Tichys Einblick
maybrit illner

Schwafel, Schwafel an Illners Tafel

Noch mal Tafeln und Flüchtlinge? Rudi aus Essen sagte ganz richtig: "Dat beruhigt sich ja getz". Aber bei Illner kaute man trotzdem weiter auf dem ausgelutschten Knochen herum.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Leni Breymaier, für die SPD Mitglied des deutschen Bundestages musste extra das Flugzeug nehmen, um unpünktlich zur Sendung zu kommen, weil sie doch tagsüber mit ihrer Frauengruppe einen Bummeltermin in der Stuttgarter Innenstadt hatte. Dort sah die SPD-Vorsitzende von Baden-Württemberg und Gewerkschafterin in einem Schaufenschter ein Kinder-Kleidchen (Größe 128) für über 300 Euro. Dieses Schaufenschtererlebnis führte sie tatsächlich als Beleg dafür an, dass die staatliche Unterstützung für Flüchtlinge und Hartzer zu gering sei. Das ist Leni Breymaiers Bild von der Welt. Als könnte sich ein Facharbeiter für seine zwei Töchter mal eben Kleidchen für 300 Euro leisten. Dem stehen schon die von Lenis Partei zu verantwortenden Steuerschrauben im Wege. So was leisten sich Funktionärinnen. Die andern gehen schon lange zu Zara oder H&M.

Oben und unten
Tafeln: drei Informationen für die politische Klasse
Breymaiers Beispiel steht für die grundsätzliche Verlogenheit dieser Partei und ihr Gerechtigkeitsgeschwafel. Und zum Hohn der Armen unter den Fernsehzuschauern kam noch der neue Spruch: Nicht die Flüchtlinge gegen die Armen ausspielen! Ja, wo, bitte werden die Flüchtlinge denn wohl ankommen? Im Willy-Brandt-Haus? Irgendwann sagte die rote Leni, dass selbst „ohne Flüchtlinge“ der Wohnungsmarkt angespannt wäre. Umso unverantwortlicher das Handeln ihrer in Regierungsverantwortung stehenden Genossen. Bevor man einlädt, sollte man einen Raum gemietet haben. Zumindest weiß man bei den Roten, dass wegen ihrer Flüchtlingspolitik die Wähler von der Fahne gehen (SPD noch 15%). „Des kann soi, des des so isch…“, aber gerade wieder seien „Menschen im Mittelmeer ertrunken“. Vielleicht weil unsere Regierung mit unhaltbaren Versprechungen gelockt hat?

Eigentlich wollten wir das Thema „Streit um die Tafeln“ in diesem Text komplett ausblenden. Da ist inzwischen alles gesagt und geschrieben worden, und auf die Wiederholung haben wir keine Lust. Da zitieren wir nur „ebend“ den Rentner Rudi Löffelsend von der Caritas Flüchtlingshilfe in Essen: „Dat beruhigt sich ja getz.“ Überhaupt wäre „dat Ganze nich passiert“, wenn der Jörg Sator „sich in unsern Geflecht bewecht hätte.“ Also in Rudis Geflecht aus SPD, Gewerkschaft und ein bissken Caritas.

Eigeninteressen der Funktionäre
Wohlfahrtsverbände zur Essener Tafel: Was gut ist, bestimmen wir!
Wir waren eher gespannt auf die neue Biene Maja der Grünen, Annalena Baerbock, die Quotenfrau an Roberts Habecks Seite. Als neue Grünen-Chefin soll sie zum Realo-Flügel gehören, obwohl sie allen Ernstes glaubt, das Stromnetz diene nicht der Weiterleitung von Strom, sondern als Speicher. Klar, dass ihr Schwerpunkt Umwelt sein muss. Aber Annalena gerät auf Knopfdruck bei jedem Thema so in Fahrt, so dass wir gar nicht mehr alles mitschreiben konnten. Im Wesentlichen lief es wohl darauf hinaus, dass man „miteinander sprechen und diskutieren“ muss. Und nein, dass bei der Tafel Omas beiseite geschoben und dem Personal der Stinkefinger gezeigt wird, versteht sie nicht. Sie löst solche Problem stets couragiert: „HEY! Hinten anstellen! Zu jedem sag ich das!“ behauptete Frau Baerbock. Also nicht in Duisburg-Marxloh oder Essen. Da war sie nämlich noch nicht. Aber im feinen Potsdam, wo sie lebt. Sie und die „Frauen aus meinem Kochkurs, wo auch Flüchtlinge mitkochen“ kennen die Essener Probleme offensichtlich nicht.

Wie gesagt, Annalena kann ohne Punkt und Komma, aber auf Ausrufezeichen reagiert sie gottseidank auch und macht dann Pause. Die Ausrufezeichen verdankten wir Paul Ziemiak, der früher oft nicht so überzeugende in Talkshows, heute aber schon. Er stellte sich vor den Chef der Essener Tafel, findet die Angriffe der Politiker (inkl. Merkel) fehl am Platz. Fazit: „Wer Mitarbeiter beschimpft, hat bei der Tafel nichts verloren.“ „Deswegen kann man doch nicht alle Ausländer sperren!“, ereiferte sich Annalena, wurde aber von Paul streng zurückgepfiffen: „Das habe ich nicht gesagt.“ Am Ende gelang es ihm sogar, Annalena die Obergrenze einzureden – aber wir sind sicher, das hat sie gar nicht verstanden.

Die Theologin Friederike Sittler, die auch für den Staatsfunk tätig ist, hat mit der Berliner Tafel „Laib und Seele“ offensichtlich ihre Berufung gefunden. Wir lernten, dass es in Berlin 45 Tafeln ihres Vereins gibt, die 50.000 Berliner betreuen. Nicht jeder, der kommt, sei bettelarm. Als es um Ziemiaks Argument ging, dass es nicht gehe, dass „Flüchtlinge“ Geld nach Hause schickten, und sich dann bei den Tafeln versorgen, entgegnete Friederike, dass auch die Hartz-IV-Omas Geld für ihre Enkel „oder für Zigaretten“ sparten und zur Tafel gingen. Das sei dasselbe. Da war wieder die Kombination Theologin, Staatsfunk, Merkel’sche Grundordnung. Schäbig!

Italia quo vadis?
Im Morgengrauen - Europa wählt falsch. Richtig?
Das ZDF listete dann auf, was ein „Flüchtling“ bekommt. Unterkunft und 135 Euro Taschengeld. Wenn er eine Wohnung hat, gibt’s 355 Euro/Monat. Hat Amri 14 x so viel kassiert? Bernhard Matheis, CDU-OB aus Pirmasens war in die Schlagzeilen geraten, weil seine Stadt „eine Atempause“ beantragt habe. Schnell beruhigte er die rotgrüne Theologenfront, dass natürlich der „Königssteiner Schlüssel“ weiter gelte. Ganz leise verwies er auf die Klagen von Lehrern und Kindergärtnern (15 Kiddies, 8 Sprachen) und verwies darauf, dass sogar die grüne Ministerin der „Atempause“ zugestimmt habe. Und „Zack!“ war Annalena Baerbock wieder da, wie toll das gehe, wenn man redet und diskutiert. Da aber erwachte der Pirmasenser OB und wollte „der Wahrheit die Ehre“ geben, dass man ein Dreivierteljahr an die Grüne habe hinreden müssen, bevor die ein Einsehen hatte.

Fassen wir zusammen: Die Ehrenamtlichen wussten wenigstens, wovon sie sprachen und werden in den Himmel kommen. Bei Annalena Baerbock stellt sich nur die Frage: Wie hält der Habeck das aus? Der Christunionist schweigt und leidet, und Leni Breymaier von der SPD bleibt mit ihrer Partei, wie die letzten Jahrzehnte, im Widerstand. Und wir, die wir arbeiten müssen und beraubt werden von denen, die unser Geld mittlerweile weltweit verschenken, wir haben in Zukunft wenigstens weiterhin ein wenig Entertainment: denn Heiko wird Außenminister!