Tichys Einblick
Zurück in die Zukunft

ZDF Sommerinterview – Frank-Walter, der Erste

Das Land gespalten, Europa zerfällt, die Zukunft bedroht. Aber unser Mann im Schloss war ganz weit weg. Im Ungefähren.

Screenprint: ZDF

Natürlich wissen wir nicht, ob es seine Idee war, Bettina Schausten v o r dem Schloss zu empfangen, oder ein total genialer Einfall vom Kreativteam des ZDF. Sommer im Park. Der Schlossherr erzählt erst einmal ein paar lockere Anekdoten. Leider kann Frank-Walter keine Anekdoten erzählen, er kommt nämlich aus Detmold. Dummerweise versucht er es trotzdem. Dort hinten, er zeigt zu einem Teich, saßen einst William und Kate beim Picknick, als Frank-Walter einen Habicht erspähte, der fast … also hat er nicht, der Habicht, hätte aber … und so stirbt die Geschichte, bevor sie zum Leben fand.

Auf jeden Fall ist Frank-Walter mächtig stolz auf sich, das merkt man. Er, im Schloss! Als Sozialdemokrat fühlt er sich verpflichtet, Sanssouci „Arbeitsplatz“ zu nennen. „Kein einfacher, aber einer der Schönsten“. Damit kein Partei-Neid aufkommt, fügt er an, der Park sei zugänglich, also nicht für jeden, aber mit „Staatsgästen“ muss er ihn teilen. Das Sommerinterview findet aber dann in seinem Arbeitszimmer statt, das nicht mehr nach Schloss aussieht, sondern nach Detmold. Sommerlich ist nun nur noch seine tiefe Gesichtsbräune von der Arbeit.

Bettina Schausten und Frank-Walter Steinmeier sind natürlich in allem einer Meinung, die Schwierigkeit für Bettina liegt lediglich darin, den als eher dröge bekannten Frank-Walter zu einigen knackigen Zitaten zu treiben. Deswegen gibt sie gleich mächtig Gas. „Mal im Ernst“ sagt sie, und redet von einer „tiefen Krise“.

„Das darf man nicht vom Tisch wischen“, spricht Frank-Walter mit ernster Miene. Anrufe von Staatschefs und „Briefe von Bürgerinnen und Bürgern“ (im Weiteren B & Bs) habe er bekommen. Also von B & Bs, die „kommunale Verantwortung tragen“, sprich von Parteifreunden aus der Provinz.

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Aber der Präsident beisst noch nicht richtig an. Will sich ins Ungefähre retten. Er sei „weder Bundestrainer (Volkstümlich!) noch Journalist (anbiedernd, um Milde bittend!), er könne deshalb „keine Einzelbewertungen“… Wichtig sei, „dass man das, was hinter uns liegt, nicht vergisst und auf Zukunft orientiert ist. (aus Gaucks Gebetbuch?) Mein Gott, ja, „ich lese auch“, aber was ist mit Rente, Pflege, Wohnungsbau (Nahles‘ Katechismus)? Nein, er will die Migration nicht ausklammern, aber „tagtägliche Probleme“ dürfe man nicht geringschätzen.

Hat er von tagtäglichen Messerattacken, Vergewaltigungen, Morden gelesen? Überraschenderweise spricht Schausten den Mord an Susanna F. an, und fragt, ob FW merke, dass „die Stimmung kippt“. „Wie ich in meiner Rede zum Tag der deutschen Einheit …“ sagt der Präsident. „Nicht vernachlässigen, ernst nehmen“, aber „nach meinen Erfahrungen“ treibe die Leute vielmehr um, ob es genügend Lern- und Lehrangebote zum Integrieren gibt, „um hier zu arbeiten.“ Da hören wir die reformierte Bethlehemsgemeinde in Berlin, der er angehört.

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Jetzt fährt Bettina die schweren Geschütze auf. Söder und der Asyltourismus, extra eingespielt als Film, falls Frank-Walter nichts mitbekommen hat. Ja, ja, wenn wir jetzt über Sprache reden. Da hat sich die letzten Jahre … Junge Menschen im Digitalen … Grenzen des Unsäglichen verschwommen. Gerade die Regierungsparteien müssen auf Sprache achten! Den Präsidenten eines befreundeten Staates „Hassprediger“ zu nennen, geht anscheinend in Ordnung. Nein, Frank-Walter will keine übertriebene politische Korrektheit. (Auch Andreas „in die Fresse“ ist also ok.)

Bettina aber lässt nicht ab: Von einer „Achse der Willigen“, schäumt sie, habe Herr Kurz aus Ö. gesprochen. Achsenmächte, das ist doch wie Autobahn! Ach, die Achse der Willigen gab’s doch auch schon beim Irakkrieg, schwächt der Präsident ab, er will sich einfach nicht zum Jagen tragen lassen. Auch in Europa nicht. Zwar habe er zum ersten Mal international kritische Stimmen zum EU-Gipfel gehört, aber wir dürfen nie aufhören zu werben. Gähn. So langsam verliert Bettina die Kraft zum Hervorkitzeln von strammen Sprüchen. Asselborn habe von Existenzkrise gesprochen, schiebt sie matt hinterher. Der Respekt vor Frank-Walters Amt verbietet uns, seine Antwort als laberlaberrhabarber zusammenzufassen.

Bettina versucht es ein letztes Mal. Donald Trump!! Raffiniert mittels scheinbarer Zustimmung. Hat Trump nicht „möglicherweise Recht“ mit der Forderung nach 2% Militärhaushalt? Nein, heute ist nichts mit Frank-Walter anzustellen. Nicht mal beim Fußball will er jemandem wehtun, „alle vier freuen sich, so weit gekommen zu sein.“ Gewinnen werden wohl die Engländer. Die mag er anscheinend, seit William und Kate ihn mal besuchten. Sie erinnern sich, die Geschichte mit dem Habicht …