, sich umfänglich zu informieren. Und sich zur Wehr zu setzen.

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In der damaligen Diskussion zwischen Wissenschaft und Politik gab es teils sich widersprechende Aussagen und Maßnahmen hinsichtlich der Masken und ihrer Wirksamkeit. Ob OP-Masken, Stoffmasken oder FFP2-Masken war für das Paar jedoch nicht relevant. Beide haben nie und zu keinem Zeitpunkt eine Maske getragen, die sie als erheblichen Eingriff in ihre Freiheitsrechte verstehen und deren Sinnhaftigkeit sie anzweifeln. Aufgrund von ärztlichen Untersuchungen, konnte bestätigt werden, dass Alexandra und Martin aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen dürfen. Mittlerweile sind sowohl Martin und Alexandra sowie auch die Kinder auf Grund medizinischer Indikation durch Atteste vom Tragen der Maske befreit. Und machen davon natürlich Gebrauch.

Alexandra ist in ihrem Stadtteil als „die Frau ohne Maske“ bekannt. Sie geht hier unmaskiert in den Supermarkt oder in Geschäfte – wenn auch meist mit vorherigem Hinweis auf ihr Attest, da sie die Inhaber der Läden nicht in Schwierigkeiten bringen möchte. Martin fährt jeden Tag mit der S-Bahn zu seiner Arbeit im Hamburger Stadtzentrum. Ohne Maske. Schon dreimal wurde seinetwegen deshalb in den Ablauf des öffentlichen Verkehrs eingegriffen, 3-mal der Notknopf getätigt, um den den maskenlosen Martin beim Zugführer zu melden, da er als Gefahr für die Gesundheit verstanden wurde. Es gab Diskussionen mit dem Zugführer und mit anderen Fahrgästen. Oft wurde er verbal angegriffen und persönlich extrem beleidigt. Manchmal, so berichtet er, wurde ihm schon schlecht, wenn er die Treppen zum S-Bahnsteig nach unten lief. Aus Angst vor den Reaktionen seiner Mitmenschen, die ihn anpöbelten, beleidigten und ermahnten. Trotzdem bleibt Martin hart und verzichtet auf das Tragen einer Maske.

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Für Alexandra und Martin ist das Tragen der Maske das äußerliche „Zeichen der Unterwerfung“ unter Maßnahmen, die sie selbst für falsch halten und von denen sie glauben, dass auch viele andere Menschen diese nicht aus Überzeugung tragen, sondern um Ausgrenzungen zu entgehen. Dabei sind Masken ihrer Überzeugung nach hinsichtlich ihrer körperlichen als auch seelischen Auswirkungen negativ. Sie bezeichnen das, was im Moment geschieht, als „Verbrechen an der Gesellschaft“. Deshalb ist ihnen der Schutz ihrer Kinder vor den Übergriffen des Staates wichtiger als die Anpassung an Regulierungen, deren Sinnhaftigkeit sie in Frage stellen. Sie fragen, warum Kinder, die 3-mal pro Woche getestet werden und nur bei negativem Testergebnis am Unterricht teilnehmen dürfen, trotzdem 6–8 Stunden mit Masken im Unterricht sitzen müssen. In Klassenräumen, die auch noch mit Luftfiltern ausgestattet sind und die alle 30 Minuten gelüftet werden müssen. Auch bei Minusgraden. Und ob man nicht besser die Restauranttische in die Schulen stellen solle, damit die Kinder vom Maskentragen wenigstens am Schultisch verschont blieben wie die Erwachsenen, die dort abends maskenlos Sushi oder Schnitzel essen.

Sie fragen, was für Inhaltsstoffe in den Tests enthalten sind, die die Kinder in täglichen Selbsttests verwenden müssen, welche Inhaltsstoff die Luftfilter enthalten und sie fragen nach chemischen Substanzen in den Masken selbst. Sie fragen, welchen Einfluss es auf den Körper eines Kindes hat, der sich in der Entwicklung befindet, täglich den eigenen Brodem immer und immer wieder einatmen zu müssen, besonders, da Hamburger Kinder sogar mit Maske Sport treiben müssen und welche Bakterien sich in den Masken nach vielen Stunden Durchfeuchtung bilden können und wie schädlich diese für junge Lungen sind.

Und besonders fragen sie, was es für Kinder in der Entwicklung bedeutet, sein Gesicht hinter einer Maske verstecken zu müssen. Die Mimik des Gegenübers nicht zu sehen. Wie schreiben lernen, wenn man die Lippen der Lehrerin nicht sehen kann, die unterschiedliche Bewegungen durchführen, je nachdem, ob man ein M oder ein P schreiben soll. 
Was macht es mit einer geistigen und psychischen Gesundheit, wenn man als soziales Wesen alle sozialen Regungen unterdrückt und nicht unbeschwert die Köpfe zusammenstecken, gemeinsam toben, klettern und lachen und sich in den Arm nehmen kann? Die Kinder, 7 und 13, sind durch ärztliche Atteste von der Maskenpflicht befreit und seitdem kämpfen Martin und Alexandra darum, dass ihre Fragen beantwortet werden. Sie werden seit Monaten Zeugen eines Verantwortungs–Ping-Pongs, dass zwischen der Schule und der Hamburger Schulbehörde aufgeführt wird. Jeder verweist auf die jeweils andere Seite, um die eigene Zuständigkeit sowie die Haftungen von sich zu schieben. Die meisten Anfragen bleiben jedoch schlicht unbeantwortet.

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Man sollte doch meinen, dass insbesondere Pädagogen sich empathisch gegenüber den ihnen anvertrauten Schützlingen verhalten und sich für deren Interessen einsetzen, wenn dies schon nicht durch Politik, durch Fachmediziner oder gar Virologen passiert. Im Gegenteil erleben viele Eltern in der gesamten Pandemiezeit eine Berufsgruppe, die sich den eigenen Ängsten nicht nur hingibt, sondern von Kindern Maßnahmen erwartet und diese mit Maßnahmen durchsetzt, die nur als schockierend bezeichnet werden können.

So wird vor allen Mitschülern, auch den Kindern in der Grundschule, mehrfach monatlich der Impfstatus abgefragt. Bei geimpften Kindern gibt es Applaus, bei ungeimpften herrscht hingegen Stille. Die Kinder werden dazu angehalten, zu überwachen, dass der Test ordnungsgemäß durchgeführt wird. Erwischt ein Mitschüler hier ein Kind beim Mogeln, zeigt er es der Lehrerin an. Hier wird ein Gruppenzwang aufgebaut, der an dunkelste Zeiten erinnert und der auch von vielen Eltern mitgetragen wird. Manche Kinder verstecken sich während des Unterrichtes unter den Tischen, um wenigstens für kurze Zeit die Maske vom Gesicht nehmen und frei atmen zu können.

Martin und Alexandra tragen das nicht mit. Und ihre Kinder so gut es geht auch nicht. Und sie wehren sich aktiv dagegen. Ihre gesammelten Dokumente bestehend aus Anfragen und Widerspruchserklärungen, die sie in den letzten 2 Jahren an die Hamburger Schule ihrer Kinder bzw. den Hamburger Schulsenat formuliert haben und die unbeantwortet blieben, haben sie in einem Ordner zusammengefasst und haben damit bei der örtlichen Polizeidienststelle in Hamburg Anzeige gegen das Schulpersonal wegen Körperverletzung im Amt gestellt. Die Beamten waren sehr freundlich und versprachen, dass umfangreiche Material zu sichten und auszuwerten. Weder die betroffenen Personen, weder noch die Schule noch die Schulbehörde haben sich bislang zu der Anzeige geäußert.

Alexandra Ainsworth und Martin Gettner haben in den letzten Monaten eine neue Homepage aufgebaut. Statt um lateinamerikanische Tänze geht es jetzt um Corona, die Maßnahmen und wissenschaftliche Hintergründe. Sie möchten allen Mut machen, die die Maßnahmen still ertragen oder sich nicht zu wehren getrauen.

Auf Nachfrage definiert sich Martin als ursprünglich vollkommen unpolitisch und Alexandra ordnet sich dem grünen Spektrum zu. Sie nehmen in Hamburg regelmäßig an Spaziergängen und Demonstrationen teil, auf denen sie die kleinen Visitenkarten mit dem Verweis auf ihre Homepage verteilen. Die durch und durch bürgerliche Familie steht der berittenen Polizei in Hamburger ebenso mutig gegenüber wie dem Vorwurf, „rechts“ zu sein. Trotzdem haben sie auf Nachfrage darauf bestanden, mit vollem Namen veröffentlicht zu werden und damit möglicherweise für sich und ihre Kinder Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Sie wollen Gesicht zeigen. Dazu gehört, sich ohne Maske zu präsentieren und den Namen zu nennen, finden Alexandra Ainsworth und Martin Gettner. Sie stehen zu dem, was sie tun und wollen das so klar kommunizieren.

„Wer es nicht versucht, der hat doch schon verloren.“, sagt Alexandra.
Ich habe Achtung vor dieser Familie, die seit zwei Jahren das lebt und durchsetzt, was von Politikern sonst in Sonntagsreden beworben wird: sie zeigen Zivilcourage.

http://www.frei-corona.de/index.html


Ulrike Trebesius

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