Tichys Einblick
Friede, Freude, Union

Söder the Frauenheld und Laschet, der neue Helmut Kohl – bei Illner buckeln Doro Bär und Merz um die Wette

Bei Illner geht es um die Zukunft der Union. Und während Friedrich Merz sich mit seinem Auftritt augenscheinlich bei Armin Laschet für einen Posten bewerben will, schwört Dorothee Bär ihrem fränkischen Parteikollegen etwas überambitioniert ewige Treue.

Screenshot: ZDF/Maybrit Illner
Es ist schon amüsant: seit Wochen und Monaten kennt Illner nur ein Thema — Corona. Doch ausgerechnet jetzt, kurz nachdem die Regierung das vermutlich problematischste Gesetz der letzten Jahrzehnte verabschiedet hat, kommt für die Illner-Redaktion der Zeitpunkt für einen Themenwechsel. Das Thema, das es wert war, den ewigen Corona-Fluch zu durchbrechen, war an den Machtkampf in der CDU angelehnt, den Laschet vor kurzem gewonnen hat: „Ohne Groll, ohne Basis – verliert die Union das Kanzleramt?“

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Der große Ehrengast und quasi Alleinredner war an dieser Stelle Friedrich Merz. Ihm widmete Maybrit Illner zu Beginn der Sendung fast 15 Minuten lang eine eigene Befragung, bevor überhaupt andere Gäste angesprochen wurden. In diesen 15 Minuten hatte Merz die Möglichkeit, eine ganz dicke Schleimspur im Jubel für Laschet im Studio zu verteilen. Ob er sich seinen Traum vom Wirtschaftsminister jetzt auf die Art verwirklichen will? Gerade im Kontrast zu Altmaier, der Laschet ja knallhart in den Rücken gefallen ist, dürfte Merz mit Sympathien rechnen.

Trotz des Unmutes, der sich jetzt in der CDU breit macht, ist Friedrich Merz zuversichtlich.  Er richtet sich direkt an die Basis: „Wir haben sehr viele Austritte in den Kreisverbänden der CDU. Ich möchte deshalb an dieser Stelle sagen: Bitte bleiben Sie in der CDU, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Jetzt müssen wir gemeinsam für ein gutes Bundestagswahlergebnis kämpfen.“ Ein bisschen erinnert mich das neue Dreamteam aus Merz und Laschet an eine Textstelle von einem Lied der Petshop Boys: „I’ve got the brains. You’ve got the looks. Let’s make lots of money“ heißt es da. Nur, dass der eine in unserem Fall die Fäden der Macht zu bieten hat, während der andere die Basis mitbringen soll. Zu sehr möchte ich Merz für diese Allianz aber auch nicht kritisieren, denn schließlich wäre die Alternative seine Durchlaucht aus Bayern gewesen.

Och, Frau Bär!

Söder hat jetzt auch eine Allianz gegründet – seine schlechtere Hälfte war unter den Illner-Gästen: Doro Bär. Auch sie ist einer der Gründe, warum ich etwas nachsichtiger mit Merz sein kann. Denn während Merz das Laschet-preisen etwas übertrieben hat, als er ihn als den neuen Helmut Kohl handeln wollte, ist die Bär Doro mit ihrer Beweihräucherung noch einen großen Schritt weiter gegangen. So hat es sie beispielsweise zu dieser Aussage geritten: „Markus Söder steht für Modernität, er spricht ja auch Wählerinnen überdurchschnittlich an.“ Da muss Doro Bär wohl von sich auf andere geschlossen haben. Doch mit Modernität kennt sie sich ja aus, schließlich ist sie ja Digitalisierungsbeauftragte. Hey Doro B., wie läuft eigentlich der Ausbau des Glasfasernetzes?

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Das Argument mit den Wählerinnen ist mir jedenfalls auch neu. Mir persönlich macht Markus Söder eher Angst, aber nicht auf eine spielerische oder gar verführerische Weise, sondern mehr so die Art, bei der man sein Cocktail-Glas auf der Party zuhält, einfach nur um sicher zu gehen. Nur weil Bilder von einem jüngeren Markus Söder im Internet herumgeistern, aus einer Zeit, in der er sich wohl für das verlorene Mitglied der Backstreet Boys hielt, heißt doch noch lange nicht, dass reihenweise Frauen feuchte Tagträume in Form von CSU-Werbespots haben. Also irgendwann reicht es auch mit der Anti-Frauenwahlrecht-Propaganda. Aber gut, ich denke, das Statement sagt einfach mehr über Dorothe Bär selbst als über Markus Söder aus. Modernität und Frauenprobleme sind nun einmal die einzigen Themen, zu den Madame Bär sich Textbausteine bereitgelegt hat. Das wird deutlich, als sie versucht, Laschets niedrige Inzidenzwerte im Vergleich zu Bayern irgendwie runter zu reden. Weil die Nordsee ja mit Winden die Aerosole beeinflusst – oder so ähnlich. So recht hat das, glaube ich, keiner verstanden.

Diese Einschränkung ihrerseits und die Tatsache, dass Cem Özdemir (ja der war auch noch da) bereitwillig darauf einging, führte dazu, dass in dieser Debatte zunehmend immer mehr über Geschlechter gesprochen wurde. Doro Bär stellte Cem Özdemir zur Rede: „Robert Habeck hat als Co-Vorsitzender einer angeblich feministischen Partei mit keinem Wort gesagt, warum Annalena Baerbock aus inhaltlichen Gründen besser ist.“ Och Frau Bär. Erst die Frauenquote fordern, mit der Männer durch schlechter qualifizierten Frauen von Positonen vertrieben werden und dann von diesen Männern auch noch verlangen, dass sie sich irgendwelche „inneren Wert“ aus den Fingern zu saugen? Was soll Baerbock denn noch? Ist die Position der Kanzlerkandidatin so furchtbar, muss sie jetzt auch noch den Verlierer trösten? Diese internalisierte Opferrolle grenzt ja wirklich schon an Sexismus. Sie fragen sich, warum Robert Habeck von keinen inhaltlichen Punkten gesprochen hat? Es gibt keine. Und nicht jeder kann so spontan lügen wie gewisse andere.

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